- Sklavenunterkunft der Antiope -

  • Ich überlegte. Das war schon richtig, in Anbetracht dass dieses eklige, ständig verschwitzte, riesige Schwein mir an die Wäsche gehen würde, wäre es vorerst vielleicht doch ratsam zu folgen, auch wenn es mir nicht passte. Im moment war es sicherlich klüger auch nachgeben zu können. Ich ging genervt zurück in meine Unterkunft und löste die Bänder, auf dass meine Unterwäsche herunterfiel.


    Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich, aber ich würde - erst einmal - lernen müssen damit umzugehen. Es war ziemlich seltsam, nichts mehr zu tragen außer diese - ich gestehe mir ein - wohlriechende Tunika.


    Ursus führte mich nun zum Büro des Marcus Vincius Hungaricus.

  • Mit den Armreifen in der Hand kam Ursus wieder in die Unterkunft zurück. Zuerst legte er die Armreifen kurz weg, nahm ihre Kleider ... igitt, die sollten wieder gewaschen werden ... und ging mit ihr aus dem Zimmer.


    Kurze Zeit später - die Kleidung wurde wohl versteckt - erschien Ursus wieder, diesmal mit einem kleinen Tuch in der Hand, in das er die restlichen Habseligkeiten von Antiope - oder sind es die von Curio? - verstaute und zu einem Bündel zusammenschnürte.


    Mit diesem Bündel in der Hand schaute er sich noch einmal um, ob er eh nichts vergessen hatte, dann verließ er die Casa Richtung Casa Scribonia...

  • Ich war gerade von einer Unterredung mit Marcus Vinicus Hungaricus gekommen und auf dem Weg in meine Unterkunft hatten sich Tränen in meinen Augen gebildet, die nun über meine Wangen rannen. Heiß, erbarmungslos.


    Ich ging hinüber zu meinem Bett und legte mich darauf, das Gesicht hatte ich zur Wand gedreht und noch immer nässten meine Tränen mein Gesicht. Noch immer rannen sie heiß über die Wangen, fanden nun ihr Ende in meinem Kissen.

  • Ich sah die Wand an, meine Tränen waren verstummt. Mein Blick war kalt, leer und so fühlte ich mich auch. Mein Herz war gebrochen und ich hoffte schon bald würde es sich wieder einen. Ich hob beinahe unbewusst meine Hand und fuhr Linien an der Wand ab, ich sah nur die Wand.


    Und plötzlich schwand das Bild, ich schloss meine Augen und ich sah weite grüne Ebenen. Weit entfernt graste eine Herde Wildpferde. Ich saß einen Apfel kauend auf einem Hügel und sah mich um. Rechts von mir... Ja, da saß doch tatsächlich Selnya. Und nicht weit hinter ihr lag ein lichter, freundlicher Wald.


    Es war nicht unschwer für mich zu erkennen, dass es meine Heimat war. Die Sonne strahlte warm herab und nicht weit von uns grasten unsere... unsere beiden Pferde. Ich sog die Luft ein, es roch nach Gras, Bäumen, so unendlich frisch. Die Luft war rein und ein leichter Wind erfasste mein Haar und umspielte einige Strähnen.


    Ich lehnte mich glücklich nach hinten und atmete tief durch, immer wieder diese Luft der Freiheit, genoss das Gefühl der Freheit. Ich tastete nach Selnyas Hand und sie legte ihre in meine. Ich umklammerte sie fest. Mit der anderen tastete ich meinen Körper ab, ich hatte meine Jagdkleidung an, meine Ledersachen und die Metallaustattung, mein Schwert an der linken Seite.


    Dann streichelte ich mit der Hand durch das frische Gras, tastete über Blumen hinweg und fühlte... Ich war wieder zuhaus... Ich öffnete meine Augen wieder, um Selnya zu sehen und um ihr zu sagen, dass wir wieder fortreiten sollten, in die Ungwissheit. Doch ich öffnete meine Augen und ich sah die kalte Mauer.


    Ich ließ einen erstickten Schrei des Entsetzens von mir, ich war doch gerade noch.... Hatte ich geträumt? Oder hatten sie mich wieder gefangen? Warum glaubten die vielen Menschen, sie hätten Anspruch auf die Seelen und Körper anderer, die ebenso lebten wie sie? Friedlich und in Verbundenheit mit der Natur? Niemals hatte ich einem Menschen etwas zuleide getan, es sei denn er wollte mich vergewaltigen wie damals der Krieger, der meinen Dolch ins Herz gerammt bekam.


