• Und ich dachte ihre Laune würde besser wenn sie erst mal im Bad sitzt, das war wohl nichts. Tja was sage ich ihr denn jetzt. Wenn ich trotzig bin leiht sie mich aus, wenn ich zu kreuzte krieche ist mein Ego im Arsch. Was man macht ist sowieso falsch also bleibt, nur eins, ich selber sein, scheiß drauf ausgeliehen zu werden. Mit deutlicher Stimme sagte ich:


    „Herrin es hat mich gut getroffen Euer Sklave zu sein. Andere hat es schlimmer getroffen. Aber wenn ihr mich fragt ob es mir gut geht, ist meine Antwort nein. Alle meine Gebräuche, alle meine Sitten sind dahin. Ich muss römische Kleidung tragen, ich muss meine Frisur ändern und ich kann nicht einfach auf die Jagd gehen. Der Germane Hlidskialf ist tot, an seine Stelle ist der jämmerliche Assindius getreten. Aber ich beklage mich nicht und jammere nicht rum wie eine Memme, sondern nehme es wie ein Mann. Die Götter haben es schließlich so gewollt. Und wenn Ihr mich jetzt ausleiht oder verkauft, weil Ihr Beleidigt seit, weil Ihr meine Bemühungen zunichte gemacht habt Euch in der Wildnis zu beschützen und es Euch möglichst angenehm zu machen, dann hat es mich nicht gut getroffen.“


    Ohne auf irgendeine Reaktion zu warten verließ ich den Raum, wenn schon frech, dann richtig.

  • Elende Scheiße, warum bin bloß ein so netter Kerl. Ich war schon aus der Tür als ich, knurrte vor mich hin, drehte mich um, ging zurück, setzte mich, schwieg.

  • Sim-Off:

    Netter Kerl? :D Doch, bist du! =)



    Streng sah ich meinen Sklaven an. Noch immer stand eine steile Falte auf meiner Stirn. Ich war einfach nicht der Mensch, der Lust auf Konfrontationen hatte. Eine Lösung musste her, aber welche?


    „Dir ist klar, dass du mit Kontinuität mein Vertrauensverhältnis zu dir beschädigst?“, fragte ich teils ungläubig, teils bestimmt.

  • Nachdenklich kniff ich mein linkes Auge ein Stück zusammen.


    „Herrin, als ihr mich gekauft habt wolltet ihr Ehrlichkeit. Ehrlich waren meine Worte und mit Herz gesprochen. Diese Worte ändern aber nichts an meiner Treue zu Euch. Was würde geschehen wenn Ihr mich ausleiht? Wer sorgt für Eure Sicherheit. Ich bin und bleibe Sklave, das beklage ich nicht und natürlich ist es eine Wohltat der Götter, das sie mich in Euer Haus gaben.“

  • „Nicht deine Worte sind es, die mich zweifeln lassen, sondern deine Handlungen. Ein wenig auch der Mangel an Respekt, denn anders kann ich mir deine Aufsässigkeit nicht erklären.“


    Ein Seufzer rutschte ungewollt über meine Lippen. Im Grunde mochte ich die direkte Art meines Sklaven. Auch hatte mir seine Grundeinstellung nie Anlass zur Kritik gegeben. Er war aufrichtig und ehrlich, doch auch immer häufiger aufsässig. Lag das an Germanien? Haderte er hier mehr mit seinem Schicksal als in Italia?
    Warum machte ich mir eigentlich so viele Gedanken um ihn? Andere würden sich eines solchen Problems schnell entledigen und die Wurzel allen Ärgers einfach verkaufen. Auch gab es einen stadtbekannten Mann in Rom, der schwierige Sklaven zu zähmen wusste.


    Als ich mich erhob, rutschte noch so ein dummer Seufzer heraus. Langsam wanderte ich durch den Raum. Mir war bewusst, dass ich Männer mit Rückgrad bewunderte und solche ohne dieses abgrundtief verachtete.
    Auch hatte ich nie vollständig gelernt, einen Sklaven als Sache zu sehen, er war eben nebenbei ein Mann und die Spezies Mann empfand ich durchaus als interessant. Viel verstand ich nicht von ihrer Denk- und Handlungsweise, aber für Überraschungen waren sie immer gut. Nachdenklich blieb ich ihm Raum stehen.


    „Ich habe deine sklavenuntypische Art stets toleriert. Manches lasse ich dir durchgehen, wofür du bei anderen mit dem Tod bestraft werden würdest. Auch belasse ich dir einen Teil deines Stolzes, indem ich nur Äußerlichkeiten an dir ändere. Innerlich darfst du in Teilen du selber sein. Wenn dir nicht klar ist, welche Gunst ich dir damit erweise, mir ist es sehr bewusst. Es kann gesellschaftlich derbe Konsequenzen für mich haben. Darum muss ich heute eine Entscheidung treffen.“


    Einmal atmete ich tief durch.


