Das Nachtlager der Sklaven

  • Daphnus blickte sich in der Sklavenunterkunft um und musterte im trüben Lichte die Lemurengestalten.An und für sich kam es ihm zupaß,die Nächte in der Sklavenunterkunft zu verbringen-wenn er etwas hassen gelernt hatte,war es das Liegen auf kratziger Decke neben der zugigen Schwelle zur Schlafkammer seiner Herrschaften,das dauernde Hin-und Herlaufen mit dem Nachtgeschirr,wenn diese sich ihre Blase überreizt hatten mit unvermischtem Weine.Noch unangenehmer waren gewisse,intimere Dienste,teilweise mehrmals die Nacht,und ihm stoßweise und stöhnend der Atem ins Gesicht fuhr,fast immer stinkend nach dieser verfluchten Fischsauce,die so ungemein populär war in den Küchen Roms,und von der,der Wahrheit sei' s gesagt,auch Daphnus heimlich kostete,wenn er seinen Finger in die Amphore steckte und diesen abschleckte,falls er gerade Küchendienst hattte.
    Nun,mit diesen intimeren Diensten würde Daphnus in absehbarer Zukunft nicht mehr aufwarten können und im Grunde genommenn war er gar nicht so unglücklich darüber-er hatte bereits an allzu vielen Honigtöpfchen naschen müssen.
    Daphnus wandte sich an das Schwarze Kammerkätzchen:"Schön,Salambo...das hier wird also mein Refugium sein..ich nehme an,du wirst mich morgen im Laufe des Vormittags wecken und mich nach dem Frühstück in meine Pflichten einweisen.."

  • "Eunuchen sind zur Zeit wohl tod -schick.", informierte Salambo Hannibal spöttisch. "Ganz brav, ich weiß nicht. Ich meine, die Herrin hat sich da einen rechten Faulpelz eingehandelt." Und Daphnus nächste Worte bestätigten diesen Eindruck vollkommen. Auf dem Absatz wirbelte Salambo zu ihm herum, starrte ihn eisig an und fauchte erbost: "Jetzt hör mir mal zu, du Komiker! Bist du schwer von Begriff oder tust du nur so?! Dies ist die Villa Flavia, und wenn du hier nicht fleißig arbeitest, wird man dir den Rücken zu rohem Fleisch peitschen. Also: wasch dich - dort. Such dir ein Lager - da irgendwo. Und natürlich wirst du morgen früh im Morgengrauen mit den anderen aufstehen, und dich nützlich machen! - Oder lass es, und trag die Konsequenzen. Ist mir auch recht."


    Verdrossen wandte sie sich von ihm ab, warf heftig ihre Locken zurück, und gesellte sich mit ein paar Schritten an die Seite ihres Halbbruders. "Immer diese Neuen.", grummelte Salambo, verschränkte die Arme vor der Brust und besah sich die widerspenstige Germanin von oben bis unten. "Alekto also… Wie reizend." Sie schmunzelte, als Hannibal die Ratte abstach, und bemerkte süffisant: "Noch immer so schnell mit dem Messer zur Hand, Bruderherz?"


    Locker an die Wand des Raumes gelehnt, beobachtete sie die Kontrahenten, neugierig wie die Blonde reagieren würde, und bereit, Hannibals Seite zu unterstützen, falls es nötig wäre. Lexana bestraft zu sehen, hätte Salambo durchaus auch gefallen, diese miese, heimtückische, intrigante alte Vettel, die dem Vilicus ständig alles zutrug… Ein beifälliges Lächeln spielte um Salambos volle Lippen. Ihr lieber Halbbruder mochte etwas eigen sein, und lehnte sich auch oft ein Stück zu weit aus dem Fenster, aber eines musste man ihm lassen: wenn es um solche Spielchen ging, hatte er wirklich Phantasie.

  • Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich das Geschehen was sich nun hier abspielte. Diese Sklavenunterkunft war mit einem mal ja so voll als würden wir hier ein kleines Fest veranstalten aber vielleicht kam mir das ja zugute und ich konnte mich vor einigen Dingen einfach drücken. Diese neuen Sklaven die auf einmal hier waren waren mir alle zusammen total unsympatisch. Die kleine Stille war ja noch ruhiger und wirkte ängstlicher als ich es jemals war und dann diese dunkle Schönheit, sie hatte ein Mundwerk welches ich ihr gerne einmal mit Seife ausgewaschen hätte, sollte sie diesen nicht irgendwann halten. Sie wirkte wie dieser Hannibal, sehr überheblich und das konnte ich nicht leiden. Es würde hier nicht leicht werden, ganz und gar nicht und ich musste mir meine Pläne wirklich gut zurecht legen wenn ich hier überleben wollte, das wurde mir spätestestens nun klar.


    Das kurze Gespräch von Hannibal und dieser kleinen auf ihrem Lager verfolgte ich nur ganz nebenbei, denn meine Finger griffen immer wieder nervös fester um den Griff der Peitsche, vielleicht sollte ich sie ihm einfach um die Ohren schlagen und dann war alles gut oder seiner Schwester wenn es denn wirklich seine Schwester war, denn große Ähnlichkeit hatten die beiden ja nun wirklich nicht. Meine Augen zuckten leicht als ich den Dolch in seinen Händen sah. Wollte er mir nun Angst machen? Da würde er im Moment ein wenig mehr brauchen als nur einen Dolch denn umso mehr hier unten waren umso weniger Angst bekam ich irgendwie, ich kannte ihn ja nicht. Kein Zucken und keine Regung verrieten meine Gedanken aber ich musste gestehen, dass mir nicht grade wohl war und dann zuckte ich doch als er mit dem Dolch zustieß und dieser kleine Ratte das Licht ausbließ.