    Ja, ich war eine Kriegerin gewesen, doch nun... Wie konnte sich ein Leben so drastisch verändern? Nur weil ein Mann glaubte, er könnte Geld mit mir machen, wenn er mich als Sklavin verkaufte? Wie konnte ein Mensch soetwas tun. Curio und Hungaricus trafen dabei eigentlich keine Schuld, sie waren nur die ahnungslosen Käufer, die es nie anders gekannt hatten.


    Das einzige was sie hätten tun können, wäre gewesen, dass sie uns unsere Freiheit ließen. Wir waren schon so weit. Nun... waren... wir voneinander getrennt un wieder in Gefangenschaft. Sklaverei. Wenn ich wenigstens gehen könnte wohin ich wollte, doch auch das würde ein unaussprechbares Thema bleiben.


    Wütend und schluchzend schlug ich mit aller mir verfügbaren Kraft meine geballte Faust gegen die Wand und ich hörte ein leichtes knacken. Es war mir gleich, ich musste einfach diese Enttäuschung, diesen Frust ablassen. ich sah mit unberührtem Blick auf das Blut, was leise mein Handgelenk hinunterlief. Der Schlag war so doll gewesen, dass es sogar aufgeplatzt ist. Also konnte ich auch damit rechnen, dass unerhalb der Haut auch etwas schmerzhaftes geschah. Die Hand brannte und war taub, holte mich zurück.


    Ich musste doch dem Hungaricus noch etwas zu Essen bringen, sicherlich war es nun an der Zeit. Ich dachte wie mechanisch und ich stand auf um mich auf dem Weg in die Küche zu machen.

  • Müde schlurfte ich in meine Unterkunft und kleidete mich aus. Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, dass ich nichts unter dieser grässlichen Tunika trug. Sogar dass ich eine grässliche Tunika trug regte mich nicht weiter auf. Ich legte mich unter die Decke, so wie ich war. Ich wollte doch nur schlafen.


    Oh Selnya, ich weiß etwas stimmt mit dir nicht, ich fühle es tief in meinem Herzen, etwas ist geschehen. Der Schmerz in meiner Hand war nicht nur körperlicher Natur, auch mein Geist, mein Herz litten. Würde ich sie wieder sehen? Angst beschlich mein Herz, ich musste sie wieder sehen. Was, wenn ich sie nie wieder in meine Arme schließen könnte?


    Nun herrschte wieder Dunkelheit in meinem Leben. Komm zurück, Selnya, ist alles dunkel hier, viel zu kalt. Ich kann nicht mehr schlafen ohne dich, brauche deine Nähe. Du bist nur in meinem Herzen, doch nicht an meiner Seite. Ich war immer die stärkere, doch ohne etwas, was es zu schützen galt, war auch ich völlig wehrlos.


    Ich drehte mich wieder auf die andere Seite, kuschelte mich in meine Decke ein. Würde mein Nachmittagstraum doch nur wahr werden, ich wollte mit Selnya die Welt erkunden, mit ihr mein Leben zuende bringen. Ich beschloss meinen Tod in ihren Armen zu finden. Oder ihr die Möglichkeit geben in den meinen zu sterben. Doch ich wollte nicht, dass einer von uns in diesem Moment des Abschiedes alleine war.


    Sie war stets mein schwächster Punkt gewesen, doch immer war sie auch meine Stärke. Ich kannte sie nicht ewig, doch ich würde sie ewig kennen, wenn ich von dieser Welt ging. Dieses Mal bemerkte ich die Tränen auf meinen Wangen nicht, denn diese Tränen flossen einzig und allein für sie. Ich schämte mich ihrer nicht, denn sie flossen für den einzigen Menschen, der auf dieser Welt für mich noch von Bedeutung war.


    Sie hatte mir erst wieder einen Sinn gegeben und ich schwor mir, eines Tages brächte ich sie wieder zurück in ihre Heimat. Oder in meine. Doch ich würde sie aus der Sklaverei erretten. Gerade sie hatte es sich nicht verdient zu leiden. Für mich gab es kene Zukunft mehr, doch sie hatte noch Familie.


    Und mit einem Lächeln auf den Lippen, welche salzig schmeckten, und mit Tränenspuren auf den Wangen begann ich langsam in eine schöne Traumwelt zu versinken, in einer Traumwelt wo uns keine Grenzen gesetzt waren.

