Das Gefühl von Freiheit

  • Was wir wohl noch alles gemeinsam erleben würden? Ich schaffte es bei den vielen Gedanken und Gefühlen nicht auch nur einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Ich wusste nur eines: Das konnte nur Liebe sein und ganz gewiss nichts anderes. Es war nicht nur Zuneigung, es war Liebe. Und ich wusste, ich ahnte, ich hoffte diese Bande würden für immer bestehen.


    Und ich bin mir beinahe sicher, dass dies nicht unser erster Nachmittag ist. Was wir wohl im letzten Leben verkehrt gemacht haben, dass wir zurückkehren mussten? Nun, ich bereue es auf keinen Fall und ich bin froh, dich bei mir zu haben ich… so verrückt es auch klingen mag.. Ich…


    Liebe dich. Doch die Worte schafften es einfach nicht über meine Lippen. Er hatte allerdings die Möglichkeit sie in meinen Augen abzulesen und ich wusste inzwischen, dass er das konnte. Es war seltsam, dass er ebenso fühlte. Und noch seltsamer war für mich, dass diese Liebe zwischen uns ohne Worte beinahe selbstverständlich war. Einfach fliegen. Mit ihm war alles möglich!


    Nein, ich habe noch niemals jemand anderen geliebt als meine Brüder… Und das ist nun wirklich schon allein gefühlsmäßig… ein riesengroßer Unterschied! Und wie ist es mit dir…?


    Hatte ich gesagt, ich hätte noch nie jemand anderen so geliebt? Das war für ihn eine Bestätigung und mir ging es so leicht von den Lippen. Warum? Weil er mich etwas gefragt hatte? Als ich es selbstständig aussprechen wollte hatte ich es nicht geschafft. Ich ließ meine Hand nun einfach auf seiner Wange ruhen. Was war das damals mit Meridius gewesen? Es war eine Verbundenheit, doch nun erkannte ich, dass meine Brüder Recht hatten… Es war keine Liebe gewesen, es war nur Zuneigung, freundschaftliche Zuneigung. Ich bin damals nur auf mich selbst hereingefallen, weil es das erste Mal war, dass ich einen Mann nicht fürchtete.

  • "Du glaubst an ein Leben vor diesem?"


    Maximian hatte sich über soetwas noch nicht viele Gedanken gemacht. Er verehrte nur die Ahnen, wie es jeder Römer tun sollte.


    Sein Gesichtsausdruck war milde, als er Julias warme Hand auf seiner Wange spürte. Gar schien es, als würde er sich noch ein bisschen mehr an diese Berührung lehnen wollen, denn sie spendete unendliche Wärme. Von ihr ging dieses angenehme Kribbeln aus, das durch den Körper strömte, immerzu, seitdem er mit Julia auf ihr Pferd gestiegen war.


    Und dann die Frage, ob er schon einmal jemanden geliebt hatte. Er blinzelte, nahm das Gefühl von Julias Hand auf seiner ganz bewusst wahr und sah Viola vor seinem inneren Auge. Sie war eine besondere junge Frau gewesen, die ihn zum Lachen bringen und ein Stückchen Heimat herzaubern konnte, als er damals in Tarraco angekommen war. Sie war etwas besonderes für ihn gewesen, aber geliebt? Nein, wenn man von den starken Gefühlen, die er für Julia nun spürte, ausging, dann nicht. Und davor? Es hatte ein paar Schwärmereien in seinem Heimatdorf gegeben, aber auch hierbei keine solch gewichtigen Gefühle und Gedanken. Aber Viola ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Als er den Blick wieder auf Julia richtete, stand in seinen Augen Aufrichtigkeit und ein kaum wahrnehmbarer Funken Trauer.


    "Ich erzählte dir doch von... dem Tod einer mir nahestehenden Person. Sie... Sie hieß Viola. Wir lernten uns kennen an dem Tag, als ich allein nach Tarraco kam, um meinen Vater zu suchen. Und sie half mir, in der neuen Welt zurechtzufinden. Ich dachte, ich liebte sie."


    Maximian musste eine Pause machen. Er schluckte leicht, dann strich er Julia erneut einmal über die Wange. Kaum, dass die Hand ihre Liebkosung vollendet hatte, blieb sie stehen und gleichzeitig trat wieder ein Schmunzeln auf sein Gesicht, während er leise seufzte.


    "Aber heute habe ich erkannt, dass ich sie nicht geliebt haben kann, weil ich nicht solch überwältigende Gefühle hatte. Nein, vor dir... habe ich so... noch keine geliebt."


    Sim-Off:

    Herrje! *löl* Tut mir leid. ^^

  • Sim-Off:

    Editier bitte deinen Post :D Ich verstehe, dass es lange braucht damit du über Violas Tod hinweg kommst *snüff*, doch bitte nenne mich doch weiterhin Julia, in Ordnung? :D :D :D


    Ich... weiß es nicht genau, ich sehe dem Leben mit gemischten Gefühlen entgegen. Wir werden so oft wiedergeboren, bis wir vollkommene Weisheit erlangt haben. Dann dürfen wir in das Reich der Götter einkehren. So hat es mir einst eine sehr alte Frau erzählt, damals als ich in Britannien war. Andererseits.. Ich weiß nicht was ich glauben soll, doch bei der Vertrautheit die ich dir gegenüber verspüre... Ist es... dann doch.... so dass ich mir gut vorstellen kann, was die alte Dame meinte.


    Ja, dies ist eine gute Frage, doch die Antwort würde ich vermutlich niemals erhalten. Wenn ich sterbe, besteht die Möglichkeit zur Hälfte, doch wenn ich wiedergeboren werde, wieviele Tode werde ich noch bis zu meiner ersehnten Antwort sterben müssen? Ich hoffte sehr, dass ich in jedem Leben auf Maximian treffen würde, sollte es Wiedergeburten geben. Und sollte ich in die Nachwelt kommen, so hoffte ich würde ich ihn dort wiederfinden.


    Doch da sah er mich an, er sah mir in die Augen. Und es war wirklich nicht schwer zu erkennen, dass er traurig war, dass etwas ihn tief in seinem Herzen berührt hatte. Waren es meine Worte gewesen? Er begann zu sprechen und er sprach von der Verstorbenen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass er bereits heute abend mit mir darüber sprechen würde. Ob... ich ihm Fragen stellen konnte? Ob es ihm helfen würde schneller über den Verlust hinwegzukommen? Oder würde es alles nur noch schlimmer für ihn machen...


    Ich war schon verblüfft, dass es einen leisen Stich in meinem Herzen gab. Nicht etwa, weil ich böse war, dass er einst jemanden liebte. Nein. Ich wusste er würde noch lange daran zu knabbern haben und das versetzte mir einen leichten Stich, denn ich wusste wie schwer es war über Vergangenes hinwegzusehen. Ich sprach leise.


    Vielleicht... empfindest du bei mir eine andere Liebe als bei mir. Doch du darfst niemals sagen, dass du sie nicht geliebt hast. Denn sonst würde die Trauer dich nicht so tief berühren. Ich... denke da du so offen zu mir warst, sollte ich auch offen bei dir sein... Ich...


    Er strich wieder über meine Wange, es fühlte sich so unendlich gut an. Ob ich es wirklich schaffen würde, mit ihm über Meridius zu sprechen? Vermutlich war es aber eher amüsant, als dass es traurige Stimmung verursachen würde. Ich sah während meiner Worte an ihm vorbei, nachdenklich.


