Aventurinus schaute Felix an.
"Du möchtest meine Meinung in dieser Frage wissen?"
Der Sklave hatte ihm inzwischen erwartungsgemäß O-Saft eingeschenkt. Aventurinus betrachtete das gefüllte Glas einen Moment lang nachdenklich, dann trank er.
Aventurinus schaute Felix an.
"Du möchtest meine Meinung in dieser Frage wissen?"
Der Sklave hatte ihm inzwischen erwartungsgemäß O-Saft eingeschenkt. Aventurinus betrachtete das gefüllte Glas einen Moment lang nachdenklich, dann trank er.
Ich hob erstaunt die Augenbrauen. Aventurinus war mir gar nicht derart unschlüssig in Erinnerung geblieben. Wollte er nicht oder konnte er nicht? Man soll ja nie Schlechtes denken, aber es kam mir fast wie eine Taktik vor. Ich bemühte mich, positiv zu denken, nahm einen Schluck des guten Saftes und setzte mich aufrecht hin.
Nun war ich gespannt, wie wohl der Legat diese verzögerte Meinungsäußerung fand.
Wahnsinns RL-Stress, sorry. Kümmer mich morgen abend drum!
Ich zwinkerte Deandra zu und nippte an meinem Wein.
"Oh, als Legatus hat man eben seine kleinen Vorrechte... und ohne deine Besuche würde ich auf dem ganzen guten Saft sitzenbleiben.
Abe rich habe eine Frage: Wie würde sich mein Wohlwollen in deiner Sache äußern?
Müsste ich dir zusagen, einen Duumvirn aus den Reihen der Albata zu ernennen? Oder sämtliche nicht den römischen Traditionen entsprechenden Bürger von der Stadt fernhalten?"
Aventurinus schien etwas unschlüssig zu sein. Oder er formulierte bereits an einem Text herum. Zeit es herauszufinden...
"Nun, Aventurinus, was ist deine Meinung?"
Oh, oh! Was war ich doch empfänglich für ein paar Nettigkeiten von einem Mann, dem es oft mit Leichtigkeit gelang, mich in akute Stresszustände zu versetzen. Jetzt ging es nicht mehr ohne Lächeln und ich war etwas aus dem Konzept.
Ich räusperte mich kaum hörbar und griff ablenkend zu meinem Saftbecher. Viele winzige Schlucke verschafften mir die Zeit, die ich nun für mich brauchte. Nicht, um die Inhalte in meinem Kopf zu ordnen, sondern um das Hirn überhaupt einsatzbereit zu machen. Mit einem deutlichen Atemzug setzte ich den Becher wieder ab und wirkte hoffentlich gefasst.
„Nun, wie sich dein Wohlwollen äußert, weißt nur du allein. Wie es sich aber, wenn es nach meinen Wünschen ginge, äußern könnte, das kann ich gerne erläutern.“
Noch ein verlegenes Räuspern, dann hatte ich die Situation wieder im Griff.
„Aus welchen Reihen der Duumvir letztlich stammt, wäre für mich zweitrangig. Wichtig wäre mir, dass er wie ich und wie meine Freunde aus der Albata die Traditionen schätzt, die alten Werte pflegt, die Götter ehrt und die alten Strukturen, ja vor allem auch die, konsequent umsetzt. Sicher ist ein Vertreter der Albata da ein Garant für die Umsetzung dieser Vorstellung. Es gäbe übrigens auch einen sehr zuverlässigen und fähigen Mann. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht etwas Konkretes disbezüglich mitgebracht hätte. Und ja, ich wünschte auch in Misenum würde eine Verwaltung die Geschicke der Stadt führen, die das alte Rollenbild - das unserer Vorfahren - berücksichtigt.
Deine zweite Frage jedoch … Ist die wirklich ernst gemeint?“
Zweifelnd und zugegeben auch unschlüssig sah ich Flavius Felix an. Keine Menschenseele war je aus Mantua wegen der altrömischen Traditionen ausgereist. Im Gegenteil, die Stadt verzeichnete eine gute Zuwachsrate und nie hat es auch nur irgendjemand von uns Traditionalisten interessiert, ob diese Menschen im Privaten der Religion in gleichem Maße zugetan waren wie wir.
