Domus Aeliana - Cubiculum Quarto

  • Zitat

    Original von Caius Aelius Archias
    Caius nickte nochmal, als Quarto nachfragte. Der Papyrusbrief raschelte dabei leise.
    »Prima, dann schick ich gleich noch jemanden mit einer Antwort los!« meinte Caius erfreut.
    »Oder...wohl doch besser morgen. Äh, meinst du, ich könnte Seiana mitbringen? Dann lernt sie Vespa und Balbus gleich auch kennen.«


    Quarto machte ein nachdenkliches Gesicht.
    “Nun ja.“, meinte er schließlich.
    “Ich weiß nicht recht, ob das schicklich ist. Schließlich seid ihr noch nicht verheiratet.“
    Er war eben nicht mehr ganz jung und etwas altmodisch.

  • Zitat

    Original von Iunia Axilla
    (...)
    Sie übte es noch zweimal leise für die richtige Tonlage, und klopfte dann an. Vielleicht schlief er schon? Sie klopfte nochmal direkt hinterher. Lauter. Hoffentlich kam jetzt keiner den Gang entlang. Axilla drehte sich sicherheitshalber nochmal seitlich und schaute den Flur hinunter.


    Aus dem Inneren des Zimmers war ein schwer zu deutender Laut zu hören.
    War es ein 'Herrein', ein 'Ja?', oder nur ein unartikuliertes Grunzen, ein Japsen, oder gar ein... Schnarchen?

  • Nun, was auch immer es gewesen sein mochte, Axilla interpretierte es als eine Aufforderung, das Zimmer zu betreten. Ganz vorsichtig und leise schob sie die Tür auf und huschte in den dunklen Raum dahinter, um hinter sich die Tür ebenso vorsichtig wieder zuzuziehen. Hier drinnen war es dunkel, und Axilla hatte Angst, in dem vermuteten Chaos etwas umzuschmeißen, und so bewegte sie sich vorsichtig zum Bett. Aber entweder hatte Archias noch aufgeräumt, oder sie hatte Glück, denn sie stieß nirgends an, bis sie beim Bett angelangt war.
    “Ich kann nicht schlafen. Kann ich bei dir bleiben?“ flüsterte sie ihren einstudierten Satz schnell dahin, als sie ihre Bettdecke neben dem Bett fallen ließ und zu ihrem vermeintlichen Freund ins Bett stieg, ohne die Antwort darauf wirklich abzuwarten.

  • Es war sehr dunkel im Zimmer. Keine Lampe brannte und durch die zugezogenen Fenster fiel auch kaum Licht. Neben ihr, im Bett, zeichnete sich bestenfalls schemenhaft eine Gestalt ab.
    Zuerst rührte sie sich nicht. Sie antwortete auch nicht.
    Doch dann wälzte sich der vermeintliche Caius zu ihr herum, murmelte etwas unverständliches und eine große, kräftige Hand legte sich auf ihren Bauch, während sie einige vorwitzige Barthaare an der nackten Schulter kitzelten.

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    Quarto machte ein nachdenkliches Gesicht.
    “Nun ja.“, meinte er schließlich.
    “Ich weiß nicht recht, ob das schicklich ist. Schließlich seid ihr noch nicht verheiratet.“
    Er war eben nicht mehr ganz jung und etwas altmodisch.


    Caius' Augenbrauen zuckte kurz nach oben, als Quarto seine Bedenken äußerte. Dann machte er eine wegwerfende Geste.
    »Ich bin mir sicher, dass die beiden nichts dagegen haben. Ich werd einfach mal höflich anfragen«, erklärte er dann diplomatisch.
    »Ähm. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Und, äh, entschuldige die Störung!« Caius schmunzelte noch kurz, dann wandte er sich um und ging pfeifend in sein cubiculum, um da einen Brief zu verfassen.


    So kam es, dass sie tatsächlich zwei Tage später gegen Abend die Prudentier besuchten.

  • Erst passierte gar nichts. Entweder musste Archias überlegen oder er hatte einfach einen so guten Schlaf, dass er nichtmal merkte, wenn neben ihm jemand ins Bett krabbelte. Dann aber hörte Axilla etwas, das man unmöglich verstehen konnte, es war wirklich nur leises Gemurmel, und sie hatte schon das Gefühl, dass es vielleicht keine so gute Idee gewesen wäre, um diese Uhrzeit nochmal zu ihm zu kommen. Doch dann drehte er sich herum, legte eine Hand auf ihren nackten Bauch und kuschelte sich an sie.
    Axilla lächelte in die Dunkelheit. Vermutlich war er zu müde, um mehr zu machen, als so zu kuscheln, aber sie würde bleiben dürfen. Sie schmiegte sich etwas mehr an ihn, drehte sich leicht, damit es für sie beide bequemer war, und schloss die Augen. Eigentlich wäre jetzt einfach nur einschlafen auch sehr schön. Ganz leicht streichelte sie ihm ein wenig über den Arm und die Hand an ihrem Bauch. Sein Bart kitzelte ihr leicht an der Schulter.