    Ich glaubte, auch einmal geliebt zu haben. Es... wirkte damals auf mich so intensiv, weil es das erste Mal war, dass ich mich nicht davor gescheut habe mit einem anderen Manne als mit meinen Brüdern zu sprechen. Das... ist auch der Grund warum ich zu Beginn ein wenig distanziert war... Damals bei den Wagenrennen... Meridius... Das muss ziemlich seltsam auf dich wirken, hm?


    Ich sah ihm nun in die scheinbar überraschten Augen und musste grinsen. Wie gut, dass ich Brüder hatte und wie gut, dass ich eine Arbeit hatte, die mich auf andere Gedanken gebracht hatte.

    Das ist nun schon lange her und ich habe mit ihm bei mir selbst abgeschlossen. Ich weiß nicht, was er damals empfand. Vermutlich, wie ich schon sagte, hatte ich das wegen meiner Unerfahrenheit als Liebe vermutet. Mein Bruder Valentin hat länger mit mir deshalb gesprochen und seine Worte haben auf mich gewirkt, ich habe nachgedacht, lange Zeit... Und nun läufst du mir über den Weg und zeigst mir innerhalb von Sekunden, dass das damals keine Liebe gewesen sein konnte!


    Ich lächelte ihn an, rückte etwas näher in seine Arme. Jetzt da die Sonne langsam verschwand wurde es ein wenig kühler und ich suchte automatisch Schutz in seinen Armen.

  • Sim-Off:

    Kommt nicht mehr vor. ^^ Jeder andere wäre jetzt von seiner Freundin/Frau verlassen worden. :D


    Die Worte der alten Dame stimmten Maximian nachdenklich. Fühlte er sich, als wäre er schon einmal wiedergeboren worden? Hm, nein, er fühlte sich jung und konnte sich an kein Vorleben erinnern - was ja nichts heißen musste.


    "Mir erzählte mal ein Greis in unserem Dorf, kurz nachdem seine Frau verstorben war und kurz bevor er selbst verstarb, seine Theorie über unsere Seelen und weshalb sie sich manchmal schon länger zu kennen scheinen. Hmmm... Er meinte, dass Seelen geboren werden in einer rein weißen Atmosphäre. Sie sind diesen Moment lang vollkommen und von Glück und Liebe erfüllt. Doch sie fallen sogleich herab und landen dort, wo ein Kind gerade geboren wird. Aber nahezu immer stellt sich heraus, dass eine neugeborene Seele für ein neugeborenes Menschenkind zu groß ist. Und während anderswo, vielleicht nebenan oder in einem weit entfernten Land, ein weiteres Kind geboren wird, werden die neugeborenen Seelen zerrissen und kehren in das ihnen anvertraute Neugeborene ein. Sie weinen das erste Mal, so wie ein Menschenkind nach der Niederkunft das erste Mal weint. Von da an sind die Seelen nur noch ein Halbes und verlieren verdoppelt schnell an Vollkommenheit, Glück und Liebe. Ihr Wunsch, den anderen Teil ihrer selbst zu finden, wächst jedoch von Tag zu Tag und irgendwann, wenn der Mensch schon längst laufen gelernt hat, da ist der Wunsch nach der Einheit der Seele so stark, dass er... manchmal bewirkt, dass zwei Menschen zueinanderfinden und es ist, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Vollkommenheit, Glück und Liebe kehren allmählich zurück, bis zu jenem bestimmten Tage, an dem sie durch nichts mehr getrennt sind und sich in ihrer rein weißen Atmosphäre wieder verbinden können."


    Maximians Herz pochte ruhig in seiner Brust, während seine Augen verträumt wegen einer so verzaubernden Idee in Julias Augen gründelten. Kannten sie sich aus einem vorigen Leben oder hatten ihre Seelen die Wiedervereinigung auf Erden geschafft - das spielte keine Rolle. Beide Ideen waren wundervoll und verliehen diesem Abend einen überwältigenden und übernatürlichen Glanz.


    Über Viola wollte er nicht weiter sprechen. Sie gehörte jetzt und hier nicht hin. Vielleicht hatte er sie geliebt, vielleicht nicht. Die Zeit um das herauszufinden hatte einfach nicht gereicht und sich darüber im Nachhinein den Kopf zu zerbrechen, war auch keine Lösung.
    Er würde schon eines Tages über sie hinweg sein. Es war nur... jetzt... war alles gerade 2 Wochen alt. Ein wenig mehr vielleicht, aber nicht weniger. Er redete sich ein, dass es normal war, so lange zu trauern. Würde man denn nicht so lange um seinen besten Freund trauern?


    Und dann erzählte die Frau, die in seinen Armen lag doch davon, dass sie einmal geglaubt hatte in seinen Vater verliebt gewesen zu sein. Maximian sah wirklich überrascht drein, sehr sogar. Es schien, als sei auch das, die Begegnung zwischen Meridius und Julia, Teil dieses einzigen großen Zufalls. Er musste schmunzeln, wobei ihm aber ein anderer Gedanke durch den Kopf zog:
    Hätte es nicht bedeuten können, dass... Julia nach einem Teil von Meridius suchte, das sie in ihm, Maximian, wiederfand? Oder andersherum? Es würde erklären, dass sie sich so schnell hingezogen zu Max gefühlt hatte. Das Vermissen einer alten Liebe, wieder aufkommende Gefühle, die verloren geglaubte Hoffnung. Der Gedanke schien kleine Widerhaken zu entwickeln, während Maximian ihn genauer betrachtete und ihn schließlich verdrängte. Nein, er glaubte nicht, dass Julia einen Meridius in Maximian suchte. Nach all dem, was sie ihm gesagt hatte, erschien es ihm äußerst töricht, soetwas auch nur zu denken.


    "Seltsam ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck."


    Ein Schmunzeln schlich sich zurück auf Max' Gesicht, als Julia sich näher an ihn drückte. Nein, das hier war echt. Seine Gefühle waren eindeutig und er glaubte auch, dass Julias das waren. Alles andere hätte nicht zu ihr gepasst.


    "Ich frage mich, was er sagen würde, wenn er uns so sehen könnte..."


    Gute Frage. Berechtigte Frage. Maximian kannte seinen Vater nicht. Würde er es ihm übel nehmen, dass er ihm Julia sozusagen weggenommen hatte? Maximian wusste nicht, ob Meridius eifersüchtig war oder ob ihm überhaupt noch etwas an Julia lag und wie er seinem Sohn gegenüberstehen würde, wenn er Julia liebte, obwohl er sie noch liebte.


    Mit einer Hand strich er Julia über den Arm, dann kippte er seinen Kopf leicht zu Seite. Sein Kinn legte sich an ihren Kopf, seine Lippen auf ihre dunklen Haare. So konnte er die Sonne sehen, die inzwischen beinahe gänzlich verschwunden war.
    Und mit der Erkenntnis, dass es schon spät war, dass die Sonne ihren alltäglichen Spaziergang über den Himmel beendet hatte, kam auch die zurück, dass sie nicht mehr lange hier herumliegen konnten. Hungaricus wartete sicher auf Maximians Rückkehr, der Schwarze war sich selbst überlassen... und der Weg war noch weit.
    Ein Seufzen entrang sich Maximian, während er daran dachte.


    Und wie würde es dann weitergehen?

