Domus Aeliana - Peristyl

  • Caius, der eine Art geduldiges, abwartendes Lächeln aufgesetzt hatte, fiel genau das jetzt aus dem Gesicht, als Serrana sich so empörte. Er blinzelte kurz, aber da war nichts zu sehen, was auf einen Spaß hindeutete oder so. Serrana war wohl wieder ernsthaft entrüstet. Caius selber konnte dann allerdings nicht an sich halten und grinste ein immer breiter werdendes Grinsen. Ihm lag etwas wie Achsoooooo, nur deshalb gibt es lupanare! auf der Zunge, aber das konnte er der armen Serrana nicht antun, sich nu auch noch über sie lustig zu machen. Dumm nur, dass das, was er dann ersatzmäßig sagte, auch nicht viel besser war.


    »Und du glaubst echt, dass da nur Männer hingehen?« fragte er sie nämlich. Und gleichzeitig versuchte er, das unverschämte Grinsen zu unterdrücken, das echt nicht weichen wollte. Er schüttelte mit dem Kopf. Und dann ging ihm auf, was Serrana noch damit meinen konnte, und jetzt war Caius es, der empört schaute.
    »Also, ich hab nie was getan, was sie nicht wollte. Falls du das damit meinst«, stellte er dann aufgeräumt fest. Wieder verschränkte er die Arme vor der Brust. Caius dachte bei sich, dass Serrana eben keine Ahnung hatte. Vielleicht sollte er mit ihr nach der Hochzeit noch mal darüber reden. Andererseits wär's wohl ganz schön dreist, wenn er als ihr...Schwippschwager damit anfangen würde. Caius selber hatte damit die geringsten Probleme, wie dieses Gespräch ja schon zeigte. Für ihn war das alles nicht so eine große Sache, und noch weniger groß, weil sie ja jetzt doch eh heiraten würden und alles gar nicht mehr schlimm war.


    »Heiratsverbot? Nee...« sagte Caius automatisch, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte. Aber er glaubte es nicht. Zumindest hatte ihm das damals keiner gesagt. Gut, er hatte ja auch nicht gefragt. War eben verdammt unwichtig gewesen damals.
    »Wieso willst du das denn wissen? Oder fragst du, weil Axlla noch als meine Verwalterin angestellt ist?« fiel ihm dann ein. Nur was hatte die denn mit dem Soldatendasein zu tun, abgesehen davon, dass sie jeden vehement verteidigte, nur wenn er ein Schwert am richtigen Ende halten konnte? Mit gerunzelter Stirn versuchte Caius, hinter die Absicht der Frage zu steigen.

  • Bei den Göttern, dieser Mann schien aber auch wirklich gar nichts ernst zu nehmen; entweder lachte er wie ein Ziegenbock oder er grinste über das ganze Gesicht! Und das bei derartig ernsten Themen! Serrana warf ihm einen strafenden Blick zu, der vermutlich wie alles andere an ihm abprallen würde und riss dann kurz die Augen auf, bevor sie vehement nickte. "Ja, natürlich gehen da nur Männer hin! Wer denn auch sonst?" antwortete sie im Brustton der Überzeugung. Dann kam ihr eine Idee, auf was sich die Anspielung des Aeliers bezogen haben könnte und wieder stieg die vermaldeteite Röte ihren Hals hoch und wanderte fröhlich bis zum Haaransatz. "Ähm, also natürlich gibt es da auch Frauen.." schickte sie schnell hinterher, "aber...die ...ähm arbeiten da. Das muss ja einer machen." Und ein Großteil dieses Berufstandes rekrutierte sich selbstverständlich aus ursprünglich mal unbedarften jungen Mädchen, die irgendwann "moralisch gefallen" waren, wie es Großmutter Laevina immer so schön umschrieben hatte. Gut, dass Axilla jetzt bald heiraten würde, dann war diese Gefahr wenigstens gebannt, auch wenn Serrana immer noch sicher war, dass sich Archias da etwas zusammenspann, was dieses ominöse stille Einverständnis zwischen ihm und ihrer Cousine anging.


    "Ach, Axilla ist deine Verwalterin? Das wusste ich gar nicht." Serrana war tatsächlich ein wenig überrascht, und daher rutschte ihr die nächste Bemerkung auch eher unbeabsichtigt heraus. "Nein, deshalb nicht. Ich hab mich nur gerade gefragt, ob du...ähm.. der erste warst, der mit Axilla...äh...befreundet war. Ist aber eigentlich auch egal." Aus streng moralischer Sicht natürlich nicht, aber schließlich waren ihre Cousine und der seltsame Aelier ja im Begriff, ein anständiges Ehepaar zu werden, da konnte man über den Rest ja den Mantel des Vergessens breiten!

  • Ohweia, das Thema war noch nicht durch. Caius seufzte leise. Der strafende Blick kam zwar ab und prallte nicht ab, nur konnte Caius damit nichts anfangen. Er hatte schließlich nichts falsch gemacht! Gerade klappte er den Mund auf, um zu erwähnen, dass eben nicht nur Männer in ein lupanar gingen, da schoss sie hinterher, dass es Frauen zwar gab, die aber da arbeiteten. Caius klappte den Mund wieder zu und seufzte nochmal. Sollte er Serrana jetzt ihre Illusion zerstören? Er sah sie zweifelnd an, knautschte kurz den Mund zusammen und hielt die Klappe dazu.
    »Wie du meinst«, sagte er nur und gab sich Mühe, betont fröhlich zu klingen.


