Sextus Zimmer

  • Marga kam in das Schlafzimmer des Jungen.
    Sie wollte die Zeit nutzen, wo der Bursche nicht da war, und hier endlich mal richtig aufräumen! Sie begann mit dem Bett doch schon gleich bei dem Kopfkissen fand sie etwas unerwartetes.
    zwei Briefe lagen darunter. Einer offensichtlich an Sextus und der andere an eine Aquilia. Sie zuckte mit den Schultern, steckte den Brief ein und machte erstmal weiter sauber. Sie würde ihn nachher abschicken, der Junge hatte den Brief sicherlich einfach vergessen und es wäre och schade, wenn der nicht ankäme. Oder?
    Am nächsten Tag gab sie den Brief, der glücklicherweise einen Empfänger mit Adresse hatte einem Händler mit, der ihn erstmal Flavius geben sollte, der würde schon den richtigen Empfänger finden.

  • Eine halbe Ewigkeit war Sextus schon nicht mehr in diesem Zimmer gewesen, und jetzt zog es ihn schon zum zweiten Mal hier her, seid er Severa getroffen hatte. Beim ersten Mal hatte er es nicht über sich gebracht die Truhe mit seinen Zeichensachen zu öffnen. Er schallt sichs elbst einen Idioten, aber er hatte es sich eifnach nicht getraut.
    Nun war er wieder hier und diesmal wollte er nicht lange überlegen, er tat es einfach. Mit wenigen Handgriffen war die Truhe offen und Sextus, nein vielleicht eher Marbod, glaubte in ein vergangenes Leben zu Blicken. Er zog die vielen mit Kohle gemalten Bilder heraus und legte sie vorsichtig auf das seid langem nicht mehr benutzte Bett. Ihm fiel auf, dass, obwohl er so lange nicht mehr hier drinnen gewesen war, alles ordentlich und sauber, und nicht im geringsten verstaubt schien.
    Langsam lies er sich neben die Zeichnungen sinken und nahm eine nach der anderen in die Hand. Es wirkte alles so weit entfernt auf ihn. Das älteste Bild von allen, das von seiner Schwester, dann das von Aquilia, die sanft lächelte, das von Flux als Fohlen neben seiner Mutter schlafend, das von Sara wie sie ihn anlachte...
    Alll das schien zu einem vergangenem Leben zu gehören und dennoch, je länger er sich die alten Bilder betrachtete um so näher glaubte er sich der Zeit und um so deutlicher wurden die Erinnerungen, die zu jedem Bild gehörten.

  • Severa stand indessen vorne vor Sextus Tür. Sie wollte sich bei dem Jungen entschuldigen, dass sie ihn so böse angelogen hatte und ihm alles erklären.


    Sie hob die Hand um zu klopfen, jedoch traute sie sich nicht. Was wäre wenn er sie jetzt verachten würde oder noch schlimmer sie hassen. Nein, dass konnte sie nicht tun. Clamheimlich wollte sie sich davonschleichen.


    Aber das Schicksal machte ihr mal wieder einen Strich durch die Rechung. Severa trug in Rom normalerweiße nur kurze Röcke und Kleider. Das war hier in Germanien jedoch zu kalt, also trug sie lange Gewänder. Jedoch waren diese noch von ihrer Schwester und etwas zu lang, deswegen trat sie auch hin und wieder auf das lange Gewand und fiel hin.


    Auch dieses Mal war es mal wieder das lange Gewand was sie auf den Boden beförderte. Severa trat darauf und knallte mit lautem Poltern auf den Boden. Au das tat weh und war mit Sicherheit keine gute Schleichaktion gewesen.