„Hm, wenn du sämtliche nicht den römischen Traditionen entsprechende Bürger von der Stadtverwaltung fernhalten könntest, wäre das eine großartige Unterstützung. Leben kann in Mantua wie Misenum jeder, dem es beliebt.“
edit: "Wobei, das ist Quatsch", korrigierte ich mich selbst. "So lange der Duumvir diese Linie fährt, kann jeder X-beliebige Bürger Magistratus oder Scriba sein, mit Ausnahme natürlich eines Christen und einer Frau."
Seine Meinung in dieser Angelegenheit hatte sich Aventurinus nach Kenntnisnahme des Gesprächsprotokolles rasch gebildet, aber er hatte seine Meinung nicht ohne Aufforderung des Statthalters zum Besten geben wollen und die Zeit genutzt um sich einige Worte zurechtzulegen. Deandras letzte Äußerungen hatten ihn in seiner Meinung noch zusätzlich bestärkt. An einer Stelle ihrer Ausführungen zuckte sein rechter Nasenflügel merklich, obwohl ihm ansonsten nicht anzusehen war, was er dachte.
"Sehr wohl, mein Legatus.“ antwortete er Felix.
"Ich zolle den tatkräftigen Bürgern Mantuas meine aufrichtige Anerkennung wie sie das vorher im Winterschlaf befindliche Mantua auferweckt haben…“, jetzt an Deandra gewandt.
Dann, wieder an beide Gesprächspartner gerichtet, "...natürlich kann man dabei auch nicht den Beitrag der Legio I vergessen, deren Anwesenheit die Stadt prosperieren lässt. Wie Deandra jedoch bereits selbst sagt, platzt Mantua längst nicht aus allen Nähten. Dem Studium der mir aus Mantua zugehenden Berichte zufolge sehe ich noch viel Arbeit vor den dort wirkenden Kräften, um den Aufschwung Mantuas auf Dauer zu sichern.“
Aventurinus machte eine kurze Pause und nippte von seinem O-Saft. Wein wäre jetzt besser, dachte er.
"Von daher sehe ich keine Notwendigkeit Bürger aus Mantua abzuziehen und stattdessen nach Misenum umzusiedeln. Dies erscheint mir als ein Nullsummenspiel. Da ich als Comes die gesamte Regio im Auge haben muß, sehe ich keinen Vorteil darin den gerade begonnenen Aufschwung Mantuas wieder abzubremsen und durch gezielte Wegzüge nach Misenum vielleicht sogar zu gefährden.“ fuhr Aventurinus dann fort.
"Das aber nur am Rande. Denn bei unserem Gespräch hier geht es nicht um Mantua, sondern um Misenum. Fakt ist, Misenum benötigt Unterstützung durch die Provinzialverwaltung und wir beraten in der Curie gegenwärtig intensiv darüber, was zu tun ist. Auf jeden Fall benötigt die Stadt ein scharfes Profil. Ein eigenständiges Profil. Ein Profil, welches sich von dem Profil der anderen großen Städte Italias unterscheidet. Denn nur durch ein eigenständiges, ein neues Konzept für Misenum können wir die Stadt für neue Bevölkerungsschichten attraktiv machen und Bürger anziehen, die wir mit den Konzepten der anderen Städte bisher nicht dazu bewegen konnten sich in unserer Regio niederzulassen. Ostia nutzt seine Möglichkeiten als Hafen- und Handelsstadt, Mantua ist die Stadt der Legio I und des religiösen Traditionalismus. Das Konzept von Mantua jetzt auf eine Stadt wie Misenum übertragen zu wollen halte ich für nicht sinnvoll. Für Misenum brauchen wir neue Wege. Ich sehe Misenum vor meinem inneren Auge erblühen als weltoffene Stadt, als mondänes Seebad, als Erholungsoase der römischen Oberschicht.“
Aventurinus verspürte inzwischen ein Kratzen in seiner Kehle. O-Saft war definitiv nicht das geeignete Schmiermittel für längere Reden. Aber was half es? Das Thema war zu wichtig.
Mit seinen nächsten Worten wandte er sich nochmals an die Aurelierin.