    »Äh, ja. Sie hat Arbeit gesucht, und ich hab Hilfe gebraucht, da hat sich das so ergeben. Und ich bin auch echt zufrieden mit ihr. Ich mein, wenn wir dann verheiratet sind, dann sucht sie sich natürlich was anderes.« Wär ja doof, wenn eine Ehefrau bei ihrem Ehemann angestellt war. Wobei das natürlich nicht hieß, dass Caius dann alles allein machen würde. Caius, der sonst meistens locker war, wurde nun skeptisch, als Serrana von dem Ersten sprach. Er sah sie lauernd an.
    »Wie meinst du das?« fragte er vorsichtig, und die alte Angst erwachte zu neuem Leben.
    »Du meinst doch, ob ich der einzige war, mit dem sie...äh...« Er zuckte mit den Schultern.
    »...gepoppt hat. Oder?«

  • Serrana nickte zufrieden, als Archias ihr endlich nicht mehr wegen dieser leidigen Lupanar-Geschichte widersprach. Wirklich überzeugt sah er zwar nicht aus, aber im Grunde war sie ganz froh, jetzt wieder auf unverfänglichere Themen wie Axillas Nebentätigkeit als seine Verwalterin umschwenken zu können. Wobei es leider nur bei einem weiteren Nicken ihrerseits bleiben sollte, denn nur einen aelischen Satz später zuckte Serrana leicht zusammen und ihr gerade absinkender Rotpegel machte direkt wieder einen ordentlichen Satz nach oben. GEPOPPT? Was war denn das für ein Wort, um der Götter Willen? Das ging ja gar nicht....und dann auch noch aus dem Mund eines Mitglieds der kaiserlichen Familie!


    "Ähm ja, wenn du es unbedingt so nennen willst." antwortete Serrana widerwillig und zog die Nase kraus, als röche es im Raum plötzlich nach zehn toten Ratten. Im Grunde war sie ja selbst schuld, wie war sie nur auf die Idee gekommen, einen im Grunde wildfremden Mann auf so ein Thema anzusprechen? Ganz abgesehen davon, dass sie nicht sicher war, ob sie die Antwort darauf wirklich hören wollte. Der kleine aber nicht unerhebliche Bedeutungsunterschied zwischen der "erste" und der "einzige" ging völlig an ihr vorbei, denn Serrana machte sich zunehmend Gedanken, wie sie das Gespräch jemals wieder zum ursprünglich mal unverbindlichen SmallTalk zurückführen sollte. "Ist aber auch egal, schließlich geht mich das ja gar nichts an." brummte sie in einer Mischung aus Ärger und Verlegenheit. Eine wahre Erkenntnis, aber Serranas betont desinteressierter Blick verschleierte nur höchst unzureichend die Neugier dahinter. Eine begnadete Schauspielerin war sie noch nie gewesen, in dieser Hinsicht würde sie ihrer Großmutter nie das Wasser reichen können.

  • Und zack, rot war sie wieder. Caius musste grinsen, aber man musste ihm zugutehalten, dass er wenigstens versuchte, es abzustellen. Was natürlich kläglich misslang. Er fand nämlich mal rein gar nichts an dem Wort. War doch ganz normal, das hörte man auf den Straßen quasi dauernd. Komisch, dass es Serrana noch nicht begegnet war.
    »Will ich«, setzte er grinsend noch eins oben drauf. Aber er wurde schnell wieder ernst, weil Serrana ja eigentlich was anderes gemeint hatte. Und mit der Info, dass Axilla angeblich mal in Vala verliebt gewesen war, setzten sich da die Mosaiksteinchen (total falsch) zusammen. Caius starrte Serrana an.


    »Mo...momomoment!« stieß er dann hervor.
    »Du kannst doch nicht einfach sowas sagen und dann ablenken. Dieser Duccius Vala war doch nie Soldat. Oder? Oder was meinst du jetzt? Ob ich noch was weiß?« O ja, wusste Caius. Aber er würde das Serrana nicht sagen mit Piso. Zumal er ja selber versuchte, das einfach zu vergessen. Deswegen war er ja auch noch nicht bei seinem Freund gewesen, um ihm davon zu erzählen. Und jetzt saß er da und starrte Serrana an.

  • Was musste man eigentlich tun, damit diesem Mann endlich mal das Grinsen verging? Den konnte scheinbar gar nichts aus seiner Heiterkeit reissen...
    Doch siehe da, noch während Serrana mit ärgerlich gerunzelter Stirn über dieses Phänomen nachdachte, da geschah es plötzlich: das Grinsen verschwand von einer Sekunde auf die andere, und jetzt war es zur Abwechslung einmal er, der ausgesprochen unentspannt wirkte. Die Gründe dafür nachvollziehen konnte sie allerdings nicht, dafür waren seine Äusserungen viel zu verwirrend (und das wahrlich nicht zum ersten Mal). Warum fing er denn jetzt auf einmal wieder mit Duccius Vala an?