  • Ich war völlig fasziniert von seinen Worten, sie holten mich von jeglichen meiner bisherigen Vorstellungen weg. Das war auch möglich, das hörte sich völlig schön an. Zwei Hälften finden am Ende stets zueinander, erkennen sich. Wenn dies der richtige Weg ist, der uns bestimmt ist, dann ist er wunderschön und dann war Maximian ganz sicherlich meine andere Hälfte.


    Man konnte unsere beiden Theorien sogar miteinander berkuppeln, sodass beide Hälften füreinander verantwortlich wären und solange wieder auf die Erde kommen würden, bis beide die endgültige Weisheit erlangt hatten. Voller Glück schloss ich lächelnd meine Augen und atmete ruhig durch, dieser Moment war so wunderschön und ewig. Ewig? Wenn ich erst wieder in Germanien sein würde, würde es mir vorkommen, als wenn ich aus einem Traum gerissen wurde. Doch daran wollte ich nicht denken.


    Ich wollte nur noch an Maximian denken. An den, den ich sofort als einen Decima erkennen konnte. Hoffentlich hatte ich ihn mit meinen Worten über Meridius nicht verletzt, schließlich hatte ich zu Beginn auch erwähnt, dass eine Ähnlichkeit durchaus bestehen würde. Aber dass ich Maximian aus dem Grund liebe ist weit hergeholt, ich dachte da nicht eine Sekunde länger dran, als wie mir dieser Gedanke gekommen war. Dafür war die Liebe zu fest.

    Das ist eine gute Frage, sicherlich würde es ihn ein wenig irritieren, wenn er mich auf diese Weise wedersehen würde. Es ist schon ein riesiger Zufall, dass ich erst ihn treffe und dann dich. Und beide Treffen völlig ohne eigene Planung und mit einem solchen Zeitunterschied!


    Ich hatte noch immer die Augen geschlossen und genoss seine Nähe.

    Sim-Off:


    Sorry, dass ich so wenig schreib, aber ich bin noch immer außer gefecht gesetzt :(

  • Sim-Off:

    Macht nichts. :) Ich schreib in 3 Wochen Abi und werde deshalb auch weniger online sein können bis dahin. Nur so zur Vorwarnung.


    Helios und sein Wagen hatten ihre Fahrt vollendet; Luna würde ihre schon bald beginnen. Der Himmel färbte sich langsam in ihren Farben und die Luft kühlte herunter, während Zirpen und Vogelstimmen langsam verebbten, wie der Tag es ihnen vormachte.


    Maximian hatte das Schauspiel des Lebens beobachtet, während er Julias Arm unter seiner Hand gestreichelt und seine Lippen auf ihr Haar gedrückt hatte. Nachdenklich hatte er in die Kronen der Bäume gesehen, genießerisch hatte er die Augen verschlossen und sich auf seinen Tastsinn konzentriert oder auf seine Nase. Geräusche drangen von fern an sein Ohr, ein Rauschen, der Gesang eines Vogels, das lahmende Zirpen einer Grille. Julias Wärme, Julias rhytmische Atmung, Julias Gegenwart.


    Er hatte nichts erwidert. Zu perfekt war der Moment, um ihn noch mit Worten zu beflecken. Er wollte nur noch ein paar Minuten lang stillstehen, während alles andere weiterlief, verlief, ablief.


    Irgendwann, nach Minuten oder Jahrhunderten, formten seine Lippen auf ihren Haaren einen Kuss. So gerne er sich dagegen sträuben würde, würde man ihn vermissen. Maximian kannte seine Verwandten und die Art, wie sie ihn hüteten und konnte sich daher ziemlich genau vorstellen, wie man reagieren würde, wenn er nicht ungefähr zum besprochenen Zeitpunkt erscheinen würde. Und Julia musste schließlich ja auch irgendwann einmal wieder zurückkehren; wohin auch immer, Maximian hatte nicht verstanden, wo genau sie momentan lebte. Sicher war, dass man auch sie vermisste oder bald vermissen würde.


    Nicht zuletzt Maximian würde sie schon bald vermissen. Zu bald. Den Impuls unterdrückend, der ihn danach gedrängt hatte allmählich vom Boden loszukommen und ein Stückchen weiter zu reiten, legte er sich nun auf die Seite, um Julia anzusehen, die ihren Kopf auf seinem Oberarm gebettet hatte.
    Die eine Hand stützte den Kopf, während die andere wieder Julias Gesichtskonturen entlangfuhr: Die Wangen, die Nase, die Lippen. Verfolgt wurde sein Finger nur von seinen Augen, die versuchten jede Einzelheit in sich aufzunehmen, verträumt und doch aufmerksam und voller Wärme.


    "Es ist schon so spät und der Weg noch so weit...", brummte er, jedoch in Flüsterlautstärke, als hätte er nur im Traum gesprochen oder wolle diesen nicht zerstören. Kaum später war sein Gesicht ihrem plötzlich ganz nahe, sodass er nur noch seine Augen und ihre mit seinen Lippen verschließen musste.

  • Auch ich musste bereits daran denken, dass es langsam Zeit zum Aufbruch wurde. Und zwar nicht nur Zeit, um nach Rom zurückzukehren, sondern auch Zeit um nach Confluentes zu reisen. Dort war ich Duumvir und viel zu lange war ich bereits fort gewesen.


    Dieser Gedanke stimmte mich traurig, gerade erst hatte ich Maximian kennengelernt. Ob er mich vielleicht besuchen würde? Ich hoffte es sehr. Aber auf jeden Fall würde ich ihn besuchen. Ich ahnte schon jetzt, wie sehr es mich zerreißen würde, wenn wir erst einmal voneinander getrennt waren, denn schon damals bei Meridius hatte es mir zugesetzt. Wie es wohl erst bei Maximian werden würde?


    Doch hinfort mit den Gedanken, den letzten Rest dieses Tages und den Beginn der Nacht würde ich mit Maximian genießen, ohne Traurigkeit zu empfinden, ich würde mich voll und ganz auf seine Nähe konzentrieren. Und auf seine Liebe. Es wurde jedoch Zeit, langsam nach Rom zurückzukehren, denn schließlich warteten sie gewiss auf Maximian und ich wollte auch noch ein wenig Zeit zum Schlafen haben wollen.


    Ich nickte bei seinen Worten, wir schienen das Gleiche gedacht zu haben. Und nach seinen Worten trafen seine Lippen die meinen, ich vermochte es nur noch die Augen zu schließen, ließ alle geplanten Worte fallen um später zu antworten.


    Dieser Moment schien mich wieder fortzutragen, ich legte meine Hand in seine Haare, strich mit meinen Fingern durch diese. Ich öffnete meine Augen für eine Sekunde einen kleinen Spalt, wie nah er mir war. Als ich sie schloss, war der Kuss vorbei – doch schnell erwiderte ich ihn und ließ meine Lippen errötend auf seinen ruhen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich den Mut aufbringen könnte. Mir lief ein warmer Schauer über den Rücken, es prickelte in meinem Bauch.


    Doch… es… wir würden uns auch morgen noch sehen können und ich wollte nicht, dass er Ärger bekommen würde, weil sie sich sorgten. Auf mich wartete niemand, doch auf ihn uns so löste ich mich schweren Herzens von ihm, strich ihm lächelnd übers Haar.


    Ja, der Weg nach Rom ist zum einen noch sehr weit und wir sollten uns darum, dass sich für die Nacht unsere Wege trennen, keine Gedanken machen. Der Weg durch das Leben ist noch sehr lang und..


