- Officium XVI

  • Eine tiefgründige Stille breitet sich dahin. Scheinbar ist der Legat nicht im Officum, aber die Besucherin hat Glück ein Beamter streift vorbei und hat Senator Avarus gesehen: gerade eben und das in seiner mittaglichen Pause.


    "Salve junge Dame, entschuldige mich, wenn ich dich anspreche, aber falls ihr den Senator Avarus sucht, so müßt ihr euch wohl noch ein wenig gedulden. Er sitzt im westlichen Atrium und läßt sich das Mittag munden. Aber so ihr angemeldet seid, wird sich sein Kommen sicher nicht verspäten."


    Hinter seinen schläfrigen Augen blitzen einige Funken, scheinbar ist er durch und durch von der jungen Dame entzückt.

  • Lucilla blickt den Beamten blinzelnd an und lächelt dann freundlich.


    "Ich suche tatsächlich den Senator Avarus. Ich fürchte nur, auch wenn er mein Kommen generell erwartet, so doch nicht unbedingt heute um genau diese Zeit. Aber ich werde einfach noch etwas waren und im Falle, dass er nicht mehr kommt, ihm eine Nachricht hinterlassen."


    Sie schilt sich selbst, dass sie so eine ungünstige Zeit gewählt hat. Doch Lucilla kann es gar nicht erwarten zu erfahren, wie die Umstrukturierung aussehen und ob sie den Posten in Rom bekommen wird, und hat darüber hinaus ganz vergessen, dass es Zeiten gibt, in denen die wenigsten Beamten in ihren Officien sitzen.

  • Durchaus gesättigt kommt Avarus um die Ecke gebogen und erblickt im Sonnenlicht der Kuppel keine Geringere als Lucilla.


    Eilig schreitet er auf sie zu.


    "Oh salve Lucilla, wenn ich gewußt hätte, das du mich heute besuchen kommst, hätte ich mit dem essen gewartet." Er zwinkert ihr zu, reicht ihr die Hand und öffnet das Officum. Dann läßt er sie durchtreten, um die Türe selbst zu schließen. "Setz dich doch, möchtest du etwas trinken, einen Happen Essen?" Er umrundet den Tisch und setzt sich lächelnd ihr gegenüber. "Gut schaust du aus, wie war die Fahrt?"

  • Lucillas Lächeln wird noch ein wenig breiter, als der Senator ankommt.


    "Salve Avarus!" Sie betritt das Officium und nimmt Platz. "Verzeih dass ich mich nicht anmelden ließ, aber meine Zeit in Roma ist ja immer so knapp bemessen, dass ich jeden Tag nutzen muss, vor allem, nachdem schon die Reise etwas länger gedauert hat, als geplant." Obwohl sie versucht es zu unterdrücken, entfleucht ihr ein kleines Seufzen.


    "Etwas zu Trinken wäre nicht schlecht. Aber Hunger habe ich keinen, Danke." Seit der Überfahrt hat Lucilla nur wenig gegessen und sie traut ihrem Magen noch immer nicht.


    "Die Fahrt war leider gar nicht angenehm. Kurz nach Tarraco ist das Schiff in eine Schlechtwetterfront geraten und bis Ostia nicht mehr hinausgekommen. Ich hatte diese Berichte über gewaltige Stürme auf dem Mare Nostrum bisher immer für Schauermärchen gehalten, doch diese Fahrt hat mich eines Besseren belehrt. Ich überlege schon ernsthaft, die Rückreise über Land zu tun."

  • "Nun du bist gesund hier angekommen, mehr zählt wohl nicht und es freut mich, dich zu sehen."


    Er schenkt zwei Becher verdünnten Vino ein und reicht ihr den Einen.


    "Du willst Rom wieder verlassen? Ich erinnere mich da noch an deine Anfrage und nunja die Provinz Italia braucht dich schon jetzt..."


    Er verschweigt ihr, das es ihm auch gefallen könnte, wenn sie in Rom bliebe.

  • Lucilla nimmt den Becher in Empfang und schaut ihn dann erfreut an. Sie hat nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde mit ihrer Versetzung. Sie war sich noch nichteinmal sicher gewesen, dass der Posten in Italia nun tatsächlich frei bleiben würde.


    "Das heißt, ich kann den Posten des Praefectus Vehiculorum in Italia tatsächlich übernehmen?"


    Sie kann es gar nicht glauben. Noch vor wenigen Tagen hat sie sich in Hispania darüber Gedanken gemacht, wie es weitergehen sollte, wenn die Versetzung nach Roma nicht klappen würde. Und nun scheinen sich auf einen Schlag alle Sorgen aufzulösen.

  • "Ja das kannst du, deine Vorgängerin wird den Cursu Publico leider verlassen."


    Irgendwie klang es komisch, auf der einen Seite freute er sich Lucilla in Rom zu haben, auf der Anderen würde ihm Livia fehlen... er schob diese Gedanken beiseite und fragte sie:


    "Wann könntest du denn nun den Posten hier in Italien übernehmen und in welchem Zustand befindet sich die hispanische Post?"

