Domus Aeliana - Peristyl

  • “Macer?“, antwortete Quarto und dachte zunächst an den Senator mit diesem cognomen.
    Aber dann fiel es ihm wieder ein.
    “Ach ja. Octavius Macer! Der duumvir von Ostia! Ja, natürlich, er hat mir geschrieben, dass er mich besuchen möchte. Lass ihn zu mir!“

  • Macer folgte dem Sklaven und lies diesen sich ansagen. Danach betrat er den Raum von Quarto.


    Salve Aelius Quarto, mein Name ist Faustus Octavius Macer, Neffe des Senators Octavius Victor. Ich würde mit dir gerne über meine Kandidatur für den Cursus Honorum sprechen.

  • “Salve Faustus Octavius Macer! Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“, wurde er von Aelius Quarto freundlich begrüßt.


    “Es geht ihm hoffentlich gut, deinem Onkel? Seit dieser bösen Sache in... wo war es noch gleich? In... ah, in Nomentum, nicht wahr? Seit dem sieht man ihn nur noch selten im Senat.“

  • Ja, er hat das damals schon gut überwunden und ist ja inzwischen wieder ins öffentliche Leben zurückgekehrt!


    Macer war erstaunt, wie gut sich Quarto über die einzelnen Senatoren bescheid wusste.


    Doch will ich gleich zum Punkt kommen...ich habe ich entschlossen bei der nächsten Wahl für das Amt des Vigintvir zu kandidieren. Ich bin zwar ein relativ junger, unerfahrerner Bursche, doch ich weiß immerhin, dass es wichtig ist die großen Namen des römischen Imperiums auf seiner Seite zu haben.. Macer beließ es zunächst bei diesen Worten.


    Er wolte Quarto noch die Möglichkeit geben, ihn abzuweißen.

  • “Oh, die Jugend muss irgendwann einmal den ersten Schritt tun. Alle, die heute im Senat sitzen, mussten das einst.
    Wie alt bist du? Alt genug, sage ich.
    Und unerfahren? Ach was! Ich habe mich erkundigt, nachdem ich deinen Brief erhalten habe. Du hast dir in Ostia gewisse Meriten erworben, warst magistratus und bist jetzt schon in der zweiten Amtsperiode duumvir. Außerdem wurdest du zum decurio der Stadt erhoben. Eine vorbildliche Karriere und die beste Schule, um den Schritt in den cursus honorum zu wagen.
    Das solltest du tun. Ja, wirklich, du solltest kandidieren! Zu diesem Entschluss kann ich dir nur gratulieren. Es ist ganz bestimmt der richtige Schritt.“

  • Ich bin in den Anfängen der zweiten Zehnten Jahre, sicherlich noch sehr jung!
    Zum Glück war dies kein Problem für die Kandidatur


    Deine Worte schmeicheln mir. Kann ich also mit deiner Unterstützung rechnen? Schließlich brachten Macer alle lobenden Worte nichts, wenn sie nicht durch eine Stimme begleitet würden.

  • “Ja, dass kannst du.“, antwortete Quarto freimütig und ohne zu zögern. Er schätzte es, wenn sich ein Kandidat bereits in der städtischen Politik einer kleineren Stadt bewährt hatte.


