“Könntest du nicht einen der Consuln bewegen den Senat einzuberufen und dort sprechen? Wenn du Salinator zur Rede stellst, dann wird er Farbe bekennen müssen!
Vater, du bist einer der angesehensten Senatoren. Dein Wort hat Gewicht. Man wird auf dich hören. Salinator kann sich doch nicht einfach selbst zum Augustus krönen, doch nicht ohne den Senat!“
Domus Aeliana - Tablinum
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“Pah!“, entfuhr es Corvus und er machte eine abfällige Handbewegung. “Er hat die Schwerter der Cohortes Urbanae und die der Garde und ihm stehen die Spitzel und Methoden der Speculatores zur Verfügung, und ich weiß, wovon ich da spreche. Glaub mir, mein junger Freund; er braucht den Senat nicht!“
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“Mein Sohn, du hast doch unsere Geschichte studiert. Dann musst du doch wissen, dass in einer solch außergewöhnlichen Situation wie dieser militärische Stärke immer über das Recht triumphiert.
Und außerdem: der Senat hat über die Nachfolge an der Spitze des Reiches nicht zu befinden. Er hat das Recht nicht auf seiner Seite. Es zählt einzig der Wille des Amtsträgers. Mein Bruder hat zu seinen Lebzeiten niemanden als seinen Nachfolger benannt. Ich habe immer darauf gehofft, er würde seinen Sohn zum Caesar ernennen und ihn proklamieren. Aber das ist nicht geschehen und heute muss ich erkennen, dass es auch nichts geändert hätte. Denn mein Neffe ist ebenso tot wie sein Vater.
Alles hängt also davon ab, ob er in seinem Testament jemanden nennt. Wenn nicht, dann beerbt ihn der nächste männliche Angehörige aus dem Hause Ulpia.“ -
“Aber das bist du, Vater!“
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“Ich? Was sollen diese bitteren Scherze? Ich bin sein nächster männlicher Verwandter der noch am Leben ist, dass mag wohl sein, aber ich ein Aelier und gehöre nicht dem Hause Ulpia an. Von uns ist in der Verfassung nicht die Rede.“
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“Aber du bist der Enkel von Ulpia!“, entgegnete Paetus mit leicht gerötetem Gesicht, denn er war es nicht gewohnt seinem Vater zu widersprechen und ungebührlich Ratschläge zu erteilen.
“Sie war die Tante von Iulianus. Auch in deinen Adern fließt das Blut dieses Geschlechts. Wenn überhaupt jemand einen rechtmäßigen Anspruch erheben kann, dann bist du es, Vater!“ -
“Ha! Ich sehe schon, mein Sohn wird eines Tages das Zeug zu einem großen Anwalt haben! Allerdings war sie seine Großtante.“, stieß Quarto lachend hervor. Aber es war ein bitteres Lachen, in dem keine Freude steckte.
“Es ist eine sehr gewagte Legitimation. Und dennoch fürchte ich, dass der Gedanke auch diesem verschlagenen Praefectus Urbi kommt und er uns genau deswegen alle umbringen wird. Vielleicht noch nicht jetzt, vielleicht schützt uns unser Name noch. Aber das wird uns nicht lange vor seiner Willkür bewahren.“ -
“Darum sage ich doch, du musst weg aus Rom! Hier bist du nicht sicher und du kannst auch nichts bewirken! Wir haben doch gehört, dass er schon damit begonnen hat, Senatoren verhaften zu lassen. Du wirst ihn hier nicht mit Worten aufhalten, denn er wird dich gar nicht zu Wort kommen lassen!“, beschwor Corvus erneut seinen Patron.
“Außerdem wird nicht alles in Rom entschieden. Am Ende kann Salinator über die Stadtkohorten bestimmen wie er will und könnte trotzdem nicht gegen die Legionen regieren!“
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“Ja, die Macht des Militärs...“, grübelte Quarto, der wegen seines früheren Exils nie eine für seinen Stand übliche militärische Laufbahn gemacht hatte.
“Gewiss, die Armee hat schon Kaiser gemacht. Flavius Vespasianus ist an der Spitze seiner Truppen zum Herrscher aufgestiegen. Nicht durch Beziehung, Anspruch oder Überzeugungskraft, nein, nur durch seine militärische Macht hat er sich damals, vor vierzig Jahren, durchsetzen können...“
Der alte Senator fuhr sich mit der Hand durch den Bart.