  • "Auch wenn ich froh bin, so an die Stelle in Italia zu kommen, dass Tiberia Livia uns verlässt, ist wirklich bedauerlich. Ich habe sie als Kollegin sehr geschätzt."


    Lucilla blickt einen Augenblick lang nachdenklich auf den Weinbecher. Dann beugt sie sich hinab und hebt einen leinenen Beutel vom Boden auf. Aus diesen holt sie eine Papyrusrolle hervor.


    "Dies ist die Versandübersicht für den Monat October. Die Briefzahl ist wieder etwas nach oben gegangen. Auch im Zuge des laufenden Monats ist mir aufgefallen, dass die Privatbriefe in ihrer Anzahl zunehmen. Vielleicht sollten wir uns speziell dafür weitere Anreize überlegen, etwa eine Vergünstigung für private Wertkarten, oder ähnliches. Vielleicht sogar eine kleine Werbekampagne in der Acta."


    Lucilla reichte dem Senator die Schriftrolle.



    Beförderte Briefe insgesamt: 7


    davon
    Eilpost: 4
    Normal : 3


    ITA: 5
    GER: 2
    JWD: 0


    Quittungen: 0
    Einschreiben: 1
    Gesamteinnahme: 125 Sz.


    "Privat würde bei mir nichts dagegen sprechen, wenn ich direkt hier in Italia anfange. Ein Zimmer steht in der Casa Decima Mercator immer für mich bereit und den Rest meines Gepäcks könnte mein Sklave aus Hispania holen. Ist Prudentia Valeria bereits in Tarraco um den Posten zu übernehmen? Die Dokumente sind alle aktuell und die Mansiones und Mutationes in bestem Zustand, so dass einer Übernahme nichts im Wege steht. Ansonsten denke ich, dass Postumius Vortex kurzzeitig die Leitung übernehmen könnte. Er ist ein erfahrener Tabellarius und ich habe ihn schon des öfteren zur Vertretung eingesetzt."

  • Avarus packt die Rolle beiseite und lächelt Lucilla an.


    "Ich bin mir sicher, die Daten entsprechen den Postaufkommen, ich werde sie mir später nochmal durchlesen, doch jetzt sollten wir uns über deine Zukunft ersteinmal Gedanken machen.


    Also schlecht an der Sache ist, das ich nicht weiß wo Valeria gerade ihrem Herzen nach geht. In Germanien vertritt sie der TD Waldemarr. Der wenn er das Bürgerrecht erhalten hat, den Posten von ihr übernehmen wird."


    Sim-Off:

    Simon weiß ich das ja noch nicht, das er es hat.


    "Hast du sie in Hispanien gesehen, vielleicht bei einer Festlichkeit mit dem Legatus Agrippa?"


    Nachdenklich schaut er jetzt drein und überlegt sich, wie er die vielen tausend Kilometer des Imperiums besser vernetzen könnte, um wirklich immer mehr zu wissen, als alle Anderen.

  • Lucilla zieht ihre Strin kraus und denkt nach. Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie Valeria zuletzt noch irgendwo in Hispania gesehen hatte, irgendwo zwischen vielen anderen. Andererseits könnte sie sich auch geirrt haben, sie kennt Valeria nur flüchtig von der Hochzeit der anderen Prudentia-Tochter, deren Name ihr gänzlich entfallen ist. Sie rekapituliert kurz in Gedanken, wo sie selbst zuletzt gewesen ist, so viele Feierlichkeiten gibt es in Hispania ja nicht und sie sollten an einer Hand abzuzählen sein. Schließlich fällt es ihr wieder ein.


    "Ich glaube, ich habe sie bei der Hafeneröffnung in Carthago Nova gesehen, tatsächlich in Begleitung des Proconsuls. Ich habe jedoch dort nicht mit ihr gesprochen. Doch, ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass sie dort gewesen ist."


    Sie nickt. "Waldemarr wird also den Posten in Germania übernehmen? Ein guter Mann, wenn ich seine bisherigen Leistungen auch nur als die eines Tabellarius bewerten kann."

  • "Nun dann ist sie tatsächlich in Hispanien, vielleicht sollte ich einen Boten dahin entsenden."


    Er greift zum Wein doch riecht er nur dran, um ihn dann wieder beiseite zu stellen.


    Er hat bereits die letzten Wochen als Vertretung in Germanien gearbeitet, außerdem konnte er eine von mir für ihn als Prüfung getarnte Aufgabe mit hervorragender Leistung zum Abschluss bringen, ich denke für das rauhe Germanien ist er genau der Richtige.


    Ich werde in einigen Tagen nochmals der Provinz Germanien einen Besuch abstatten. So kurz vor dem Winter ist es noch zu ertragen dort oben. Später wenn die Pässe zugeweht sind, möchte ich natürlich im lauen Italien zurück sein.