    "Duccius Vala und kein Soldat? Ja, hast du dir den mal genauer angeschaut? Der ist doch sooo groß und hat sooo ein breites Kreuz, der war ganz sicher Soldat, oder wie auch immer die das bei den Germanen nennen." ereiferte sich Serrana und gestikulierte dabei mit den Händen herum, um die beeindruckenden duccischen Dimensionen anschaulich zu verdeutlichen, bevor sie bedauernd den Kopf schüttelte. "Aber es macht trotzdem keinen Sinn, schließlich war der ja nie in Ägypten, oder?" Und warum fragte der Aelier denn jetzt so seltsam nach? Sie hatte sich doch eigentlich ganz klar und deutlich ausgedrückt, oder etwa doch nicht? "Wie jetzt, ob du noch was weißt? Du wirst doch wohl wissen, ob du es warst, oder etwa nicht?" Was waren denn das nur für Zustände? Serrana schüttelte erneut den Kopf und kam allmählich zu dem Schluss, dass ihre campanische Erziehung sie wohl nur äusserst lückenhaft auf die möglichen moralischen Untiefen in der Hauptstadt vorbereitet hatte.

  • Caius bekam große Augen. Groß und ein breites Kreuz, ja gut, er war ja auch nicht eben klein! Und ein Hänfterling war er auch nicht wirklich. Gut, er hatte einen kleinen Bauchansatz, aber eben nur den Ansatz, und der war ja wohl noch wegzukriegen... Aber darum ging es ja auch gar nicht, sondern um Vala. Der Soldat war (oder wie auch immer das bei den Germanen halt hieß). Und Axilla hatte was mit einem Soldaten gehabt (wovon er bis eben nicht mal was gewusst hatte!). Und Wenn Vala Soldat war und Axilla verliebt in...ach du grüne Neune! Caius wurde schlagartig schlecht. Wenn er...und der...und überhaupt... Serranas weitere Erklärung sickerte nur langsam durch. Er war nie in Ägypten gewesen. Caius blinzelte verwundert und sah Serrana an, als wäre sie eine von Jupiter höchstpersönlich via Blitzschlag frittierte Kuh.


    »War er nicht?« fragte er ziemlich dümmlich, bis diese Erkenntnis das der Iunia so verhasste Grinsen wieder vorlockte.
    »Hah!« machte er triumphierend, nur um kurz darauf von den eigenen Gedanken zurück auf den Boden der Tatsachen gerissen zu werden.
    »Aber in Rom«, brummte er. Und Axilla war mit ihm auf dieser Schnöselhochzeit gewesen. Und wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte sie ihn doch angeschaut als würde sie ihn ziemlich...mögen. Caius rümpfte die Nase, aber Serrana lenkte ihn schon wieder ab. Ob er wusste, ob er es war. Was war? Achso, ja, das Gepoppe. Caius kam langsam nicht mehr mit.
    »Äh, klar, ja. War ja dabei«, murmelte er und war trotzdem nicht ganz bei der Sache. Er dachte immer noch an Vala. Und er war schrecklich eifersüchtig.
    »Ähm, sag mal... Wie kommst du eigentlich darauf, dass sie... Ich meine, auf die Sache mit dem Germane?« fragte er interessiert.

  • "Nein, war er nicht." entgegnete Serrana ärgerlich, obwohl sie sich in dieser Hinsicht gar nicht sicher sein konnte. Woher sollte sie auch wissen, in welchen Regionen sich der Germane bereits herumgetrieben hatte? Und dennoch war Duccius Vala kein wirklich geeigneter Verdächtiger für den Räuber von Axillas Unschuld, dafür war es im Dezember zu offensichtlich gewesen, dass sie ihn gerade erst kennengelernt hatte. Davon abgesehen war er auch nicht älter als sie, und ihre Cousine hatte damals so etwas in der Art angedeutet. Serrana hatte sich in Gedanken gerade dazu durchgerungen, dieses leidige und ohnehin nicht mehr zu ändernde Rätsel fürs Erste auf Eis zu legen, da malte sich der Aelier, ohne es zu ahnen, selbst ein riesiges und weithin leuchtendes Kreuz auf die Stirn. Er war ja dabei? Also doch...
    Serrana stellte ihren Becher schnell wieder ab, obwohl sie gerade höchst versucht war, Archias diesen an den Kopf zu werfen, oder noch besser, darauf zu zerschlagen und ballte dann die Hände zu Fäusten, während sie ihn anfunkelte, als hätte er gerade Rom in Brand gesetzt.


    "Ach, du warst also dabei, ja? Und es ist dir nicht mal peinlich das zuzugeben...Du bist ein...ein...ein richtig fieser und unmoralischer Lustmolch! Ein unverheiratetes und unschuldiges junges Mädchen mit Wein betrunken zu machen und dann zu entehren! Und dann auch noch zwei Jahre lang zu behaupten, du seist ihr "Freund! Pah!" Serrana schnaubte verächtlich, bevor sie voller Elan weiterzeterte. "Und jetzt, wo du dich wegen des Kindes endlich mal bequemt hast sie zu heiraten, machst du dir Gedanken wegen dieses Germanen, das ist ja wohl der Hammer!"