  • Das Erwachen am nächsten Morgen war hart. Die Träume hatte mich fortgeholt in eine andere Welt, ich war wieder bei Selnya gewesen. Doch vermutlich sollte ich mich sogar freuen, dass ich einmal wieder etwas schönes erlebt hatte, was niemand vermochte mir wegzunehmen.


    Ich stand auf und fügte mich für heute abermals in mein Schicksal, ich wusch mich mit kaltem Wasser ab und zog mir seufzend wieder diese römische Tunika an. Wie lange war ich nun hier? Bestimmt eine Woche, etwas mehr oder weniger. Doch nach dieser Nacht fühlte es sich an wie ein ganzes Leben.


    Ich beschloss wieder in das Büro von Hungaricus zu gehen. Meine Hand hatte ich noch immer nicht verarztet und auch gegessen hatte ich nichts. Seit einigen Tagen nicht mehr. Doch ich verspürte auch keinen Hunger, außer dass sich mein Magen ein wenig leer anfühlte und mr schwindlig war. Essen konnte ich einfach nicht.


    Ich machte mich auf den Weg ins Büro.

  • Die Sklaven trugen die Bahre in die Unterkunft. Der "Anführer" (mir fällt gerade kein Name ein *g*) blieb noch im Raum, während die anderen beiden sich zurückzogen.
    Der Medicus meinte, es würde ihr helfen, wenn ihr euch seht,sagte er nicht unfreundlich und bereit ihr zu erzählen, was passiert war, wenn sie fragen würde.

  • Ich streichelte sanft durch Selnyas Haar und sah lächelnd zu dem Medicus.


    Ich... würdest du uns vielleicht ein wenig alleine lassen? Nicht für lange, doch ich habe Selnya lange nicht gesehen und wir sind wie Schwestern, ich wäre dir äußerst dankbar. Wirklich nur für wenige Minuten.


    Ich sah wieder zu Selnya hinab und strich ihr mit zittrigen Händen weiterhin durchs Haar, meine arme Schwester, meine Gefühle hatten mich nicht getrogen.

  • Der Sklave nickte und lächelte kurz, ging dann zur Tür. Lasst Euch Zeit. Erst am Abend werden wir mit ihr zurück in der Casa Scribonia erwartet.
    Dann verliess er den Raum und schloß die Tür hinter sich.


    Ich spürte, dass etwas anders war, driftete weiter nach oben durch die Schwärze, doch wachte immer noch nicht auf, aber eine Augen bewegten sich leicht unter den Lidern.

  • Endlich waren wir alleine, abgeschottet von dem Rest der Welt. Ich küsste Selnya sanft auf die Stirn und lächelte zärtlich auf sie herab. Ich hoffte sehr, sie würde wieder werden, sie sah grausig aus.


    Hey... kleine Selnya. Ich bin es, Antiope... Deine Schwester...


    Ich flüsterte leise in ihr Ohr, mit einer Stimme die so selten sanft war, doch in diesem Moment war sie es. Mir traten Tränen in die Augen, ich hatte Selnya jeden Moment so sehr vermisst, jede Sekunde hatte ich mich danach gesehnt, sie wieder in meine Arme schließen zu können, meine Schwester.

  • Meine Augen, unter den immer noch geschlossenen Lidern, bewegten sich schneller und ich kam immer näher dem Bewusstsein. Ich hörte eine mir bekannte Stimme, ich war mir ganz sicher. Ich spürte sie auch, ich spürte Antiope. War es wieder nur einer meiner Träume? Ich wollte die Augen öffnen, sie ansehen, aber noch war ich nicht so weit, noch war ich zu tief in den Fängen der Schwärze.

  • Ich bemerkte wie langsam Leben in ihren Körper zurückkehrte und lächelte. Ich hob ihren Kopf an und bettete ihn sanft auf meinen Schoß, bedacht darauf sie möglichst wenig zu bewegen. Und ich ergriff ihre Hand, streichelte ihre Hand und mir rann eine Träne über die Wange, sie fand den Weg zu meinem Kinn und löste sich ob des Gewichts um auf Selnyas Stirn zu fallen.


    Selnya, kleine Selnya, endlich warst du wieder bei mir, wenn du auch nciht immer bei mir bleiben würdest. Doch eines Tages werden wir uns ganz gewiss für immer sehen und unzertrennlich bleiben. Ein leiser Schluchzer entfloh meiner Kehle.

