[Officium] Rekrutierungsbüro

  • Sim-Off:

    Tut mir leid, Leute, aber wenn ihr eine Woche für soetwas braucht (ja, ich war ne Woche weg, ich weiß, trotzdem...), dann ist das zuviel. Es gibt sicher Gründe dafür und ich möchte hier auch keinen verreißen, deswegen gehe ich im Guten.


    Mitten im Gespräch sah ich mich noch einmal um und wusste dann, dass dieser Ort nicht das Richtige für mich war. Ich verabschiedete mich freundlich vom Schreiber und verließ das Castellum.

  • Sim-Off:

    Ich habe Dir schon längstens geantwortet, trotz Weihnachten und meiner Abmeldung. Dafür wollte ich Dir Gelegenheit geben auch hier zu spielen und meinen Fragen zu antworten, da ich Spieler nicht übergehe. Wenn Du es Dir anders überlegt hast, solltest Du nicht solche Anschuldigungen, so absurde, uns gegenüber bringen. Das ist keine feine Art miteinander zu spielen.


    Wie ein Taubenschlag ging es wahrlich hier zu. Und die Jugend war wirklich nicht mehr das, was sie früher mal war. Gerade wollte sich der junge Mann anmelden, schon entschwand er wieder. Seufzend wandte sich Appius dann dem Präfekten zu. Sollte er salutieren? Nein, er hatte noch die Schreibtafel in der Hand und sah auf das Stück vergeudete Papyrus herunter. Vielleicht konnte man es oben vorsichtig wegschneiden und wieder verwenden? Ungerührt von dem Honig um seinen imaginären Bart, sah Appius den Präfekten an. Natürlich war er schon ein wenig geschmeichelt. Spezialauftrag? Das klang nicht sehr gut in seinen Ohren, nach unpassender Arbeit für ihn. Appius griff nach einer neuen Tabula und sah den Präfekten dann reserviert an.


    "Salve, Praefectus. Ein Spezialauftrag? Und es hat mit den Archiven zu tun. Nun, ich bin ganz Ohr."



    [SIZE=7]Edit: Signatur entfernt...[/SIZE]

  • Mißmutig starrte Appius auf das papyrus vor ihm, es war noch leer, sollte jedoch gleich mit einigen Zeilen versehen werden. Versetzungen! Seit neustem schienen allerlei andere Aufgaben bei ihm einzutrudeln. Vorsichtig und bedächtig strich er das papyrus glatt, wie schön und jungfräulich es doch jetzt aussah. Oft war es eine Schande das papyrus überhaupt beschreiben zu müssen, schnöde Worte für banale Dinge darauf zu kritzeln. Appius Blick ging in die Ferne, ein tiefes melancholisches und pathetisches Seufzen löste sich von ihm. Doch es war keine Zeit zu verlieren. Schließlich war er nicht dafür bekannt zu schludern und der Legat hatte schon vor geraumer Zeit den scriba geschickt. So wurde flink geschrieben, die Feder kratzte, die Tinte hinterließ Zeichen, die in Rom erst wieder entziffert werden sollten. Nachdem Appius fertig war, reichte er das Schreiben seinem scriba, der einen Rang unter ihm stand. Dieser lief los, damit das Schreiben gleich auf den Weg gebracht wurde. Endlich konnte Appius sich der neusten Acta widmen. Enttäuschung breitete sich in seinem Gesicht aus, kein Reisebericht aus Germania. Er sollte mal herausfinden, wer für jenen Artikel verantwortlich war. Und die neue Aufmachung der Acta? Nun ja, Appius war noch nie ein Freund von Veränderungen gewesen. Pikiert und immer schlechter gelaunter studierte er die Zeitung.





    C'Octavius Sura
    Centurio Cohortes Urbanae
    Cohortes Urbanae
    Roma


    Salve Centurio,


    Deine Anfrage auf eine Beschäftigung in der Legio Prima Traiana Pia Fidelis und einer damit einhergehenden Versetzung wurde vom Officium des Legaten und durch den Legaten höchstpersönlich einer sorgfältigen Überprüfung unterzogen. Deiner Versetzung wurde stattgegeben. Du hast Dich innerhalb der nächsten drei Wochen, nach Erhalt des Schreibens, im Kastell der Legio Prima in Mantua einzufinden. Melde Dich am Tor des Kastells, wenn Du in Mantua eingetroffen bist.