    “Ich werde dich im Senat unterstützen und du kannst auf meine Stimme zählen.“

  • Einen...einen schaffte er sicher noch.... Caius gab sich Mühe, bis die Sehnen an seinem Hals deutlich hervortraten, aber er konnte sich nicht nochmal hochhieven. Mit einem Ächzen ließ er sich auf das Handtuch sinken und japste erstmal nach Luft. Das war der Moment, den Katander wählte, um auf den Plan zu treten. Scheinbar ohne jegliche Absichten schlenderte er das Peristyl entlang und lehnte sich gegen eine Säule. Caius ächzte noch mal, dann drehte er sich auf den Rücken und stellte die Beine auf.
    »Neununddreißighab ich heute geschafft«, sagte er.
    »Mhm«, machte Katander nur und starrte eine Fliesenfuge im Boden an. Da wurde Caius ein wenig hellhöriger und setzte sich auf.
    »Wasn los, das sind vier mehr als gestern«, beschwerte er sich und griff nach einem Handtuch, um sich nach den anstrengenden Liegestützen den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Immerhin hatte er vorher schon Kniebeugen gemacht! Katander schwieg und starrte auf irgendwas am Boden.
    »Hallo-hoo... Erde an Katander....« Caius winkte mit einer Hand zu ihm hinauf, aber Katander löste nur kurz den Blick und sah ihn für den Bruchteil einer Sekunde an, ehe er ihm wieder auswich. Caius runzelte die Stirn und stemmte sich hoch, bis er stand. Dann legte er sich das Handtuch um den Nacken und hielt beide Enden umfasst.
    »Hat sie dich schon wieder versetzt?« fragte er mit fragend gerunzelter und leicht mitleidig gewellter Stirn. Und Katander sog die Unterlippe ein.
    »Schlimmer«, sagte er leise.
    »Schande. Schwanger?« fragte Caius, was Katander dazu veranlasste, ihn entsetzt anzusehen.
    »Nein, verdammt, Iuno bewahre! Ähm...« Katander räusperte sich, als Caius erst entspannt und dann fragend dreinsah.
    ».....aber?« bohrte er weiter. Und da war es mit Katanders Standhaftigkeit geschehen. Er sah Caius mitleidig an und runzelte die Stirn so sehr, dass es fast weh tat. Er machte einen Satz nach vorn und umfasste das Handtuch beidseitig und ein Stücken höher als Caius es hielt, um daran zu rütteln.
    »Ich hab's gesagt, die ganze Zeit, aber du wolltest ja nicht auf mich hören!« begann er seine Klage, während Caius, geschüttelt durch das Handtuch in Katanders Händen, vor und zurück wippte.
    »Immer wieder hab ich dir das gesagt, aber es hieß ja immer nur Quatsch! oder Lass das mal meine Sorge sein! Und jetzt hast du den Salat, beziehungsweise sie hat ihn, oder eben halt nicht mehr, und das ist ganz allein deine Schuld, weil du ihn ja nicht unter der Tunika lassen konntest! Und jetzt ist alles vorbei! Das ist deine Schuld, echt, ganz allein deine Schuld!« Katander hielt inne und schnappte nach Luft. Und Caius wippte noch einmal nach vorn und blieb dann stehen, vollkommen perplex und absolut unfähig, mehr zu sagen als...
    »Häh?«

  • Katander stieß einen ziemlich unschönen griechischen Fluch aus und schlug Caius noch mal das Handtuch vor die Brust, bis er es los- und ganz Katander überließ.
    »Scheiße, bist du schwer von Begriff!« grummelte er, was Caius nicht besonders gut fand. Er hob warnend einen Zeigefinger.
    »Also pass mal auf«, begann er, wurde jedoch augenblicklich von Katander unterbrochen, der seinen Zeigefinger einfing und ein Stückchen näher rückte.
    »Nee, nu passt du mal auf! Du hast schließlich nicht deine Finger von Axilla lassen können, und deswegen ist das auch deine Schuld, dass sie schwanger ist!«


    Stille.


    Entsetzen in Caius' Augen.
    Triumph in Katanders Blick, dann Trübsal.