    Moment! Bart? Axillas Körper spannte sich an, und sie war mit einem Mal wieder vollkommen wach. Still blieb sie liegen und achtete noch einmal genau auf das, was sie fühlte. Ja, da waren Haare an ihrer Schulter, die sich nach Bart anfühlten. Möglichst unauffällig streichelte sie den Arm entlang hinauf, drehte sich dabei wieder leicht, um sich nicht zu verrenken, bis zu diesen kitzelnden Haaren. Sie berührte das Kinn des Mannes nur mit Fingerspitzen, aber da war eindeutig Bart.
    Wo war sie? Und wer war das?! Hoffentlich war er wirklich so sehr im Halbschlaf, wie Axilla vermutete. So langsam realisierte sie, dass sie bei einem wildfremden Mann im Bett lag – und zwar splitterfasernackt – der sie so halb in seinen Armen hielt. Und sie bekam Panik. Mit zittrigen Händen streichelte sie ein wenig weiter und hoffte, der Mann schlief genug, dass sie sich wieder genauso unauffällig aus dem Bett herausschummeln konnte, wie sie sich hineingeschummelt hatte. Also versuchte sie, ganz vorsichtig, seitlich aus seiner Umarmung herauszurutschen.

  • Aber dem 'wildfremden Mann' schien es gut zu gefallen, eine zarte, warme und weiche junge Frau, nackt wie sie war, in seinem Bett zu haben. Die sanften Berührungen waren ihm waren ihm nicht unangenehm. Auch wenn er wohl tatsächlich schlief und ihre Anwesenheit vielleicht nur träumend wahrnahm.
    Als sie nämlich versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien, da hielt er sie nur umso fester und folgte ihren Bewegungen. Wenn das so weiter ging, dann würde der Platz unweigerlich eng werden. Zuerst würde vermutlich sie aus dem Bett herauspurzeln und dann er selbst.

  • Der Griff um ihren Bauch verstärkte sich noch, und der Mann kam näher zu ihr. Sie fühlte sein Nachthemd in ihrem Rücken, seinen Bart an ihrer Schulter. Er hielt sie zwar nicht so fest, als ob er sie einzwängen wollte, aber so sehr, dass sie sich nicht einfach aus dem Bett schummeln konnte. Axilla versuchte es noch ein wenig, mit dem Ergebnis, dass sie schon fast an der Bettkante war, und er sie noch immer festhielt. Wenn sie noch weiter rutschte, würde sie aus dem Bett fallen und er gleich hinterher. Im Moment glaubte sie, dass er schlief, aber bei dem Sturz wäre er dann garantiert wach. Und bei ihrem Glück würde er auch noch auf ihr landen, so dass sie nicht einfach abhauen konnte.
    Was mach ich jetzt, was mach ich jetzt, was mach ich jetzt? schoss es ihr verzweifelt durch den Kopf. Sie versuchte, ganz vorsichtig, die Finger einzeln von ihrem Bauch zu lösen und so der Umarmung zu entkommen. Viel anderes blieb ihr ja auch nicht übrig.
    Iuno, du hast gewonnen. Bitte, ich weiß, ich hätte nicht herkommen sollen. Archias heiratet eine andere, ich hätte nichtmal daran denken sollen, trotzdem zu ihm zu gehen. Du hast gewonnen, ich habs verstanden. Bitte, bitte, mach nur, dass er mich loslässt. Ich geh auch gleich wieder in mein Bett. Aber lass ihn bitte nicht aufwachen. Ein Gebet an die Göttin, die ihr hier wohl eine Lektion erteilen wollte, konnte nicht schaden, auch wenn die Götter Gedanken im Gegensatz zu Worten eigentlich nicht hörten. Aber etwas bessere fiel Axilla nicht ein, um vielleicht doch noch unauffällig zu verschwinden.

  • Selbstverständlich konnten die Götter auch Gedanken hören und nicht nur die ausgesprochenen Wörter. Aber die Sterblichen in ihrer vollen Einfalt würden das wohl nie begreifen, was wohl gut war für sie, denn sonst müssten die Sterblichen lernen, ihre Gedanken im Zaum zu halten und Iuno selbst wusste aus ewiger Erfahrung: wenn sie nicht einmal ihre Worte zu jeder Zeit mit Bedacht wählen konnten - bei ihren Gedanken würden sie das erst recht nicht schaffen.


    Iuno, ihres Zeichens Göttin des ehelichen Friedens und häuslichen Glücks, sah nur wenig mitleidig auf diese Szenerie. Denn Tatsache war: Iuno hatte hiermit herzlich wenig zu tun, wenn jemand seine Griffel im Spiel hatte, dann vermutlich eine niedere Gottheit wie der Gott des bösen Zufalls oder die Göttin des Vergessen-in-welchem-Zimmer-wer-wohnt. Oder die Sterbliche war selber schuld an der Situation. Iuno selbst beschloss, hier nichts zu tun. Sie hatte noch ein Kaninchenragout auf dem Herd, welches auf Verspeisung wartete.