    Vale
    Appius Carteius Cirenthius
    Optio, Rekrutierungsofficium
    http://www.imperium-romanum.info/images/sigs/leg1-optio.png
    Im Auftrag des Legaten M’ Decimus Livianus

  • Sim-Off:

    Nicht aufregen, Aristides, nicht aufregen. Geduld ist eine Tugend und wer nicht warten kann, weil es bei den anderen mal länger dauert ...


    <<<"Salve, Praefectus. Ein Spezialauftrag? Und es hat mit den Archiven zu tun. Nun, ich bin ganz Ohr."<<<



    „Optio! Ich muß wissen, wieviele Mann wir ganz genau auf der Soldliste haben. Insbesondere die Zahl der Probati brauche ich dafür von Dir. Wieviele sind es und wie hoch sind hier die Fluktuationszahlen? Ich brauche auch eine Namensliste von denen. Und ich brauche die Zahlen für die letzten Wochen und Monate. Und dann wendest du dich bitte mit deinen Kontakten mal an die Materialverwaltung. Speziell an die Leute, welche die Ausrüstung ausgeben. Hier müssen wir feststellen, ob es Abweichungen gibt. Im Vertrauen, Optio, wir scheinen mehr Leute auf der Soldliste zu haben als wir wirklich sind.“

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Langsam legte Appius die tabula zur Seite, natürlich völlig in Reih und Glied mit den kleinen Kollegen dieser Tafel, es war rein mechanisch, aber Appius war die Ordnung in Fleisch und Blut übergegangen. Eigentlich war Appius in seiner Kindheit ein völlig chaotischer Junge gewesen, aber sein Vater hatte ihn da geschult und diszipliniert. Im Vertrauen, Optio, wir scheinen mehr Leute auf der Soldliste zu haben als wir wirklich sind. Appius Herz setzte aus als er den letzten Satz vernahm. Veruntreuung von Geld, Unkorrektheit in der Legion, Diebstahl?? Erst einige Herzschläge später merkte Appius, daß sein Mund offen stand. Er klappte ihn wieder zu. Die aktuellen Zahlen über die probati hatte er natürlich nicht im Kopf. Schließlich kamen und gingen die jungen Männer von heute wie es ihnen gerade beliebte, sahen in der legio wohl mehr einen kurzen Sommerurlaub und wenn es nicht paßte, dann verschwanden sie eben wieder. Wie eben der junge Mann, da fiel Appius wieder ein, daß es wohl ein Verwandter von dem Präfekten war. Na, vielleicht würde dieser ihm noch die Leviten lesen. Tage wie heute überforderten Appius immer. Doch eines half immer, sich an die Vorschriften halten. So holte Appius schnell ein papyrus hervor und machte einige Notizen. Dann winkte er einen seiner Laufburschen heran und flüsterte ihm schnell etwas zu, dieser nickte und lief gleich Richtung des Archives.


    „Was die Zahlen angeht, schicke ich gerade den miles, die notwendigen papyri hervor zu holen. Das wird nicht sehr lange dauern, wir arbeiten schließlich schon seit legatus Purgitius Macer mit System!“


    Selbstzufrieden, das ausgeklügelte Archivsystem ging auf ihn zurück, lächelte Appius. Natürlich war es für ihn und seine wenigen Mitarbeiter grandios, für die meisten Anderen in der Verwaltung eher eine Katastrophe, da das Ablagesystem völlig eigen und auf Appius Sinn für Ordnung zurückging.


    „In der Ausrüstungskammer ist Titus Nasidius Crassus. Ein völliger Chaot und schlampiger Offizier. Es würde mich nicht wundern, wenn so einiges von den möglichen Mißständen auf ihn zurückgeht und seiner Unfähigkeit nieder zu schreiben, welchem probati er überhaupt schon mit einer anständigen Ausrüstung versorgt hatte.“


    Appius haßte Titus schon seit Jahren. Beide waren vor vielen Jahren einmal aneinander geraten, es war eigentlich eine Kleinigkeit gewesen, aber Appius vergaß nie, war einer, der alles in sich hineinfraß, bis es eines Tages zu einem großen Eklat kam. Und vorher nutzte er natürlich jede Gelegenheit seinen Mitkollegen, sie hatten sich schon in ihrer probatizeit nicht gemocht, zu piesacken und schlecht zu machen.