  • Ein lauter Knall ertönte und Sextus fuhr aus seinen Gedanken hoch.
    Die Bilder verstreuten sich auf dem Bett, als er sie fallen lies und mit zwei, drei schnellen Schritten an der Tür war und diese aufriss. Er wusste nicht, was er erwartete, aber es war garantiert nicht eine fluchende auf dem Boden liegende Severa.
    Sextus beruhigte sich und nahm die Hand vom Griff seines Dolches. Er wusste selbst nicht, weshalb er nach diesem gegriffen hatte, es war reiner Reflex gewesen. Nun entspannte er sich sichtlich, verschränkte aber die Arme vor der Brust und lehnte sich locker gegen den Türrahmen.
    "Bei dir alles in Ordnung?", fragte er nach, und musterte das Mädchen leicht kühl, aber nicht all zu unfreundlich.

  • Severa richtet sich leicht beschämt wieder auf. "Ähm...ja Danke ich bin diese lange Kleider einfach noch nicht so gewohnt. Tut mir leid, falls ich dich gestört haben sollte. Ich bin sofort wieder weg"sagte sie und schaute dabei auf den Boden.


    Na toll, jetzt stand er vor ihr und sie bekam kein Wort heraus. Wollte sie nicht a. verschwinden und b. sich bei ihm entschuldigen, irgendwann zumindest. Er war ja nicht gerade erfreut sie zu sehen, dass merkte man eindeutig an seiner Haltung und an seinem Tonfall.

  • Sextus Lippen verzogen sich zu einem belustigtem Schmunzeln, auch wenn sich an seiner Haltung nichts änderte.


    "So, aha... und was hast du hier gesucht? Dein Zimmer ist doch fast am anderen Ende des Hauses, oder irre ich mich da?"


    Irgednwie genoss er es sie in Verlegenheit zu bringen und seine Mundwinkel hoben sich noch etwas. Auch wenn er sich in dem Moment kurzzeitig selbst nicht mochte, doch dieses Gefühl verdrängte er schnell weider.

  • "Also ich ähm....ich war auf dem Weg zu...zu ähm ja zur Küche! Genau ich war auf dem Weg zur Küche und bin eben aus Zufall vor deinem Zimmer gestolpert"meinte Severa und stand auf.


    Sollte sie sich jetzt wirklich entschuldigen?

  • "So so, auf dem Weg zur Küche..."
    Sextus klang ungläubig, bohrte jedoch nicht weiter nach.
    "Wenn dem so ist musst du sicher Hunger haben, ich will dich nicht weiter aufhalten...."
    Er löste sich aus seiner Haltung und trat rückwärts einen Schritt zurück in sein Zimmer und legte die Hand an die Tür, wie um sie zu schließen. Doch dort verharrte er einen Moment. Und der folgende Wunsch klang schon etwas freundlicher:
    "Ich wünsche dir einen guten Appetit."

  • "Ähm...warte!"sagte Severa und trat einen Schritt vor.


    "Ich..ich möcht emich aufs herzlichste bei dir entschuldigen, ich hätte dich nicht anlügen, was Saras Tod angeht, aber ich konnte nicht anderes, du hast mich so voller Hoffnung angesehen, ich konnte dir einfach nicht die Wahrheit sagen..."sagte Severa und wurde mit jedem Wort leiser, dass letzte hatte sie nun noch geflüstert.


    Dabei hatte sie sich leicht verneigt.

  • Sextus hörte Severa an und fühlte sich seltsamer Weise kaum überrascht. Er trat wieder aus seinem Zimmer heraus und blickte einen Moment auf das sich leicht verbeugende Mädchen, dann seufzte er und ein echtes Lächeln schlich sich auf seine Züge.
    "Also doch nicht die Küche, was?", fragte er und zwang sie sanft sich wieder aufzurichten, indem er ihr Kinn leicht mit einem Finger nach oben drückte.
    "Mach dir keine Gedanken..."
    Er lächelte sie kurz an, dann lies er ihr Kinn los und lehnte sich wieder in den Türrahmen, diesmal jedoch deutlich weniger abweisend.
    "Magst du mir erzählen, wie sie gestorben ist und was sie vor ihrem Tod noch gemacht hat?" Er zeigte angedeutet über die Schulter. "Drinnen?"

