[Villa Pellacia] Ein Besuch

  • „Sicher, so ganz Unrecht hast du damit nicht… Freundschaft kann man anbieten“, sagte ich nachdenklich.


    Mir war klar, mein Problem in dieser Sache lag nicht allein im Standesunterschied. Mit Aelia und Lucia pflegte ich auch eine beginnende Freundschaft. Ich merkte, das Gespräch zwischen Glaucia und mir wurde schwierig.


    Ich atmete tief durch und sagte dann einfach, was ich dachte:

    „Nenn mich unselbständig oder auch hartherzig dir gegenüber, aber es gibt da noch einen Grund, weswegen ich Hemmungen habe, ein solches Versprechen einzugehen. Wenn ich mir überlege, dass Sophus eine Freundschaft mit einer Frau eingehen würde, mit der ich mich bereits bis aufs Messer gestritten habe und die ich womöglich verabscheue - und mir fällt da auf Anhieb sogar jemand ein - dann würde mich das sehr verletzen. Verstehe mich bitte! Ich kann unmöglich, solange sich dein Verhältnis zu Sophus nicht geklärt oder verbessert hat, deine Freundschaft annehmen oder sie erwidern.“


    Etwas hilflos und doch, in dem Glauben richtig zu handeln, blickte ich Glaucia an.

  • Das verstehe ich gut, doch Du verstehst mich falsch. Ich will Dir nur sagen das Du in mir jemanden hast, wenn Du jemals Hilfe oder irgendetwas anderes braucht. Ich will keinen Kontakt, keine gesellschaftlichen Beziehungen obwohl ich beides auch nicht ablehnen würde.


    Sophus ist mir mit seinen Standesdünkeln auch zu sehr zuwieder um mit ihm zu verkehren, denn es gab mal eine Zeit da stand ich vom Range über ihm, da war ich der Patrizier und die Aurelier waren Plebejer. Ich habe da niemanden wie Abfall behandelt.

  • „Während der erste Teil deiner Worte wirklich sehr nobel war, kehrt der zweite alles wieder um. Ich kann sehr wohl deine Denkweise nachvollziehen, aber ich stehe voll und ganz hinter Sophus und meiner Familie. Beleidigst du ihn, beleidigst du mich“, sagte ich leise, aber nicht ohne Nachdruck.


    Es war wirklich schwierig. Ich sah keinen Ausweg.


    „Ich liebe an Sophus nicht seinen Stand sondern seinen Stolz…“, versuchte ich zu erklären, brach aber ratlos ab. Irgendwie drehten wir uns im Kreis.


    „Diese Aussprache hat mir viel gegeben“, sagte ich schließlich. „Und dennoch“, ich blickte auf und sah Glaucia fest an, „ich werde zu jeder Zeit und in jeder Situation fest hinter Sophus stehen. Das war damals so und heute ist es noch viel gewisser. Das ist meine Vorstellung von Moral und Liebe. Einigst du dich nicht mit ihm, wird ein Kontakt zwischen uns fast unmöglich sein. Vielen Dank trotz allem für dein Angebot. Ich bedaure, dass es so gar keine Lösung zu geben scheint.“



    Eines hatte mir diese Unterredung jedenfalls gebracht - mein Frust und meine Traurigkeit von vorhin war weitgehend verflogen. Ich fühlte so etwas wie innere Ruhe.

  • Mit den Worten 'Ich hoffe für Dich das ihr immer eins seit' erhob sich Glaucia. Du weisst ich stehe auf Deiner Seite falls dies mal nicht so ist.

  • Wortlos blickte ich Glaucia an. Heute war ein vollkommen merkwürdiger Tag. Ich wusste gar nicht mehr wo mir der Kopf stand.



    „Ich hoffe mal, das war jetzt keine Prophezeiung. Mich beschleicht gerade so ein merkwürdiges Gefühl… Wissen können das nur die Götter“, sagte ich bestimmt.


    Ich begleitete Glaucia zur Tür.


    „Auf jeden Fall wünsche ich dir alles Gute!“


    Ich hätte gern gelächelt, aber mein Gesicht blieb ernst. Ich fühlte mich bedrückt.

  • Ich Dir! Als Glaucia ging drehte er sich nicht um obwohl er es gerne wollte. Er hatte beschlossen einiges in seinem Leben zu regeln und dies war gerade ein Anfang gewesen.

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