Octavia Margarita

  • "Decimus Lucidus? Nein." Sie schüttelte den Kopf, in Gedanken schon weiter. "Aber um nocheinmal auf die Lampen zurückzukommen, ich glaube nicht, dass sie geklaut werden, das würde auffallen. Wenn, dann müssten sie schon außerhalb Roms verkauft werden, denn ich würde es merken, wenn auf dem Markt jemand versuchen würde, mir unsere eigenen Lampen wieder zu verkaufen. Nein, sie verschwinden einfach. Spurlos. Ich bin mir nicht sicher, ob sie noch irgendwo hier im Palast sind, theoretisch müssen sie das sein. Aber da bin ich überfragt, ich verstehe das ganze einfach nicht. Und aus diesem Grund habe ich mir überlegt, dass wir die Öllampen in Zukunft markieren werden. Wir schreiben auf die Unterseite in welchem Raum wir sie aufstellen, so können wir zuerst einmal die Bewegungen der einzelnen Lampen nachverfolgen. Durch regelmäßige Kontrolle können wir so bald einen Bewegungsplan erstellen und herausfinden, wo die meisten Lampen verschwinden." Erwartungsvll schaute Margarita Amatia an, gespannt, was sie von diesem Plan halten würde.

  • Ein wenig enttäuscht darüber, nichts über ihren Liebsten von ihr zu erfahren, aber auch wirklich gar nichts, seufzt sie kurz und versucht dann konzentriert dem Plan von Margarita zu folgen.
    “Noch im Palast? Also doch ein Öllampenfetisch!
    Äh, ja, das Beschriften, gute Idee.
    Aber ... Meinst du nicht die Öllampen wechseln oft ihren Standort?
    Wenn ich mit einer Lampe in einen Raum gehe, dort noch eine andere anzünde, passe ich natürlich auf und nehme beim Verlassen wieder dieselbe Lampe mit. Aber sag mir einen außer uns, der es auch so macht?“
    Und ein leichter verschwörerischer Blick war gerade wieder passend.
    “Und wenn sie noch hier wären, meinst du nicht jemandem von uns wäre das schon aufgefallen? Es wird sicher keiner in einem versteckten Hinterzimmer hocken und sie dort sammeln.“
    Sie überlegte noch einmal diese Theorie.
    “Ich glaub eher, wenn dann werden sie wirklich aus dem Palast geschafft und außerhalb der Stadt verscherbelt. Vielleicht sogar als Souvenirs, angepriesen als Original Kaiserliche Öllampen? Stell dir nur die Preise vor, die diese Schurken damit kriegen könnten .... “
    Dann meinte sie: “Aber sicher kann man es auch mit der Beschriftung mal versuchen. Aber bitte, wenn möglich überlass nicht mir diese Auswertung der Öllampenbewegungen. Das könnte sehr anspruchsvoll werden.“

  • "Nein, nein, ich werde ein paar Sklaven dafür abstellen. Und um die Bewegungsübersicht werde ich mich selbst kümmern." Sie blickte Amatia nachdenklich an. Dass dieses Mädchen nicht dumm war, hatte sie schon des öfteren bemerkt. "Womöglich hast du recht, vielleicht sollten wir doch auch die Möglichkeit überprüfen, dass die Lampen aus dem Palast geschafft werden. Dennoch frage ich mich, wie das geschehen soll, ohne dass es jemandem auffallen würde. Den Praetorianern entgeht normalerweise nichts." Margaritas Augen weiteten sich. "Es sei denn, sie hängen selbst in dieser Sache." Doch sogleich winkte sie wieder ab. "Aber nein, das ist unmöglich. Nicht die Praetorianer."

  • "Wenn es einen Verbündeten im Palast hier und außerhalb gibt, ist das sicher kein großes Problem. Zum Beispiel die Lieferanten, die doch ab und zu Obst und Gemüse bringen. Obwohl, nein, der Koch steckt sicher nicht dahinter. Das ist ein netter Kerl." Sie überlegt weiter.
    "Und die Prätorianer rüsseln sicher nicht in Kisten der Lieferanten herum, die rausgetragen werden.
    Das ist der einzige Weg, der mir so einfällt.Vielleicht sollten die Prätis wirklich besser aufpassen. "

    Ob Margarita denen Befehle geben kann?
    "Hast du vielleicht gute Kontakte zu ihnen?"

  • Margarita betrachtete nachdenklich den Boden vor sich und überlegte, wen von den Praetorianern sie kannte. Mit Marcellus hätte sie darüber sprechen können, doch dieser stand nicht mehr im Dienst der Garde. Und seinen Bruder Hungaricus wollte sie nicht mit solcherlei Dingen belästigen, bevor es nicht wenigstens ein paar kleinere Beweise gab. Damit fiel ihr nur noch einer ein. "Ich bin mir nicht sicher, ob man die Kontakte gut nennen kann, aber ich werde einmal vorsichtig nachhören." Sie schaute wieder auf. "Ich werde aber auf jeden Fall auch selbst ein wachsames Auge auf die Lieferanten haben. Und wenn du einmal wieder zufällig jemandem aus dem Administratio Imperatoris aushilfst, dem Magister Domus Augusti beispeilsweise, dann kannst du ja auch dort ein paar unauffällige Erkundungen durchführen."