  • Kurz nachdem ich in die Castra gekommen bin dachte ich mir am besten mich im Rekrutierungsbüro zu melden. Von dort aus kam auch der Brief, der mir zugesendet wurde. Dann könnte man auch die ganzen lästigen Formaltiäten abklären. Kurz kopfte ich an und trat ein. "Salve!", begrüßte ich den Anwesenden. "Mein Name ist Caius Octavius Sura, ich erhielt einen Brief, dass ich mich hier melden sollte. Ich komme gerade aus Rom." Mit einem Daumen zeigte ich in die ungähre Himmelsrichtung.

  • Gerade war die neue Acta heraus gekommen und Appius saß mit den Blättern auf dem Schreibtisch und öffnete die Schnüre von der jungfräulichen Zeitung als die Tür aufging. Einige Blicke hoben sich, die Legionärsscribae sahen Sura kurz neugierig an, senkten jedoch gleich wieder den Kopf zu ihren Schreibarbeiten. Appius sah auf die Schnürung der Acta herunter und legte sie vorsichtig zur Seite und auf eine Wachstabula, damit die papyri nicht verschmutzten. Knapp nickte er dem Mann von der cohortes zu.


    „Salve, Octavius. Ich bin optio Carteius, der Dir den Brief zugesandt hat. Wunderbar, mal ein Mann, der Fristen einzuhalten weiß. Das wirft natürlich schon ein gutes Licht auf Deinen Anfang hier. Gut, es sind einige Formalitäten zu erledigen im Vornherein. Zum einen mußt Du den Legionseid hier nochmalig schwören, zum Anderen wirst Du eine neue Ausrüstung brauchen. optio Nasidius Crassus ist in der Ausrüstungskammer dafür verantwortlich. Um Deine Unterkunft kümmern wir uns jedoch erst, wenn wir mit Dir beim praefectus castrorum waren. Er muß Dich schließlich zuerst einer Centurie zuteilen und auch Deinen neuen Rang bestätigen, beziehungsweise dies nach Rom übermitteln. Erst dann wird Dir eine feste Unterkunft zugeteilt. Aber ich bin zuversichtlich, daß das noch heute geschehen kann.“


    Appius stand auf und griff nach einer tabula und einem Griffel. Er kam wohl nicht umhin, selber mit dem neuen Offizier zur Ausrüstungskammer zu schreiten. Und wie war das nochmal mit dem Rang und der kaiserlichen Bestätigung? Die neuen Richtlinien waren gerade erst bei Appius eingetroffen, wären sie nicht vom Kaiser höchstpersönlich abgesegnet worden, hätte Appius wohl innerlich geflucht und die Änderungen gehaßt, wie er immer alles Neue und Ungewöhnliche nicht ausstehen konnte.


    „Noch irgendwelche Fragen zum Ablauf, Octavius?“

  • "Nein, danke!", antwortete ich auf den Redeschwall und die danach folgene Frage. Zum Ablauf hatte ich keine Frage, der Rest wird auf mich zu kommen. Mit dem Gepäck unter dem Arm blickte ich mich hier kurz um. Die anfangs neugierigen Blicke waren eifrig ins Schreiben verfallen und ich stellte fest, dass die gewohnt Disziplin hier wohl auch herrschte. "Wo ist denn das Sacellum?", fragte ich den optio lieber noch mal. Der Ablauf war klar, die Orte noch nicht. Noch nicht. Trotz meiner eigentlich offenen Enspannung war ich nun doch ziemlich gespannt, wohin mich der weitere Weg führen würde.

