[Tablinum] Gaius Flavius Catus

"Schatten? Höhlenwände? Ich danke dir für deine Gastfreundschaft."

Belegte Catus gerade den Cursus Philosophiae der Schola Atheniensis?

"In Rom ist nach wie vor mehr los als das Herz eines Senators wünschen würde. Nach und nach werden Plebejer zu Senatoren, der mittlerweile halbplebeische Senat diskutiert darüber das Wahlrecht der Patrizier einzuschränken, ...

Catus, wir müssen was unternehmen um den Patriziern ihren rechtmäßigen Einfluss zurückzugeben."

"Keine grosse Überraschung, da immer doppelt so viele Plebejer die Möglichkeit haben Senator zu werden ist es nur eine Frage der Zeit bis sie den Senat vollständig dominieren. Das es so kommt ist unausweichlich. Wir sind nur eine Minderheit und bei den Gesetzten zählt nicht Herkunft sondern Rang."

"Das Wahlrecht einschränken .. so .. überrascht mich nicht wirklich. Die meisten Plebejer hassen und verachten uns. Und für sie sind wir eine Minderheit, die an allem Schuld ist.
Das war auf der Rostra ja auch zu hören und die Gleichsetzung Patrizier mit Ungezifer ist nun wohl auch von den Gerichten als in Ordnung abgesegnet.
Soviel zu den heren Worten mancher in Bezug auf Stände und Bedeutung im Imperium.

Da ist eine Einschränkung des Wahlrechtes nur die logische Konsequenz. Es wird nicht die letze bleiben.
Ungeziefer muss nun mal vernichtet werden."

"Patrizier haben nun mal weniger Rechte als Plebejer. Damit musst du dich abfinden."

"Unseren Einfluss zurück .. das halte ich für absolut unmöglich.
In Rom zählt nur noch die Mehrheit und die werden wir nie haben.
Wir werden schon heute in vielen Karrieren nicht gerne gesehen, die Gerichte setzten uns mit Ungeziefer gleich, unsere Möglichkeiten sind jetzt schon stark eingeschränkt, wir sind im Imperium einfach nicht mehr gerngesehen."

"Und was mit Ungeziefer, einer verhassten Minderheit geschieht .. nun das muss ich dir nicht sagen."

"Anstatt an Einfluss zu denken lass uns lieber mit erhobenem Haupt von der Bühne abtreten. Unsere Zeit ist abgelaufen.
Dies ist die Zeit der gesichtslosen Mehrheit."

"Catus, Catus!"

Ich hörte seinen Ausführungen gespannt zu, bei einem Satz musste ich jedoch lachen.

"Weniger Rechte? Hah. So weit sind wir noch nicht, und so weit wird es auch nie kommen. Du vergisst nämlich eine Kleinigkeit: Wir haben einen Kaiser, und der Kaiser ist auch Patrizier."

Schnell überprüfte ich, ob jemand hinter den Türen und Fenstern des Raumes lauschte. Keine Menschenseele. Trotzdem sprach ich etwas leiser weiter.

"Er mag zwar großzügig und gütig sein, und immer den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Doch, ich frage dich: Was ist der geringste Widerstand, wenn ihn die Patrizier geschlossen ermahnen, ihre - und damit seine - Interessen nicht zu vergessen? Kann er sich allein gegen sämtlichen Adel durchsetzen? So viel an Macht haben wir noch nicht verloren..."

Ich blickte ihn fragend an und sprach normal weiter.

"Oder erklär mir was du unter 'von der Bühne abtreten' verstehst!?"

"Hmm .. was für einen Einfluss haben wir noch ... von 14 Senatoren sind 12 plebejisch.
Um die Plebejer vor sich selbst zu schützen gibt es noch den plebeischen Volkstribun.
Jede Amtsperiode können doppelt soviele Plebejer wie Patrizier Senator werden.

Und wer vertritt die Interessen der Patrizier ?
2 gegen 12.

Und wir Patrizier sind ziemlich beschränkt in unseren Möglichkeiten. Auf allen wichtigen Posten sind wir nicht gern gesehen. Schau mal wer die Oberen Posten alles besetzt.
Plebejer, so weit das Auge reicht.
Uns bleibt nur die Möglichkeit Sklaven zu halten, Geld zu verdienen oder gegen eine Übermächtige Fraktion an Plebejern in der Politik anzutreten und uns als Ungeziefer beschimpfen zu lassen.
Patrizier ist doch schon ein Schimpfwort geworden. Von Achtung vor
dem Stand schon lange nichts zu merken. Oder doch, wir sind daran Schuld das es keine Achtung mehr gibt. Hätte ich schier vergessen. Da wir uns den Respekt ja erst verdienen müssen, denn zu Anfang sind ja alle gleich. Das ist nämlich ein Punkt indem das Mos Majorum nicht mehr gilt. Das gilt sowieso nur wenn es den Plebejern in den Kram passt.