  • Caius überlegte hin und her. Eigentlich glaubte er Axilla, wenn sie was sagte. Aber er hatte sie nie zu diesemThema befragt... Und sie war wohl auch der Meinung, er wär eifersüchtig auf Vala. Was zu einem bestimmten Grad ja auch gestimmt hatte (was er ihr natürlich nicht auf die Nase band). Aber sie würde ihn heiraten, nicht diesen Germanen. Und wenn Caius einfach auch die Sache mit Piso ausblendete und sie ihm versprach, keinen Wein mehr ohne ihn zu trinken, konnte er ihr in dieser Sache wirklich voll und ganz vertrauen. Glaubte er.


    In dem Moment stellte Serrana ihren Becher vielleicht eine kleine Spur zu heftig ab. Caius wandte sich ihr wieder zu und war überrascht über den Gesichtsausdruck. Sie sah aus, als würde sie ihm gleich das Gesicht zerkratzen und sich in seiner Nase festbeißen wollen. Und dann polterte sie übelst drauflos. Wenn Caius nicht eben noch solche ernsten Gedanken gehabt hätte (und ihm Serranas Gesichtsausdruck nicht ein klein wenig Schiss bescheren täte), hätte er wohl gegrinst, als sie ihn als fiesen Lustmolch bezeichnete. Natürlich war das absolut durchgeknallter Unsinn. Caius bekam kullerrunde Augen, als er hörte, wie Serrana sich das so vorstellte. An sich war das ja lustig, aber was sie dann zu allerletzt sagte, machte ihn doch etwas wütend.


    »Öhm, wie?« fragte er erstmal total perplex. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust.
    »Also, Moment mal, ich glaub nicht, dass du das beurteilen kannst. Klar ist mr das nicht peinlich, wieso denn auch? Ich hab sie gar nicht betrunken gemacht, ich wollte ihr nur Tschüss sagen, weil ich nach Rom gegangen bin und wir beide dachten, dass sie noch ne ganze weile in Alexandrien bleibt. Bona Dea, da ist das halt passiert, ja und? Sie hat nicht so gewirkt, als hätt es ihr nicht gefallen«, maulte Caius. O ja, er erinnerte sich noch ziemlich gut an die Sache mit den goldenen Äpfeln... Und wenn er sich richtig entsann, hatte es auch einige Möglichkeiten gegeben, direkt wieder die Finger voneinander zu lassen, aber weder Axilla noch Caius hatten sie überhaupt nutzen wollen! Caius schnaubte entrüstet.


    »Und ich heirate sie nicht wegen dem Kind. Das hat sie mir erst erzählt, als ich schon gefragt hab«, resümierte er trotzig und sah dabei statt Serrana beleidigt eine Säule an.

  • Ja, wollte er es nicht begreifen oder konnte er es schlichtweg nicht? Alles, was Serrana Archias in ihrem moralischen Zorn an den Kopf warf, schien wirkungslos an ihm abzuprallen. Und nicht nur das: als wäre seine Uneinsichtigkeit nicht schon schlimm genug, spielte er jetzt auch noch die beleidigte lukanische Wurst!


    "Ach, und warum kann ich das nicht beurteilen? Vermutlich weil ich noch nicht...nicht....gepoppt habe, oder wie du das nennst!" Mittlerweile war Serrana so sauer, dass sie sogar vergaß bei diesem ach so bösen Wort rechtzeitig rot zu werden. "Du hast davon ja scheinbar noch nie was gehört, aber mir hat man beigebracht, dass unverheiratete Jungfrauen tabu sind. Ich begreife einfach nicht, wie du dir Axilla zwei Jahre lang als Mätresse halten konntest und dich dann auch noch anderweitig verlobt hast, das geht einfach nicht in meinen Kopf." Wie zur Bestätigung schüttelte Serrana nun eben diesen und rieb sich dann die mittlerweile schmerzenden Schläfen. "Vielleicht hat sie dir ja deshalb nichts von dem Kind erzählt, weil sie gedacht hat, du heiratest sie sowieso nicht. Das würde mich jedenfalls nicht wundern, bei so einem dickfelligen Stoffel, wie du es offenbar bist." Ein erneutes wütendes Schnauben, dann griff Serrana wieder nach ihrem Kelch. Allmählich stand ihr der Sinn wirklich nach unverdünntem Wein, vielleicht ließ sie das Ganze in leicht benebeltem Zustand besser aushalten.

  • »Eben drum!« konterte Caius salopp und reckte das Kinn vor. Er hatte keine Lust, mit jemandem über das Thema zu diskutieren, der eigentlich gar nicht mitreden konnte. Und eigentlich hatte er überhaupt keine Lust, überhaupt zu diskutieren. Aber Serrana überging das entweder einfach oder hatte das nicht bemerkt.