  • Unauffällige Erkundungen also...
    Sie schmunzelte dabei. Endlich einmal eine interessante Aufgabe.
    Andererseits stellte sie sich gerade die Situation vor: Sie ist bei Lucidus und fragt ihn, ob er eine ungewöhnliche Ansammlung von Öllampen gesehen hat. Er wird sie für verrückt anschauen.
    "Ich bezweifle, dass denen aus der Administration irgendetwas auffällt. Trotzdem werde ich mich bei Gelegenheit kundig machen.
    Und natürlich auch auf die Öllampen ein Auge werfen."

    Amatia überlegte ob sie noch etwas von der Vorgesetzten wollte. Sie meinte etwas vergessen zu haben, es viel ihr aber nicht ein.
    "Gibt es sonst noch etwas Besonderes zu tun? Wenn nicht werde ich mich wieder an die Arbeit machen."

  • Margarita überlegte einen Augenblick, schüttelte dann den Kopf. "Nein, für heute steht nichts mehr an." Sie musste innerlich darüber schmunzeln, dass Amatia noch etwas tun wollte, obwohl draußen die Sonne bereits langsam unterging. "Du kannst für heute jedoch Schluss machen. Pustula steht der Spätschicht vor und soweit ich weiß, bist du nicht eingeteilt."

  • Sie nickte freundlich und verabschiedete sich.
    "Gut.
    Ich danke dir für deine Zeit und wünsche einen schönen Abend."

    Beim Rausgehen machte die Tür wieder dieses schreckliche quietschende Geräusch, aber Margarita wird sich sicherlich selbst darum kümmern.

  • Etwas später saß Margarita an ihrem kleinen Tisch und nahm sich ein leeres Blatt Papyrus und einen Stilus zur Hand. Seit sie wieder in den Palast zurückgekehrt war, hatte sie überlegt, was sie ihrem Bruder schreiben würde. Und damit gleichzeitig, was sie mit Aurelius Commodus tun sollte. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass ihr Bruder sie verkauft hatte wie eine Sklavin. Wie war es nur so weit gekommen mit den Octavia? Wie konnten sie nur so tief sinken? Als sie Maximus in Rom wiedergesehen hatte, da hatte Margarita geglaubt, er würde die Familie wieder nach oben führen, ihre Werte hoch halten. Doch nun verschacherte er seine Schwester und sie war zutiefst entäuscht von ihm. Er war nicht besser, als all die anderen Redenschwinger.
    Gleichzeitig musste sie sich entscheiden, wie sie auf Commodus reagieren sollte. Zuerst war sie ihm nur abgeneigt gewesen, nicht im Traum hätte sie daran gedacht, ihn zu heiraten. Doch je mehr sie darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, dass er sie niemals in Ruhe lassen würde. Sie konnte ihn ablehnen, doch er würde ihr das Leben zum Hades machen, sobald er sie sehen würde, dessen war sie sich sicher. Die einzige Möglichkeit, dies zu umgehen, war den Spieß umzudrehen. Sie würde seine Schwachstellen schon herausfinden. Zusätzlich würde es auch Vorteile mit sich bringen. Ihn zu Heiraten würde Margarita in eine Position bringen, die sie sonst nie erreichen könnte. Und wenn er nicht gerade austickte, dann gab es sogar schlimmere Männer als ihn.
    Sie nahm den Stilus zur Hand, tunkte ihn in die Tinte und begann zu schreiben.

  • Wo er schonmal im Palast war, fragte sich Victor nachdem Besuch beim Quaestor Sacri Palatii zu dem Zimmer seiner Verwandten durch, um endlich mal wieder jemand anderen aus der Gens zu sehen, als Maximus.


    Vorsichtig klopfte er an die Tür und hoffte, dass Margarita gerade da war.

  • Lächelnd stand Margarita auf, als sie ihren Cousin erkannte. Das letzte Mal hatte sie ihn auf der Beerdigung ihres Onkels gesehen, doch seitdem hatte er sich nicht viel verändert. (=))
    "Victor, natürlich. Komm herein." Sie wies auf den zweiten Stuhl im Raum. "Wie geht es dir? Welche Neuigkeiten gibt es aus Germanien?" Ihr Buder kam ihr in den Sinn. Ob er Victor von seinen Plänen sie betreffend erzählt hatte? Unmerklich versteifte sie sich ein wenig.

