Es begann leicht zu tröpfeln. Zuerst hielten die Blätter des Baumes den Regen ab. Doch dann wurde er stärker und erreichte die beiden. Corvus löste seine Toga und wand sich heraus. Darunter trug er eine schlichte Tunika und einen Gürtel, an dem sein Pugio hing, wie es sein Privileg als Prätorianer war.
Er legte ihr seine aufgefaltete Toga um die Schultern.
“Ich würde dich gerne vom Gegenteil überzeugen, Aelia.“, sagte er so leise, dass es fast ein Flüstern war.
Unter einer Platane in den Horti Lolliani
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Ein leichter Schauer - kein Regenschauer - durchfuhr mich, als Corvus seine Toga um mich legte. Mit klopfendem Herzen suchte ich seinen Blick.
"Wie willst du das anstellen?", fragte ich. -
Er hatte auch noch keine Ahnung wie, machte aber ein zuversichtliches Gesicht. Zumindest hoffte er es.
“Lass dich überraschen.“
Er gab der Versuchung nach und strich ihr sanft mit einem Finger eine ihrer widerspenstigen, jetzt nassen Locken, aus dem Gesicht. -
Ich zuckte ob der unerwarteten Geste kurz zurück. Ich sollte kehrt machen und nach Hause gehen. Ihm vorher noch seine Toga in die Hand drücken und das Ganze vergessen.
Doch ich konnte nicht, stand nur weiterhin da und sah den Prätorianer an.
'Sag etwas!', forderte ich in Gedanken von mir selbst, aber mir fiel beim besten Willen nichts sinnvolles ein."Ich...ich sollte nach Hause gehen...", stammelte ich schließlich, rührte mich allerdings immer noch nicht.
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Er wandte zaghaft den Blick von ihr ab und dem dunklen Himmel zu. Noch immer regnete es.
“Ja…“, sagte er zögernd, inzwischen wieder in ihrem Gesicht nach Antworten suchend, auf Fragen, die er sich nicht zu stellen getraute.
“…du wirst sonst noch ganz nass.“ -
Schmunzelnd sah ich erst an ihm, dann an mir hinab. Den Göttern sei dank trug ich nichts weißes
"Ich glaube, dafür ist es schon zu spät...", meinte ich und sah wieder auf.Meine sonst so üppige Lockenpracht hing nun ob der Nässe, die sich in ihr sammelte mehr oder weniger glatt herab. Fröstelnd zog ich die Togaenden enger um mich.
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Er schaute an ihr herab und musste sich eingestehen, dass sie fast so nass geworden war wie er selbst. Er wies auf den weinenden Himmel.
“Ob Iupiter uns zürnt?“Dann nahm er sie Wärme spendend – oder suchend? – in den Arm.
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"Iupiter?"
Ich sah nach oben. Just in diesem Moment fühlte ich Corvus wärmenden Körper an meinem. Als anständiges Mädchen vom Lande hätte ich mich sofort aus dieser Umarmung winden und empört aussehen sollen.
Da ich nicht vom Lande kam, konnte mir das wohl egal sein - hoffte ich jedenfalls.Alle Vernunft vergessend schmiegte ich mich also an der Prätorianer und schloss die Augen.
"Iupiter ist mir im Moment eigentlich egal...", murmelte ich und hoffte, der Blitz möge mich deswegen nicht treffen. -
Er spürte, wie sie seine Umarmung erwiderte, roch den Duft ihrer nassen Haut und war beseelte von ihrer Nähe. Seine Wange berührten ihre nassen Haare, die er so sehr liebte.
“Die Götter werden uns verstehen.“ -
"Die Menschen werden es nicht...", meinte ich nur.
Hatten meine Zähne eben noch vor Kälte geklappert, war mir nun, als stünde ich am Rande des Vesuvs, kurz vor dessen Ausbruch.
"Corvus...wir..."
Ich brach ab. Konnte nicht aussprechen, dass er und ich niemals zusammen sein konnten. -
Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie viel Zeit vergangen war, als sie wieder zu sprechen begann. Er spürte wie sie sich bei ihren Worten versteifte.
“Was bekümmert dich?“
Seine Hand strich über ihr Haar. -
Ich drückte mich ein wenig weg von Corvus, sodass ich ihn ansehen konnte.
"Das geht nicht, das weißt du genauso gut wie ich.", sagte ich schnell.
Oh Venus...was hatte ich ihr nur angetan, dass sie mir immer wieder Steine in den Weg legte? -
“Aber meine Gefühle für dich sind ehrlich und rein. Willst du sagen, ich sei dir egal? Dann glaube ich dir nicht!“
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Mir auf die Lippen beissend sah ich zu meinen - wie ich fand - hochinteressanten, da nassen, Sandalen.
"Nein...nein...ich..."
Ich holte einmal tief Luft und zwang mich wieder aufzusehen. Unfähig beim Blick in Corvus unergründliche Augen noch zu widersprechen starrte ich ihn nur an... -
...und er küsste sie sanft. Ein zärtlicher, kurzer Kuss.
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Nicht ganz unerwartet und doch überraschend kam dieser kurze Kuss.
Erst, als sich unsere Lippen voneinander lösten öffnete ich langsam die Augen wieder.
Was ich tun sollte wusste ich. Was ich tun würde auch. Die beiden Dinge stimmten nur dummerweise nicht überein."Wir sollten das lassen, solange wir noch können..."
Die Stimme der Vernunft in mir. Args...wie ich sie hasste. -
“Sagt dir das dein Herz oder dein Verstand?“
…wenn nur dieser wunderbare Moment nicht aufhören würde. Bangen Herzens versuchte er den Augenblick festzuhalten und doch entglitt er ihm. -
'Umdrehen und gehen, umdrehen und gehen...', sagte ich mir immer wieder in Gedanken.
Meine Gedanken schienen allerdings nicht bis zu meinen Beinen vorzudringen. Klarer Fall von dumm gelaufen."Mein Verstand.", antwortete ich und lächelte schwach. "Allerdings hört der Rest nicht auf das, was der Verstand sagt..."
Und so lehnte ich meinen Kopf an Corvus´ Schulter. Dass es regnete fiel mir schon gar nicht mehr auf.
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Er hielt sie ganz fest und legte seine Wange an ihre nasse Haarpracht. Ein wenig zitternd standen sie so eine Weile da.
“ Ich will dich nicht gehen lassen, ich will dich niemals gehen lassen…“
Er wusste, dass sie nun bald zurück musste. -
"Spätestens, wenn es dunkel wird muss ich zu Hause sein, Decius...", sagte ich und erschreckte selbst ein wenig, dass ich ihn mit seinem Praenomen ansprach.
"Du weißt...mein Bruder hat den Vorteil, die Vigiles zu befehligen. Praktisch, sollte einem etwas zustoßen, unpraktisch, wenn man von zu Hause wegbleiben will."Ich verzog mein Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen, was Corvus natürlich, da ich immer noch mit meinem Kopf an seiner Schulter lehnte, nicht sehen konnte.
"Aber...wir sehen uns bald wieder, ja?", fragte ich, ehe ich wieder den Kopf hob um ihn anzusehen.
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