    Langsam atmete ich ein und aus und dann hielt ich meine Luft an. Diese vorlaute Schnepfe wollte ihren Mund einfach nicht halten. >>Mein Namen sein nicht Alekto. DU merken dir das!<< knurrte ich diese Frau an und wandte mich dann wieder, ohne sie weiter zu beachten an Hannibal. >>Ich haben dich sehr wohl verstanden. Und ich wollen nicht spüren die Peitsche auf meinem Rücken<< sagte ich beiläufig und meine Augen hatten auf einmal ein Lächeln inne. Dann tat ich einfach einen kleinen Schritt nach vorne und man hätte meinen können ich würde nun auf die alte losgehen wollen um sie zu bestrafen doch stattdessen holte ich mit der Peitsche aus, nicht wirklich viel aber dennoch genügend, dass es weh tun würde, und ließ sie gegen das Bein dieser dunklen Schönheit sausen. Beiläufig sah ich sie an mit einem kalten Lächeln. >>Das tun mir aber nun leid.<<

  • Mit verschränkten Armen blieb Hannibal vor Nortruna stehen und betrachtete sie eingehend. Nur mit halbem Ohr vernahm er die rüden Worte an den neuen Sklaven. Scheinbar schien Salambo nicht sonderlich auf den Neuen gut zu sprechen zu sein, aus welchen Gründen auch immer. Doch ein Blick auf ihn genügte Hannibal, um sich einzubilden, dass jener Sklave mehr zu der ruhigeren Sorte gehörte. Aber deren Aufsässigkeit kam wahrscheinlich subtiler und war weniger leicht einzuschätzen wie der Widerwille der jungen Frau vor sich. Seine Lippen kräuselten sich zu einem feinen Lächeln, verschwand jedoch sofort als er die Frage von Anaxandra vernahm. Langsam drehte er seinen Kopf zu dem Mädchen, so jung sie ihm erschien, und seine Augenbrauen wanderten hoch. „Kleines, ich bin mir sicher, Du verstehst das hier nicht. Die Sklavin…“ erklärte Hannibal dann doch nach einigen Sekunden. „…hat schon am ersten Tag versucht zu fliehen. Lexana wollte ihr, aus dem einen oder anderen Grund, behilflich sein. Das hier sind Präventionsmaßnahmen. Flieht sie wirklich, muss sie sterben. Da ist die Strafe hier doch vergleichsweise harmlos. Meinst Du nicht, Anaxandra?“, fragte er mit leicht ironischem Unterton.


    Sein rechter Mundwinkel hob sich ein wenig, doch dann wandte er seinen Blick wieder der germanischen Sklavin zu und nickte einigermaßen zufrieden, da er für einen Moment getäuscht war, darüber was sie als nächstes vor hatte, glaubte er doch gar, dass sie sich endlich anpassen würde.. „Wie Du gehört hast, Salambo, heißt sie nicht Alekto. Aber ich nenne sie so aus Ermangelung dessen, dass sie mir ihren wahren Namen genannt hat.“ Hannibal schüttelte vage mit dem Kopf. „Schnell mit dem Messer, ich bitte Dich, Salambo. Das wäre doch als ob ich Dich fragen würde, ob Du immer noch kleine Giftschlangen unter Deinem Kleid trägst.“ Hannibal lächelte andeutungsweise. Doch das verging genauso schnell wie zuvor. Die lederne Peitsche klatschte auf die dunkle Haut seiner Halbschwester. Vielleicht hätte Hannibal ein Versehen darin erkennen können, vielleicht, wenn nicht auch noch die geziert betonte Entschuldigung kam. Blitzschnell packte Hannibal die Peitsche und schlug mit der flachen Hand, er wollte sie immer noch nicht verletzen, Nortruna ins Gesicht. „Du treibst es zu weit, Germanin.“ Kalter Zorn stieg in Hannibal auf, in seine Augen trat ein verdächtiges Glitzern. Seine Nasenflügel erbebten unerheblich und er trat einen Schritt auf Nortruna hinzu.


    In ihm zuckte der Impuls auf, Nortruna zu packen und in die Kammer zu sperren, sie dort zumindest einige Stunden in der schwarzen Enge zu halten und ihr zu zeigen, was es hieß in der Villa Flavia die bockige Sklavin zu spielen. Doch im selben Moment huschte ihm die Erinnerung durch den Kopf, dass Furianus auch Nadia dort eingesperrt hatte für Tage. Und wie sehr sie darunter gelitten hatte. Das Glitzern, was in seinen wahnhaften Momenten auftrat, verschwand bei dem Gedanken an Nadia völlig. Langsam wandte Hannibal erst sein Gesicht von Notruna ab und drehte sich dann von ihr weg. Seine Wangenknochen mahlten fest und er sah Anaxandra an, glaubte in ihrem Blick noch mehr Vorwurf zu erkennen und abwehrend presste Hannibal die Lippen fester aufeinander. Er wollte kein zweiter Sica oder Sciurus werden, wenn er auch nicht dulden würde, dass die Sklavin mit ihrem Benehmen das Ansehen seines Herren schaden würde. Doch bis dahin…Hannibal zuckte mit der Schulter. „Mach es mit ihr aus, Salambo.“, gab er von sich, wandte den beiden Frauen den Rücken zu, und trat auf Lexana zu. „Ich habe Dir gesagt Du sollst mich rufen…“ grollte er leise. Lexana sah ihn nur verächtlich an und wandte sich ab. „Pah…Schwächling.“, murmelte Lexana und verließ die Sklavenunterkunft. Ärgerlich sah Hannibal der alten Sklavin hinter her und knetete die Lederpeitsche in seiner Hand. Sie würde bestimmt alles brühwarm diesem elenden Sciurus berichten.