    »Schwanger war«, berichtigte er sich leise, und Caius stand da, als sei er eingefroren.
    »W...as... Ich mein... wie...?« stammelte er entsetzte und so leise, dass Katander ihn kaum verstehen konnte. Er stieß ein Geräusch aus, dass verächtlich klang, aber genauso gut ein trockenes Lachen sein konnte.
    »Na, wie kann ich dir sagen. Ich weiß nur nicht warum«, bemerkte er niedergeschlagen und verschränkte die Arme vor der Brut. Caius taumelte nach hinten, bis er an der Hauswand lehnte. Und er sah dabei ziemlich fertig aus, so dass Katander nun doch wieder Mitleid bekam.
    »Ist sie.. Geht es... Ich...« Dann riss er den Kopf hoch und sah Katander an, um die Worte zu sagen, vor denen der Sklave sich gefürchtet hatte, sie zu hören.
    »Ich muss zu ihr. Sofort.« Und ehe Katander noch den Mund aufmachen konnte, war Caius schon fort und hatte nicht mehr zurückgelassen als ein Handtuch auf dem Boden, ein schweißnasses Handtuch in Katanders Händen und seine zerknüllte Tunika über einem Stuhl. Katander stand noch eine ganze Weile da im Gang, bis er sich einen Ruck gab und (wieder mal) hinter seinem Herrn her räumte, der inzwischen nicht nur das Haus, sondern auch schon den Palatin verlassen hatte.

  • Axilla hatte heute keine Zeit, sich mit ihm zu treffen. Sie wollte mit ihrer Verwandte Serrana sprechen. Caius hatte zwar keine Ahnung wie lang das dauerte, aber er hatte da nicht weiter nachgefragt. Vielleicht würden sie sich ja später noch sehen, und wenn er sich beeilte, war er dann vielleicht schon fertig. Katander allerdings zweifelte an der ganzen Sache noch gehörig. Er reichte Caius wortlos an, was der verlangte. Säge, Hammer, Nagel. Er hielt das Holz fest, wenn Caius es wollte. Und er verlor kein negatives Wort über das krumme, schiefe Etwas, das Caius da zimmerte. Momentan erinnerte es noch an einen übergroßen, windschiefen (und ziemlich hässlichen) Holzschuh. Katander war da erbarmumgslos, das wusste Caius, also fragte er auch nicht, wie Katander sein Kinderbettchen fand. Und Caius werkelte den ganzen Vormittag, bis er die erste Pause machte, sich in einem Stuhl zurücksinken und einen Becher anreichen ließ.


    »Puh, ganz schöne Schufterei!« bemerkte er fröhlich.
    »Immerhin ist gutes Wetter«, bemerkte Katander wenig hilfreich, was Caius aber gar nicht auffiel.
    »Ich glaub, ich werd heute damit nicht fertig. Soll ja ordentlich werden.« Und dazu sagte Katander nichts. Er warf nur einen entsprechend mitleidige Blick auf den Holzhaufen, der irgendwie aneinandergenagelt war.
    »Ach nun guck nicht so. Das wird schon noch!« sagte Caius, der den Blick bemerkt hatte. Er trank seinen Becher aus und stellte ihn neben dem Stuhl auf den Boden.
    »Willst du nicht doch lieber eins kaufen?«
    »Nein, wieso denn auch?« Katander runzelte die Stirn und seufzte leise. Ein gekauftes Kinderbettchen wäre nicht nur hübscher und günstiger gewesen, es hätte auch Stabilität gehabt und, naja, vielleicht sowas wie die richtige Größe. Denn in dem, was Caius baute, hätte er auch selber schlafen können.

  • Gleich nach der Arbeit werkelte Caius heute wieder an dem Kinderbett. Er wollte fertig sein, wenn Axilla ihn das nächste Mal besuchte, und vielleicht kam sie ja heute Abend schon. Da musste er sich ranhalten. Gerade als Caius aufsah und nach dem Hammer Ausschau hielt, platzte Katander in Begleitung einer Frau rein (oder eher raus). Caius sah den zweien fragend entgegen.
    »Das ist Iunia Serrana«, sagte Katander und deutete auf genau die. Caius starrte sie kurz unhöflich an, rappelte sich dann auf und wischte sich die Hände mehrmals an der Tunika ab.
    »Oh, äh...salve!« sagte er und grinste schief.