"Meine liebe Deandra, dein Ansinnen die Hälfte der Bevölkerung dieser Stadt - nämlich alle Frauen - von der Verwaltung dieser Stadt auszuschließen, widerspräche der Politik unseres Kaisers, welcher gerade in dieser Hinsicht sehr tolerant ist und immer wieder bewiesen hat, daß er großes Vertrauen zu Frauen in hohen und höchsten politischen Ämtern hat. Als Mitglied der Factio Veneta unterstütze ich diese weitsichtige Politik unseres geliebten Augustus ausdrücklich. Ich kann mir jedenfalls für Misenum genauso gut einen weiblichen Duumvir wie einen männlichen Duumvir vorstellen. Einzig und allein die persönliche Eignung darf das Kriterium für die Besetzung einer Stelle in der Verwaltung sein und nicht das Geschlecht des Kandidaten.“
Lächelnd fügte er hinzu, "Im übrigen bist du selbst, Deandra, doch das beste Beispiel dafür, daß Frauen auch in der Verwaltung hervorragende Leistungen bringen können. Ich denke nur an dein Schaffen in Ostia. Deshalb verstehe ich überhaupt nicht warum du deinen Geschlechtsgenossinnen Steine in den Weg legen willst.“
Aventurinus sah die bereits leicht ungeduldig werdende Miene von Felix. Es war Zeit zum Ende der Ausführungen zu kommen.
"Mein Legatus. Ich denke das Konzept von Mantua ist nicht auf Misenum oder andere Städte übertragbar. Natürlich sind generell alle Bürger willkommen, die sich am Aufbau Misenums beteiligen wollen. Jedoch ohne Gewährung derartiger von Deandra vorgeschlagenen Privilegien und den damit verbundenen Einschränkungen für andere Bevölkerungsgruppen. Dies ist meine von Überzeugung getragene Meinung. Die Entscheidung wie in Misenum verfahren wird obliegt nun dir, Secundus Flavius.“
Ich hatte das bisherige Verhalten von Aventurinus also richtig eingeschätzt. Vieles ergab nun einen Sinn. Für einen kurzen Moment bereute ich erneut, hierher gekommen zu sein. Sollte das Spiel mit offenen Karten am Ende bestraft werden? Dann wischte ich diesen Gedanken fort. Seine geschätzte Meinung in dieser Angelegenheit interessierte mich überhaupt nicht.
Der Legat allein war immer der Ansprechpartner für mich gewesen, wenn es darum ging, den konservativ eingestellten Bürgern des Imperiums, Raum zur Entfaltung zu geben. Ich vertraute auf seine Weisheit. Deswegen war ich trotz der komplizierten Konversation in der Vergangenheit zwischen uns wieder hierher gekommen. An seiner Weisheit hatte ich nie Grund zum Zweifeln gehabt. Nun, da diese Begegnung auch auf menschlicher Ebene an Harmonie gewonnen hatte, schreckten mich Aventurinus’ Worte keineswegs.
Lächelnd blickte ich zu Secundus Flavius Felix und wartete auf seine Reaktion.
Ich hörte aufmerksam zu, was Aventurinus sagte, und nickte ab und an.
"Deandra, es tut mir leid, ich muss Aventurinus recht geben.
Niemand, erst recht nicht ich, wird euch davon abhalten eine weitere Stadt zu besiedeln, dort einen der Euren zum Duumvirn wählen zu lassen und über diesen in eurem Sinn die Römischen Traditionen in der Stadt zu bewahren.
Aber es wäre unfair anderen an Mantua Interessierten gegenüber, wenn ich zu euren Gunsten die Demokratie in der Stadt aufheben würde."
Ich trank einen kleinen Schluck Wein und sah Deandra an. Hoffentlich verstand sie, dass ich keineswegs etwas gegen sie oder die Ihrigen hatte.
Lange blickte ich Felix an, dann schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Obwohl seine Worte oberflächlich betrachtet eine Absage beinhalteten, war er mir nie so sympathisch wie gerade in diesem Moment. Sollte sich Aventurinus ruhig über seinen scheinbaren Sieg freuen, ich hatte auch Grund zur Freude – einen doppelten Grund. Gab es Aventurinus und seine Argumente überhaupt noch in diesem Raum?
Ich liebte die Offenheit und konnte mit gutem Gewissen nach Mantua zurückkehren, um dort alle Vorbereitungen zu treffen. Felix wusste nun über unsere Pläne Bescheid. Zwar würde er uns nicht unterstützen, aber er hielt uns auch nicht zurück. Misenum würde Mantua folgen, das war gewiss, denn an unser Engagement reichte kein anderes heran.
Und dann hatte ich heute eine Seite an Felix kennen gelernt, die mir gefiel. Sie erlaubte mir, meine Schutzrüstung in Teilen abzulegen, weil ich mich nun sicherer fühlte. Das machte mich weicher, natürlich auch wieder schneller verletzbar. So war das eben.