  • "Autsch!" Vollkommen verblüfft starrte Salambo auf den Striemen, der sich deutlich an ihrem wohlgeformten dunklen Schenkel abzeichnete. Damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet. Was für eine unberechenbare kleine Schlampe!


    "Du mieses kleines Dreckstück!", zischte sie zwischen den Zähnen und sah mit Genugtuung wie Hannibal die Übeltäterin sogleich ohrfeigte. Im Nu war auch sie an ihr dran, packte brutal ihr langes blondes Haar, und wickelte es sich mit einer schnellen Drehung um die Hand herum. Mit einem erbarmungslosen Ruck riss sie Nortrunas Kopf zurück, und versetzte ihr zugleich einen tückischen Tritt in die Kniekehlen, um sie gewaltsam zu Boden zu stoßen.


    "Daphnus, komm her und geh mir zur Hand!", befahl sie energisch. "Halt sie auf dem Boden fest, damit die dreckige kleine Hündin auch stillhält, wenn sie ihre Strafe bekommt."


    Was war denn nur mit Hannibal los? Verwundert bemerkte Salambo, dass er anscheinend auf einmal beschlossen hatte, sich herauszuhalten. Hatte er gar wieder eine seiner "moralischen Anwandlungen" bekommen? Sie hatte ihn in dieser Hinsicht noch nie verstehen können; solche Gedanken waren nichts für Menschen ihres Standes, und vor allem nicht in Situationen, in denen Handeln geboten war. Eine Drohung auszusprechen und dann nicht wahr zu machen, war in ihren Augen ein unverzeihliches Eingeständnis von Schwäche, da hatte Lexana schon recht…


    Aber, zum Glück war sie ja da, und konnte, weniger zartbesaitet als er, in die Bresche springen, um zu tun was nach einem Fluchtversuch getan werden mußte. Kommentarlos nahm sie ihm die Peitsche einfach aus der Hand, schwang sie dann, elegant aus dem Handgelenk, in einem Bogen über Nortruna und ließ das Leder einmal kräftig knallen - laut hallte das Geräusch in dem engen Gewölbe.


    "Und außerdem Daphnus", präzisierte Salambo ihre Anweisungen, "halt ihre Füße so, dass die Sohlen nach oben zeigen."
    So wenig Spuren wie möglich hinterlassen war wie immer die Devise.

  • Verblüfft blickte Daphnus zum Schwarzen Kammerkätzchen-es zeigte Krallen!Es war in der Tat so anders als seine exotischen Schwestern,die ihn fast ausnahmslos bewundernd in den Straßen Roms anzulächeln pflegten,mit allen Nuancen von scheu bis keck-aufmunternd...
    ...Daphnus musterte noch einmal rasch all die Lemurengestalten,die sich im trüben Lichte dieser im übrigen überraschend schäbigen Sklavenunterkunft versammelt hatten...er durfte sich jetzt auf keinem Fall in irgendwelche Sklavenintrigen und Durchstechereien ziehen lassen,ohne die genauen Hintergründe und Machtverhältnisse zu kennen....nein,er hatte in diesem Haushalt loyale Mitglieder aufzufinden,die er um sich scharen konnte ,und die ihm ein vergleichsweise sorgenfreies Leben und Überleben garantieren würden..
    ...zu diesen gehörte Salambo,das schwarze Kammerkätzchen,sicherlich nicht,es hatte sich von Anfang an als wahre Kratzbürste ihm gegenüber erwiesen..
    Und so richtete Daphnus kernige Worte,die um einiges überzeugter klangen als er sich in diesem Augenblick fühlte,an das Mädchen:"Ei,ei,Salambo,was muß ich sehen und hören?Weiß die Domina eigentlich,welche Eskapismen ihre..."-Daphnus zögerte einen Moment-"...derzeitige erste Leibdienerin treibt?...Sollte die Sklavenunterkunft nicht ein Ort der Muße und Rekreation sein,wo die Sklaven frische Kräfte sammeln sollten für den Dienst im hochherrschaftlichen Hause der Flavier?"Bei den letzten Worten konnte Daphnus gerade noch verhindern,daß ein Lächeln über sein Antlitz huschte..


    .

  • Die Türe zum Nachtlager der Sklaven war nicht gänzlich geschlossen, so dass Sciurus einen Augenblick lang unbemerkt vor der Türe verharren und das Treiben im Inneren des Raumes mitverfolgen konnte. Das unverkennbare Knallen einer Peitsche hatte ihn von seinem Weg ab und vor die Türe der Kammer gelockt. Seitdem Sica, der Vilicus der Villa, Tag um Tag den jungen Herren Milo in den Straßen Roms begleitete, drückte sich das Sklavenpack zunehmens vor seiner Arbeit. Von jenen Sklaven, welche augenscheinlich unterbeschäftigt in der Kammer lungerten und sich an der Disziplinierung erfreuten, konnte Sciurus zwei nicht direkt zuordnen, darum stieß der mit finsterem Blick die Türe auf. Er benötigte nur Bruchteile eines Augenblickes, um die beiden ihm fremden Sklaven gänzlich zu mustern und festzustellen, dass er sie nicht mochte. Nun, genau genommen hätte es nicht einmal jener Augenblicke bedurft, genau genommen hätte man jene Aussage bereits Stunden, Tage, bisweilen Jahre zuvor treffen können, denn es geschah äußerst selten, dass Sciurus irgendwen mochte, zumindest nicht, solange die Zellen seines Körpers in Bewegung waren. Doch Sciurus mochte diese beiden Sklaven ganz besonders nicht, immerhin gab es auch in seiner Vorstellung nicht nur Schwarz und Hellgrau, sondern unzählige Schattierungen dazwischen. Auch Hannibal war einer jener, welche Sciurus ganz besonders nicht mochte, er hatte noch eine Rechnung mit diesem offen, doch die Zeit, jene zu begleichen war noch nicht gekommen. Anaxandra, die Sklavin der Flavia Arrecina, hatte er noch nie genauer in Augenschein genommen, doch er mochte sie ebenfalls nicht besonders, gleiches galt auch für die Sklavin der Flavia Leontia, Salambo, obwohl deren Haltung sie auf Sciurus' Skala des Zuwiderseins womöglich in diesem Moment ein wenig empor rücken ließ, da sie immerhin wusste, wie man eine Peitsche richtig zu schwingen hatte, eine Notwendigkeit, derer sich manche Sklaven bisweilen nur allzu gern verschlossen.