    Im nächsten Moment hatte Caius allerdings direkt vergessen, dass er darüber nicht mehr diskutieren wollte, weil Serrana ihm Sachen darlegte, die einfach totaler Blödsinn waren. Ihm klappte der Mund auf und einen Moment starrte er sie einfach nur so an.
    »Mätresse?« echote er.
    »Wie den Mä.... Das ist nicht dein Ernst? Ich mein...« Er schüttelte den Kopf und stand dann auf, um angesäuert vor Serrana hin und her zu wetzen. Dabei gestikulierte Caius wie ein HB-Männchen.
    »Also, erstens mal stimmt das mit den zwei Jahren mal überhaupts gar nicht. Das erste Mal war im November kurz vor meiner Abreise da. Axilla kenn ich schon ziemlich lange, und vorher ist da nie was gewesen!« Caius zeigte mit dem Zeigefinger in Serranas Richtung, als er das scharf sagte.
    »Also red nicht von zwei Jahren. Und sie hat mir nicht davon erzählt, weil ich da noch verlobt war, aber eben nicht mit ihr. Vielleicht findest du ja, dass ich ein Stoffel bin, aber ich find, dass du das gar nicht finden kannst, weil du irgendwie gar nichts weißt und alles nur vermutest!« Caius blieb stehen, fuhr sich durch die Haare und seufzte dann tief.


    »Also«, sagte er ruhiger.
    »Axilla und ich haben uns im Postbüro kennen gelernt. Es war tierisch heiß an dem Tag und sie ist reingekommen, weil sie Schatten gesucht hat. Das war alles. Wir haben uns eben angefreundet, ist ja auch nicht schlimm. Sie hat mir sogar noch geholfen, ein Gedicht zu schreiben für S...also, meine damalige Verlobte. Wie kommst du da bitte schön drauf, dass sie meine Meträsse wär? Und noch zwei Jahre lang?« wollte er wissen und stemmte nun die Hände in die Hüfte. Dabei sah er sie fragend an.

  • "Das ist doch dummes Zeug." Serrana schüttelte erneut den Kopf, als sei sie ein Hauslehrer und Archias ein besonders lernresistenter Schüler, bevor sie mit dem Zeigefinger in der Luft herumwirbelte. "Dann könnten auch nur diejenigen über Gladiatorenkämpfe sprechen, die schon mal selbst in der Arena gestanden haben, oder nur die, die bereits eine Quadriga gelenkt haben über Pferderennen!"
    Und warum regte sich Archias überhaupt so über das Wort Mätresse auf? Wie sollte man es denn sonst nennen, wenn jemand über einen längeren Zeitraum eine Affaire mit einer Frau unterhielt, mit der er nicht verheiratet war? Schon lustig, dass der Aelier auf der einen Seite derartig schmerzfrei und auf der anderen so empfindlich sein konnte...
    Für einen Moment lang hatte Serrana sich mit einem siegessicheren Lächeln auf dem Gesicht entspannt zurück gelehnt, doch dann geriet sie erneut ins Grübeln. Natürlich war es möglich, dass Archias ihr gerade etwas vorflunkerte, aber irgendwie schien ihm seine Entrüstung echt zu sein. Das warf zwar ihre Theorie über den Haufen, machte ihn ihr aber immerhin auch wieder deutlich sympathischer.


    "Dann warst du es eben doch nicht." gab sie, höchst widerwillig und mit leicht trotzigem Unterton in der Stimme zu. "Es passte halt alles so gut zusammen, und Axilla hat ja selbst erzählt, dass es zwei Jahre her ist, das mit dem Soldaten, du weisst schon. Naja, und da dachte ich....ist ja auch egal..." Serrana spürte, wie sie allmählich von der so bequemen Position der Anklägerin in die der Verteidigung rutschte, und das passte ihr überhaupt nicht. "Tut mir leid, dass ich dir das unterstellt habe." grummelte sie leise. "Aber ein Stoffel bist du trotzdem, auch wenn du meine Cousine nicht entehrt hast. Der November ist schließlich auch schon ganz schön lange her." Und wie war das mit dem Gedicht gewesen? Axilla hatte eins für seine Verlobte geschrieben, hatte sie das richtig verstanden? Nein, besser nicht nachhaken, nur die Götter wussten, welch seltsame Geschichte sie damit wieder aufrütteln würde!

  • Caius sah Serrana an, wollte was sagen, sagte aber dann doch nichts. War bestimmt auch besser so. Wobie sie ja eigentlich auch recht hatte damit, dass man nur über Rennen urteilen konnte, wenn man selber schon mal eins gefahren war. Und Caius war schon mal eins gefahren! Mehrere sogar, gegen Piso, damals, in Ravenna. Mit seinem eigenen kleinen blauen Wagen mit den zwei hässlichen Ziegen vorn dran. Caius hielt also die Klappe. Aber er nahm sich vor, das bei Serrana mal in Erinnerung zu bringen, sobald die ihre Hochzeitsnacht hinter sich hatte und (wahrscheinlich!) auf den Geschmack gekommen war. Und dann würde er sich noch mal mit ihr da drüber unterhalten, hah!


    Dann war er es eben doch nicht? Wie meinte sie das nun schon wieder? Caius runzelte arg die Stirn und versuchte, vor ihr stehend und auf die runter sehend, herauszufinden, was sie damit meinte.
    »Äh, was war ich doch nicht?« Er dachte automatisch an das Kind unter Axillas Herzen. Irgendwie wurde ihm da wieder mulmig. Wenn wenigstens seine Ohren später ein klein wenig abstanden, dann war zumindest etwas Ähnlichkeit mit ihm da. Er zog eine Grimasse und lehnte sich Serrana gegenüber an die Hauswand. Einen Soldat also. War ja klar, dass sie auf so jemanden abfuhr. Sie sagte ja dauernd, dass Männer ihre Frauen verteidigen können sollten. Und so. Und überhaupt. Und dann fiel Caius das mit Silanus ein, und er überlegte. War der nicht auch mal Soldat gewesen? Er erinnerte sich nicht mehr richtig.