  • Je näher sie dem Peristyl kamen, desto nervöser wurde sie. Warum, verdammt noch mal, hatte sie die Einladung nicht einfach von Adula an der Pforte abgeben lassen? Dann wäre sie auch nur geringfügig später in die Hände des Adressaten gelangt, mit dem Wunsch nach Sorgfalt und Schnelligkeit konnte sie sich also nicht herausreden. Was ohnehin ein Hohn gewesen wäre, in Anbetracht der Tatsache, dass sie bei ihrer durchaus ambitionierten Hochzeitsplanung vergessen hatte, zwei ihrer eigenen Familienangehörigen einzuladen. Ob die jetzt noch rechtzeitig informiert werden würden, wussten nur die Götter...
    Nein, wenn Serrana ehrlich zu sich war, dann blieb ihr nur die Erkenntnis, dass es vor allem die Neugier auf den ominösen "Caius" gewesen war, die sie neben der Selbstverständlichkeit, den zukünftigen Ehemann ihrer Cousine zu ihrer Hochzeit einzuladen, persönlich hergeführt hatte. Während sie Katander durch die verschiedenen Gänge folgte, malte sich Serrana zum wiederholten Male aus, wie er wohl aussah, der Mann, der in Axillas Gunst sogar Duccius Vala ausgestochen hatte. Noch größer, noch stärker, noch attraktiver, noch selbstbewusster als dieser vielleicht? In Anbetracht der seltsamen Vorgeschichte mit monatelanger Schwangerschaft und verlassener Verlobten besaß er aber ganz sicher eine dunkle, geheimnisvolle und selbstverständlich egoistische Ausstrahlung...
    Eine ganze Phalanx von geheimnisvollen Finsterlingen marschierte vor Serranas innerem Auge vorbei und so starrte sie, im Peristyl angekommen, den von dem Sklaven angesprochenen Mann erstmal nur überrascht an. Das sollte "Caius" sein? Aber der sah ja ganz normal aus. Nichts an ihm war geheimnisvoll oder gar dunkel, er war einfach ein ziemlich großer Mann mit dunklem Haar und gutgeschnittenen aber nicht spektakulären Gesichtszügen. Und ein Jüngling wie Vala war er ganz offensichtlich auch nicht mehr, eher in Sedulus' Alter, soweit Serrana das einschätzen konnte. Und er räkelte sich auch nicht wie ein Verführer aus dem Bilderbuch auf einer purpurgeschmückten Kline sondern arbeitete an....ja, an was? Einem kleinen Boot? Einer Truhe? Serrana brauchte einen Moment, bis sie erkannte, was das kleine Möbelstück einmal werden würde, und auch diese Erkenntnis passte ganz und gar nicht zu ihren Erwartungen.


    Als sie endlich merkte, dass sie sowohl den Mann als auch das kleine Bett viel zu auffällig anstarrte, spürte sie, wie ihr Gesicht vor Verlegenheit heiss wurde und drehte, dankbar etwas in den Händen zu haben, die kleine Pergamentrolle hin und her.


    "Salve, Aelius Archias. Tut mir leid, dass ich dich bei der Arbeit störe. Ich komme wohl ungelegen."

  • Während Serrana also Caius musterte, musterte Caius Serrana. Irgendwie sah die gar nicht sonderlich streitsüchtig aus, fand er. Wer wusste, wie sie sonst so war. Hätte Caius jedenfalls geahnt, was sie in ihm erwartet hatte, wäre er jetzt in schallendes Gelächter ausgebrochen. So aber besah er sie sich nur aufmerksam, bemerkte den fragenden Blick, als der auf sein übergroßes Kinderbttchen fiel und musste dann grinsen. Caius ließ sie weiterschauen und verschränkte nur abwartend die Arme vor der Brust. Irgendwie lief sie etwas rot an. Das hatte sie mit Axilla gemeinsam, stellte er fest. Und dann sagte sie hallo und wollte glatt wieder gehen. Caius zog überrascht die Augenbrauen hoch, und Katander ließ die beiden alleine, um was zu trinken zu organisieren.


    »Och, du störst nicht.« Caius zuckte mit den Schultern und grinste dann begeistert.
    »Ich bau nur grad ein Bett für meinen Sohn. Sieht noch unfertig aus, ich weiß. Aber das wird mal hübsch.« Wenn Katander ein neues gekauft hatte, vermutlich. Aber Caius dachte das natürlich nicht. Für ihn war der übergroße Holzschuh-Sarg ein Liebesbeweis. Und andere mussten das ganz genauso sehen wie er.