    "Was ist hier los?" fragte er mit strengem Blick auf das Instrument in Salambos Hand, dann zu Hannibal, Daphnus und Anaxandra gewandt. "Habt ihr zu wenig zu tun, dass ihr euch am Schauspiel ergötzt, das euren Herren vorbehalten ist? Wenn ihr die Spiele der Arena liebt, dann wird es mir ein Vergnügen sein, dafür Sorge zu tragen, dass ihr ein Teil davon werdet. Wenn nicht, dann schert euch an eure Arbeit, bevor ich mir überlege, es dennoch zu tun. Und wenn ihr am hellichten Tag keine Arbeit habt, dann sorgt dafür, dass ihr welche bekommt, denn sonst werde ich es tun."

  • Mein Lächeln gefror in diesem Moment wo Hannibal mich erneut schlug. Ich hatte meinen Blick fest auf dieses Miststück geheftet und deswegen ihn ganz aus den Augen verloren gehabt, aber nun spürte ich seine Gegenwart leider all zu deutlich und legte rasch meine Hand auf die pochende Stelle in meinem Gesicht. Sie fühlte sich verdammt heiß an und in meinen Augen loderte der pure Hass auf diesen Kerl auf. Ich wusste von diesem Moment noch viel mehr, dass ich es ihm heimzahlen musste, denn so schnell würde ich diese Familie wohl nicht mehr verlassen können, das war mir schon klar. Schmal war mein Lächeln als ich seine Worte vernahm, aber umso schneller verschwand es wieder als ich spürte wie sich feine Finger in meine Haare gruben und dann mit einem ruck daran zogen, dass ich dachte sie mussten nun alle ausgerissen sein. Sterne tanzten vor meinen Augen und mir blieb wirklich die Luft vor Schmerzen weg. Alles handelte sich innerhalb von wenigen Sekunden ab, dass man gar keine Möglichkeiten hatte auch nur einen Laut von sich zu geben. Mir war klar gewesen, dass sie etwas machen würde, aber ich hatte sie dann doch unterschätzt und das bekam ich nun am eigenen Leib zu spüren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich sie an und musste meinen Kopf ziemlich unbequem halten. Mittlerweile war ich durch diesen Tritt in meine Kniekehle ziemlich ausser Gefecht gesetzt denn die Schmerzen deswegen waren fast nicht auszuhalten und meine Hände schnellten nach oben zu meinem Kopf und umfassten ihre Hand die drohte meine Haare auszureißen. Sicher würde ich mich von niemanden festhalten lassen und deswegen begann ich mich langsam zu gebärden auch wenn ich Gefahr lief mir dabei noch weitere Verletzungen zuzufügen. Als die Peitsche über mich hinweg knallte zuckte ich unweigerlich zusammen, wie es wohl jeder getan hätte.
    >>Lassen mich los Dreckstück,<< fauchte ich sie an und ließ sie meine Nägel spüren und keuchte gleichzeitig auf.


    Plötzlich war schon wieder ein neuer hier in der Unterkunft der anscheinend etwas hier zu sagen hatte oder zumindest dachte er hätte es. Ich konnte ihn aus meiner Position nicht wirklich erkennen aber anhand seiner Stimme konnte ich ihn nicht leiden, denn er schein so einer wie Hannibal zu sein und diese standen alle oben auf meiner Liste.

  • Ein weiterer Sklave betrat den Raum und sah sich sehr unsicher um. Dann wandte er sich leise an Hannibal.


    "Der kleine Dominus verlangt dich zu sehen. In seinem Cubiculum."


    Dann huschte er schnell wieder aus dem Raum. Da roch es nach Ärger.

  • Der Knall der Peitsche ließ ein kaltes Schaudern über Hannibals Rücken laufen. Es war ein paar Mal schon vorgekommen, dass er die Peitsche selber auf seinem Rücken gespürt hatte, aber auch, dass er sie geschwungen hatte. Die Herrin des Hauses in Baiae war nicht zimperlich umgegangen mit solchen Strafen, hatte aber niemals selber die Peitsche in die Hand genommen. Aber er meinte immer wieder ein genüssliches Aufblitzen in den Augen der Patrizierin erkannt zu haben, wenn sie solchen Bestrafungen beigewohnt hatte, was sie nur bei den erlesenen Haussklaven getan hatte, alle anderen waren ihrer Aufmerksamkeit nicht wert gewesen. Hannibal war auch aus dem Grund nicht unfroh gewesen, die Villa mitsamt der Herrin verlassen zu haben, erst nach Ägypten gereist und dann nach Rom gekommen zu sein. Denn wenn auch sein Herr seine Mutter abgöttisch liebte, so hatte dieser niemals die Abgründe jener Frau erkannt. Und es wäre sinnlos gewesen, ihn auf diese hinzuweisen, gar lebensgefährlich.