“Zweifellos weiß Salinator auch, dass er die Unterstützung der Legionen braucht. Bestimmt sind seine Boten schon längst zu allen Befehlshabern unterwegs... und er hat Freunde beim Militär...“ -
“Aber nicht nur!“, warf Corvus ein. “Er hat nicht nur Freunde unter den Legaten, sondern auch Gegner. Vor allem die Patrizier unter ihnen hassen ihn geradezu. Und diese Männer sind Sentoren, so wie du. Sie kennen dich.“
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“Mmh... es gibt genug Patrizier, die auch mich nicht unbedingt schätzen... die Flavier...“
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“Wer weiß, Vater, vielleicht sind die Feinde deines Feindes am Ende doch deine Freunde.“
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In die Unterhaltung platzte Quartos Leibsklave Nakhti.
Er verbeugte sich und kündigte weitere Gäste an:
“'err! Zwei Männer zu dir wollen, 'err. Sie sagen, sie Iulier sind und deine Klienten, 'err. Ich sie 'abe eingelassen. Das richtig war, 'err?“ -
“Iulier?“, stieß Paetus hervor, der viele Klienten seines Vaters gar nicht kannte, weil er lange außerhalb von Rom bei seiner Mutter gelebt hatte.
Misstrauisch und ebenso erwartungsvoll sah er zuerst zu Quarto und dann zu dem Sklaven. -
Sein Vater gebot ihm jedoch mit einer kaum merklichen Geste zu schweigen und sagte dann zu Nakhti:
“Das war richtig. Freunde sind mir immer willkommen. In schweren Zeiten umso mehr. Führe sie herein!“ -
Interessiert erwartete Corvus, wer da wohl kommen würde. Er glaubte nicht, dass es Speculatores waren, die sich als Klienten ausgaben um sich Zutritt zu verschaffen. Zu seiner Zeit hatte man sich für gewöhnlich mit roher Gewalt beholfen, wenn man in ein Haus wollte, in dem man nicht willkommen war.
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Es war wirklich lange her das Lucius hier gewesen war. Er war zugegebenermaßen etwas nervös denn als Senator hatte ihn sein Patron noch nicht gesehen. Nur nach Misenum geschrieben hatte er ihm immer. Als der Sklave ihn hereinführte zupfte er noch mal die Toga mit dem Streifen zu Recht. An den Schuhen konnte er ja eh nichts machen. Als sie das Tablinum betraten hob er grüßend den Arm. „Salve Quarto ich freue mich sehr dich endlich wieder zu sehen Patornus.“ Die beiden Anderen Männer kannte er nicht. Aber erhoffte das sich das gleich änder würde.
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Quarto erhob sich. “Salve Lucius Iulius, mein treuer Freund!“, rief er aus und wenn man vorher bei ihm so etwas wie Anspannung bemerkt hatte, so fiel sie jetzt von ihm ab.
“Wie schön dich wieder zu sehen. In der Tat, es ist lange her!“ -
Lucius Freute sich richtig seinen Patron wieder zu sehen. Nicht nur weil es schon so lange her war nein auch weil man aus Quartos Stimme hörte das auch dieser sich freute. „Ja das ist es in der Tat. Mittlerweile bin ich Senator und habe drei Kinder.“ Das er die Frau dazu nun nicht mehr hatte verschwieg er jetzt. Da Quarto gleichsam mit einem Verlust kämpfte. Und da sein Bruder auch noch der erste Bürger gewesen war schien Lucius der Verlust seiner Frau klein und unbedeutend. Der höchsten noch für ihn der schwere persönliche Verlust war. Jetzt wartet er darauf das Quarto sich Marcus zu wand der ja schon länger sein Klient war.
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Proximus wartete bis Quarto Centho begrüßt hatte.
Als dieser sich ihm zuwandte begrüßt auch Proximus seinen Patron.
Salve Quarto, es ist schön Dich wieder hier in Rom wähnen zu dürfen. Ich hoffe es geht Dir gut. Ich freue mich Dich wieder zu sehen.
Den beiden unbekannten Freunden von Quarto nickte Proximus höflich zu.
Proximus war gespannt, was sein Patron berichten würde. In diesen stürmischen Zeiten und nach diesem herben familiären Verlust würde Quarto bestimmt einiges zu berichten haben, so wie sie auch.
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