Der Prätorianer hatte Caius bis zum officium des legatus geleitet, sich dann aber auch wieder zurückgezogen. Nun stand Caius vor der Tür, etwas nervös, und klopfte dann aber entschieden, hörbar an.
- Officium XVI
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- Officium - Legatus Augusti Cursu Publico
- Medicus Germanicus Avarus
- Geschlossen
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"Herein!"
Avarus saß hinter seinem schweren Marmortisch und lud Pergamente von Links nach Rechts. Er hielt inne und schaute zur Tür. Gespannt wer seinen unsäglichen Stress zu durchbrechen wagte. Denn so ein Gespräch ließ es meist zu mal für ein paar Augenblicke im Arbeitsalltag inne zu halten.
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Caius trat sogleich ein, blieb aber in der noch geöffneten Tür stehen, wollte er sich doch erst erkundigen, ob es einem Termin bedurfte. Hinter dem Schreibtisch sah er einen sichtlich beschäftigten Beamten - ob es sich hierbei wohl um den Senatoren handelte, an den er sich wenden sollte?
"Salve! Ich nehme an, du bist Senator Germanicus, und legatus augusti cursu publico?" Was für eine unnütze Frage. War ein senator doch leicht anhand seiner Kleidung zu erkennen. Also setzte Caius eine positive Antwort einfach vorraus, und sprach gleich weiter: "Hättet ihr einen Moment Zeit für mich? Oder wäre es zu einem späteren Zeitpunkt angenehmer?"
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"Kommt nur herein. Um was geht es denn?"
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Er erinnerte sich, welchen Fehler er gerade am Tor gemacht hatte, also stellte sich Caius erst einmal brav vor. "Mein Name ist Caius Iulius Casca, und", fuhr er mit seinem Anliegen fort, "Ich bin an einer Stelle beim cursus publicus interessiert, sofern dort Bedarf besteht." Etwas nervös kratzte er sich am Kinn, auf eine Antwort wartend.
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"Ahja... nun was hast du bis heute gemacht?" war die verplüffende Antwort, die zudem recht kurz ausfiel. Immerhin war es üblich, das bekannte Patrone ihre Sprosslinge bürgerlicher Abstammung empfahlen.
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Die Frage war zwar im Prinzip einfach und schnell zu beantworten, doch war die Antwort in keinster Weise befriedigend oder besonders vorteilhaft gewesen. Also zögerte Caius ein wenig - auch, da sein Gegenüber etwas verblüfft dreinguckte, was ihm Sorgen machte.
"Nun ... mein curriculum vitae fällt überraschend kurz aus. Ich bin noch jung, und habe meiner Abstammung nicht viel vorzuweisen - ausgenommen ein Kurs an der schola atheniensis."
Mittlerweile wahrlich verunsichert, blickte er den Postmanager an, und war gespannt, ob diese Antwort das vorläufige Aus für seine berufliche Karriere bedeutete.
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"Du bist doch sicherlich auch mit eigenen Vorstellungen heute Morgen aus dem Haus der Iulier gegangen. Bis jetzt wirkt diese Bewerbung auf mich eher so als hätte dich der Vater hergeschickt und du willst es garnicht selbst..."
Avarus wartete auf eine ehrliche Antwort. Er hatte in den vielen Jahren als Beamter gelernt beide Seiten zu unterscheiden und er wußte es zu vermeiden Bären aufgebunden zu bekommen.
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"Nun, ja. Ich habe versucht dir eine möglichst präzise und wahrheitsgetreue Antwort zu geben." Er holte tief Luft. "Ich habe den Aushang des cursus publicus auf dem Forum gesehen, und dachte mir, dass dieser Beruf einen guten Einstieg für einen engagierten und selbstständigen jungen Mann - wie mich - bieten würde."
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"Du suchst also Arbeit, die dich nicht zu weit von der Heimat fortführt..."
...eher eine Feststellung, denn eine Frage war dies. Avarus überlegte einen Moment. Er konnte eh nichts verkehrt machen. War der Junge ein Depp in Schreibstubenarbeiten, dann flog er genauso fix hinaus, wie er hinein gekommen war.
"Du hast Glück, ich habe heute wirklich gute Laune. In der Mansio von Ostia ist ein Schreibtisch frei. Wenn dir dieser Ort zusagt, wird es was als Stationarius. Wenn du lieber in Rom bleiben willst, kann ich dir nur einen Posten als Briefträger anbieten."