  • Einige Herzschläge stand Appius nachdenklich mitten im Raum, in seinen Händen hielt er die Schrifttafeln und sah auf den frisch geputzten Boden hinab, der jeden Mittag und jeden Abend von den Legionären gewischt wurde. Darauf und auf viele andere pingelige Kleinigkeiten legte Appius großen Wert. Aber seine Gedanken beschäftigten sich nicht mit dem Boden, sondern mit der Reihenfolge der Angelegenheiten. Er hatte so etwas nicht oft gemacht, so ein Schreiben wie neulich das erste Mal verfasst, und somit war das alles noch keine Routine für den Stubenhocker in der Legion wie er es war. Wenn sie zur Ausrüstungskammer gingen, würde der Octavier eine Ausrüstung seinem Rang entsprechend brauchen. Aber Appius wußte noch gar nicht, welchen Rang der praefectus dem Neuen denn geben wollte. Sehr wahrscheinlich wieder centurio, aber man konnte nie ganz sicher sein. Und seine Vorbehalte gegenüber dem praefectus waren ein klein wenig geschwunden, nachdem dieser Appius so ins Vertrauen gezogen hatte. Also der praefectus zuerst. Appius sah auf und nickte abermals knapp.


    “Wir werden zuerst den praefectus aufsuchen. Folge mir bitte.“


    Einen warnenden Blick warf Appius seinen Untergebenen zu. Wehe, da vergriff sich wieder jemand an seiner Acta. Diese duckten sich unter dem Blick schnell und taten so als ob sie ganz intensiv mit ihren Schriften beschäftigt waren. Nach einem weiteren prüfenden Blick und wie die Acta auf seinem Tisch lag, öffnete Appius die Tür und schritt hinaus in Richtung des anderen officium.

  • Langsam öffnete ich die Tür zum Rekrutierungsbüro. Hier sollte ich mich also nun melden.


    Nachdem ich eingetreten war schloss ich die Tür und begrüsste die Anwesenden:


    "Salve, meine Name ist Marcus Iulius Cicero. Ich möchte mich für die Legion I melden."

  • Geschäftiges Treiben herrschte im Rekrutierungsbüro, die Akten der probati wurden, zwecks einer Frühjahrsmusterung- wer hatte den Winter überlebt und wer nicht- sortiert. Bei manchen der Soldaten rief das Stöhnen hervor, nicht jedoch bei Appius, dem optio des Rekrutierungsbüros und kleinem tyrannischen Herrscher in den kleinen Arbeitsräumen hier in der legio. Eisiger Miene ob der Schlampigkeit seiner Untergebenen- Soldaten schlampten seiner Meinung nach immer- ging er von Tisch zu Tisch und überprüfte die akribische Arbeit, die geheime Verschlüsselungen der Akten- alles auf Appius Mist gewachsen- durchzugehen, keine einfache Arbeit und Appius ließ nur die Besten der Besten seiner Leute dafür antreten. Als die Tür geöffnet wurde, hob er nur marginal die Augenbrauen, vermutete einen seiner Soldaten darunter.


    „Sind die Akten der ersten cohortes endlich da? Immer diese…“


    Doch zu weiteren Worten kam er nicht, der Zivilist sprach und stellte sich vor. Verblüfft hob Appius den Blick und sah den Neuen mit eisiger Miene an. Langsam, und fast in Zeitlupe, wanderte Appius Augenbraue nach oben und er richtete sich zur Gänze auf.


    „Immerhin grüssen kann der junge Mann, da ist wohl doch nicht Hopfen und Malz verloren. Aber vom Anklopfen hat er wohl noch nie gehört? Oder? Sofort raus treten, anklopfen und dann wieder eintreten. Verstanden? Tsts, was für Sitten. Jaja, schon Sokrates wußte um den Niedergang der Jugend, es bestätigt sich mal wieder.“


    Appius wandte sich wieder um, einer der Soldaten im Rücken, ein recht junger Mann, sah von seiner Arbeit auf, nickte Cicero gutmütig und aufmunternd zu und wandte sich wieder seinen Schriften zu ehe der eiserne und pingelige Appius derer Geste bemerkte.

  • Eingeschüchtert vom rauhen Ton des optio drehte ich mich um, öffnete die Tür und trat heraus. Die Tür schloss ich daraufhin hinter mir.