Es gibt viele here Worte über die Rechte der Patrizier an. Doch schau dir die Realität an.
Man muss sich als Ungeziefer beschimpfen lassen und die Gerichte geben diesem auch noch Recht.
Patrizier gleich Ungeziefer.
Und wenn der Kaiser etwas dagegen hätte, glaubst du nicht er wäre schon längst eingeschritten.

Es sind die Gesetzte des Imperators, die für diese Zusammensetzung des Senats gesorgt haben.
Es ist der Imperator der die hohen Ämter besetzt.
Glaubst du wirklich diese Entwicklung wäre nicht von ihm beabsichtigt gewesen ?

Wo in aller Welt sollen wir noch Einfluss haben ?

Im Senat ?
Bei den Legionen ?
Beim Geld ?

Der Senat ist plebejisch, die wichtigen Ämter sind von Plebejern besetzt und schau dir die Wirtschaft und das Geld anschaust. Das haben in der Zwischenzeit auch die Plebejer fest im Griff.

Sag mir Felix, wo in aller Welt haben wir noch Einfluss ?

Und glaub mir, das ist vom Imperator so gewollt.

Also höre auf nach Unerreichbarem zu streben, mach was der Imperator wünscht, sei ruhig, geniesse deine Zeit auf den Gütern und tritt ab von der Bühne der Macht.

Als Relikt vergangener Tage.

Einfluss haben wir nicht mehr den geringsten.
Und gegen den Adel vorzugehen. Das wäre zur Zeit das leichteste für den Imperator. Mit einem Fingerschippsen.

Mach die Augen auf und träum nicht von vergangenen Tagen, wir haben weder Einfluss noch Macht.

Und glaub mir, ich weiß es aus Erfahrung, alle Mächtigen gegen sich zu haben, beschimpft zu werden und immer zu verlieren macht nur sehr begrenzt Spass.
Falls du nicht permanente Erfolglosigkeit und Buhmann auf deine Fahnen geschrieben hast, lass die Finger von solchen Versuchen und Träumen."

"Pah, der Cursus Honorum ... obsolete Ehrenämter für Leute die sich wichtig fühlen wollen, und dem Pöbel das sagen was er gerne hört. Ist ja klar dass einfache Leute die Kandidaten wählen, die genauso dreckig und ehrlos sind wie sie."

Ich schüttelte angewidert den Kopf.

"Was wirklich zählt, Catus, ist der Besitz. Es stimmt, auch da beginnen die Plebejer zu wachsen. Doch das will ich unterbinden, ich will dass sie wieder als Bittsteller zu uns kommen. Dass sie tun, was wir wollen, weil sie unsere Äcker pflügen und in unseren Häusern wohnen. Wir müssen klein anfangen, aber wir werden es schaffen."

Leise flüsterte ich Catus meinen Plan.

"Kann ich mit deiner Unterstützung rechnen?"

Meine Augen wurden grösser und grösser.
Schon nach den ersten Worten hatte Felix meine völlig Aufmerksamkeit.

Es war .. unglaublich was er mir da erzählte ... unglaublich interessant.

Es war ein Weg ...

Als er geendet hatte schwieg ich zuerst ... musste das eben gehörte verdauen.

Dann schaute ich ihn an ...

"Das klingt ... ungeheuerlich ... faszinierend .. vielleicht habe ich ja unrecht und unsere Zeit ist doch noch nicht abgelaufen .. ich muss mich erst daran gewöhnen .. es ist ..."

Ein breites Grinsen zeichnete sich auf meinem Gesicht ab.

"Ja, Felix, du kannst mit meiner vollen Unterstützung rechnen."

Auch ich musste grinsen.

"Ich wusste es, Catus. Zusammen zeigen wir es diesem dreckigen Pack!

Allerdings benötige ich noch deine Hilfe. Könntest du die Patres der Gentes Aurelia, Claudia, Tiberia und Ulpia zusammentrommeln? Nur gemeinsam wird unser Unternehmen von Erfolg gekrönt sein."

"Ich werde mich darum kümmern.
Persönlich.
Die ganze Sache ist zu wichtig und zu heikel um irgendwelche unzuverlässigen Boten damit zu beauftragen.
Ich werde die Botschaften persönlich überbringen."

"Wir wollen doch nicht das irgendwelche wilden Gerüchte entstehen."

"Auf unseren Erfolg, das Imperium und den wahren Adel."

"Noch besser! Auf unseren Erfolg!"

Als ob es abgemacht wäre brachte ein Diener genau in dem Augenblick den Wein herein. Ich ergriff einen Becher, Catus tat es ebenso, und wir stießen auf den Triumph der Patrizier an.