„Legatus, ich bin heute hier erschienen, um sowohl dein Wohlwollen als auch deine Unterstützung für meine Pläne zu gewinnen. Auf deine Unterstützung muss ich leider verzichten, doch deines Wohlwollens bin ich mir fast gewiss. Um ehrlich zu sein, das ist mir zehnmal mehr wert, als jede Amtshandlung oder jeder sachliche Beschluss.“
Auch ich nahm nun einen Schluck des guten Saftes. Ein Lächeln saß in meinen Augenwinkeln als ich über den Rand des Bechers schaute. Wie diese Unterredung nun enden würde, war regelrecht prickelnd. Ich hatte nun so ziemlich alle möglichen Emotionen durch. Und mein Lächeln hielt sich standhaft.
Aventurinus nickte bei den Worten von Felix. Er hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Die Antwort entsprach letztlich dem von ihm selbst Vorgeschlagenen. Jeglicher Zuzug nach Misenum würde der Stadt gut tun und welche Kräfte sich dort letztendlich durchsetzen würden, das lag in der Zukunft. Aber es gab keine Privilegien für irgendwelche Gruppen, dies war das Entscheidende.
Ich setzte meinen Becher ab und zwei Fragen nach.
"Steht bereits ein Termin für die Magistratswahlen in den civitates fest? Der neue Magistratus für Misenum wird doch sicherlich über diese Wahlen gesucht, wenn du, Legat, ihn heute nicht Kraft deines Amtes einsetzen möchtest. Ist das so?"
Wie immer war Flavius Felix mein Ansprechpartner und so blickte ich ausschließlich ihn an.
"Wenn ich mich nicht ganz täusche sollen die Wahlen für Stadtverwaltungen und Curia Mitte diesen Monats stattfinden. Und ja, neue Magistrate für Misenum werden bei dieser Gelegenheit vom Volk gewählt und von mir ernannt werden. Wahlleiter wird wie von der Lex Provincialis vorgesehen Comes Aventurinus sein.
Wir sind noch auf der Suche nach einem Interims-Magistraten für Misenum bis dahin, aber so wie es aussieht wird Misenum wohl noch zwei Wochen ohne Führung bleiben."
„Mitte diesen Monats, hmhm“, wiederholte ich nachdenklich. „Interims-Magistratus …“
Ich ging alle bei diesem Gespräch aufgenommenen Informationen nochmals durch.
Mantua als Stadt des religiösen Traditionalismus und der alten Strukturen stand unter der Schirmherrschaft des Legaten Secundus Flavius Felix. Die dort gelebte konservative Ausrichtung war nicht gefährdet, eine weitere Stadt würde allerdings nicht in gleichem Maße vom Schutz des Legaten profitieren können. Dennoch war mein Ziel, die römischen Traditionen über die Grenzen Mantuas hinauszutragen.
Misenum sah der Legat offenbar wie sein Comes als weltoffene Stadt, als mondänes Seebad, als Erholungsoase der römischen Oberschicht.
Ich suchte Anknüpfstellen, um einen Kompromiss zu schließen. und ich fand sie. Mondänes Seebad? Erholungsoase der römischen Oberschicht? Das passte. Ich war Patrizierin. Was nicht passte, war meine traditionelle, ja fast schon erzkonservative Einstellung im Gegensatz zur Vorstellung, Misenum solle eine weltoffene Stadt werden.
Doch auch das bekam ich passend. Mein Entgegenkommen könnte so aussehen, dass ich - anders als in Mantua - in Misenum nicht auf die volle Umsetzung der alten Strukturen bestehen würde. Im Gegenzug müsste allerdings die weltoffene Gesinnung in eine traditionelle umschwenken, denn Patrizier und weltoffen? Nein, also das passte ja sowieso nicht. Patrizier waren eher traditionell. Das konnte natürlich ein Comes, der ursprünglich aus dem Plebejerstand stammte, nicht wissen.
Ich nickte zufrieden. Diesen Kompromiss konnte ich selbst und den würden auch meine Mitstreiter aus der Albata mittragen können. Vorrangig war vor allem die traditionelle Gesinnung. Ich blickte auf und sah den Legaten geradewegs an.