    Ein kurzen Augenblick dachte ich an seine Worte. Hatte ich etwas anderes erwartet als diese einschüchternende Anrede? Und ich war eingeschüchtert. Wie konnte ich nur vergessen zu klopfen? Hoffentlich habe ich jetzt keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Ich musste erst einmal durchatmen um erneut in das offizium einzutreten. Diesesmal würde ich alles richtig machen. Einmal noch drehte ich mich und mein Blick schweifte über die Kaserne. Dieser Anblick begeisterte mich immer wieder und Ja, ich würde jetzt alles richtig machen.


    Ich riss mich am Riemen schnaufte durch, hob meinen Arm, klopfte und trat ein.


    Wieder sagte ich: "Salve, mein Name ist Marcus Iulius Cicero. Ich möchte mich für die Legion melden!"
    Mein Blick schweifte von einer seite zur anderen des Raumes und gespannt wartete ich auf die Antwort des optio.

  • Einige Herzschläge mußte sich der Anwärter im officium gedulden, wenngleich Appius ihn bemerkt haben mußte, so ließ er sich nichts anmerken, sondern gab noch leise einem der Soldaten einige Anweisungen, erst dann wandte er sich um und Iulius Cicero zu. Mit einer Hand fuhr er sich über sein akkurat rasiertes Kinn und musterte Cicero aufmerksam.


    „Hervorragend, es geht doch. Also gut, ich bin optio Carteius Cirenthius. Ein Iulier also, wir haben auch einen bei der Reiterei. Aber gut, dann gehen wir mal das korrekte Prozedere durch. Mitkommen.“


    Appius Carteius Cirenthius ging bis zu einem offenen Fenster und einem Schreibtisch, nahm dort Platz, bot jedoch Cicero keinen Stuhl an und ergriff einer der Wachstafeln, die in Reih und Glied nebeneinander gelegt waren. Schweigend suchte er sich einer der vielen Griffel heraus. Sie sahen zwar alle vollkommen gleich aus, aber er schien an diesem Tag wählerisch zu sein.


    „Gut, also der Name war Marcus Iulius Cicero. Wie pikant.“


    Mehr zu dem Namen würde Appius nicht von sich geben, das war schon die äußerste Grenze an Humor, die man bei dem Mann erwarten konnte. Er notierte sich den Namen und sah dann auf.


    “Eltern, Geburtsort, Alter, bisherige Krankheiten, Schwachsinn?“


    Wie schon erwähnt, Appius war humorlos, so sah er Cicero mit stockernster Miene an und wartete auf die Antworten.

  • Gleich hinter dem Tor, und auf dem Weg zum Rekrutierungsbüro in der principia, wandte sich Marcus an den ihm fremden Flavier. Selten in seinem Leben war Marcus so sehr verwirrt einen wirklich unbekannten Flavier vor seinen Augen zu wissen. Eigentlich war es jedoch nicht allzu lange her, daß er eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte. Flavius Furianus, der Sohn seines Bruders, schien ihm auch aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Aber dieses Wissen beruhigte Marcus durchaus, denn Furianus schien ein durchaus passabler Flavier zu sein, ein angenehmer Zeitgenosse und kein Mann, der Schande über die Flavier brachte. Immer wieder tippte Marcus mit seinem vitis, von eben jenem Furianus erhalten, an seine metallene Rüstung während er auf der Legionsstrasse entlang schritt und mit offensichtlicher Neugier den Neuen musterte.


    „Du stammst aus dem Osten? Wo genau, wenn ich fragen darf? Gibt es dort auch einen Familienzweig von uns?“

  • „Du stammst aus dem Osten? Wo genau, wenn ich fragen darf? Gibt es dort auch einen Familienzweig von uns?“[/quote]


    Die freundschaftliche Art des Centurio machte es mir etwas leichter.
    In den nächsten Wochen würde das wohl nicht mehr so oft vorkommen.


    "Mein Vater schickte mich kurz nachdem Fest der Liberalia nach Heraklion auf Kreta." Schmerzlich erinnerte ich mich an dise unglückliche Zeit. Danach verbrachte ich ein paar Jahre in Antiochia..."