    Ich schwieg, denn ich konnte nicht weiter sprechen. Wer vermochte es schon, sich selbst zu belügen? Es kostete schon Anstrengung Tränen zurückzuhalten, wenn ich an meine weitere Zeit entfernt von ihm denken musste und leicht wässrig waren meine Augen auch. Vorsichtig setzte ich mich hin und sah auf das Essen, das noch immer dastand. Dann sah ich grinsend zu Maximian, den ich kaum noch erkennen konnte.

  • Während Julia seinen Kuss erwiderte, hatte Maximian seine Hand auf ihre Taille gelegt. Der Kuss war so schön, dass er eigentlich gedacht hatte, sie nicht wieder loslassen zu können, doch auf einmal saß sie vor ihm, in die Decke der Dunkelheit gehüllt. Er sah nur ihre Augen, die ein seltsamer Schimmer umgab und bemerkte jetzt erst, dass er ihre Hand festgehalten hatte, als sie sie wegziehen wollte. Sein Daumen fuhr über Julias zarten Handrücken und gedankenverloren betrachtete Maximian die Decke unter ihnen.
    Er hatte einen Unterton in Julias Worten gesucht und auch gefunden. Schließlich, als sie abbrach, hatte er die Bestätigung erhalten, dass es ihr ebenfalls schwer fiel. Er seufzte leise und blickte Julia niedergeschlagen an.


    "Noch ist es ja nicht so weit."


    Ein kläglicher Versuch Julia zu trösten. Ein noch kläglicherer für ihn. Aber sie hatte Recht, so weh es auch tat. Wie und wann und wo würden sie sich wiedersehen? Fragen über Fragen, die ihn mehr und mehr betrübten.
    Seine Mutter fiel ihm ein. Zum Abschied, als er allein nach Tarraco auszog am Tage nach seinem letzten Geburtstag, muss es für sie ähnlich schwer gewesen sein, wie jetzt für Iulia und Maximian. Er hatte die Trauer über den "Verlust" ihres Sohnes in den Augen lesen können, aber sie war stark gewesen und ihm versprochen, dass sie sich wiedersehen würden. Und außerdem, hatte sie gesagt, würde er sie immerzu in ihrem Herzen tragen, sich an sie erinnern können und dann sei es, als wäre sie wieder bei ihm. Oder er bei ihr.
    Und doch vermisste er seine Mutter und wusste, dass es mit Iulia nicht anders wäre und bestimmt noch schlimmer. Dennoch aber fasste er den Entschluss stark zu sein, damit Iulia vielleicht von seiner Stärke profitieren konnte und konnte sich sogar dazu überwinden, ein Lächeln zu zeigen. Dann fiel sein Blick auf das Essen, das nahezu unangerührt geblieben war. Er lachte leise auf.


    "Nun haben wir gar nichts zu uns genommen. Hm. Hast du noch Appetit? Ich habe... keinen mehr."


    Abermals musste er ein Seufzen unterdrücken und hatte wohl das Leiserwerden am Ende seiner Worte ebenfalls nicht mehr aufhalten können.
    Es war auch schwer, sehr schwer sich von einem Abend der Liebe zu trennen, wenn man wusste, er würde wahrscheinlich nicht mehr so schnell wiederholt werden können.
    Den geknickten Kopf wieder anhebend, rappelte Maximian sich schließlich auf, wobei er Julias Hand nicht losließ. Er griff sogar noch nach der zweiten und zog sie dann auf, legte je eine ihrer Hände an seine Schlüsselbeine und legte seine Hände an ihre Hüften. Ihre Köpfe waren sich ganz nahe und er konnte das Wasser in Julias Augen erkennen. Auch lächelte sie nicht mehr, genau wie er.
    Wie schön sie doch aussah... Abermals seufzte er.


    "Sei nicht bedrückt, schöne Julia. Ich weiß genau, dass wir uns wiedersehen werden. Denn wenn nicht, wird mein Herz daran zugrunde gehen. Ich..."


    Maximian brach kurz ab, senkte seinen Blick und suchte nach Worten. Worte, die das beschreiben konnten, was in seinem Kopf alles vor sich ging.
    Immer nur hörte er: Ich liebe dich.


    "Ich bin noch einen oder zwei Tage in Rom. Besuche mich. Wir könnten gemeinsam Souveniers kaufen und gemeinsam Rom verlassen. Erst dann müssen sich unsere Wege auf längere Zeit scheiden und erst dann wäre die Zeit für den Abschied gekommen. So können wir uns noch einmal sehen und müssen deshalb jetzt nicht betrübt sein."


    Er hatte sich ein optimistisches Lächeln aufs Gesicht geredet und fuhr seiner Liebe mit gespreizten Fingern durch die Haare. Doch sein Inneres konnte nicht lächeln. Zwanghaft erhielt er das Lächeln auf sich, hatte kurzzeitig wohl einen leicht verweifelten Ausdruck angenommen.

  • Mein Herz wurde schwer, eigentlich wollte ich gar nicht zurück nach Confluentes. Ich wollte bei Maximian bleiben. Ich sah ihn an, doch auch mein Blick war traurig - fröhlich. So mussten Sklaven sich freuen, wenn sie gerade in Gefangenschaft geraten, sich allerdings über einen guten Herrn freuen konnten. Das Herz war schwer, doch für den Moment beföügelt, denn noch war alles gut, auch wenn die Zukunft dunkel aussah.


    Auch mir war der Appetit vergangen, wenngleich mein Bauch noch Hunger hatte. Mir fiel es so unendlich schwer mit dem Gedanken zu leben, dass wir nur noch 2 Tage haben würden. Wäre dieses Zusammentreffen doch nur eher gewesen, denn dann hätten wir mehr Zeit gehabt. Aber würde mir der Gedanke des Abschiedes nicht noch mehr zusetzen?


    Wir haben den Zeitpunkt gar nicht bemerkt, aber der Zeitpunkt hat uns gefunden. Eines jedoch nahm ich mir fest vor, ich würde ihn zum Hafen begleiten und ich würde ihn verabschieden, ihm winken wenn er am Horizont in Richtung Spanien verschwinden würde. Du hast mich auseinandergenommen und neu zusammengebaut, Maximian. Leise murmelte ich, während ich an ihm vorbeisah...


    Wenn ich mein Leben nicht so in den Sand gesetzt hätte, dann hätt ich dich nie gesehen. Ich bin dem Schicksal beinahe dankbar für meine Vergangenheit, sonst wäre ich jetzt niemals hier. Meine Familie war bisher immer alles gewesen, doch nach dem Vorfall damals habe ich mich abgeschottet und stets die Einsamkeit gesucht, ebenso wie heute. Doch heute habe ich nicht sie, sondern dich gefunden.


    Nach Beenden meiner liebevoll geflüsterten Worte sah ich ihm erst wieder in die Augen, erst jetzt fand ich wieder den Mut, seinem Blick standzuhalten. Ich bemerkte wie sehr er sich selbst zerriss denn er versuchte stark zu bleiben. Warum tat er das? Ich bemerkte wie er nun beide Hände an seinen Hals legte und ich lächelte. Es war warm dort und es war weich. Ich rückte wieder näher ran, ich konnte nicht so weit von ihm entfernt sitzen, wenn er auch so nah sein könnte.


    Doch kaum dass mein Kopf an seiner Brust ruhte fühlte ich einen warmen Tränenfluss auf meinen Wangen, der sich über die Schläfen hinzog und sich an meinem Kinn sammelte um in größrer Konzentration herunterzufallen. Zum Glück konnte er es nicht sehen, weil mein Gesicht für ihn verborgen war. Und um mich nicht zu verraten sprach ich auch nichts.