    »Ähm, warte mal...« Egal war ihm das nämlich nicht!
    »Du meinst doch nicht etwa Sil*hust*« Ach du scheiße. Wusste Serrana was davon? Hatte Axilla gesagt, dass noch wer das wusste? Er erinnerte sich nicht mehr! Wie kam er da nun wieder raus? Entgeistert starrte er Serrana an, überspielte das ganze dann mit einem Lächeln und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Haa..., hehe, ist ja auch egal«, stieß er ins gleiche Horn und wirkte dabei ein wenig nervös. Er konnte echt nicht lügen, da war er schlecht drin. Verschweigen ja, aber lügen... Er sah Serrana zerknirscht an.
    »Oh Mann, echt. Ich hab keine Ahnung was du meinst, Serrana. Lass uns doch einfach offen sein, in Ordnung?« brummte er. Das war zwar vielleicht peinlicher als zu lügen, aber eben auch einfacher, und Caius mochte nicht gern lügen.
    »Axilla und ich kennen uns schon sehr lange. Aber im November war's das erste Mal. Und dann eben hier in Rom ein paarmal... Sie hat mir gar nicht gesagt, dass sie schwanger ist. Und ich hatte echt Angst um sie, als sie zu diesem Kurpfuscher gegangen ist. Ich mein...das war ja alles meine Schuld.« Caius sah Serranas Sandalen dabei an.
    »Aber jetzt wird alles gut.« Dachte er.

  • Serrana seufzte innerlich auf, als Archias noch einmal nachhakte. Sie würde es doch jetzt nicht etwa noch einmal erklären müssen, schließlich hatte sie sich für einen Tag oft genug an dieses peinliche Thema herangewagt! Nein, scheinbar nicht, denn er machte gleich selbst weiter, nur konnte sie aufgrund seiner Husterei fast nichts verstehen. Sollte das ein Name gewesen sein?
    Ein paar Sekunden war sie versucht weiterzubohren, doch dann ließ sie es trotz aller Neugier doch sein. Axilla würde bald heiraten, und Archias hatte mit der alten Sache nichts zu tun. Zumal ihr der Name ohnehin nichts sagen würde, und der wahre Schuldige ohnehin nicht wert zu sein schien, dass man sich seiner über Gebühr erinnerte.


    "Ist schon gut, ich glaub's dir ja." sagte sie schnell, auch um ihn davon abzuhalten, mehr Details über sein Liebesleben mit ihrer Cousine zum Besten zu geben, als sie wirklich wissen wollte. Je näher ihre Hochzeit rückte, desto mehr beschäftigte sich Serrana bewusst oder auch unbewusst mit diesem Thema und mit den diversen Bildern in ihrem Kopf, und allmählich tauchten nun unfreiwillig auch Axilla und Archias als Darsteller auf. Als hätte sie Angst, er könnte ungefragt ihre Gedanken lesen, sah nun Serrana ihrerseits angestrengt zu Boden und nickte nur, als er über die missglückte Abtreibung sprach. "Ja, das kann ich verstehen, ich hab auch furchtbare Angst gehabt in jener Nacht. Ich hab wirklich gedacht, dass sie stirbt, weißt du?" Serrana schüttelte sich kurz, um die unangenehmen Erinnerungen wieder abzuschütteln, sah Archias dann jedoch wieder überrascht an.
    "Wieso nennst du den Medicus denn einen Kurpfuscher? Immerhin hat er Axillla das Leben gerettet, und er machte auf mich auch einen netten und vor allem kompetenten Eindruck." Dass sie diesen Eindruck nicht zuletzt während ihres eigenen Besuchs bei Crios gewonnen hatte, verschwieg Serrana natürlich. Schließlich hatten ihre persönlichen Probleme nichts mit dieser Geschichte zu tun, und ausserdem war sie froh, wenn sie bis zur Hochzeit nicht allzuviel darüber nachdenken musste.


    "Ja, ganz bestimmt." nickte sie ein wenig geistesabwesend und ließ dabei unbeabsichtigt offen, ob sich ihre Zustimmung nun auf sein Schuldeingeständnis oder die hoffnungsvollen Wünsche für dir Zukunft bezog.

  • Puh, Bona Dea sei Dank fragte Serrana nicht noch mal nach, wen Caius eigentlich gemeint hatte. Das hätte ihn sonst arg in Bedrängnis gebracht. Statt Silanus hätte er dann wohl Silvanus gesagt. Aber gut, dass sie einlenkte und nicht mehr weiterfragte. Caius fiel ein ganzer Vulkan vom Herzen, der knapp zweitausend Jahre später gewisse Flugobjekte noch vom Fliegen abhalten sollte. Caius setzte sich wieder neben Serrana. Er mochte gar nicht dran denken, wie diese Nacht wohl gewesen war. Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken daran.