  • Nachdem Iuno das stumme Flehen Axillas geflissentlich ignorierte, war es vielleicht Morpheus, der Gott des Schlafes, der eingriff. Oder hatte Necessitas ihre Hände im Spiel, die Göttin der Bestimmung, oder gar Cupido, der Gott der Liebe und des Begehrens?
    Doch wenn die Überirdischen sich in diesem Moment einmischten, dann ganz anders als von ihr erhofft.
    Es mag aber auch sein, dass sie gar nichts damit zu tun hatten, als Quarto plötzlich mit einem gurgelnden Laut aus seinem Schlaf erwachte. Eben hatte seine Hand noch in inniger Umarmung auf ihrer nackten Haut gelegen, jetzt zuckte sie zurück, als hätte sie etwas Heißes berührt. Erschrocken wich er von ihr zurück.
    “Was? Wer?“ 8o
    Die nächtliche Dunkelheit verhinderte aber, dass er sie sogleich erkannte.

  • Dass es gar nicht Iuno war, sondern ihre eigene Blödheit, die sie hier so quälte, konnte Axilla nicht wissen. Sie versuchte nur, sich aus den Armen dieses fremden Mannes zu befreien und heimlich, still und leise wieder zu entschwinden, als das passierte, was sie schon eine Weile befürchtet hatte. Der Mann hinter ihr gab ein gurgelndes, schnappendes Geräusch von sich, und wachte auf.
    Erschrocken ließ er sie los und rutschte etwas weg von ihr. Als so plötzlich die Umarmung wegfiel, sie aber immernoch an der Kante lag und sowieso ganz erschrocken und damit bis zum zerreißen gespannt war, fiel Axilla erstmal nach vorne aus dem Bett. Auf dem Boden gab es ein dumpfes Geräusch, begleitet von einem kleinen, gezischten “Aah!“, und Axilla hörte das verwirrte Nachfragen einer ihr unbekannten Stimme.
    Sie hatte nun zwei Möglichkeiten. Entweder sie erklärte sich, versuchte die Situation durch Worte aufzulösen und zu entschärfen und nahm damit in Kauf, bestraft oder schlimmer, öffentlich gebranntmarkt zu werden. Oder aber sie lief jetzt ganz schnell, hoffte, dass der Mann an einen Traum glaubte oder schlicht nicht schnell genug auf den Beinen war und draußen kein Prätorianer unterwegs war. Sie brauchte ungefähr 0,137 Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen.


    Sie rappelte sich flink auf, stolperte nochmal über die vorhin so achtlos fallengelassene Decke, knallte nochmal auf Hände und Knie, schnappte sich mit einem gezischten “Mierda“ eben jene Decke, und spurtete los. Erstaunlicherweise erinnerte sie sich genau an die Position der Tür, die mit einer hastigen Bewegung geöffnet und mit einer noch viel hastigeren wieder hinter ihr zugezogen war. Dabei klemmte sie einen Zipfel der Decke ein, so dass sie kräftig an dem Stoff ziehen musste. Die Ecke riss, ein Fetzen blieb an der Tür hängen, und Axilla konnte ihre Flucht fortsetzen.
    Da sie aber keine Ahnung hatte, wohin sie musste, um zurückzukommen, und weil sie immense Panik hatte, gleich vom nächsten Prätorianer aufgegabelt und an den Haaren zurückgeschleift zu werden, flitzte sie einfach ein paar Türen weiter, und schlüpfte lautlos, aber mit bis zum Hals schlagendem Herzen, durch eine Tür. Sie betete nur, dass dort nicht wieder jemand war, vor dem sie gleich flüchten müsste. Sie wollte ja nur an der Tür lauschen, ob sie der Gefahr jetzt entkommen war.

  • War es ein Traum?
    Hätte er vielleicht den vierten Becher mit dem schweren Messaner stehen lassen sollen? Oder war es gar der fünfte Becher gewesen?
    Hatten ihm vielleicht böse Geister einen Schrecken einjagen wollen?
    Oder war es einfach eine Täuschung seiner nicht mehr ganz jungen Sinne gewesen oder eine Ausgeburt verheimlichten Wunschdenkens.
    Noch immer glaubte er, die weiche Haut und das warme Fleisch dieses jungen Mädchenkörpers unter der Hand zu spüren.
    Aber er war alleine!
    Jedoch... war da nicht ein leiser Fluch in der Dunkelheit gewesen und gleich darauf ein reißendes Geräusch?
    Noch immer ganz verwirrt, aber doch wieder mit fester Stimme, rief er nach seinem Leibsklaven: “Nakhti! Naaakhti! Zu deinem Herrn, schnell!“

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