    »Magst du dich setzen?« fragte er dann, weil sie doch etwas nervös wirkte mit dem Pergament in ihrer Hand. Er sah sich um. Nicht weit entfernt stand eine Steinbank. Caius zeigte da hin. Er fragte sich, warum sie her war... Wollte sie sich jetzt bei Axillas Verlobten beschweren wegen dem Streit? Bestimmt nicht. Das wär eher Caius' Art gewesen, aber ihre bestimmt nicht.

  • Also war es tatsächlich ein Kinderbett. Mit ziemlich viel guten Willen konnte man es tatsächlich auch als solches erkennen, aber aus irgend einem Grund fühlte sich Serrana plötzlich an die Zeit erinnert, als Großmutter Laevina den Ehrgeiz entwickelt hatte, aus Adula eine brauchbare Haushaltssklavin zu machen. Eine Weiterbildungsmaßnahme war damals das Töpfern gewesen, doch Adula hatte anstelle von Bechern oder Schüsseln nur eine riesige Menge an Tonklumpen in allen möglichen Größen produziert, die seltsamerweise alle wie deformierte Enten ausgesehen hatten, bis Laevina sie irgendwann vollkommen entnervt wieder zurück an ihren geliebten Pflug aufs Feld geschickt hatte. Eigentlich war es ja auch vollkommen unerheblich, wie das Bett aussah, das eigentlich überraschende war ja, dass Archias überhaupt eins baute, denn Serrana hatte eigentlich nie daran gezweifelt, dass er sich genauso wenig auf Axillas Kind freute, wie ihre Cousine selbst.


    "Ähm ja, sicher, eigentlich fehlt ja nur noch ein bisschen Farbe." sagte sie schnell und hatte sich bereits mit einem dankbaren Nicken auf der Steinbank niedergelassen, als ihr der eigentliche Grund für ihr Kommen wieder einfiel und sie wieder aufsprang und zögerlich ein paar Schritte auf Archias zuging.


    "Eigentlich bin ich gekommen, um dir das hier zu geben." kam es ein wenig verlegen heraus und dann reichte Serrana ihm die kleine Pergamentrolle. "Vielleicht hat Axilla dir ja erzählt, dass ich bald heiraten werde, und da ihr zwei auch......." erneut ging ihr Blick kurz zu dem Holzbett hinüber"....heiratet, würde es mich freuen, wenn du bei der Feier dabei wärst." Im Grunde war Serrana nicht mal sicher, ob Axilla selbst nach dem letzten Streit überhaupt an ihrer Hochzeit mit Sedulus teilnehmen würde, aber die nicht wirklich unrealistische Möglichkeit, ohne die Anwesenheit eines weiteren Iuniers heiraten zu müssen, war so erschreckend, dass sie sie fürs lerste lieber verdrängte.

  • Sie setzte sich, und Caius schien seine Theorie der sitzenden Frauen wieder bestätigt. Die meisten fühlten sich sicherer, wenn sie sich setzen konnten. Caius ging zu ihr und setzte sich neben sie. Auf den Abstand achtete er dabei nicht, ihm war sowas immer egal. Vielleicht fand Serrana deswegen, dass er zu dicht bei ihr saß. Caius achtete da gar nicht drauf.


    »Blau wird's«, sagte Caius inbrünstig und nickte.
    »Meine Lieblingsfarbe ist blau. Und deine auch bald, du heiratest doch Germanicus Sedulus, oder? Der ist ja Quartos Stellvertreter bei der factio. He, na, da fällt mir ein... Wie wärs denn, wenn wir zusammen zu dem nächsten Rennen gehen? Ich hab gehört, der Ädil veranstaltet bald eins.« Caius beglückwünschte sich für diesen Geistesblitz. Da brauchten sie dann keine cena, sondern konnten sich im ungezwungeneren Rahmen kennenlernen. Jetzt musste er das nur noch so hinkriegen, dass es aussah, als würden sie sich dann ganz spontan treffen, und dann konnte Axilla auch nichts dagegen schimpfen.