„Wenn du eine Patrizierhochburg in Misenum wünscht, ein mondänes Seebad, dann wäre es ratsam, einen Patrizier die Geschicke der Stadt leiten zu lassen. Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten. Mir liegt daran, dass Misenum traditionell ausgerichtet ist. Solltest es dir möglich sein, von einer liberalen Ausrichtung der Stadt abzurücken, kann ich im Gegenzug meine starre Orientierung, was die traditionellen Strukturen einer Stadtverwaltung betrifft, ebenfalls aufgeben. Was ich damit sagen will: Ich, Patrizierin und Traditionalistin, biete dir an, Misenum zu einer noblen und blühenden Provinzstadt zu führen, wenn du mir gestattest, die römischen Traditionen dort zu pflegen.“
Mein Lächeln kam ganz von allein, denn ich hatte heute erstmalig Gelegenheit, hinter die Fassade von Felix sehen zu können … Trotz der schwierigen Kompromissfindung und des andauernden Abwägens empfand ich das Gespräch als sehr angenehm. Nicht auszuhalten, wenn es noch besser werden würde. Vielleicht sollten wir mal Aventurinus vor die Tür schicken.
Ich räusperte mich. Wie gut, dass hier niemand Gedanken lesen konnte.
"Die Wahlen werden ANTE DIEM X KAL NOV DCCCLV A.U.C. (23.10.2005/102 n.Chr.) und ANTE DIEM IX KAL NOV DCCCLV A.U.C. (24.10.2005/102 n.Chr.) stattfinden." ergänzte der Comes die Ausführungen des Statthalters.
Als Aventurinus dann Deandras Vorschlag hörte, hätte er fast laut losgelacht, behielt jedoch sein Pokerface bei. Nur Felix, der ihn besser kannte, mochte ahnen was er dachte.
Aventurinus fand die Darbietung von Deandra höchst interessant. So kommt der wahre Kern eines Menschen zum Vorschein, dachte er.
Erst versuchte Deandra ihn zu ignoerieren, seitdem Aventurinus aus guten Gründen gegen ihren Vorschlag gesprochen hatte. Nachdem sie sich zuvor vor lauter Freundlichkeit ihm gegenüber kaum einbekommen hatte. Nun, nachdem sie vorher Frauen nicht einmal für würdig hielt in Misenum einen läppischen Scriba-Posten einzunehmen, wollte sie plötzlich selbst die Führung der Stadt übernehmen. Aus dem durchsichtigen Grunde, alle Fäden in der Hand zu behalten und die Stadt letztlich doch nach ihren Vorstellungen umzumodeln.
Ihn ritt die Versuchung, die Aurelierin zu fragen, wie sich ihre Vorstellungen von Traditionalismus mit einem ehemaligen Sklaven als Duumvir in einer ganz bestimmten Stadt vereinbaren ließen...
Ich war sehr auf die Wirkung meiner Worte auf Aventurinus gespannt gewesen. Ich wusste, es würde ihn ärgern, aber auch er hatte mich mit seiner Verzögerungstaktik geärgert. Manches, was mir andere zugetragen hatten, bestätigte sich und ich musste nun auch mein Bild von ihm korrigieren. Sehr bedauerlich, ich mochte ihn einmal sehr. Egal, maßgebend war der Legat, der sich zu meiner Freude ebenfalls verändert hatte, nur eben im Gegensatz zu Aventurinus sehr positiv.
Nein, meine Ideale wechselte ich nicht, meine Sympathien schon. Und niemand sollte behaupten, ich wäre nicht kompromissbereit. Nur bei Mantua, da würde ich nicht mit mir reden lassen und ja, ich besaß einen dicken Kopf. Und doch war ich leicht zu berechnen. Man musste nur wissen, mich zu nehmen.
Würde mich jemand nach den Gründen für die personelle Besetzung der Curien fragen, dann würde ich schlicht und einfach sagen: 'Die traditionelle und konservative Einstellung eines Amtsanwärtes zählt mehr als Stand oder Geschlecht'. Es gab nie eine andere Reihenfolge der Wertigkeiten und die wird es auch nie geben, nicht bei mir und nicht bei den Vertretern der Albata.
Ich blickte von Deandra zu Aventurinus und dann wieder zurück. Mochten sich die beiden nicht? Sonderbar... naja, Orangensaft-Trinker.
Und Deandra war für Überraschungen gut.
"Was? Du? Äh, ich meine: Ich werde dich bis zu den Wahlen zum Magistratus ernennen. Danach musst du dich vom Volk wählen lassen..."
Ich deutete dem Scriba, ein entsprechendes Dokument anfertigen zu lassen.