    Der Mann neben mir imponierte mir sehr, jeder Zoll ein echter Römer?
    Seit dem Tag an dem ich die Toga anlegte wollte ich so sein wie dieser Centurio.


    Inzwischen waren wir vor einem großen Gebäude angekommen.

  • Beiläufig nickte Marcus einem Soldaten aus seiner Zenturie zu, der an ihnen vorbeilief und strebte weiter der principia entgegen. Ihre Schritte lenkten sie an einer fabrica vorbei, ein groß gewachsener Soldat war dort beschäftigt am Amboss einige Rüstungen wieder in ihre richtige Form zu bringen. Das Hämmern hallte durch die Luft, übertönte die meisten gesprochenen Worte, auch das, was Marcus erst erwiderte. Nicht eher als sie einige Schritte von dem Soldat entfernt waren, war Marcus zu verstehen. Er räusperte sich leise, drehte spielerisch seinen vitis an der Seite.


    „Himmel und Götter, was für ein Lärm. Also, was ich eben meinte. Dann ist Dir bestimmt Manius Flavius Gracchus ein Begriff. Er hat auch lange Zeit auf Kreta gelebt, einige Jahre, so viel ich weiß. Ich habe gehört, die Kreter sind ein ganz übles Volk, alles Lügner und Betrüger. Stimmt das?“


    Antiochia? Marcus klackte mit dem vitis gegen seine lorica segmentata und dachte nach. War er nicht sogar durch diese Stadt gekommen? Griechenland? Nein, ah, Syria. Es fiel ihm wieder ein, war keine kleine Stadt gewesen und recht amüsant. Forschen Schrittes marschierte Marcus schließlich in die principia.


    „Lass Dich nicht von dem Soldaten aus dem Rekrutierungsbüro einschüchtern, das ist ein ganz übler Kerl. Mit dem bin ich ständig aneinander geraten, als ich noch dort- den Göttern sei Dank nur kurzzeitig- stationiert war.“


    Marcus zuckte resigniert mit der Schulter. Familie ging Marcus immer vor, selbst bei der legio machte er keine Ausnahme, denn wenn man sich nicht auf die Familie verlassen konnte, worauf dann noch im Leben. Er kannte jenen Mann nicht, aber er war ein Flavier. Darum gehörte er wohl eindeutig- für Marcus im Moment jedenfalls- zur Familie. Die Tür mit dem officium kam immer näher und Marcus blieb davor stehen, musterte den Flavier an seiner Seite mit einem doch- für Marcus natürlichen- gutmütigen Gesichtsausdruck.


    „Ich hoffe, Du hast Dir den Eintritt in die legio gut überlegt. Ich meine, der Weg in der legio ist für einen Patrizier nicht immer leicht und außerdem mit den neuen Bestimmungen hat sich vieles geändert. Dein Vater ist wohl kein Senator, oder? Hat er Dich zur legio geschickt?“

  • Zitat

    „Ich hoffe, Du hast Dir den Eintritt in die legio gut überlegt. Ich meine, der Weg in der legio ist für einen Patrizier nicht immer leicht und außerdem mit den neuen Bestimmungen hat sich vieles geändert. Dein Vater ist wohl kein Senator, oder? Hat er Dich zur legio geschickt?“

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    Die Worte meines Verwandten drückten meine Stimmung.


    "Nein, mein Vater gehörte nicht dem Senat an, aber es war sein Wunsch das ich diesen Weg gehe."


    Ich musste schwer schlucken.
    Unsere Familiengeschichte gehört nicht zu den dingen über die ich mich gern und ausführlich äußere.
    Aber die nette und freundschaftliche Art meines Verwandten machte es mir etwas leichter. Und ich wollte seinen Rat gern beherzigen.

  • Marcus nickte verstehend. Ja, die Eltern, deren Wünsche konnte man wohl kaum ignorieren. Denn war es doch auch Marcus’ Mutter, die ihn zur legio geschickt hatte. Nur um den Weg zu einer noch größeren Karriere zu ebnen. Wenngleich Marcus sich tief im Inneren bewusst war, dass es doch sehr viel fähigere und strahlendere Flavier und Verwandte von ihm gab, so würde er sich ihrem Wunsch nicht sträuben und diesen Weg zu gehen versuchen.