    Caius nahm die Pergamentrolle und rollte sie auf. Tatsache, ne Doppelhochzeit. Er beschloss, nicht viel dazu zu sagen. Außer...
    »Ui, das wird aber eng.« Und dabei sah er Serrana dann ein wenig grinsend an.
    »Danke schön jedenfalls.« Mal sehen, ob sie kommen würden. Caius würde Axilla wohl die Wahl lassen. Aber da wusste er noch nicht, was mit ihr passieren würde...

  • Serrana war tatsächlich ein wenig verwirrt, als sich Archias völlig ungezwungen direkt neben ihr nieder ließ, aber da sie ohnehin völlig aufgeregt und angespannt war, fiel das vermutlich nicht weiter auf. Ausserdem sprach der Aelier direkt weiter, und das lenkte Serrana genug ab, um sich schnell wieder mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen. Blau also. Und dass es ein Sohn werden würde, hatte er ja bereits vorher erwähnt. Serrana lag die Frage auf der Zunge, woher er diese Gewissheit nahm, was das Geschlecht seines künftigen Kindes betraf, aber da ihr dieses Thema ohnehin schon ausgesprochen peinlich war, hielt sie sich lieber zurück und beschränkte sich auf ein zustimmendes Nicken. Auch wenn sich Axillas Kind doch noch als Mädchen entpuppen sollte, würde dieses sicher nichts gegen die blaue Farbe einzuwenden haben, nachdem es sich erstmal an den Rest seines Bettes gewöhnt hatte.


    "Ja, das stimmt." Serranas Blick verlor ein wenig von seiner Anspannung, als Archias Sedulus' Namen erwähnte. Ihr unbewusstes Lächeln wurde jedoch schon schnell durch einen recht erstaunten Gesichtsausdruck ersetzt.
    "Ein Wagenrennen? Oh...." Auf eine solche Idee wäre Serrana von allein vermutlich nie gekommen, schließlich rangierten die Spiele, und alles was dazugehörte ganz unten auf Großmutters Liste der sinnvollen Betätigungen für junge Frauen. Was natürlich nicht bedeutete, dass sie Serrana nicht interessierten..."Das hört sich spannend an, ich bin noch nie bei so einem Rennen gewesen." Für einen kurzen Moment lang war ihre Nervosität fast komplett vergangen, kam jedoch schlagartig zurück, als Archias die Einladung erst las und dann kommentierte. "Ähm ja, ich weiß, tut mir leid." murmelte sie, und ihr Gesicht fühlte sich derart heiss an, dass es vermutlich inzwischen dunkelrot war. "Eigentlich wollte...also, ich wollte eigentlich schon vor ein paar Tagen kommen, aber...ähm...ich hab es nicht geschafft." Ich hab mich nicht getraut hätte es vermutlich besser getroffen, aber das in Gegenwart eines gänzlich unbekannten Mannes zuzugeben, bekam Serrana dann doch nicht geregelt. Überhaupt war sie im Moment bereits völlig überfordert, weil sie Archias eigentlich ganz nett fand, und dass obwohl er gemessen an den moralischen Grundsätzen, die Serrana immer so bereitwillig und unreflektiert eingehalten und verteidigt hatte, eigentlich doch ein schlechter Mensch sein musste. Manchmal sehnte sie sich tatsächlich nach den lange vergangenen Zeiten in der Campania zurück, als das Wort ihrer Großmutter unangefochtenes Gesetz gewesen und sie in Verbindung mit einem praktischen Schwarz-Weiß-Denkschema jahrelang davor bewahrt hatte, sich eigene Gedanken und eine eigene Meinung bilden zu müssen.