  • Jetzt fing auch Voictor an zu grinsen und nahm dankend auf dem Stuhl platz.


    "Das sind aber viele Fragen auf einmal... Also mir geht es zur Zeit ganz gut, die frische Luft im hohen Norden ist viel besser, als die verpestete hier in Rom, aber zur Zeit sitze ich in der Urbs aeterna wie auf Kohlen, denn in Germanien herrscht Krieg... was übrigens auch deine zweite Frage gleich mitbeantwortet."


    Dann merkte er, wie sie plötzlich etwas ernster wurde. Das Germanien unruhig geworden war, musste selbst in den Palast mittlerweile vorgedriungen sein, das konnte sie also nicht so belasten.


    "Äh, wie geht es denn dir so? Hast du mittlerweile einen netten Mann...*hust* äh... irgendjemanden hier in Rom kennengelernt?"

  • Er wusste es. Worauf sonst könnte diese Frage abzielen. Viel lieber hätte Margarita mit ihm über Germanien gesprochen. Über die frische Luft. Oder darüber, was er hier in Rom machte. Doch seine Frage ließ ihr keinen Raum irgendwie auszuweichen, wenn sie überhaupt darüber reden wollte.
    "Irgendjemand trifft es wohl eher." sagte sie, nicht ohne einen gereizten Unterton in ihrer Stimme. Dann jedoch dachte sie sich, dass er selbst als Mitwissender nicht unbedingt mit Maximus Meinung übereinstimmen musste und sie fuhr in einem etwas besänftigteren Tonfall fort. "Hast du mit Maximus darüber gesprochen?"

  • Instinktiv duckte sich Victor, als Margarita so lospolterte. Er wollte nur ein bischen Konversation betreiben und erst später die Frage nach ihrem Kummer stellen. Scheinbar hatte er aber wohl jetzt voll auf die Wunde gehauen...


    "Beruhig dich bitte! Ich bin zwar in der gleichen Legion, wie Maximus aber sehen tue ich ihn deshalb trotzdem nicht jeden Tag," vor allem nicht, wenn er die meiste Zeit über in Rom war. " Un worüber soll ich denn mit unserem PF gesprochen haben?"

  • Sie schaute ihn entschuldigend an. "Verzeih. Ich wollte dich nicht angreifen. Es ist nur... es macht mich so wütend. Jedesmal, wenn ich auch nur an Maximus denke, dann..." Hass war das Wort, das Margarita dann immer einfiel, doch sie wollte es nicht aussprechen. Sie zwang sich zu einem neutralen, gefühlslosen Tonfall. "Er hat mich verkauft." Es fiel ihr selbst auf, wie seltsam dies klang, also fügte sie hinzu: "Er hat mich seinem Kumpanen Aurelius Commodus zur Frau versprochen. Und von diesem dafür eine Menge Geld bekommen. Ohne mich überhaupt nur zu fragen, als hätte ich keinerlei Rechte. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Ich habe ihm einen Brief geschickt, aber noch keine Antwort von ihm erhalten." Sie seufzte.

  • Mit finsterer Miene hörte sich Victor die Geschichte von Margarita an. Irgendwie passte es ja zu Maximus, dass er den großen Pater Familias herauskehrte, aber sie einfach so zu verschachern ohne Margarita auch nur einmal zu fragen, verschlug ihm erstmal die Sprache.


    "Tut mir leid, hätte ich davon gewusst, dann hätte ich ihn darauf mal angesprochen. Aber leider, leider ist es nunmal sein Recht als Pater Familias, aber wie stehst du überhaupt zu Commodus?"

  • "Ja, es ist sein Recht, jemanden für mich auszusuchen. Aber er hatte kein Recht, diesen Handel schon abzuschließen. Immerhin kann ich noch ein Veto einlegen, und was macht er dann?" Sie schüttelte den Kopf. "Wenn es nur nicht Commodus wäre. Anfangs dachte ich, er ist ganz nett. Und meistens ist er das auch. Aber, er ist unberechenbar. Wenn etwas nicht nach seinem patrizischen Willen geht, dann rastet er vollkommen aus. Du hättest ihn erleben sollen, als ich ihm sagte, dass ich ihn nicht heiraten werde. Er... er führte sich auf wie Kerberos persönlich. Und das in einer Taverne mitten in Rom." Ein Schauer fuhr ihr bei der Erinnerung daran über den Rücken. Sie war sich noch immer nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee sein würde, seinem Drängen nachzugeben.

  • Irgendwie fühlte sich Victor ziemlich ungemütlich. Ein Problem mit einem wild gewordenen germanen war da ja einfacher zu lösen, als die Probleme von Margarita.
    "Ich kann mir nicht vorstellen wie es dir jetzt geht.... und mir fällt auch nichts ein was ich für dich tun könnte... Wenn ich irgendwas für dich tun kann, dann sag mir bescheid!

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