    Du könntest also mit der Arbeit hier beginnen und würdest einen deiner Untergebenen, bis zur entgültigen Klärung zu Valeria's Zeitplan mit der Vertretung beauftragen?"


    Jetzt nippt er dann doch, um gleich noch einen Satz anzufügen:


    "Es wäre sicher nur für kurze Zeit."

  • Lucilla bemüht sich darum, nicht allzu deutlich zu zeigen, wie froh sie drüber wäre, direkt in Italia bleiben zu können.


    "Das ist überhaupt kein Problem. Ich werde meinem Sklaven eine Nachricht für Vortex mitgeben, ich bin sicher, dass er die Arbeit auch ohne einen Vorgesetzten eine Weile gut erledigt."


    Sie trinkt nun ebenfalls einen Schluck von ihrem Wein-Wasser-Gemisch.

  • Gut, das würde zwar bedeuten, das ich schon bald wieder reisen muß, aber wahrscheinlich bist du ja noch da, wenn ich zurückkehre." und hoffentlich ledig, doch behielt er diesen Abschnitt seiner Gedanken für sich.


    "Brauchst du noch etwaige Daten zu deiner Arbeitsstelle hier in Rom?" :)

  • Lucilla überlegt. Dokumentenliste, Versandübersicht, Wertkarten und alles weitere würde ihr der zuständige Scriba schon zeigen. Der wüsste wahrscheinlich eh besser Bescheid, als Avarus. Da es zur Zeit in Italia keinen Praefectus Vehiculorum gibt, müsste sie auch keinerlei Übergabe abwarten.


    "Nein, ich denke, ich werde alles finden, was ich benötige. Und ja, ich bin dann sicher noch da. Ich habe nicht vor Rom so schnell wieder zu verlassen."


    Ihre Augen leuchten bei dem Gedanken nun endlich wieder Einwohner der Urbs Aeterna zu sein.

  • Bei seinem Angebot kann Lucilla nur schwer das Lächeln über ihr ganzes Gesicht verbergen. Seit sie ihn ihm Zuge ihrer Arbeit kennen gelernt hat, genießt Lucilla jedes Zusammentreffen mit ihrem Vorgesetzten. Und das nicht nur, weil an seinem Tisch immer nur die ausgewähltesten Delikatessen aufgetischt werden.


    "Wie könnte ich diese Einladungen abschlagen?" fragt sie schelmisch lächelnd. "Will ich doch meinen Posten hier in Italia noch eine Weile behalten."

  • Wenn er ihrem Bruder Glauben schenken sollte, müßte sie sich um garnichts mehr sorgen, doch Avarus war nicht der Mann, der die Gefühle vor die Türe setzte, wenn es um Sesterzen ging.


    "Gut, vielleicht wird dann schon die neue Casa in Rom stehen, doch sind die italienischen Arbeiter recht faul, wie mir scheint. Ansonsten muß ich dich mit einer geliehenen Bleibe abspeißen, ich hoffe innerlichst, du wirst es mir nicht übel nehmen."


    Nippt wieder und bewegt seinen Stuhl in einem Kippeln.

  • Einen Moment irritiert Lucilla seine Wortwahl ein wenig, doch sie schüttelt unmerklich den Kopf und antwortet weiterhin lächelnd.


    "Das feine Essen in deiner angenehmen Gesellschaft hat schon jedesmal die Örtlichkeit übertroffen, sei es in einer kleinen Taberna in Tarraco oder einem Feinschmeckerlokal in Rom gewesen. Also mach dir darüber keine Gedanken."


    Sie trinkt einen Schluk und grübelt nochmals über die Wortwahl nach. Letztendlich kommt sie jedoch zu dem Schluss, dass sie nicht zu viel interpretieren sollte.


    "Wann wirst du wieder nach Germania reisen?" fragt sie, um sich abzulenken.

  • "Für wenige Tage Ende dieser Woche denke ich, wenn du magst können wir also zwischen zeitlich noch dinieren gehen."


    Sie war wohl eine der schönsten hispanischen Frauen, die ihm je unter gekommen war, doch wohnte in seinem Herzen noch eine Andere, die leider im Elysium weilte.

  • Lucilla überlegt, welche Termine noch anstehen: Briefe schreiben nach Hispania, den Umzug ihres Gepäcks organisieren, ein Brief an Meridius, ein Gespräch mit Livianus, das neue Officium beziehen, die Spiele besuchen, Crassus irgendwo treffen.


    Und doch könnte sie sich mit all dem Zeit lassen. Es gibt keinen Termin mehr, an dem sie unbedingt zurück in Hispania sein müsste. Es gibt keinen Tag, an dem sie dringend aus Roma abreisen müsste. Ein Essen mehr oder weniger dazwischen würde sich nicht im Geringsten auf den Rest auswirken.


    "Es wäre mir eine Freude." antwortet sie zufrieden. "Hast du bereits einen bestimmten Tag im Auge?"

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