  • Und dann war ich am Ziel. War es die Träne, oder ihre Nähe? War es ihr Schluchzen? Ihre Stimme? Einfach nur das dasein? Oder war es einfach so oder so an der Zeit?
    Langsam, mühsam, fast in Zeitlupe öffneten sich meine Augen. Die Lider flatterten, schlossen sich wieder, öffneten sich ein kleines Stück, schlossen sich erneut und blieben geschlossen, aber dafür kam ein mehr gehauchtes als gesprochenes "Antiope" über meine Lippen. Kaum hörbar, fast noch weniger sehbar, aber es wurde gesprochen.

  • Ich griff nach einem Becher Wasser den ich in meiner Unterkunft stehen hatte und ließ einige Tropfen auf Selnyas Lippen gleiten, ich ahnte dass sie Durst hatte, denn ihre Lippen waren völlig trocken. Oh Curio du mieses Schwein, was hast du nur mit ihr gemacht? Dafür wirst du büßen, sie litt noch mehr als ich.


    Selnya, oh Selnya was ist nur mit dir geschehen... Ich schwöre dir, das wird Rache geben... meine kleine Schwester, ich bin da... Selnya...


    Mir rannen Tränen nun unaufhörlich über die Wangen und ich neigte mich zu Selnya hinab, schloss sie vorsichtig in meine Arme, darauf bedacht ihr nicht wehzutun.

  • Trotzdem stöhnte ich leicht unter Schmerzen auf. Aber es tat so gut, so unendlich gut sie zu spüren, ich wollte nicht, dass es aufhörte.
    "Antiope!"
    Nur ein leises Flüstern, aber man hörte das Glück in diesem Flüstern.
    "Ist es ein Traum?"

  • Auf dem Weg in meine Unterkunft kam ich wieder an dieser Türe vorbei. Sie war nicht verschlossen, denn der Sperrriegel, der sonst davor stand, war nicht zu. Ich hielt kurz inne und überlegte, ob ich eintreten sollte, nur um vielleicht doch einmal Hallo zu sagen, tat es dann jedoch nicht. Ich hatte für die Abreise meines Herrn zu packen. Und da ich ihn selbst begleiten sollte, machte es nicht wirklich Sinn noch einmal einen Blick auf die Sklavin zu werfen. Ich ging weiter...

  • Meine Lippen bebten.


    Ich weiß nicht, ob es ein Traum ist, aber wenn dann träumen wir beide. Und ich glaube nicht, dass ich träume, denn selbst im Traum wache ich von einer solchen Gefühlswelle sofort auf.

  • Jetzt endlich öffnete ich die Augen. Immer noch brauchte ich lange, bis die flatternden Lider offen blieben. Meine Augen zeigten all mein Leiden der letzten Tage und Wochen, aber sie zeigten auch das Glück, welches in mir in diesem Moment brodelte. Das Glück mit ihr zusammen zu sein, das Glück, das mein Traum doch noch erfüllt wurde. Meine Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen.
    "Ich wollte in Hels Reich auf Dich warten," füsterte ich matt.

  • Ich wusste nicht, wovon sie sprach doch ich hatte eine düstere Ahnung und ich beschloss sie einmal so zu lassen wie sie war. Ich schüttelte sanft den Kopf.


    Wenn, Selnya, dann gehen wir beide. Und ich möchte bevor ich sterbe gerne einmal einen letzten Blick auf meine Heimat werfen, es soll mein letzter Blick sein, die weiten Prärien, das hohe im Wind wehende Gras, die vereinzelten und in Gruppen stehenden Bäume und die Herden...


    Meine Augen wurden verträumt und bekamen einen Schimmer. Ich wollte Selnya das alles eines Tages zeigen, doch unter Curio würde mir niemals diese Gelegenheit geboten werden, dachte ich seufzend. Und doch, eines Tages würde Selnya meine Heimat einmal sehen.

  • "Keine Kraft mehr und Malachias....."
    Ich wollte ihr so viel sagen, aber selbst das Flüstern strengte mich an und ich hatte Schmerzen. Zum ersten Mal spürte ich die Schmerzen und diese nicht zu knapp.
    "Dort hätte ich gewartet...."
    Irgendwie gelang es mir meine Hand zu heben, die Verletzte und sie zu meiner Brust zu führen.
    "Sie hat es nicht.... zugelassen.... Malachias ... zur Weißglut... losgerissen.... Scherbe.... verletzt..... dann ich.... Hels Reich....."
    Meine Worte waren teilweise völlig unzusammenhängend und das Flüstern immer leiser.
    "Sah ... Hoffnung.... nicht.. und jetzt....."
    Die Hand rutschte an meiner Brust hinunter, über den Bauch und blieb wieder reglos neben meinem Körper liegen.
    "Zusammen..."

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