  • Sextus trat wieder ins Zimmer und sah seine Bilder verstreut da liegen.
    "Entschuldige die Unordnung"
    Sextus ging rasch, fast hektisch zu dem Bett und suchte die Bilder zusammen. Flux, Aquilia, Sara, nochmal Flux... Wo war das von seiner Schwester? Er schaute sich nochmal auf dem Bett um, konnte es aber nicht sehen.
    Er biss die Zähne zusammen und legte die Bilder mit der bemalten Fläche nach unten in einem sauberen Stapel auf das Bett und setzte sich dann neben dran.
    Wo war nur das Bild von seiner Schwester? Seine Augen huschten durch das Zimmer und blieben dann an Severa hängen.

  • Severa hielt das Bild in ihren Händne und betrachtet es. "Das ist also eins deiner berühmten Bilder. Du kannst wirklich sehr gut zeichnen, Sara hat nicht untertrieben!"sagte sie und hielt ihm das Bild hin.
    "Wer ist das?"fragte sie und lächelte.

  • Sextus musste an sich halten, um Severa das Bild nicht förmlich aus der Hand zu reißen. Mit leicht zitternden Fingern nahm er es ihr rasch ab und legte es irgendwo zwischen die anderen Bilder.
    "Meine Schwester, Secunda", meinte Sextus möglichst ohne Regung in der Stimme. "Unsere Eltern waren nicht sehr erfinderisch, was die Namen anging, sie haben uns einfach durchnummeriert.", warf er dann noch ein, wusste selbst nicht so genau, weshalb.

  • "Sie war es, ja", stellte er gleich richtig. "Primus, Secunda, Tertius, Quartus, Quintus und ich. Quartus ist als ich drei war an der Grippe gestorben, Septimus ist tot zur Welt gekommen. Secunda wurde, wie Mutter, von meinem Vater zu Tode geprügelt, als er mal wieder total besoffen nach Hause kam und sich, wie immer, an Mutter, Secunda oder mir abregen wollte. Ich bin von zuhause abgehauen. Meine restlichen drei Brüder haben sich nach dem Tod meines Vaters dessen Besitz geschnappt, sich darüber beinahe gegenseitig umgebracht, und sich über das ganze Imperium verteilt. Du siehst, wir sind eine Traumfamilie..."
    Er lächelte ironisch, dann lies er sich nach hinten auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    "Aber das ist ja jetzt egal, du wolltest mir von Sara erzählen..."

  • Severa war im erstem Moment ziemlich sprachlos. Der Junge hatte ziemlich viel erlebt. Genau wie sie. Fast schon fühlte sie sich zurück erinnert an ihre Zeit als sie noch auf der Straße gelebt hatte. Damals hatte sie Sara noch gar nicht gekannt.
    Ein Aufruf von sextus ließ sie aus den Gedanken aufschrecken.
    "Ähm ja.. äh, was möchtest du wissen?"fragte sie und setzte sich neben Sextus aufs Bett.

  • "Nun, was sie so in Roma getrieben hat? Wo sie alles war, wie ihr euch getroffen habt? Wie sie dann gestorben ist? Was sie genau erzählt hat. So ziemlich das alles. Und alles sons noch, was dir von ihr einfällt."
    Sextus zuckte mit den Schultern, was jedoch etwas komisch aus sah, da er ja noch mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Rücken lag.

  • Severa seuftze. "Wo fange ich am Besten an? Ahja am Besten erzähl ich dir erstmal meine Geschichte, dann verstehst du vielleicht auch warum ich in Rom war. Meine Geschichte beginnt mit 5 Jahren. Ich weiß nicht ob du von Valentin oder einem anderen aus der Familie erfahren hast, dass unser Dorf damals angegriffen wurde. Ich war damals noch klein und hatte führterliche Angst. Also rannte ich weg, anstatt bei meiner Schwester zu bleiben, was mir wohl im Nachhinein mehr geholfen hätte. Naja, wie es auch sein mag: Ich rannte also weg, doch weit kam ich nicht. Einer der Angreifer hatte mich schnell gepackt und mich auf einen Wagen mit anderen Frauen und Gefangenen geworfen. ich schrie doch niemand hörte mich, niemand kam...
    Severa schluckte. Es war das zweite Mal das sie dies jemandem erzählte. Der erste dem sie es erzählt hatte, war ihre Schwester gewesen. Sie hatte es nie wirklich verarbeitet.