    Ich wusste ja, wir würden niemals für lange getrennt sein, doch ich glaubte inzwischen, dass mir jede Sekunde das Herz brechen könnte in der er nicht bei mir war, denn es war schon fast eine Selbstverständlichkeit. Die einzige die mich trösten könnte während der Zeit des Getrenntseins war Skadi, sie würde das Bindeglied sein. Und der Schwarze. Doch er würde nicht in meiner nähe sein.


    Ob Maximian und ich uns ohne den Sturkopf überhaupt nahe gekommen wären? Ich glaube, ich hätte mich vom ihm distanziert. Da er ein Mann war und gleich welcher Gens angehört. Doch... es war alles anders gekommen und die Frage die ich dem Orakel gestellt hätte, hätte sich hiermit erledigt. Ich lächelte, wünschte Flavius könnte mich so sehen, wünschte Valentin würde mich bald wieder in seine warmen Arme schließen.


    Nein, so schwer würde meine Rückkehr in die Realität auch nicht werden, ich hatte Familie die meinen Fall linderte und mich auffing. Und ewig würde dieser Abschied nicht dauern, denn wir werden uns wiedersehen! Ganz bestimmt. Völlig melodisch und als ob die Klänge die Worte aus einer anderen Dimension holten...


    Ich liebe dich, Maximian, dich...


    Sie waren voller Erleichterung gesprochen, voller Gefühle und sie waren so leicht. Sie waren so leicht und immer mehr Tränen flossen über meine Wangen. Aus Glück, aus Trauer, doch vorallem vor Liebe. Mein Herz würde gebrochen, doch da würde von nun an immer jemand sein, der es wieder flicken würde, immer wieder würde er es heilen, da war ich mir sicher. Ich lächelte in seine Tunika hinein, ich fühlte mich wohl und ich fühlte wie sich seine Arme fest um meinen Körper schlossen.

  • Maximian hatte ein bitteres Schmunzeln auf dem Gesicht, als Julia ihm sagte, dass sie dem Schicksal dankbar sein müsste. Aber was hatte sie noch gesagt? Dass sie ihr Leben in den Sand gesetzt hatte? Geistich machte der junge Mann sich eine Notiz, mit ihr irgendwann einmal darüber zu sprechen, denn jetzt konnte er nicht über etwas anderes nachdenken, als diesen Augenblick und jenen, der sie trennen würde.


    Das Schmunzeln war verschwunden, während er bemerkte, wie sich immer mehr Tränenflüssigkeit in Julias Augen ansammelte. Stattdessen hatte sich, nachdem Julia geendet und ihren Kopf an seine Brust gelegt hatte, abermals enorme Hilflosigkeit auf dem jungen Gesicht des Decimus abgezeichnet. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und seine Hand dazu.


    "Ich werde wieder für dich da sein. Wenn etwas ist, wenn dich etwas bedrückt oder dein herz schwerer und schwerer wird, dann weißt du, wo du mich finden kannst. Du bist jederzeit willkommen, Julia. Immer."


    Dann war es einen Moment lang still. Maximian brachte kein weiteres Wort mehr heraus, während Julia sich an ihn drückte. Es gab so vieles zu sagen, wohl wahr, aber nichts davon konnte sich am Kloß vorbeizwängen, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Und dann hörte er Julias zarte Stimme. Die Worte, die sie sagte, konnte er erst einmal nicht richtig verstehen, obwohl sie an sein Ohr drangen. Vielmehr vernahm er, dass sie leicht erstickt wirkte. Weinte sie etwa? Und dann, erst nachdem er sich diese Frage mit ja beantwortet hatte, weil sich auf seiner Brust etwas sehr warm anfühlte, verstand er, was Julia ihm da gerade gesagt hatte. Kaum merklich fing er an über ihre Haare zu streichen und sie leicht zu wippen, während er mit den Lippen leise und beruhigende Zischgeräusche machte. Die Dunkelheit verschwamm plötzlich und er musste heftig blinzeln, denn auch ihm waren Tränen in die Augen geschossen.
    Eine einsame Träne floss ihm über die Wange und fiel auf Julias Kopf, alle anderen Tränen konnte er niederkämpfen.


    "Ich liebe dich auch."


    Seine Worte waren mit ganz leicht zittriger Stimme gesprochen, doch das störte ihn nicht. Er drückte Julia nur weiterhin an sich, weil es das einzige war, dass er sich für diesen Moment wünschen konnte. Julia nahe sein, mehr wollte er nicht.


    Zwei Menschen unter dem Nachthimmel, der allmählich in den Besitz des Mondes überging. Zwei Lebewesen, klein und unbedeutend vor der Endlosigkeit der Dunkelheit und der Weite von Raum und Zeit. Und doch lebten Julia und Maximian in diesen Sekunden in ihrer eigenen Welt. Sie hatten es geschafft der Endlosigkeit zu strotzen, sich ein Stück der Ewigkeit zu sichern, in ihren Herzen und in ihren Seelen. Welcher Tanz konnte schöner sein, wenn nicht dieser, den sie nun mit ihren Tränen ausführten, während sie vom Wind umschmeichelt und von den hellen Strahlen des Mondes bedeckt wurden?

  • Mir war klar, wir müssten bald wieder los und aus diesem Grunde genoss ich diese wenigen Momente umso mehr. Allzu lang war der Weg ab jetzt auch nicht mehr und wehmütig musste ich daran denken. Ich fühlte wie er weinte, ich tat nichts dagegen, mir ging es auch nicht anders. Ich strich ihm nur die zurückgebliebene Bahn der Tränen von den Wange.


    Ich wusste nun mehr denn je, wenn ich morgen früh in meinem Bett aufwachen würde, würde ich zu nichts in der Lage sein. Ich sah zu Maximian auf und seufzte leicht, noch glänzten meine Wangen leicht im Mondeslicht und dem Lächeln der Sterne, doch der warme Wind sollte diese letzten Spuren bald verwischen. Leise und doch ernst begann ich zu sprechen.


    Vielleicht... sollten wir uns langsam wirklich auf den Weg machen, denn ansonsten brauchen wir uns gar nicht mehr zu Bett begeben. Ich... Mir... fälllt das verdammt schwer, doch jeder schöne Moment findet ein Ende und manchmal eine Fortsetzung, nicht wahr?


    Ich lächelte zu ihm auf und löste mich schweren Herzens von ihm. Langsam begann ich die Sachen zusammenzupacken, es war als würde damit der letzte romantische Hauch weggewischt werden. In Germanien würde ich erst einmal genügend Zeit haben um meinen Gedanken nachzuhängen. Ich stand auf und ging zu Skadi, die mir vorwurfsvoll entgegen blickte. Ich verstaute die Sachen in einer der Taschen und holte einen Mantel hervor, den ich heute Abend noch bitter nötig haben würde.


    Maximian würde sich mit hineinwickeln können, denn nun wo es Nacht wurde, wurde der Wind frischer. Dort wo noch vor wenigen Augenblicken meine Tränen flossen wurde es unangenehm kalt. Ich ging zu Maximian und reichte ihm meine Hand, damit er mir folgen würde. Er ergriff sie und gemeinsam gingen wir zu Skadi, der ich lächelnd über die Nüstern fuhr.