Avarus hoffte natürlich, das der junge Mann schnell lernfähig war und so schon bald selbstständig die nötigen Arbeiten auszuführen vermochte. Immerhin unterschätzten die meisten Arbeitsuchenden diesen Posten. Er mußte nicht dazu sagen, das er den Neuling würde überwachen lassen, das verstand sich für ihn von selbst. Zumal die Vita sehr, sehr dünn war.
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Sichtlich erleichtert, dass für ihn überhaupt ein Posten in Aussicht stand, schaffte es Caius nun, den Germanicus freundlich anzulächeln.
"Nun, Aelius Archias - an dieser Stelle herzliche Grüße von ihm - empfahl mir den Weg als stationarius zu beginnen. Ich würde seiner Empfehlung gerne nachkommen, doch könntest du mich davor noch über die konkreten Aufgaben und die Bezahlung eines stationarius aufklären, Germanicus?"
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Aelius Archias? Im Nachdenken runzelte Avarus die Stirn, wie in aller Hergotts Namen kamen ein Iulius, der vornehmlich in Rom lebte und ein Aelius zusammen, der gerade erst nach Rom zurückgekommen war und den Gerüchten zu Folge am Togazipfel des Aelius Quarto seit dieser Zeit hing? Das wollte er näher wissen...
"Aelius Archias, woher kennt ihr euch?"
Doch da standen auch noch ein paar Fragen aus, Dinge die immer gerne beantwortet sein wollten.
"Ein Stationarius bekommt das fürstliche Gehalt von zweihundert Sesterzen. Ein guter Grund nicht jeden Bürger aus der Gosse in dieses Officium zu setzen."
Der Iulius hatte wie schon erwähnt Glück, denn er traf eine freudige Laune des Senators und LAcp.
"Er ist für den Bereich einer Station zuständig. Kümmert sich darum, das die Postsendungen fachgerecht verstaut werden, die Tabellarii pünktlich auf die Routen gehen und ebenso nicht trödeln, wenn sie ihre Aufgaben erfüllt haben. Dazu stehen ausführliche Zeittabellen zur Verfügung. An Hand dieser ist zu ermitteln, ob ein Postreiter nochmal im Lupanar vorbei geschaut hat oder aber korrekt seinem Dienst nachgeht. Hm ja und die meiste Officiumarbeit fällt natürlich auch dem Stationarius zu."
Sim-Off: Simoff im Forum, wenn du ernannt wirst, kommt dann der wirkliche Hammer. Die Arbeit im CP erfordert etwas mehr als nur da sitzen und Geld verdienen.
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Der Besuch in den Thermen, bei dem Caius den Aelier getroffen hatte, war noch gar nicht so lange her. "Ich traf den Aelius letztens beim Baden, in den thermae agrippae. Wir kamen ins Gespräch und auf den cursus publicus zu sprechen." Hoffentlich würde das den Germanicer befriedigen, was seine Neugierde anging.
Das Gehalt entschädigte Caius natürlich für jegliche Arbeit. Nun verstand er auch Avarus' Behutsamkeit, was die Auswahl eines passenden Bewerbers anging. "Nunja, unter diesen Umständen wäre ich einer Anstellung ganz und gar nicht abgeneigt." Eher freute er sich riesig darüber, dass er einen so guten Einstieg in sein Berufsleben bekam.
So wirklich Ahnung hatte Caius nicht, was das Abschließen von (Arbeits-)Verträgen anging, so dass er sich kurzerhand erhob, und die Hand zum Einschlag ausstreckte. "Es würde mich freuen, angestellt zu werden, legatus."
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"Ahja beim Baden also. Viele Bürger wissen garnicht wie kommunikativ so ein wässriges Erlebnis sein kann. Wir sollten Dein Beispiel publik machen und die Bäderbetreiber hätten ein Leben lang ausgesorgt."
Zu verständlich war es ebenso, das man bei zweihundert Sesterzen pro Woche sogenannte 'As-Augen' bekam, aber Avarus war gewillt den Ansturm von überschwenglicher Euphorie ein bisschen auszubremsen.
"Ich erwarte von dir wie von jedem anderen Stationarius neben dem allgemeinen Dienst auch immer ein wenig mehr Einsatz für Dinge, die laut Vorschrift nicht unbedingt auf diesen Schreibtisch fallen. Außerdem sag ich es dir hier und heute nochmals klipp und klar: beim Cursus Publicus wird gearbeitet für das opulente Geld. Wenn du was zum Absitzen suchst, dann bist du bei uns völlig falsch und ich würde es als Ehrlichkeitsbeweis gern vorher wissen, dann nämlich wird es zu diesem Handschlag nicht kommen."