    »Ich wünschte wirklich, ihr hättet mir bescheid gesagt«, sagte er.
    »Ich mein ich weiß ja, dass du nichts wusstest. Aber ich denk eben, dass ich vielleicht was hätte machen können.« Caius zuckte mit den Achseln. Er fühlte sich immer noch schuldig bei der ganzen Sache. Wenn er sich nur ein paar Wochen früher einig gewesen wär mit sich selber, dann hätte Axilla gar nicht zu diesem Crios gehen müssen. Caius seufzte tief.
    »Weil er einer ist«, grummelte Caius dann weiter. Immerhin musste er sauer auf jemanden sein, wenn schon nicht auf sich selber.
    »Er hat ihr weh getan. Vollkommen unnötig.« Er würde da auch nicht mit sich reden lassen, und verschränkte die Arme vor der Brust. Caius musste schnell was suchen, was sie ablenkte.
    »Und wie habt ihr euch kennen gelernt, du und dein Germanicus?« fragte er deshalb. Das würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen.

  • "Dir Bescheid gesagt? Wann? In jener Nacht?" Serrana sah Archias einen Augenblick überrascht an und schüttelte dann energisch den Kopf. "Dafür war gar keine Zeit, Leander musste den Arzt holen und Adula hat mir mit Axilla geholfen. Es durfte ja keiner im Haus was mitbekommen, nicht mal ich, wenn es nach Axilla gegangen wäre...Und ausserdem wusste ich ja nicht, wer......" Der Rest des Satzes endete in verlegenem Schweigen, bis Serrana erneut den Kopf schüttelte. "Aber nein, das ist doch Unsinn. Was auch immer Axilla getan hat, um das Kind loszuwerden, sie hat es freiwillig getan. Und ohne Crios' Hilfe wäre sie verblutet, da bin ich mir sicher." Keine Ahnung, warum Archias in ihrer Cousine unbedingt ein Opfer sehen wollte, aber irgendwie wollte sie das auf dem Medicus nicht sitzen lassen. Zumal sich auch Axilla selbst nach jener Nacht niemals über diesen beschwert oder ihm irgendwelche Vorwürfe gemacht hatte...
    Trotzdem war Serrana dieses doch recht intime Thema mehr als unangenehm und so griff sie Archias' Ablenkungsmanöver dankbar auf.


    "Oh, kennengelernt haben wir uns bei den Ludi Romani." erzählte sie lächelnd, und bei der Erinnerung wurden ihre angespannten Gesichtszüge wieder weicher. "Da gab es abends in der Casa Iunia eine Cena, und Sedulus war auch dabei. Aber so richtig...ähm...aufgefallen ist er mir erst auf der Feier bei den Germanicern zu Ehren des Fons. An dem Abend ist meine Großmutter versehentlich ins Impluvium gestürzt und er hat sie wieder rausgezogen. Und dann sind wir ins Gespräch gekommen...und ...naja.."

  • »Ja«, bestätigte Caius und nickte. Klar, wusste ja keiner, wer schuld hatte. Oder dass es Axilla so dreckig gehen würde. Caius verstand das schon.
    »Sollte auch kein Vorwurf sein«, beeilte er sich zu sagen. Zum Rest sagte er nichts. Musste er aber auch gar nicht, denn die böse Furche auf seiner Stirn sprach wohl auch für sich.


    »Ach, tatsächlich?« Tjaja, die Spiele... Das waren interessante Veranstaltungen, bei denen man meistens Freude hatte. Wie perfekt also, um... Aber Caius grinste nur in sich rein und verriet nichts.
    »Von dem Fest hab ich gehört. Dann hat es deine Oma ja bis in die Acta geschafft, was? Also kennengelernt, unterhalten und dann...hat's geschnackelt?« erkundigte Caius sich. Fand er ja lustig. Obwohl es irgendwie grausam war, die Katze im Sack zu heiraten. Vielleicht war Serrana dem Senator zu prüde. Oder aber, der Senator taugte nichts. So genau wusste man das schließlich nie, wenn man's vorher nicht ausprobierte.

  • Besonders überzeugend schienen ihre Worte ja nicht gewesen zu sein, denn Archias sah immer noch reichlich grimmig drein, als sie über Crios sprach. Ob sie nochmal nachhaken sollte? Nein, lieber nicht, die Götter wussten, was sie dann lostreten würde. Und abgesehen davon war Archias Wut auf den Medicus ja auch ein Zeichen dafür, dass ihm wirklich etwas an Axilla und ihrem gemeinsamen Kind lag, und das musste erstmal reichen, zumal beide ja schließlich überlebt hatten.
    Nein, da sprach sie lieber über Sedulus und ihre Großmutter, wobei ihr Fast-Ehemann da eindeutig der angenehmere Gesprächsgegenstand war.