"Bravo, Felix. Eine Frau an der Spitze Misenums..."
...nachdem vor wenigen Augenblicken Deandra dort nicht mal einen weiblichen Scriba zulassen wollte.
Aventurinus lachte.
Er schaute die Aurelierin grinsend an, wobei ihm das Wort ´Wendehals´ einfiel.
@ Deandra
Gesprochen ist ausschließlich dieses "..."
1. Edit: SimOFF
2. Edit: Schreibfehler im SimOFF ausgemerzt.
ZitatOriginal von Secundus Flavius Felix
"Was? Du? Äh, ich meine: Ich werde dich bis zu den Wahlen zum Magistratus ernennen. Danach musst du dich vom Volk wählen lassen..."
„Oh, ich denke das dürfte weniger schwierig sein, als meinen Pater von der Richtigkeit meines Handelns zu überzeugen. Du weißt sicher, ich stamme aus einer sehr traditionsbewussten Familie und Sophus lehnt, mehr noch als jeder andere, jedwede politische Betätigung von Frauen ab.“
Ich nippte kurz an meinem Becher, wunderte mich kurzfristig über Aventurinus und brütete derweil die nächste Idee in meinem Kopf aus. Mit einem Lächeln suchte ich den Blickkontakt zu Felix.
„Ich könnte es mir sehr erquicklich, persönlich anregend und für das Projekt Misenum sehr nutzbringend vorstellen, wenn wir, du und ich, im Anschluss an dieses Gespräch einen Gedankenaustausch vornehmen und ein paar Details zur Wiederbelebung der Stadt erörtern würden. Wer, wenn nicht du, wäre Maßstab für mich, auf welche Wünsche und Vorstellungen ich bei der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens und diverser Einrichtungen ich in Misenum Rücksicht nehmen müsste, um den verschiedenen gehobenen Ansprüchen unserer Zielgruppe umfänglich gerecht zu werden.“
Ob Felix wohl auswich oder traute er sich, darauf einzugehen? Ich tippte mal auf Ersteres, denn manchmal - zumindest in den Factioversammlungen - kam er mir durchaus schüchtern vor. Und doch konnte ich dem Reiz, ihm das vorzuschlagen, nicht wiederstehen. Ich könnte auf diese Weise das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Höchst gespannt lehnte ich mich in meinem bequemen Sessel zurück und beobachtete jede seiner Regungen.
Aventurinus empfand die Situation als immer grotesker.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
„Oh, ich denke das dürfte weniger schwierig sein, als meinen Pater von der Richtigkeit meines Handelns zu überzeugen. Du weißt sicher, ich stamme aus einer sehr traditionsbewussten Familie und Sophus lehnt, mehr noch als jeder andere, jedwede politische Betätigung von Frauen ab.“
Deandra sprach den offensichtlichen Widerspruch jetzt sogar selbst aus. Und dennoch hatte sie kurz zuvor selbst den Vorschlag unterbreitet, sich politisch als Oberhaupt von Misenum zu betätigen.
Zudem waren Aventurinus frühere Worte Deandras aus dieser Audienz noch deutlich im Bewußtsein.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
Und ja, ich wünschte auch in Misenum würde eine Verwaltung die Geschicke der Stadt führen, die das alte Rollenbild - das unserer Vorfahren - berücksichtigt."
...
"So lange der Duumvir diese Linie fährt, kann jeder X-beliebige Bürger Magistratus oder Scriba sein, mit Ausnahme natürlich eines Christen und einer Frau."
Merkte Deandra gar nicht wie sehr sie sich selbst widersprach?, grübelte der Comes.
Hättest du nicht postwendend nach meiner Bekanntgabe, dass ich trotz fehlenden Schutzes von Seiten Felix’ gedenke, Misenum zu einer zweiten Traditionalistenstadt zu machen, die Anzeige für einen Interims-Magistraten gepostet, wäre Deandra weder jetzt noch später in die Stadtverwaltung eingestiegen.
Gern würde ich das SimOn einwerfen, aber es geht nicht, denn während ich diesen Raum nicht verlassen kann (und das Ganze nur SimOff weiß), ist es dir unterdessen möglich, oben genannte Bekanntmachung in Misenum zu veröffentlichen. Das war kein Fairplay. Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Teil meiner Grundsätze für die Sache zu opfern, wollte ich nicht den Verlust der Stadt riskieren.
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