    "Wir wurden abtransportiert wie Viehzeug und auch so behandelt. Wir machten uns auf den langen Weg nach Rom. Es war ein ziemlich beschwerlicher Weg. In dem Wagen hatte ich Kara kennengelernt. Kara war ungefähr 6 oder 7 Jahre älter als ich, also genauso alt wie Sara. Sie hatte sich meiner angenommen und beschützte mich so gut es ging. Sie tröstete mich, wenn ich weinte und gab mir Wärme, wenn mir kalt war. Doch dann, wurde alles ganz anderes. Unsere Wachen erkannten eines Tages, dass Kara ein hübsches Mädchen war und nahmen sie sich. Selbst heute noch höre ich nachts ihre Schreie und das Gelächter der Wachen. Nachdem Kara vergewaltig wurde, wurde sie ganz komisch. Aber trotzdem beschützte sie mich weiterhin wie ihre Schwester. Viele starben auf der Reise. Einige an Hunger und Durst. Andere wiederum an Krankheit und wieder andere wurde totgeprügelt. Es war wirklich schlimm. Endlich kamen wir an die Grenzen Roms. Wir rastetetn bevor wir uns in die Stadt begaben. Dort geschah es. Die Soldaten wollten mal wieder ihren Spaß mit Kara. Aber sie spielte nicht mit. Sie floh. Einer der Soldaten warf einen Speer und traf Kara in den Rücken. Sie fiel um und stand nicht mehr auf. Ich wollte zu ihr, aber die Soldaten hielten mich zurück und sperrten mich wieder ein."erneut schluckte Severa ihre Tränen herunter.


    "Dann kamen wir auf dem Sklavenmarkt von Rom an. Ich wurde auf eine Bühne gestellt und man fing an für mich zu bieten. Ein wohlhabender Mann, sein Name war Kerkitus bat den höchsten Preis und bekam mich. So begann mein Leben als Sklavin. Die ersten Jahre waren auch ganz gut bei meinem Herren, doch dann wurde mein Körper langsam der einer Frau und er begann mir lüsternd hinterherzuschauen. Eines Abends rief er mich in sein Zimmer. Mir war klar was er von mir wollte. Er versprach mir, dass es nicht wehtun würde und ich keine Angst haben muss, doch ich wusste wie es läuft, ich hatte es selber miterlebt. Als er mich in sein Bett zog, packte ich die Fackel und schlug sie ihm ins Gesicht. Er schrie auf un dich floh. Irgendwie schaffte ich es zu entkommen und aus der Stadt zukommen. Dann begann mein Leben als Straßenkind. Ich lernte langsam und mühsam mich durchzusetzten und stark zu werden und auch mich selbst zu verteidigen." erzählte sie weiter und starrte auf den Boden.

  • Sextus hatte sich, während Severa erzählte aufgesetzte, die Beine unterschlagen und hörte dieser aufmerksam zu.
    Als ihr die Tränen über die Wangen liefen, hob Sextus eine Hand, überlegte, ob er sie ihr auf die Schulter legen sollte, oder sie sogar umarmen sollte. Doch er lies sie ungenutz wieder in seinen Schoß fallen und nickte nur, zum Zeichen, dass er zuhörte.
    Als sie dann erzählte, dass sie zu einem Straßenkind geworden war, huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. Da hatten sie etwas ähnliches erlebt.
    "Hast es auch alleine geschafft, hm?", murmelte er und schaute sie offen an. Das erste mal, seid sie ihn im Bezug auf Sara angelogen hatte, ohne jedwege Ablehnung im Blick.

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