    "Oh, das Fest war wirklich toll, auch wenn ich am Anfang furchtbar nervös war, weil ich sowas noch nie mitgemacht habe." erzählte Serrana mit leuchtenden Augen und entspannte sich jetzt wieder zusehends, bevor sie beim Gedanken an den Unfall ihrer Großmutter unweigerlich kichern musste. "Ja, ich glaube, sie wurde wirklich in einem Artikel über die Fontinalia erwähnt, obwohl ihr das sicher nicht angenehm war. Meine Großmutter legt nämlich sehr großen Wert auf würdevolles und respektables Auftreten, und das ist an dem Abend ziemlich baden gegangen." Das durchaus schadenfrohe Kichern verstärkte sich noch ein bisschen. "Ich bin nur froh, dass irgendjemand den Sklaven, der sie damals versehentlich gestoßen hat, in Sicherheit gebracht hat. Den hätte Großmutter sicher eigenhändig an die Porta genagelt, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätte. In solchen Sachen ist sie ziemlich rigoros."
    Bei den Worten "kennengelernt" und "unterhalten" hatte Serrana noch automatisch genickt, aber bei "geschnackelt" wanderte dann doch wieder die Augenbraue misstrauisch nach oben. Ob das schon wieder so ein Schweinskram-Wort war?


    "Nun, ...ähm..., ich bin mir nicht ganz sicher, was du damit meinst, aber auf jeden Fall hab ich mich an dem Abend in ihn verliebt. Wobei ich gar nicht sagen könnte, wann es genau passiert ist." Serrana zuckte ein wenig entschuldigend die Schultern und sah dann neugierig zu Archias hinüber. "Wie war das denn bei dir und Axilla? Wann hast du denn gemerkt, dass ihr mehr als Freunde seid?" Du liebe Güte, was für eine Frage, und die auch noch an einen unverheirateten Mann! Aber schließlich hatten Archias und sie sich in den letzten Minuten über derart skurille Dinge unterhalten, dass es darauf jetzt auch nicht mehr ankam.

  • Caius sagte nichts zu dem Fest. Ihn hatte man nicht eingeladen, aber er hatte was aus der Acta gelesen darüber. Trotzdem waren eigene Erfahrungen immer noch mal was anderes als Erzählungen oder so. Und diese Großmutter kannte er eigentlich nicht. Er wusste nur von Axilla, dass das eine Germanica war, und dass sie wohl ein echter Besen war. Was Serrana ja gerade auch bestätigte. So einer alten Schrulle traute man nämlich eigentlich nicht zu, dass sie jemanden an die porta nagelte. Egal wen.


    Caius nickte grinsend. Liebe war eigentlich was, das nicht unbedingt nötig war für eine Hochzeit. Bei den meisten Ehen war das wohl auch so. Er selber schätzte sich glücklich, dass er mal jemanden heiraten würde, bei dem und für die das Gefühl da war. Insofern hatten es Plebejer doch irgendwie besser als Patrizier. Sah man ja an Piso. Der hätte Decima Serrana schließlich tatsächlich heiraten können, wenn er nur gewollt und nicht diesen beschissenen Standesdünkel im Kopf gehabt hätte. Tja. Und nu war die weg. Sah man ja, wohin das führte. Caius wurde skeptisch, als er keine Worte mehr von Serrana hörte (was hatte sie doch gleich gesagt?) und ihren fragenden Blick auf sich spürte. Oh, Moment!


    »Äh, bei uns?« wiederholte er noch mal und blinzelte dabei.
    »Ähm, naja. Auf der Aurelierhochzeit. Als sie mit diesem Duccius aufgekreut ist, denk ich«, sagte er dann vorsichtig. Irgendwie hatte er das Geüfühl, dass er gleich wieder eine Standpauke von Serrana zu erwarten hatte. Er musste dringend wieder Serrana ausquetschen, damit sie weiterredete, ohne dass sie merkte, wie er ablenkte. Nur wie? Caius kaute auf seiner Unterlippe und überlegte sich eine Strategie. Derweil fing es zu nieseln an.

  • Serrana nickte nachdenklich, als Archias erwähnte, sich endgültig in Axilla verliebt zu haben, als diese mit Vala auf dem Hochzeitsempfang von Septima und Ursus aufgetaucht war. Sie selbst hatte in ihrem Leben glücklicherweise bislang noch wenig Grund zur Eifersucht gehabt, konnte aber trotzdem nachvollziehen, dass diese eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf Menschen haben konnte. Wie dumm von ihr, da noch einmal nachzuhaken, schließlich hatte der Aelier ihr das doch bereits früher im Gespräch erzählt.
    Serrana seufzte gerade leise wegen der eigenen Begriffstutzigkeit, als passend zum Thema endlich ein weiterer Sesterz fiel. Axilla, Archias, Vala und der Hochzeitsempfang....und dann war da doch noch...


    "Du warst das, oder?" fragte Serrana, für ein paar Sekunden ausschließlich ungläubig, bis sich ein nahezu hysterisches Kichern seinen Weg hinaus bahnte. "Du hast Duccius Vala diesen Salat über den Kopf gekippt. Oder waren es Früchte? Hihiiiiihiiii....,wie bist du nur auf so eine Idee gekommen?" Wirklich leid tat ihr der Germane nach wie vor nicht, denn so ganz hatte es sich in Serranas Kopf noch nicht gesetzt, dass der an Axillas Schlamassel wider Erwarten vollkommen unschuldig gewesen war. Moralische Empörung war schließlich eine feine Sache, so lange man nicht zugeben musste, dass man sich geirrt hatte.

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