    Und wie Hannibal es voraus geahnt hatte, blieb das Erscheinen von der Ratte, wie Hannibal ihn in seinem Geist gerne nannte, nicht aus. Kalt sah Hannibal zu Sciurus, erwiderte doch erstmal nichts auf seine Worte. Den anderen Sklaven, der ihm die Botschaft von Serenus überbrachte, nickte Hannibal nur andeutungsweise zu und drehte sich um, ging zu Salambo und nahm ihr die Peitsche im nächsten Schwung weg. „Das reicht. Ein Hieb für sie, weil sie Dich geschlagen hat. Um den Rest kümmere ich mich selber. Außerdem sind die Fußsohlen sehr schlecht. Sie soll nämlich noch laufen können, Schwesterlein!“ Nur kurz sah Hannibal zu Daphnus hinüber, der recht abgebrüht ob der ganzen Dinge in der Unterkunft erschien und auch sonst keine Anstalten machte, Salambos Anweisungen nachzukommen. Subtiler Widersinn, aber auch dieser war nicht gerne bei den Flaviern gesehen. Aber das würde der blonde Eunuch wohl selber noch erfahren.


    Mit der Peitsche in der Hand wandte sich Hannibal Sciurus zu und ging bis auf zwei Schritt an ihn heran. „Und zu Dir. Nur weil Du wie ein Schatten oder Hündchen Sica folgst, heißt das noch lange nicht, daß Du mir oder sonst jemanden hier etwas zu sagen hast, Sciurus.“ Ein verächtliches Lächeln umspielte Hannibals Lippen. Sica gegenüber hatte Hannibal großen Respekt, nicht wegen seiner Machtposition, sondern weil er die Würde eines Patriziers auszustrahlen vermochte, wenn er nicht hinter seinem Herren stand. Sciurus brachte Hannibal nur Verachtung entgegen, hielt er ihn doch für einen Speichellecker, der nach oben buckelte und nach unten trat. „Das ist die Sklavin meines Herren und sie fällt somit nicht in deine Belange. Geh lieber und such Dir selber Arbeit. Der Nachttopf Deines Herren muss doch sicherlich noch ausgeleert werden.“ Hannibal taxierte ihn durchdringen und wandte sich um, trat wieder zu Nortruna. „Reaktion, Gegenreaktion, Germanin. Du schlägst Salambo, sie schlägt Dich. Sciurus fängt an große Töne zu spucken, er bekommt gleiches zu hören. Du fliehst, Du wirst bestraft. So einfach ist das hier. Also, da Du deinen Part an der Abmachung nicht eingehalten hast, wirst Du nun die Schläge bekommen. Zieh Deine Tunica aus.“

  • Heftiger krallte Salambo ihre Finger in Nortrunas Haar, und ein obszöner nubischer Fluch, den sie einst von ihrer Mutter gelernt hatte (und den wir hier lieber nicht wiedergeben wollen), entwich zischend zwischen ihren weißen Zähnen, als die Germanin ihre Fingernägel in ihren Arm hineinschlug. Noch dazu zeigte sich Daphnus gerade in hohem Maße indolent gegen ihre Drohungen; sie funkelte ihn wütend an und beschloss notgedrungen, diese Angelegenheit auf später zu verschieben.


    "Na warte…" flüsterte sie giftig, und drückte Nortruna verbissen, mit aller Kraft nach unten. In hohem Bogen holte sie Schwung mit der Peitsche, und ließ sie wutentbrannt auf die Germanin niederschnellen. Mit einem Pfeifen sauste das Leder durch die Luft, Salambo traf zwar nicht ihre Fußsohlen, dafür klatschte die Schnur grausam fest auf Nortrunas Unterschenkel. Schon wollte sie erneut ausholen, als sie bemerkte, dass Sciurus eingetreten war… - sie hielt inne. Mit dem wollte sie sich, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt, lieber nicht anlegen, dafür hatte er zuviel Rückhalt, wie es hieß…


    "Die Neue hier hat Anstalten gemacht zu fliehen.", antwortete sie also atemlos, verkniffen, aber respektvoll auf seine Tirade. Schon schwang sie die Peitsche für den nächsten Hieb, als Hannibal sie ihr wieder aus der Hand nahm. "Aber…", wollte sie schon aufbegehren, unterließ es dann und nickte verständig. "Ja."


    Rachsüchtig riss sie noch mal kräftig an Nortrunas Haaren, und gab ihr, als Hannibal wieder wegsah, noch einen fiesen Tritt in die Nieren, dann versuchte sie mit zusammengebissenen Zähnen ihren Arm aus ihren Fingernägeln, den Krallen der Furie sozusagen, zu entwinden. Das tat scheußlich weh, und Salambo musste Tränen hinunterschlucken, bis sie endlich ihren Arm frei hatte.


    Rasch tat sie einen Schritt zur Seite, außerhalb der Reichweite der Furie, und hielt sich verstohlen den schmerzenden Arm. Doch die Gewissheit, dass die Neue jetzt bestimmt größere Schmerzen als sie hatte - und bald noch viel schlimmere! - erfreute sie. So lehnte sie sich ruhig wieder an die Wand und sah fasziniert zu wie wagemutig Hannibal Sciurus herausforderte.