    Ist gut mein Mädchen, bald kommst auch du zum Schlafen, doch jetzt musst du erst einmal noch tapfer sein...


    ...und danach würde ich es auch sein müssen. Mit Schwung schwang ich mich wieder auf das Tier und sah zu Maximian hinab, reichte ihm abermals meine Hand.

  • Maximian nickte und brachte ein zuversichtliches Schmunzeln auf, dann ließ er Julia die Sachen zusammensuchen. Er half ihr dabei, reichte ihr hin und wieder etwas und nahm ihr dann den Mantel ab, den sie ihm reichte. Dann saß sie auch schon auf dem Rücken ihrer Stute. Maximian stand noch neben dem Pferd und warf noch einen letzten Blick, als wolle er prüfen, ob noch etwas liegengeblieben war, auf den Flecken Erde, der der Ewigkeit angehörte und auf dem Sie gelegen hatten.


    Er zog ein bisschen Luft ein, wandte den Blick ab und ergriff Julias Hand. Mit ihrer Hilfe schwang er sich hinter ihr auf Skadi. Wieder hatte er ihren Rücken vor sich, doch dieses mal rutschte er ohne zu zögern an sie heran. Doch auch wenn er schon nicht mehr weiterrutschen konnte, war es so, als würde er ihr nicht nahe genug sein können.
    Schließlich ließ er sich noch den Mantel über den Rücken fallen und führte ihn dann um seine und Julias Schultern, damit sie auch geschützt war. Mit den Zipfeln zwischen Daumen und den restlichen Fingern, legte er seine Hand auf ihren Bauch, sodass ihre Arme ungehindert die Zügel halten konnten, dann seuftze er, während die Daumen auf Julias Bauch kleine Kreise beschrieben.


    "Lass' sie laufen."


    Seine Stimme hatte gedämpft geklungen, jetzt jedoch legte er seinen Kopf auf ihre Schulter und schloss die Augen, während er die Nase an ihren Hals drückte.


    "Aber nicht zu schnell. Sie ist müde, wir sind es auch und... so bleibt uns noch ein wenig mehr Zeit."


    Wie ein Windhauch berührten seine Lippen die Stelle ihres Halses, an denen sie lagen, dann richtete sich der Kopf wieder auf. Würde Julia loßreiten, während sein Kopf auf ihrer Schulter ruhte, würden seine Kiefer andauernd aufeinanderschlagen, was Maximian verhindern musste.

  • Sim-Off:

    Sry dass ich erst jetzt schreibe, musste eben essen ;)


    Ich rutschte ein wenig hin und her, ich fand es schon den Pferderücken unter mir zu spüren und suchte mir eine sehr stabile Position. Dann langsam machte ich Druck mit meinen Oberschenkeln und langsam setzte sich Skadi in Bewegung. Erst einmal sollte sie sich langsam aufwämen, bevor sie aus der Ruhe heraus losgaloppieren musste.


    Ich schloss einen Moment lang die Augen und überließ Skadi die Führung, denn die Nähe die mir Maximian gab, war einfach unbeschreiblich. Der warme Atem der mir in den Nacken schlug verursachte Herzschlagen und ich lehnte meinen Kopf nach hinten, sodass er auf seine Schulter zu ruhen begann. Es war ein Gefühl als wenn ich aus unglaublichen Höhen würde aufgefangen werden, obwohl es doch nur ein kurzer Augenblick war, den mein Kopf hinunterfiel.


    Vertrauensvoll breitete ich nun meine Arme aus und lächelte zu Maximian, öffnete meine Augen wieder. Für ihn musste es seltsam aussehen, wie sehr ich Skadi vertraute, doch sie hielt weiterhin das Tempo was ich ihr vorgeschrieben hatte. Leise flüstert ich zu Maximian...


    Breite deine Arme aus, nimm meine Hände, uns wird nichts geschehen. Fühle die Leichtigkeit der Nacht, fühle die Freiheit die der nächtliche Himmel schenkt. Schenke Skadi volles Vertrauen und sie lehrt dich ein Gefühl des Fliegens gleich!


    Ich fühlte, wie er zögerlich auch seine Arme ausstreckte und er ergriff meine Hände. Fest umschloss ich sie und gemeinsam taten wir es den Adlern am Himmel gleich. Mit einem Herzklopfen dachte ich an den germanischen Himmel, der kaum anders war und mir doch viel mehr gab als der römische Himmel. Unter dem germanischen fühle ich mich zuhause.


    Wenn du in Germanien einmal mein Gast bist, dann nimm dein Pferd mit. Durch di dortigen wilden, freien Wälder zu reiten, du fühlst dich wie ein Blatt im Wind, es ist ein unvergleichliches Gefühl! Dort ist der Fantasie keine Grenze gesetzt, niemand überwacht dich dort, die Wälder scheinen unendlich!

  • Als Julia ihren Kopf in den Nacken fallen ließ und er sich auf seine Schulter legte, musste Maximian schlucken. Er konnte Julias vom Mond beschienenes Gesicht sehen - es glich dem Gesicht der Aphrodite, so schön war ihr Profil. Oder war es gleich der Helena? Maximian war es egal. Julia war wunderschön und er versuchte sich einzuprägen, wie sie aussah, wenn sie sich an ihn lehnte. Nie wieder wollte er es vergessen, ihr wunderschönes Gesicht.


    Dann breitete sie ihre Arme aus und bat Maximian es ihr gleichzutun. Zögerlich kam er ihrer Bitte nach, als er gesehen hatte, dass Skadi die schlurfenden Zügel nicht ausnutzte und berühte dann ihre Hände, die sich an seine legten.


    Es war ein atemberaubendes Gefühl, das er erlebte. Er hielt mit nichts weiter als seinen Oberschenkeln auf dem Rücken des Pferdes, das genüsslich weitertrottete und sich anscheinend bewusst war, was für halsbrecherische Sachen seine Besitzerin und der zweite Reiter da vollbrachten. Maximian fragte es sich, ob es die Gutmutigkeit des Tieres war, dass es wie vorher weiterlaufen ließ, oder Dummheit. Aber letzteres musste man bei Skadi ausschließen, hatte sie doch auf den Pfiff Julias gehört.


    Es kitzelte in Maximians Bauch, während der Wind die ausgestreckten Arme umspielte, als wären es Grashalme oder Äste eines jungen Baumes. Die Erfahrung des vollsten Vertrauens war berauschend. Fasziniert lächelnd legte Maximian wieder den Kopf an Julias, sodass Wange und Wange sich berührten. Mit geschlossenen Augen und immer noch ausgestreckten Armen versuchte er sich vorzustellen, wie es wäre, mit Nigidius in Germanien zu reiten, Seite an Seite mit Julia und Skadi. Er war fest entschlossen, dass er es eines Tages machen würde. Noch hatte er keine Pflichten, noch konnte er reisen und er war sich sicher, dass Martinus bzw. Meridius ihn gehen lassen würden, wenn er wollte.


    "Ja, es muss wunderschön sein. Eines Tages werde ich neben dir und Skadi herreiten und wir werden uns nicht in Italia befinden, sondern in Germania. Und wir werden mehr als nur einen Nachmittag haben, um uns richtig kennenzulernen... Und all das wird geschehen, bevor ich die Toga tragen darf."


    Maximian öffnete die Augen wieder und zog seine Hände wieder zu sich, wobei er Julias nicht losließ. Er lächelte, während er den Mantel wieder um sie herum bettete.