Jetzt war der Zeitpunkt ran sich entgültig für oder gegen zu entscheiden.
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Die regelmäßige Hygiene hatte tatsächlich noch andere Vorteile - zu sehen an Caius' Beispiel, wobei er nicht Recht wusste, ob sein Kontakt zum Aelius ausschlaggebend gewesen war.
"Ich versichere dir, dich nicht zu enttäuschen, senator. Als faul würde ich mich selber auch nicht bezeichnen." Eigentlich dachte er, dass bereits klar geworden sei, dass er bereit war die Arbeit zu stemmen, doch anscheinend wollte es der LACP noch einmal schwarz auf weiß. "Unter diesen Umständen, nehme ich das Angebot in Ostia an."
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Wer tat das schon freiwillig von sich selbst: schlechtes zu berichten. Die Zukunft würde nicht nur beiden sondern auch der Umwelt zeigen was an den guten Vorsätzen dran war.
"Gut dann werde ich deine Ernennung veranlassen und hoffe, das du dich ohne Umschweife nach Ostia aufmachst. In der Mansio der Stadt wirst du den Rest erfahren. Achja ich gebe dir ein Schreiben mit, das dich als Stationarius legitimiert. Das dauert jedoch einen Moment..."
Er zog aus einem Regal einen frischen Bogen Pergament hervor und kritzelte mit einer frisch eingetauchten Feder los. Natürlich hätte er sich dazu auch einen Schreiber rufen können, aber der Senator wünschte es oft unkonventionell, vorallem wenn jemand in seinem Officium darauf warten mußte.
Dann reichte er die kurzen Zeilen an den neuen baldigen Stationarius von Ostia.
Ad praepostus manceps
L' Tigranes
Mansio Ostia - Provinz ItaliaSalve Tigranes,
der vor dir stehende Bürger, Caius Iulius Casca, wurde durch mich als neuer Stationarius von Ostia berufen. Er wird seinen Posten umgehend antreten und durch Dich sowie Deine Mannschaft in den Dienst eingewiesen. Die Verantwortlichkeiten eines Stationarius gehen damit auf jenen Iulius Casca über. Der Vertretungsturnus ist damit aufgehoben.
Ich verbleibe mit römischen Grüßen,
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Rom, PRIDIE ID FEB DCCCLX A.U.C. (12.2.2010/107 n.Chr.)
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Auch Senatoren konnten irren. Schließlich hatte Caius erst einige Wortlaute vorher, sich selber als praktisch komplett unerfahren dargestellt - eine schlechte Eigenschaft, sofern man sich gerade irgendwo bewarb. Doch Ehrlichkeit war ihm eben wichtig.
Still sah er seinem neuen obersten Chef zu, wie er seine Urkunde schrieb. Ein wichtiger Moment für Caius - vielleicht weniger wichtig für den senator -, doch irgendwie realisierte er es noch nicht wirklich. Stattdessen ließ er seinen Blick aus dem Fenster schweifen, selten sah man Rom vom kaiserlichen Palast aus.
Als die Urkunde - oder eher das Legitimationsschreiben, die Ernennungsurkunde würde wohl später angefertigt werden - fertig war, und an ihn weitergereicht wurde, erhob sich Caius - mittlerweile hatte er wieder gesessen. "Wenn es sonst nichts mehr gibt, senator?" fragend blickte er seinen Gegenüber an. "Dann würde ich mich auf den Weg nach Ostia machen." Ein kleiner Abstecher nach Hause war bestimmt auch noch drin.
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"Nein von meiner Seite gibt es nichts mehr. Dann gute Reise, aber die Straßen zum wichtigen Hafen Roms sind soweit ich gehört habe auch frei vom Schnee."
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Caius verabschiedete sich noch freundlich von seinem neuen Arbeitgeber, und machte sich dann auf den Weg nach Hause, um von dort nach Ostia zu "reisen".
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Ad Administratio Imperatoris,
das Officium des Legatus Augusti Cursu Publico ist geschlossen. Er befindet sich auf einer Reise durch die nördlichen Provinzen und beabsichtigt im Herbst zurück zu sein. Seine Korrespondenz sei an die Adresse: Casa Germanica, Mogontiacum, Provinz Germanien weiterzuleiten. Die Kosten dafür möge man von der Wertkarte der Gens in Italia durch den Cursus Publicus abbuchen lassen. Alle anderen Kontakte sind ebenso an dieses Anwesen in Mogontiacum zu richten.
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