  • Caius sah sie entsetzt an.
    »Was?!« prustete er los.
    »Noch nie? Echt? Ach du meine Güte... Das muss wirklich geändert werden. Du kannst doch nicht heiraten, ohne schon mal bei nem Rennen gewesen zu sein..« Caius schüttelte den Kopf. Er war ganz überzeugt davon, dass das ein Unding war. Aber immerhin kein Fehler, den man nicht ausbessern konnte.
    »Dann steht das also fest. Ich würde sagen, wir treffen uns dann vor dem Start am Südeingang. Die Rennen finden im Flaminiuszirkus statt, der blaue Bock ist direkt im Südosten, da müssen wir dann auch nicht durchs Gedränge. Gebongt?« Caius lächelte Serrana an. Er war schon schrecklich gespannt auf deren Verlobten. Dass Axilla wohl eher nicht so begeistert sein würde, verdrängte Caius ganz fix mal. Da musste sie durch.


    »Ach, macht doch nichts«, verkündete Caius dann großzügig und winkte ab. Er wär wohl auch ohne Einladung gekommen, wenn Axilla gewollt hätte. Immerhin gehörte er jetzt zu ihr, das mussten dann auch die anderen irgendwann raffen. Und blauäugig wie Caius war, glaubte er Serranas Entschuldigung ohne noch mal drüber nachzugrübeln.
    »Ich hab allerdings gehört, dass Silanus nicht mehr in Rom ist? Scheint ihm ja sehr schlecht zu gehen, wenn er nicht mal bis nach der Hochzeit wartet. Ich hoff, es ist nichts Schlimmes.« Caius beäugte Serrana von der Seite her.

  • Da Serrana nicht gerade der spontanste Mensch unter der Götter Sonne war, hatte sie leichte Schwierigkeiten, den Gedankengängen des Aeliers zu folgen und nickte nur leicht überrumpelt am Ende seines Redeschwalls.


    "Ähm, ja, vielleicht hast du Recht. Ich müsste allerdings noch Sedulus fragen, ob er an dem Tag Zeit hat, mit mir dort hinzugehen." Natürlich hoffte Serrana sehr, dass dem so war, denn irgendwie hörte sich das alles schon furchtbar aufregend an, ganz abgesehen davon, dass sie sich gerade mal wieder den Stempel "Landei" selbst auf die Stirn gedrück hatte, und den galt es irgendwie wieder zu entfernen.
    Bislang war das Gespräch deutlich angenehmer und einfacher verlaufen, als Serrana es sich erhofft hatte, aber leider kam Archias jetzt auf ein Thema zu sprechen, bei dem sie schon größere Schwierigkeiten hatte. Silanus...Sie überlegte ein Weilchen hin und her, wie sie am besten antworten sollte und entschied sich dann für die Wahrheit. Schließlich würde der Aelier bald ohnehin zur Familie gehören, daher musste sie sich für ihn auch keine öffentlichkeitswirksame Erklärung einfallen lassen.


    "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht genau." Sie zuckte leicht mit den Schultern und wich Archias' Blick aus, während sie weiterredete. "Er ist Hals über Kopf abgereist, ohne eine Nachricht zu hinterlassen , und ich hoffe einfach mal, dass es ihm einigermaßen gut geht. Vielleicht meldet er sich ja bald." Es war für Serrana schon ein harter Schlag gewesen, dass das iunische Familienoberhaupt nicht bei ihrer Hochzeit dabei sein würde, aber ändern ließ sich das jetzt ohnehin nicht mehr. Und dankenswerterweise hielt der riesige Berg an Vorbereitungen sie auch davon ab, sich allzu viele Gedanken darüber zu machen.
    Sie hob wieder den Blick und sah kurz zwischen ihrem Banknachbarn und dem von ihm gefertigten Möbelstück hin und her. Ob sie sich einfach trauen sollte? Bislang hatte sie an dem Aelier nichts Unangehmes oder Angsteinflößendes festellen können, vielleicht würde sie ja sogar eine Antwort bekommen, die ihr ein bisschen dabei helfen würde, Axilla und ihn besser zu verstehen.


    "Sag mal," begann sie ausgeprochen zögerlich, und wieder ging ihr Blick hinüber zu dem Holzbett," dürfte ich dich etwas fragen?"

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