    "Du sollst dich nicht erkälten. Außerdem fühle ich mich so dcoh ein wenig wohler."


    Er kicherte leise und strich mit den Lippen abermals kurz über Julias Wange. Die Traurigkeit war wie weggewischt, denn die Vorstellung, dass sie sich schon bald wiedersehen würden, wischte Kummer und Sorgen weg und ließ die Sonne wieder in sein Herz scheinen.

  • Ich bemerkte, dass Maximian ein wenig unsicher war und das ließ mich lächeln. Ich hoffte er würde in Germanien keinen Heranfall bekommen, wenn wir daherritten und ich im vollen Galopp die Zügel losließe. Als wir uns wieder normal hinsetzten beugte ich mich kurz vor um Skadi zärtlich den Hals zu klopfen, sie hatte mein Vertrauen noch niemals missbraucht.


    Ja, ich freue mich schon sehr darauf! Vielleicht kannst du mir dann auch ein wenig mehr von der römischen Sitte beibringen, denn ich werde mich da wohl langsam aber sicher einfügen müssen. Ich bin noch immer eine Germanin, im Geiste wie auch im Blute. Ich werde dir Germanien zeigen. Du hast bestimmt nur grausame Dinge über das Volk der Germanen zu hören bekommen, niemals gehört wie sie untereinander sind, nicht wahr?


    Wie sollte es auch anders sein, die Römer kannten die Germanen zumeist nur aus den Kriegen und Kämpfen. Ich hoffte Maximian würde in keinster Weise misstrauisch sein. Ich freute mich schon darauf, wenn ich Flavius und Valentin das alles erzählen könnte!


    Das Kribbeln in meinem Bauch war einem anhaltenden Gefühl des Glücks gewichen. Bald wird mir nicht mehr bleiben als sein Gesicht und ich werde geteilt sein, in Vergangenheit und Gegenwart, doch ich würde ihn wiedersehen wir würden viel glückliche Zeit miteinander verbringen können und ich würde sie nutzen.


    Ich fühlte mich sicher so in seinen Armen zu liegen, geborgen und geschützt vor allen Gefahren der Welt. Hier würde mir niemals etwas geschehen.


    Nun ritt ich schweigend weiter, ich war in die Schönheit der Nacht vollkommen vertieft, sah zu den Sternen hinauf. Sie funkelten zu uns hinunter und Luna tauchte alles in ein verzauberndes, wunderschönes bleiches Licht.

  • Maximian sah im ersten Moment überrascht drein, hatte er das Volk der Germanen doch völlig vergessen gehabt, als er sich mit Julia angefreundet hatte. Wohl wahr, man erzählte grausige Geschichten über das Volk, dem Julia angehörte. Insgesamt waren die germanischen Menschen immer vom schlechten Ruf verfolgt, doch als er Julia kennengelernt hatte, hatte es ihm gar nichts ausgemacht, dass sie Germanin war. Die Überraschte Miene legte sich wieder und der Verstand arbeitete weiter. Er hatte immer gehört, wie unzivilisiert diese Barbaren in den Krieg zogen, wie sie brüllend ihre Keulen schwangen und kein bisschen was von Disziplin verstanden.
    Aber nun kannte er Julia und sie war wahrlich keine Barbarin. Vielleicht waren die Germanen ja anders, weil sie Männer waren, aber Julia hatte einen Teil der "Gerüchte" über das germanische Volk in alle Winde verstreut. So schob der junge Mann kurz die Unterlippe vor und knickte kurz den Kopf zur Seite.


    "Eigentlich gibst du dich schon beinahe wie eine Römerin. Mir wurde immer erzählt, dass die Germanen wilde Kraturen wären, aber nein... Ich sehe nicht, dass das zutreffen könnte. Oder kenne ich dich dazu einfach noch nicht gut genug?"


    Er hatte letzteres im Scherz gesagt und kicherte deshalb leise, während er den Kopf wieder auf Julias Schulter bettete. Dann wurde der Blick wieder ernster, aber der Kopf blieb liegen. Mit verträumten Blicken sah auch Max in den Sternenhimmel und erzählte dabei.


    "Recht hast du. Man erzählt sich viele Geschichten über die Germanen, wie man sie auch über die Britanier und wahrscheinlich auch die Hispanier erzählt, irgendwo in einer anderen Welt. Was die Germanen betrifft, hast du mich aber von Anfang an überzeugt, dass sie nicht so sein können, wie man sie schimpft."


    Er machte eine Pause und sah eine Weile lang schweigsam in den Himmel, der von Luna und ihren vielen Kindern oder Sklaven beherrscht wurde.


    "Es ist seltsam, oder? Wir alle leben unter dem selben Himmel, haben alle zwei Hände und zwei Beine und doch sind die Menschen so unterschiedlich und sich selbst so fremd. Als würde es Grenzen geben, unsichtbare. In unseren Köpfen, nicht jedoch auf dem Land, bis auf die Posten und Wälle."


    Er schnaufte leise. Dann legte er den Kopf leicht schräg, um Julia ansehen zu können. Sein Blick war prüfend, aber entspannt und seine Gesichtszüge trugen nichts weiter als ein mildes Lächeln.


    "Was denkt man denn in Germanien über die Spanier?"


    Und während sie sich unterhielten, kamen sie Rom immer näher. Bald schon verließen sie den Wald, ritten über Felder, bis man Roms Tore beinahe schon am Horizont erkennen konnte und das Gefühl hatte, sie mit ausgestreckten Armen bereits berühren zu können.

  • Ich lauschte seinen Worten andächtig, denn ein jedes von ihnen enthielt die pure Wahrheit. Und zudem war es ein tolles Gefühl, eine übersinnliche Melodie, die seine Stimme in meinem Herzen verursachte. Ich lächelte, als ich mich seiner Worte entsann, ob er mich noch nicht recht kannte - ich würde einfach offen mit ihm sprechen.


    Nun, Maximian, ich werde einfach völlig offen meine Meinung über mich kundtun. Bevor du irgendwann einmal aus allen Wolken fällst. Ich bin schon manchmal sehr wild und durchaus kann ich äußerst unkontrolliert werden. Selten wird dies durch andere ausgelöst, eher ich selbst erzeuge wiedersprüchliche Gedanken und Gefühle, wodurch ich dann völlig unbeherrscht werde.


    Ich überlegte ein wenig, ich erzählte ihm wieder Dinge über die ich selbst noch nie so nachgedacht hatte und doch waren sie völlig wahr. Ich drückte meine Oberschenkel gegen Skadis Flanken, damit sie etwas schneller würde, sonst würden wir es bis morgen früh nicht schaffen.


    Und ich bin ein sehr verträumter Mensch, lebe häufig in meiner eigenen Welt. Es gibt viele Dinge die mich von römischen Frauen unterscheiden und ich hoffe du akzeptierst diese auch. Ich lasse mir nur sehr ungern Vorschriften machen und bin in einer lockeren Erziehung aufgewachsen, nicht so zurückhaltend wie Römerinnen und auch nicht immer alles bejahend. Doch ich denke in der Hinsicht wirst du mich schon richtig eingeschätzt haben.