    „Ich kann und will weder in der Öffentlichkeit noch im persönlichen Miteinander weitere Aufsässigkeiten dulden. Du entfernst dich dann, wenn ich es dir gestatte. Du verrichtest sämtliche Dienste, für die du den Auftrag erhältst. Eigenmächtigkeiten lasse ich dir bestenfalls bei der Umsetzung meiner Wünsche durchgehen, jedoch nicht in ihrer Auslegung. Akzeptiere es bei weiterhin ehrlicher und offener Grundeinstellung, ansonsten trenne ich mich von dir.“

  • „Wahrscheinlich liegt es daran, das in Germanien Männer gebraucht werden und keine Schoßhündchen, aber das ist jetzt egal. Natürlich komme ich Euren Wünschen nach“

  • Verblüfft schaute ich meinen Sklaven an. Ein Schoßhündchen war das letzte, was ich an einem Mann beeindruckend finden würde.


    "Glaubst du, dass Römer Schoßhündchen sind?"


    Ich musste unwillkührlich an Sophus denken. Der war wohl eher mit einem ägyptischen Windhund gleichzusetzen - eigenwillig, unberechenbar und alles andere als verspielt.


    Nebenbei registrierte ich die Aussage bezüglich meiner Kritik. Das war natürlich das Entscheidende, aber die Sache mit dem Schoßhund fesselte mich.

  • „Ein Schoßhündchen hätte angefangen rum zu flennen als der Baum auf die Straße krachte und nicht gewußt wie er ihn von der Straße kricht und hätte auch kein Essen besorgen können. Er würde giftige Pilze sammeln und erst recht kein Tier erlegen können, geschweige denn ein Feuer machen. Was soll man denn mit einer solchen Memme anfangen die gleich bei den ersten Schwierigkeiten nach Mutti ruft?“

  • Längere Zeit ließ ich die Worte auf mich wirken. So einfach war das also aus der Sicht eines Mannes. In meinen Augen wäre dieser Schoßhündchenmann einfach nur unselbständig. Das war nicht gerade bewundernswert, aber es gab bedeutend schwerwiegendere Mängel, die ein Mann aus Sicht einer Frau aufweisen konnte. Na gut, zumindest aus meiner Sicht.


    "Gut, um noch einmal auf unser eigentliches Thema zurückzukommen … Du bist ein sehr verlässlicher Sklave, aber du hast einen extrem eigenen Kopf."


    Dass ich solche Männer mochte, musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden. Schlimm genug, dass ich ihm überhaupt diese Identität zugestand, ein Sklave war in Rom nur ein Sachgegenstand.


    "Bis zu einem gewissen Grad werde ich das tolerieren, aber du musst erstens wissen, wo meine Grenzen sind und zweitens dulde ich keine Aufmüpfigkeiten in der Öffentlichkeit."


    Eindringlich sah ich Assindius an.


    "Kann ich mich darauf verlassen?"

  • Meine Antwort war ein winziges Lächeln und eine leichte Neigung des Kopfes. Damit sollte alles geklärt sein.


    "Es ist spät, Bestimmt bricht bald der neue Tag an. Ich möchte wenigstens ein paar Stunden schlafen. Morgen oder besser heute möchte ich nicht vor dem Mittag geweckt werden. Nach dem Essen brechen wir umgehend auf."

  • Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich geweckt wurde. Blinzelnd sah ich in das grelle Licht. Wenig begeistert stand ich auf, mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich wollte noch heute in Colonia Claudia Ara Agrippinensium eintreffen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass diese Germanienreise so lange dauern würde.


    Schweigend nahm ich mein Frühstück in der Station ein. Morgens - auch wenn es heute fast Mittag war – hatte ich selten Lust zum Reden. Auch mochte ich es nicht, vollgequasselt zu werden. Meine Bediensteten wußten das und richteten sich danach. Etwa eine Stunde später war ich restlos wach und auch wieder gesprächiger.


    Nach dem Essen übergab ich dem Stationspraefecten einige Sesterzen für Unterkunft und Verpflegung. Ein aufmunterndes Nicken sandte ich zu Assindius, der für das Vorfahren der Kutsche sorgte. Das Gespräch am Vortag - oder besser mitten in der Nacht - war ein reinigendes, ein gutes gewesen. Zufrieden saß ich wenig später in dem Reisegefährt, während wir bereits Richtung Stadt rollten.

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