Moralischer Verfall

  • Ich stand auf dem Forum Romanum mit einigen anderen und laß die neueste Ausgabe der Acta Diurna. Beim Lesen der Zeilen überkam mich tiefes Bedauern für dieses Rom, das dem moralischen Verfall näher ist, als es zu sein scheinen glaubt.


    "Römer !


    Ich frage euch, was haben Religion, Spiele zu Ehren der Götter, mit Politik zu tun. Ich bin kein Römer und kann eure Ansichten nicht verstehen, aber nach meiner Ansicht ist es ein Frevel, wenn so triviale, unvollkommene Dinge wie Politik mit dem höchsten Gut, der Religion in Berührung kommen.
    Und trotzdem wird hier ganz unverhohlen für die religiösen Spiele zu Ehren der Göttin Deme..bzw. Ceres geworben und eine politische Factio rühmt sich mit der Ausrichtung dieser Spiele und sonnt sich im Glanz der Göttin.


    Wo sind die Priester unter euch, die moralisch anständigen Menschen, die diesen Makel erkennen und laut aufschreien müßten ?
    Oder ist es schon zur Gewohnheit geworden, daß sich kein Römer mehr aufregt ?"

  • Warum sollte man aufschreien? Die Mitglieder der Politik sind die Priester, wie die Priester die Politiker sind. Warum sonst konnte ein Caesar Decimvir sein und trotzdem seine Karriereleiter im CH emporklimmen?
    Das nun gerade die selbsternannte Factio der patrizischen Gentes die Spiele für die Göttin der Plebejier ausrichtet, steht dann auf einem ganz anderem Blatt und zeigt nur, daß die pleibejischen Kräfte in dem jahrhundertelangem Kampf endlich obsiegen... .


    Sim-Off:

    ...und wir auf den Imperialismus zumarschieren, oder aber doch der Sozialismus sich leise daran macht, sich zu etablieren. Quasi überholen ohne einzuholen.

  • So, so, dachte ich bei mir, hier scheint jemand zu sein, der mit wachen Augen durch Roma läuft. Daher erhob ich meine Stimme:


    "Was ist denn das fundamentum der Moral, die Du einforderst, verehrter griechischer Freund? Das Gute oder das Gerechte?"

  • "Für mich ist es vielmehr deutlich, dass das Gute das Gerechte ist. Logisch vorgängig zur Gerechtigkeit muss das Gute sein, denn schließlich streckt der Mensch sich ja nach der Glückseligkeit aus, die aber durch ein gerechtes Leben nicht erreicht wird, sondern nur wenn wir das Gute tun. Das Gute schließt dabei das Gerechte im Letzten sogar mit ein, während wir Menschen sehen, die zwar allen Maßgaben der Gerechtigkeit nach handeln, aber dennoch nicht gut handeln. Also muss das Gute das Fundament der Moral sein!"

  • "Du scheinst zu vergessen, dass eben gerade das Gute in der Urbild-Abbild-Entsprechung der Dinge zu seine Idee liegt. Verhält sich ein Mensch konform zur Idee des Menschseins handelt er gut, wenn nicht dann handelt er schlecht. Die Idee des Menschen ist nun aber die Idee des Guten zu erkennen. Gerechtigkeit aber ist nur das jeder so behandelt wird, wie es ihm zusteht, also eine von der Idee des Guten abgeleitete Idee, welche nämlich die höchste und fundamentalste aller Ideen ist."

  • Der Senator Macrinius geht an die Rostra:


    " Warum sollte Politik und Religion und auch sehr Weltliches wie Spiele strikt getrennt sein? Ich bin wahrlich kein Progressist, trotzdem habe ich inzwischen lange die Entwicklung unseres Imperiums beobachtet und ich kann freien Gewissens sagen, dass das eine mit dem anderen zusammen gehört. Es ist die Eigenschaft unseres Volkes, die Dinge nicht zu trennen. Und es ist gut so."


    PRAEFECTUS CLASSIS PRAETORIAE MISSINENSIS
    PATER FAMILIAS GENTIS CLAVDIA
    NOMEN HONORES "RESTITUTOR"

  • Zitat

    Original von Aquinas Matinius Crassus
    "Das Gute steht aber einfach im Raum. Gerecht Handeln dagegen ist bestimmbar, gut kann alles sein, was jenem nützt."


    Gute ist genau so gut bestimmbar..was ich von der eine in Gute annehme kan ich von den Folgende wohl ablehnen.
    Es ist wie steht man zu den die der Gutes Tut /tun will ,nicht unbedingt wie man zu das gute an sich steht den das kann für jeden anders aussehen .....ergo bestimmbar sein."

  • Zitat

    Original von Marcellus Claudius Macrinius
    " Warum sollte Politik und Religion und auch sehr Weltliches wie Spiele strikt getrennt sein? Ich bin wahrlich kein Progressist, trotzdem habe ich inzwischen lange die Entwicklung unseres Imperiums beobachtet und ich kann freien Gewissens sagen, dass das eine mit dem anderen zusammen gehört. Es ist die Eigenschaft unseres Volkes, die Dinge nicht zu trennen. Und es ist gut so."


    :app:

  • "Nichts weiter wie lahme Tautologie ist es zu sagen: Der Mensch ist Gut und tut darum Gutes. Oder das Gute steckt im guten Handeln. Tautologie hat nichts mit Wahrheit zu tun und mit Erkenntnis schon garnicht. Die Frage ist doch hier: Soll zwischen Politik und Religion getrennt werden? Meine Herren, wir leben in einer Zeit, in welcher alles religiöns geprägt und determiniert ist!"


    Sim-Off:

    Wir leben nicht im jetzt, wo eine Säkularisierung stattfand!

  • Mattiacus hörte sich so an, was die verschiedenen Leute vor der Rostra sagten.


    Eigentlich freute er sich auf die Spiele.


    "Warum soll es verwerflich sein, wenn eine Factio Spiele ausrichtet ? Ob sie jemanden politisch beeinflussen, hängt doch von jedem selbst ab."

  • Sim-Off:

    Meine Thesen sind übrigens zeitgenössisch von der Transzendenz des Göttlichen, wie sie u.a. im Mittelplatonismus vertreten wird, her zu sehen.


    "Meine Frage ist vielmehr was Religion ist, aber es ist mir nicht erlaubt diese so direkt zu diskutieren, daher ist die Frage zu bevorzugen, ob sich das, was man gemeinhin die Idee des Guten nennt in einem Satz mit solchen Vergnüglichkeiten wie den Rennen - was ich noch nicht absolut verneinen möchte - und noch mehr mit factio-politischen Ambitionen vereinbaren lässt. Letzteres scheint mir doch sehr schwierig. Womit ich mich nicht gegen die politischen Dinge oder Verhältnisse äußern möchte, sondern nur dagegen, dass hier Ambitionen betrieben werden.

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