"Ich werde mich nun auf ein Zimmer zurückziehen, es war ein langer Tag heute. Danke nochmal für die Gastfreundschaft und deine Unterstützung!"

"Dann erhol dich gut und ruh dich aus ... es werden .. interessante Tage auf uns zukommen."

Nachdem Felix sich zurückgezogen hatte, begann ich damit einige notwendige Vorbereitungen in Angriff zu nehmen.

Ich war froh wieder zu Hause zu sein.

Rom war ganz nett gewesen, aber ich hatte wieder einmal genug von dem Ganzen.

Gemütlich nahm ich Platz, zog den Wein zu mir und griff nach einen Rolle mit Texten des Aristoteles.

Ja, es war an der Zeit ein wenig auszuspannen und sich Angenehmem hinzugeben. Ruhe und interessante Texte.
Und etwas Wein.

Ich klopfte an die Tür.

*klopf* *klopf*

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Oder eher aus dem Halbschalf ... Aristoteles hatte manchmal einen .. sagen wir leicht ermüdenden Stiel.

Ich schüttelte kurz meinen Kopf .. nahm einen Schluck um den Rest der Gedankenverlorenheit des Dösens hinwegzuwirbeln.

"Herein"

Ich betrat das Zimmer.

"Salve, Catus. Ich störe hoffentlich nicht?"

Catus sah ein wenig müde aus, vielleicht auch überarbeitet...

"Nein, nein .. überhaupt nicht ... ich war nur ein wenig in philosophische Literatur abgetaucht ... komm rein .. nimm Platz ... was führt dich zu mir .. wie kann ich dir helfen ?"

"Du könntest mir ganz einfach helfen..."

Meine Nervösität stieg ein wenig...

"Es geht um Cloelia... Sie ist deine Sklavin. Das soll jetzt nicht indiskret klingen, aber wieviel hast du für sie bezahlt"

Gespannt auf seine Reaktion rutschte ich unruhig auf dem Stuhl hin und her.

Huch .. jetzt war ich etwas überrascht ... Cloelia ... ich erinnerte mich dunkel .. war sie überhaupt schon wieder da .. sie war doch mit Calpurnia in Griechenland gewesen .. Calpurnia war wieder da .. also musste sie wohl auch wieder da sein .. irgendwie interessierten mich Sklaven nicht im geringsten .. wenn ich einen brauchte war doch immer einer da ..

Was ich bezahlt hatte .. keine Ahnung solche Banalitäten interessierten mich noch weniger als Sklaven und sonstige Einrichtungsgegenstände.

Quirinalis schien nervös zu sein .. das verwirrte mich noch mehr.

"Äh .. bezahlt .. keine Ahnung .. Geld interessiert mich nicht im geringsten .. da müsstest du Messalina fragen, sie kennt sich mit so was aus."

"Aber wenn du eine Sklavin benötigst .. kein Problem, verfüge über sie .. hier rennen so viele herum, das ich mir die meisten Namen nicht einmal merken kann."

"Ähm... Ja, gut... Es geht aber nicht darum, über sie zu verfügen, sondern, naja... Ich wollte schon ihr rechtmäßiger Besitzer sein..."

Ich druckste immer mehr herum, wurde nervöser. Sämtliche Versuche, mir nichts anmerken zu lassen, schlugen wohl fehl. Warum musste ich auch immer gleich so nervös werden, Catus wird mir schon nicht den Kopf abreißen oder mich den Löwen zum Fraß vorwerfen. Es war ja schon ein gutes Zeichen, dass er sich anscheinend nicht so sehr für Cloelia interessierte...

"Ihr Besitzer sein .. ?"

Warum in aller Welt das ? War irgenwas besonderes an dieser Sklavin .. hmm ich erinnerte mich nicht .. soweit ich wusste kochte sie werder besonders gut, noch hatte sie andere hervorstechende Eigenschaften oder Fähigkeiten .. sie sah, wenn ich mich recht erinnerte ganz nett aus .. aber davon gab es eine Menge .. oder verwechselte ich sie grad mit irgendeiner anderen hier ?

"Warum das in aller Welt .. hier rennen so viele Sklaven herum über die Du als Familienmitglied verfügen kannst .. und soweit ich mich erinnere kann sie nichts besonderes .."

"Aber wenn es dein Wunsch ist eine Sklavin zu besitzen ... von mir aus .. nimm sie.
Sie soll dir gehören.
Sie sieht ganz nett aus. Macht sich wahrscheinlich nicht schlecht als Standessymbol."

"Ich danke dir Catus."

Ein wenig Erleichterung machte sich breit, doch wich sie schnell einer erneuten Unsicherheit.

"Es geht nicht um das Standessymbol... Es ist was anderes..."

Mein Puls beschleunigte sich ein wenig... Warum konnte ich nicht einfach kurz und schmerzlos ihm die Wahrheit sagen?

\Edit ein "doch" entfernt