    „Dann auf ins Dein erstes Gefecht, Lucius!“


    Mit einer Hand klopfte Marcus an der Tür zu Appius officium und öffnete sie gleich, trat in das Reich des ihm sehr, sehr unsympathischen optio.


    Optio Carteius, dieser Mann hier möchte sich der legio anschließen.“


    Appius, der sofort die Stimme des centurio wieder erkannte, sah von seinen Schreibarbeiten auf und sein Gesicht wurde weiß vor Wut. Jedes Mal, wenn er Marcus sah, packte ihn das kalte Grausen. Dieser Mann- sprich Marcus Flavius Aristides- hatte ihm sein ganzes System in seinen Dienstzeiten kaputt gemacht, völlig chaotisch die Rekruten aufgenommen- als Marcus noch optio dort war- und die Ablage völligst ignoriert. Außerdem- und das war wohl der größte Frevel- hatte Marcus die neueste Actaausgabe immer als Krümmelschutz für sein morgendliches Mahl benutzt. Und die Acta war für Appius heilig. Das einzige Vergnügen in seinem Leben. Mit bebender Nasenflügel- das war schon fast ein Wutausbruch bei Appius- erhob sich der optio, salutierte nicht vor Marcus, sondern wandte sich kalt blickend an den anderen Flavier.


    “So, will er das? Wie ist Dein Name?“

  • Zitat

    Appius, der sofort die Stimme des centurio wieder erkannte, sah von seinen Schreibarbeiten auf und sein Gesicht wurde weiß vor Wut. Jedes Mal, wenn er Marcus sah, packte ihn das kalte Grausen. Dieser Mann- sprich Marcus Flavius Aristides- hatte ihm sein ganzes System in seinen Dienstzeiten kaputt gemacht, völlig chaotisch die Rekruten aufgenommen- als Marcus noch optio dort war- und die Ablage völligst ignoriert. Außerdem- und das war wohl der größte Frevel- hatte Marcus die neueste Actaausgabe immer als Krümmelschutz für sein morgendliches Mahl benutzt. Und die Acta war für Appius heilig. Das einzige Vergnügen in seinem Leben. Mit bebender Nasenflügel- das war schon fast ein Wutausbruch bei Appius- erhob sich der optio, salutierte nicht vor Marcus, sondern wandte sich kalt blickend an den anderen Flavier.


    “So, will er das? Wie ist Dein Name?“


    Der Mann am Tisch sah grimmig auf die beiden Flavier.
    Ich meinte aber, das er meinen flavischen Verwandten mit einem übleren Blick bedachte.


    "Lucius Flavius Vindex"
    sagte ich klar mit fester Stimme. Fast ein wenig zu laut

  • Beherrschung war immer Appius höchste Maxime. Wer sich beherrscht, der weiß seine Umgebung zu kontrollieren. Und kontrollierte man die Umgebung, so herrschte Ordnung. Und das Fehlen von Unordnung war das höchste „Glück“ für den optio des Rekrutierungsbüros. Und er haßte jeden abrundtief, der Chaos in sein Leben brachte oder bringen wollte. Und so fiel sein Haß ebenfalls- nebst auf einigen und vielen anderen in der legio- auch auf Marcus Flavius Aristides. Mit kühler Miene nahm Appius wieder Platz und zückte eine tabula cerata, einen Griffel dazu und fing an den Namen des Flaviers darauf zu notieren. Marcus derweil nickte Vindex noch mal beruhigend zu und zog einen Schemel heran, um während der ganzen Prozedur nicht stehen zu müssen. Appius sah von der tabula auf und hob seine linke Augenbraue marginal nach oben.


    “Gut, den Namen haben wir. Dann gehen wir mal weiter. Wo wurdest Du geboren? Wer sind Deine Eltern? Stand, Krankheiten und Geistesgestörtheiten?“


    Dass Appius die drei letzten Begriffe mit den Flaviern assoziierte, er hielt insgeheim alle Patrizier für eine Ausgeburt von Wahnsinn, würde er natürlich niemals laut sagen. Er dachte sich nur seinen Teil, wie so oft, und schluckte vieles in sich hinein.

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