    Doch ich bin eine Germanin. Es gibt dort große Unterschiede. Raubürstige Frauen kann es ebenso wie schüchterne kleine Mädchen geben, mich selbst sehe ich als eine gesunde Mischung. Die allerdings woanders wieder ihre Nachteile hat. Doch ich finde ohnehin, man kann nicht "das Volk ist so und das so" sagen, denn letztlich ist doch nur die Erziehung anders. Germanen müssen nicht unbedingt barbarisch sein. Ich hoffe ich darf es mir erlauben, wenn ich sage dass es ebenso auch barbarische Römer gibt. Mein Bruder Flavius Duccius Germanicus ist ein zivilisierte Tribunus und er hätte es nie so weit gebracht wenn er so wäre, wie die Germanen eingeschätzt werden.


    Ich schloss einen Moment die Augen, es war schön, dass ich meine Sprache wiedergefunden hatte. Insgesamt sprach ich ja nicht viel, doch hier musste ich jedes in mir sitzende Wort loslassen, ich wusste Maximian fühlte zumeist ähnlich und in jedem Fall würde er mir verständnisvoll zuhören.


    Und eben aus diesem Grund habe ich auch nie etwas besonderes von hispanischen Bürgern gehört, denn überall gibt es solche und solche Leute. Ich spreche auch weniger von Völkern als von Familien, denn wie ich sagte macht die Erziehung sehr viel aus.


    Da rückte Rom schon in sichtbare Nähe und ich musste schwer seufzen, denn das würde auch Abschied heißen. Ich spornte Skadi nun zum Endspurt an, denn nun würde es nur noch eine sehr kurze Zeit dauern bis wir ankämen. Und dieses Stück wollte ich noch einmal den frischen Wind um meine Nase spüren, tief durchatmen.

  • Während Julia dem Pferd ihre Schenkel an die Seiten presste, schmunzelte Maximian in sich hinein. So wie es sich anhörte, war Julia eine aufbrausende aber größtenteils ruhige Frau, die nicht gerne nach der Pfeife anderer Leute tanzte. Und er sah sich als teilweise sehr temperamentvollen Jungspanier, dessen Blut in den Venen kochte und häufig dafür sorgte, dass er sich selber überschätzte oder die Situation. Ob zwei solche zusammenpassten?
    Bestimmt, schloss er. Wenn sie einmal unhebeherrscht werden sollte, würde er mit seinem Temperament dagegenhalten und wenn er zu draufgängerisch gelaunt war, würde sie ihn mit ihrer Ruhe und Nachdenklichkeit schon wieder auf den den Boden der Tatsachen holen. Sie könnten also gemeinsam streiten und gemeinsam schlichten. Und gemeinsam lieben, wie die letzten Stunden bezeugten.
    Das war doch eine gute Vorraussetzung, lobte Maximian das Schicksal, das sie zusammengeführt hatte.
    Einen Kommentar konnte er sich jedoch nicht verkneifen. Er trug ihn neckisch grinsend vor.


    "Komm schon, irgendwas muss dir an den Spaniern doch aufgefallen sein. Sind wir... Raubeinige Zeitgenossen? Besonders gute Beschützer? Hoffnungslose Romantiker? Hmmm... idiotische Holzkopf-Ausleiher?"


    Er grinste weiterhin und wurschtelte seine Arme um Julias Bauch, damit sie verstand, dass er nur witzelte.


    Dann jedoch schwieg er, denn Julia trieb ihr Pferd kräftig an, was wiederum dazu führte, das Rom mit den vielen Fackeln immer besser in der Dunkelheit auszumachen war. Es war schon späte in der Nacht und der junge Decimus hoffte, dass man um Sorge um ihn nicht verrückt geworden war. Er hatte vor, sich heimlich einzuschleichen und Hungaricus morgen zu beichten, was zu beichten war. Jetzt schlief er hoffentlich tief und fest, hatte Maximian und seine Leihgabe hoffentlich komplett vergesse, vielleicht verghnügte er sich ja mit einer hübschen Frau.


    Und schließlich kamen sie vor den Toren an. Aneinandergedrückt, in den Umhang gehüllt, schweigsam, ein wenig trübsinnig.

  • Ich bremste Skadi, ich hoffte nur allzusehr dass wir ihren Rücken nicht überlastet hatten. Sie schien ebenso viel Spaß an dem Galopp gehabt zu haben wie ich. Ob Maximian es auch so herrlich fand? Ich brauchte nicht fragen, ich kannte seine Antwort auch so. Wir waren grundsätzlich verschieden und genau dies bestätigte die Theorie, dass er die fehlende Hälfte zu meiner Seele war. Ich drehte mein Gesicht zu ihm um und setzte ein zuversichtliches Lächeln auf. Es war ehrlich, denn ich dachte nicht an den Abschied, sondern an das Wiedersehen.


    Hmm, ich habe ehrlich keine Ahnung was man über die Spanier sagt. Wir hatten als ich ein Kind war stets die anderen Stämme im Kopf, doch niemals andere Völker. Und ich kann mir durch dich auch kein Bild über das ganze Volk machen.


    Ich ritt mit Skadi langsam über den Pflasterboden, das Klappern der Hufe war leise zu hören und prallte gegen die Wände ab. Manche einsame Leute sahen uns lächelnd hinterher, und auch ich begegnete ihnen mit einem Lächeln. Auch wenn mir der Abschied jetzt schon das Herz niederdrückte, doch ich wollte Maximian nicht so sehr damit belasten. Ich schwieg.

  • Das Schweigen zwischen den beiden jungen Menschen war nur von kurzen Hinweisen unterbruchen, die Max Julia gab, um sie zum Haus zu lenken, in dem er als Gast wohnte. Auch Maximian versuchte, das Wiedersehen immer im Auge zu behalten, was angesichts der zu überbrückenden Zeit irgendwie nicht so recht gelingen wollte. Kam doch noch dieser Abschied, dann der am Hafen, dann lange die Trennung und dann erst das Wiedersehen.


    Schließlich schnaufte Maximian ein leises "Das ist es", als Hungaricus' Villa direkt vor ihnen lag. Im Haus schien alles ruhig zu sein, nur auf den Straßen Roms tümmelten sich jene, die Karren umherfuhren oder die Dunkelheit nutzten, um unbehelligt aus ihren Grotten zu kriechen und Reste der Tagmenschen aufzulesen.


    Einen Moment lang hielt Marius in der Umarmung noch inne, die Julia und ihn seit nun mehr als einer Stunde zusammengehalten hatte, dann seufzte er leise, zog den Umhang von seinem Rücken, legte ihn um Julias Schultern und rutschte vom Pferd. Um Julia nicht ansehen zu müssen, streichelte er geschäftig den Kopf des guten Pferdes, klopfte den Hals lobend und wandte sich erst dann an die Frau, die ihm das Herz gestohlen hatte.
    Er war schon wieder traurig gewesen, verzweifelt und unwillig, doch als er sie so sah, wie sie noch auf dem Rücken ihres Pferdes saß, schlich sich ein glückliches Lächeln auf sein Gesicht. Er hielt ihr die Arme entgegen, damit sie sich heablassen konnte, wenn sie wollte und blinzelte dann ein paar Mal zu ihr.


    Er wollte etwas sagen. Aber was er auch versuchte, es kam nichts über seine Lippen. Und auch in seinem Kopf schälte sich gar nicht erst ein klarer Gedanke heraus. Mit nun doch wieder hängenden Schultern trat Maximian auf Julia zu, seufzte abermals niedergeschlagen und zog sie in seine Arme, um sie fest an sich zu drücken und dabei seinen Kopf in ihren Haaren zu verstecken.


    Erst nach einer ganzen Weile konnte er die Umarmung wieder ein bisschen auflockern.


    "Ich werde dich vermissen..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!