- Büro des Marcus Vinicius Hungaricus -

Sehr gut. Und die Diskretion in deinem Hause ist etwas, was immer gut ankommt.

Anscheinend war Lucianus wieder auf den Geschmack gekommen, was Hungi bemerkte und mit einem leisen Lächeln quittierte.

Gut. Tut sich sonst noch etwas, wovon ich wissen sollte?

Ich? Ich weiß gar nix...

Sag mal, wie schauts bei dir eigentlich aus mit der Liebe? Hast wen in Aussicht?

Also dein Liebesleben muß ja ganz schlecht sein, wenn du mich noch immer als Konkurrenten ansiehst. Erst recht, wo ich seit der Hochzeit nur ein paar Sklavinnen und ein paar deiner Lupa hatte.

Verkuppeln? Hmm, keine schlechte Idee...

Wieso blöde Ideen? Du bist jetzt in einem Alter, wo man durchaus ans Heiraten denken kann.

Da überkam Hungi eine Idee... nein, das konnte nicht sein, nein unmöglich... was wenn doch? Hungi schaute seinen Bruder etwas mißtrauisch an.

Oder hast du ein Problem mit Frauen?

Najo, a bissl bemühen musst dich schon. Schau dich halt um auf der Rostra, auf den Mercati und was weiß ich noch wo. Schirch bist jo net.

Des mitm Lupanar is halt a Problem, zugegeben. Aber über kurz oder lang wirst ihn aufgeben müssen, i glaub net, daß der Kaiser einen Lupanarbesitzer als Senator haben will.

Najo, wie auch immer, des machma scho, ka Angst.

Hungi grinste und beugte sich vor.

Heast, wennst kein Mann großer Worte bist, warum bist dann Volkstribun?

Nein, ich weiß gar nix. Wieso?

Hungi wusste tatsächlich nichts, er konnte aber nicht umhin, sein Grinsen und seine Mimik so zu gestalten, daß Lucianus der Meinung sein könnte, daß Hungi etwas weiß. Sowas war halt doch zu witzig.

Fix, der Becher war ja schon wieder leer. Aber er sollte jetzt nicht mehr saufen, sonst penzt die Alt... äh, die Frau. Und auf solche Tiraden hatte Hungi überhaupt keine Lust. Auf der anderen Seite würde es Livia sowieso nicht mitkriegen. Allerdings wollte Hungi an diesem Tag noch ein paar Arbeiten erledigen, für die er einen klaren Kopf brauchte. Leicht seufzend schaute er auf den Berg Papyri vor sich. Und nur ganz kurze Zeit später griff er zur Kanne und schenkte sich wieder etwas ein. Nicht gerade intelligent von ihm, wenn man sein Handeln mit seinen vorigen Überlegungen vergleicht, aber er hatte in letzter Zeit kaum Lust auf Arbeit.

Najo, na, das mit einer Frau für dich machma scho. Vielleicht ziehn wir jo eine an Land, die aus gutem Hause ist und dir gfallt.

Etwas verwundert schaute Hungi ihn an, weil sein Bruder bereits auf den nachgeschenkten Becher nachschenkte. War er vielleicht mit seinen Gedanken ganz woanders?

Na hallo, entschuldige. In Rom rennen genug solcher Frauen herum. Und wenn da nichts zu finden ist, muß entweder Hochsommer sein oder du hast zu hohe Ansprüche. Mei und was machts, wenn dir ihr Verhalten net ganz passt, unter Tags bist ja sowieso oft außer Haus.

Puh, das war eine Frage, die Hungi selber net so ad hoc beantworten konnte. Ja wozu heiratet man denn? Geld? Macht? Einfluß? Eigentlich schon, oder?

Mist! Die Gschicht mitm Gratis-Sex zieht jo bei dir net. rief Hungi halb verärgert, halb belustigt aus.

Naja, schaden kanns auf keinen Fall, oder willst keine Familie haben? Einen Sohn, der dir folgt?

Na siehst du! rief Hungi halblaut aus.

Und für einen rechtmäßigen Nachfolger brauchst du eben eine Frau, eine Ehefrau.

Hm, das konnte man jetzt fast als Nötigung auslegen...

Ich weiß, daß ich recht habe. Mein Vorrecht als Älterer. Muß ja auch Vorteile haben, der Älteste Bruder zu sein.

Auch Hungi nahm nun wieder einen Schluck. Schon länger überlegte er über eine Frau für seinen Bruder, doch wollte ihm nichts passendes einfallen.

Noch nicht. Aber wenn du willst, kann ich ja die Augen offenhalten für dich.