  • Die grausamen Sinne, welche Salambo förmlich in ihre Gesichtszüge gemeißelt waren, ließ sie denn sogleich in Sciurus' Achtung wieder ein Stück weit sinken. Herren, welche fröhlichen Folterungen fröhnten waren zu erdulden, doch Sklaven mit solcherlei Anwandlung genossen keineswegs Sciurus' Wohlwollen. Ein Sklave musste wissen, wo er stand, und es stand ihm nicht zu, sich an seinen Aufgaben zu ergötzen. Doch er nickte nur in ihre Richtung, wandte sich stattdessen Hannibal zu, welcher keine Gelegenheit zur Herausforderung ungenützt verstreichen ließ. Er war wie ein Kind, welchem im Anblick der süßen Naschereien die Augen förmlich übergingen, welches zugreifen und sie verschlingen musste, ohne sich dabei der sinnlichen Vorfreude hingeben oder auch nur ein einziges Geschmackserlebnis genießen zu können, denn sobald die süße Frucht im Magen war, lechzte er bereits nach Nachschlag. Sciurus jedoch war nicht gewillt, ihm seine Guzi in den Rachen zu werfen. "Faulheit fällt immer in meine Belange, so wie sie auch in deine Belange fallen sollte. Dies ist ein Haushalt, der Fehltritt eines Einzelnen kann schneller bedingen, dass unfreie Köpfe dieses Hauses rollen, als du den Namen deines Besitzers bis nach Mantua rufen kannst." Er senkte sein Stimme, so dass die Worte vorwiegend Hannibal erreichen würden, für welchen sie bestimmt waren. "Vergiss das niemals."


    Er bedachte Daphnus mit seiner Aufmerksamkeit. "Was ist mit dir? Was ist deine Ausrede? Wartest du auf Sanktionierung?"

  • Sie hatte es ja schon längst bereut etwas gesagt zu haben und schwieg auch auf der Stelle als Hannibal sie ansprach. Am besten sie sollte sich aus solchen Sachen raushalten und nie etwas dazu sagen, das war besser als sich einzumischen und zu guter letzt noch selber die Peitsche zu spüren und diese war hier einfach viel zu präsent. "Entschuldige," flüsterte sie und sah wieder den Boden an und versuchte unsichtbar zu sein. Diese Auseinandersetzung nahm Formen an die sie gar nicht sehen wollte aber um einfach abzuhauen war es irgendwie einfach zu spät. Die Sklavenunterkunft war voll und dann geschah alles viel zu schnell. Die Peitsche wurde geschwungen und das junge Mädchen hielt ihre Luft an und sah einfach nur zu wie die Neue Salambo auf das Bein schlug und dann die Prozedur umgekehrt wurde. Wie erstarrt schaute sie zu und wagte fast nicht einmal Luft zu holen vor allem nicht, als dann noch Sciurus eintrat.
    Vor ihm und auch vor Sica hatte sie wirklich Angst, denn sie hatte gehört zu was die beiden fähig waren, deswegen machte sie sich nun noch kleiner und hoffte einfach nicht gesehen zu werden. Unsichtbar machen konnte sie sich ja eigentlich ganz gut. Sie war immer da wenn man sie brauchte und machte alles was man sagte, aber ansonsten versuchte sie einfach nie gesehen zu werden. Sicher hatte sie auch ihre anderen Seiten aber diese würde sie in diesem Haus sicher nicht zur Schau stellen, denn sie wollte leben und nicht irgendwann verscharrt werden in einer der dunklen Gassen.

  • AN SCIURUS GEWANDT



    Nicht ohne Wohlwollen blickte Daphnus auf den drahtigen Sklaven herab,der als Neuankömmling die Ansammlung von Lemurengestalten in der Sklavenunterkunft abrundete.Durch Auftreten und markige Reden schien dieser eine gewisse Position in diesem Haushalt für sich zu beanspruchen.Was Daphnus aber für diesen Ausbund an Agilität einnahm ,war dessen Äußeres,sein semmelblondes Haar,sein nordischer Charakterkopf und über allem eine gewisse Schlichtheit,die sich so wohltuend abhob von der Affektiertheit des Schwarzen Kammerkätzchens.War dieser Sklave ein Landsmann,ein Germane, wenn auch sicherlich aus einer einfacheren Sippe stammend?Daphnus erinnerte sich nicht ohne Rührung an die frühen Tage seiner Kindheit,als er mit seinem Vater in den kargen Mußestunden in der kampanischen Abendsonne auf dem Anger vor der Landvilla auf und abging,respektvoll gegrüßt von den germanischen Mitsklaven ihrer Heimat,alles bescheidene,kreuzbrave Menschen.
    Freundlich richtete Daphnus das Wort an diesen Sklaven,der ihm bereits schon so vertraut erschien:"Ich kann dir in der Tat nicht sagen,wie es zu diesen unschönen Szenen kommen konnte.Ich bin Daphnus,der neue Leibdiener der Domina Flavia Leontia,und habe mir von Salambo,ihrer Leibsklavin,die Räumlichkeiten dieser Villa zeigen lassen.So hab ich gerade erst meinen Fuß in diesen Rastraum gesetzt."
    Daphnus warf rasch einen Seitenblick auf das Schwarze Kammerkätzchen,so als wollte er sagen,daß dies der Tunichgut sei,der zur Eskalierung des Ganzen beigetragen habe..

  • Zitat

    Original von Hannibal
    Hannibal taxierte ihn durchdringen und wandte sich um, trat wieder zu Nortruna. „Reaktion, Gegenreaktion, Germanin. Du schlägst Salambo, sie schlägt Dich. Sciurus fängt an große Töne zu spucken, er bekommt gleiches zu hören. Du fliehst, Du wirst bestraft. So einfach ist das hier. Also, da Du deinen Part an der Abmachung nicht eingehalten hast, wirst Du nun die Schläge bekommen. Zieh Deine Tunica aus.“



    Die Loki die Frau war einfach irre. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir versuchte alle Haare auszureißen und schmerzte wahnsinnig. Ich konnte sogar spüren wie das ein oder andere Haare hinausgerissen wurde und hatte schon Tränen wegen dieser Schmerzen in den Augen. Sie würde das alles noch büßen wenn ich sie in einer stillen Minute erwischen würde, dann hätte sie nichts mehr zu lachen und wenn sie Glück hatte, würde sie es vielleicht auch überleben.
    Irgendwie versuchte ich trotz allem noch gegen die Kraft der anderen anzukämpfen doch im nächsten Moment spürte ich den klatschenden Schlag auf meinem Unterschenkel und dann ein starkes Brennen. Ich zog die Luft ein und hielt sie an um keinen Schmerzenslaut von mir zu geben. Dieses Sieg würde ich ihr bestimmt nicht geben.


