Die kleinen abgelegenen Strände Tarracos

  • Lucillas Verwirrung nimmt immer mehr zu. Dass Commodus die Provinz verlassen hat, wusste sie nicht. Vor allem nicht, dass es ihn in das dunkle Germanien gezogen hat.


    "Was macht er dort?"

  • "Ich habe zu seiner Zeit als Magistrat in der Curia als Scriba angefangen. Leider schied er dann ja während seines Amtes als Duumvir aus der Verwaltung aus. Ich dachte immer, er wollte sich komplett aus der Verwaltung zurückziehen, aber es lag wohl an Hispania." Ein wenig Bedauern liegt nun auch in ihrer Stimme.


    "Und wird die Gens Prudentia Commodus nach Germanien folgen?"


    Sie will es sich nicht eingestehen, doch der Gedanke daran, dass auch sein Bruder Balbus Tarraco verlassen könnte, wühlt sie mehr auf, als sie gedacht hätte.

  • Erleichterung macht sich in Lucilla breit.


    "Das freut mich. Welcher Tätigkeit gehst du eigentlich nach, Prudentius Balbus? Ich könnte mich nicht daran erinnern, dir bereits in Tarraco begegnet zu sein."


    Es erscheint Lucilla irgendwie komisch, ihn bei seinem Namen zu nennen. Bei dem Namen, den auch sein Bruder trägt.

  • Er schaute wieder raus aufs Meer.


    "Ich diene unserem Kaiser in der Legion. Das war mein Wunsch, als ich meinem Bruder hierher folgte und das mache ich seit dem. Ich habs zwar leider noch nicht so weit gebracht wie er, aber ich arbeite daran."


    In seiner Stimme machte sich ein Anflug von Bewunderung breit als er von seinem Bruder sprach.

  • "Dein Bruder ist der Regionarius, nicht wahr?" fragt sie und seufzt innerlich. Sie hatte es nicht mehr geschafft, sich von Balbus zu verabschieden. Nun würde er an ihrer Officiumstür lesen müssen, dass sie nicht da war. Ob er sie wohl vermissen würde?

  • Sie lächelte bei Balbus Worten. Dass Balbus öfter mal wenig zu tun hat weiß Lucilla aus eigener Erfahrung. Wie sonst könnte er sich so unnötige Besuche beim Praefectus Vehiculorum erlauben.


    "Nun, wenn du die Anlagen deiner Gens besitzt bin ich sicher, dass auch du es weit bringen wirst." Sie schmunzelt. "Auch wenn ich nicht weiß, ob der Posten des Regionarius wirklich so erstrebenswert ist. Mir persönlich wäre es zu gefährlich. Aber als Legionär bist du so etwas wohl gewöhnt."

  • "Ja, als Leginär ist man an sowas gewöhnt. Aber auch nur in Kriegszeiten. Zur Zeit ist das Leben im Castellum ziemlich langweilig. Die meisten einfachen Soldaten werden trainiert und ausgebildet und die Offiziere, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben, machen irgendwelche Verwaltungsaufgaben. Ich sitze die meiste Zeit in einem Officium und kümmere mich darum, die Legionäre zu den Wachmannschaften einzuteilen."

  • "Dann hat es doch immerhin mit der nicht zu vielen Arbeit schon geklappt. Und ich bin froh, solang die Legion nicht in den Krieg zieht, ich habe zu viele Verwandte dort um die ich mir andernfalls Sorgen machen muss."

  • Balbus lachte.


    "Ja, das habe ich gemerkt. Wo man auch hinsieht, überall gibt es einen Decimus Soundso."


    Er schaute sie wieder an.


    "Deine Familie hat sich während des Krieges sehr gut geschlagen. Viele der Männer denen ich gerne mein Leben anvertraue gehören deiner Familie an."

  • Auch Lucilla muss bei Balbus Bemerkung lachen.


    "Da hast du Recht und es ist nicht nur in der Legion so. Manchmal habe ich das Gefühl, wir führen die Curia als eine Art Familienbetrieb."


    Etwas ernster sagt sie: "Und was du über unsere Soldaten sagt, das ehrt sie sehr. Ich bin sehr stolz auf sie alle, auch wenn ich sie jedesmal verfluche, wenn sie wieder in den Krieg ziehen müssen und uns Zurückgebliebenen damit schlaflose Nächte bereiten."

  • "Ja, das wäre es." gibt Lucilla zu. "Doch wie man ja leider an Hispania gesehen hat, sitzen diese Feinde sogar mitten im Imperium."

  • "Nein, hier sind die Nachrichten nur spärlich eingetröpfelt. Bis wir erfahren haben, dass gekämpft wurde, war es schon immer vorbei. Zum Glück. Und trotzdem nimmt es einem nicht die Sorgen."


    Das Thema scheint bei Balbus keine guten Erinnerungen zu wecken. Wie auch. Daher beschließt Lucilla ein wenig davon abzuweichen.


    "Warst du auch bei dem Triumphzug in Rom dabei?"

  • Sie riss ihn aus den unangenehmen Gedanken und dafür war er dankbar.


    "Ja, auch da war ich dabei. Es war eine interessante Erfahrung. Und irgendwie war es auch schön, die Stadt meiner Kindheit wiederzusehen. Aber ich empfand es als noch viel voller und enger als früher. Aber das war wahrscheinlich nur, weil alle wegen des Zuges dort waren."

  • Lucilla lacht. "Auch ich habe einige Zeit in Rom gelebt, aber so überfüllt wie am Tag des Triumphzuges hatte ich es auch noch nicht erlebt. Aber ich denke auch wenn ich mitten in den Massen stand, ich hatte den bessern Standpunkt von uns beiden. All die Soldaten in ihren funkelnden Paraderüstungen, das war wirklich beeindruckend."

  • "Ach weisst du, ich hatte viele dieser Rüstungen vor mir, hinter mir, neben mir und auch eine an mir. Aber so sehr beeindruckt hat mich das nicht."


    Er schaute aufs Meer hinaus und dachte darüber nach, ob er Rom wiedersehen würde.


    "Ich glaube ich sollte langsam wieder in Richtung der Stadt aufbrechen."

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