    Ich wollte schon erleichtert ausatmen, als Hannibal dazwischen ging und doch freute ich mich darüber zu früh, denn in der nächsten Sekunde krümmte ich mich leise keuchend auf der Seite, denn dieses Miststück hatte mich auch noch in die Seite getreten. Kleine Sterne tanzten vor meinen Augen und ich schwor mir sie dafür büßen zu lassen. Auf germanisch beschimpfte ich sie mit unfeinen Worten und krümmte mich weiter bis Hannibal sich an mich wandte und ich ihn aus verklärten Augen anschaute.


    >>Meine Tunica bleiben an,<< sagte ich störrisch und man konnte merken, dass mir das atmen noch immer schwer fiel. Mein Unterschenkel zeigte einen dicken roten Striemen der ziemlich brannte. >>Sie haben geschlagen also sein gut und du kannst dich um diese Schlampe kümmern.<<

  • Als die blonde Sklavin ihre Beschimpfung über Salambo ausgoss, verengten sich für einen kurzen Moment Sciurus' Augen, denn einige der germanischen Worte kamen ihm überaus bekann vor. Neben Jammern und Flentschen war Zetern und Scherfln das einzige, was seine Mutter gekonnt hatte. Doch er wandte sich dem Trauerspiel zwischen ihr und Hannibal gänzlich ab, Daphnus zu. Es verwunderte Sciurus, dass die Dame Leontia sich einen neuen Leibdiener angschafft hatte, wo doch Salambo noch immer existierte, doch womöglich war jene in der Gunst ihrer Herrin gesunken, dass dies notwendig geworden war. Ohnehin schienen ihm die Damen im Haus bisweilen sehr sprunghaft, heute dies, morgen jenes, eine überaus weibische Charaktereigenschaft, wie Sciurus auch bei Sklavinnen immer wieder festgestellt hatte. Dass Daphnus sich als Leibdiener bekannt gab, dies bedeutete zugleich, dass er mehr oder weniger unantastbar war, denn obgleich alle flavische Sklaven in diesem Haushalt zusammen gefasst waren, so genoss die Leibdienerschaft der Herren doch jeweils eine besondere Stellung und Maßnahmen waren dahingehend immer ein wenig delikat. Diesbezügliche Angelegenheiten waren oftmals langwierig und umständlich, da sie über die Herren geführt werden mussten und nicht auf direktem Wege erledigt werden konnten.


    "Als Leibdiener wirst du wohl in ihrer Nähe nächtigen, daher braucht dich diese Kammer nicht allzu genau zu interessieren. Weiters gibt es in diesem Haus für deinesgleichen keine Rasträume, selbst im Schlaf solltest du bereit sein, wenn deine Herrin dich braucht. Du solltest dich besser mit den Räumen vertraut machen, in welchen deine Herrin lebt und ein und aus geht." Sciurus selbst war nur dann in dieser Kammer anzutreffen, wenn er auf der Suche nach nichtsnutzigem Pack war oder selbst eine Strafmaßnahme auszuteilen oder über sich ergehen zu lassen hatte.

  • Mühsam beherrschte Hannibal den abermals aufsteigenden Zorn in sich, der Widerworte der Sklavin betreffend. Das Leder der Peitsche in seiner Hand knarrte unter seinen Fingern als er seine Hände fester darum herum schloss und langsam hin und her drehte. Aus den Augenwinkeln musterte Hannibal Sciurus und den neuen Sklaven. Es war Hannibal gar nicht recht, dass all die anderen Sklaven Zeugen dieser ganzen Angelegenheit wurden, die im Grunde sie nichts anging. Einen Augenblick erwog Hannibal die ganze Sache seinem Herren zu überlassen, es ihm zu berichten und ihn die Strafe verhängen zu lassen. Doch bis dahin würden noch einige Tage verstreichen und Nortruna würde vielleicht noch einmal fliehen versuchen. Dennoch befand Hannibal, dass es nicht vor der ganzen Sklavenbagage sein musste und er das Nortruna durchaus ersparen konnte. Sein Blick ruhte einen Augenblick auf ihren verklärten Augen.


    Als sich Hannibals Gemüt durch dieses Eingeständnis beruhigte, grübelte er schon über diese ganze verzwickte Situation. Er war ein Sklave, Nortruna eine Sklavin. Er hatte das Vertrauen seines Herrn, doch hatte er von seinem Herrn nicht den Auftrag erhalten, die Sklavin zu disziplinieren. Aber dann wiederum war er auch für sie verantwortlich. „Fürwahr, die Peitsche hast Du nun gespürt. Vielleicht weißt Du auch einfach nicht die Freiheit zu schätzen, die Du doch auch als Sklavin besitzt, alleine, dass Du dich hier mit einem gewissen großzügigen Rahmen bewegen darfst? Komm mit, Du wirst die Nacht nicht hier sondern im Keller verbringen!“ Hannibal packte Nortruna und zog sie auf die Beine. Sciurus beachtete Hannibal nicht mehr, genauso wenig den Eunuchen oder Salambo. Stattdessen verließ er mit Nortruna im Schlepptau die Sklavenunterkunft und strebte dem Keller entgegen.

  • Hatte ich ihn nun aus der Fassung bekommen? Eher nicht, aber er musste ziemlich an sich halten nicht gleich auf mich zu springen, das meinte ich in seinen Augen sehen zu können. Ich hasste ihn, das tat ich wirklich auch wenn er indirekt einer von meiner Sorte war, denn ich musste mich nun ja wohl eine Sklavin nennen und seine sogenannte Schwester würde so einiges noch büßen, dieses verdammte Pack.
    >>Ich dafür sorgen werde, dass du spüren auch noch die Peitsche, das sein ein Versprechen extra nur für dich,<< zischelte ich als er mich packte und auf die Beine zog und das mit einem solchen Ruck, dass ich fast mein Gleichgewicht nicht halten konnte. Oh dieses Biest würde dafür noch bluten und dafür würde ich sorgen. Diesem blonden Sklaven warf ich einen seltsamen Blick zu, denn ich spürte, dass er Einfluß haben musste. Zwar mochte ich ihn nicht, denn seine Art passte nicht, aber er könnte von Nutzen sein, so dachte ich mir und stolperte neben Hannibal her, hinkte wohl eher gesagt.

  • Wie es schien war das Spektakel vorbei. Einen böswilligen Blick warf Salambo der Furie noch hinterher, dann stieß sie sich von der Wand ab, und strebte ebenfalls auf den Ausgang zu. Ihre kleinen Blessuren schmerzten, doch ihre Wunden vor aller Augen in der Sklavenunterkunft zu lecken, war nicht angebracht, hätte man es doch als Zeichen von Schwäche deuten können.


    Mit gelassener Miene schritt sie an Sciurus und Daphnus vorbei. Ersterem schenkte sie ein subtil angedeutetes Neigen des Kopfes, durchaus respektvoll, jedoch keinesfalls unterwürfig - er sollte nicht glauben, dass sie Hannibals Animositäten gegen ihn teilte, sich aber auch nicht einbilden, dass sie sich ihm unterordnete. Daphnus dagegen erntete von ihr einen Blick voll klirrender Kälte und ein im Vorbeigehen hingeworfenes, ebenso frostiges "Diese Hybris wird dir noch bitter leid tun."; dann verließ die hübsche Nubierin zielstrebig die Sklavenunterkunft.


    Sie hatte viel zu tun. Zum einen waren ihre Striemen zu versorgen, damit sie schnell und ohne Makel wieder verschwanden, zum anderen hatte sie Leontias Notizen aus Xenophons Gastmahl in eine lesbare Form zu bringen, und nicht zuletzt musste sie dringend den Saft einiger Bittermandeln extrahieren. Denn bei dem rauen Wind, der ihr hier zurzeit entgegenschlug - da musste ein Mädchen doch ein paar Vorkehrungen treffen!

  • Draußen schien hell die Sonne, doch bis in die Sklavenunterkunft der Villa Flavia wagte sich nur wenig Licht. Der langgezogene Raum, dessen Schäbigkeit mit der Pracht der übrigen Villa so stark kontrastierte, lag wie stets in trübem Halbdunkel.
    Dem Germanen, der in einer Ecke auf seinem Strohlager lag, war das gerade recht. Er war nach den vielen Monaten seiner einsamen Haft an das helle Licht nicht mehr gewöhnt, und auch nicht an die Gesellschaft anderer Menschen. Still lag er auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke, auf einen Riss im unverputzten Mauerwerk, dessen Form ein wenig an das Profil eines Greises erinnerte.
    Er war krank geworden, nach der Sache an der Via Appia. Fieber, und der üble Husten, den er sich im Kerker geholt hatte, hatten in an das Lager gefesselt. Inzwischen ging es ihm aber schon besser. Sein Körper war zäh und erholte sich schnell. Seine Seelenlandschaft dagegen war verwüstet. Was er gewesen war, war gestorben, da am Rande der Römerstraße... oder so weit fortgerückt, dass es ebenso gut hätte tot sein können. Er war leer und verloren und fühlte sich wie ein wandelnder Toter. Apathisch lag er herum und starrte stundenlang ins Leere. Wenn nicht eine der Sklavinnen, eine überaus unscheinbare junge Griechin namens Astraia, einen Narren an ihm gefressen hätte - sie hatte ihn während der Krankheit gepflegt, und brachte ihm immer noch die Mahlzeiten vorbei - hätte er wohl auch vergessen zu essen.


    Auch heute erschien sie, irgendwann zur Mittagszeit, mit einer dampfenden Schale in den Händen in der Sklavenunterkunft.
    "Prandium, Severus.", sagte sie leise, und hockte sich mit einem schüchternen Lächeln auf den Rand seines Lagers.
    "Wie geht es Dir heute?"
    In seinem dumpfen Brüten gestört, setzte er sich unwillig auf , und antwortete abweisend:
    "Gut."
    "Hier, schau mal, es gibt Gemüseeintopf und ich hab Dir ein großes Stück richtig weißes Brot von gestern dazugetan. Ich muss aber gleich wieder los, ich habe mich nur kurz aus der Küche davongestohlen, und muss gleich noch zwei große fette Gänse rupfen!"
    "Mmhm."
    Er nahm die Schale aus ihren Händen und begann wortlos zu essen. Der Eintopf war heiß und gut gewürzt, er schlang große Bissen herunter und riss mit den Zähnen das harte Brot entzwei. Astraia blieb, entgegen ihrer Ankündigung, sitzen und betrachtete ihn unverwandt beim Essen.
    "Was ist?", fragte er schließlich mit vollem Mund.
    "Oh. Nichts." Sie lächelte unruhig. "Was soll sein?"

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