[Officium] Legatus Legionis

  • Ursus wirkte wirlich etwas überrascht, stand aber dennoch auf und begrüßte sie herzlichst. Nun bekam Lentidia endlich das was sie wollte, die volle Aufmerksamkeit!
    "Titus!" ließ sie sich von seinen starken Armen umschließen. Ihr Lächeln strahlte und sie badete sich in den Komplimenten ihres Cousins. Als sie sich aus der Umarmung löste, strich sie mit ihren Fingerspitzen über seine Uniform, seine Erscheinung beeindruckte sie. "Wie stark und mächtig du aussiehst.." staunte sie. Sie malte sich schon aus, neben ihm in der Gesellschaft präsentiert zu werden, neben ihrem starken Cousin, sie, die Verwandte eines Legionslegaten! Doch dieser Gedanke verstrich schnell, als Ursus sie davon in Kenntnis setzte, dass er wirklich nichts vondem Besuch wusste. Ihr Lächeln entglitt ihr zwar nicht, allerdings verrieten ihre Augen ihre Enttäuschung. Ihre Wut hielt sie zunächst zurück, bis sie wusste, wer dafür verantwortlich war!
    Und von was für einem Besuch sprach er? Es war doch kein Besuch, sondern ihre Ankunft, eine Art Einzug!



    "Nein?" fragte sie dann überrascht. Sie drückte ihrem Cousin das Schreiben ihrer Mutter in die Hand, was sie kurz danach bereute, am liebsten hätte sie das Sigel zerbrochen und die Worte selber gelesen!
    Die Frage, ob ihre Mutter mit Ursus gesprochen hatte, erübrigte sich.
    Als hätten die Götter ihr die Enttäuschung und die Wut genommen, erstrahlte ihr Lächeln wieder.
    "Nun, liebester Cousin, wo werde ich wohnen?" fragte sie ihn konfrontativ und sprühte vor Freude.





    Mein lieber Titus,


    lang ist es her, dass du mich und Marcus auf unserem Landgut besucht hast. Du warst ein stattlicher junger Mann, dessen Vaters Stolz über seinem Haupt erstrahlte. Jetzt bist du Legat einer Legion, nein nicht irgendeiner Legion, du bist Legat der Legio I! Oh wie könnte ein Vater stolzer auf seinen Sohn sein und das wäre er! Marcus Augapfel ist immer Lentidia gewesen. Sie war seine kleine Blume, die er mit großer Freude heranwachsen sah. Du kennst sie noch als kleines Mädchen. Wenn du diesen Brief liest, wird sie in diesem Moment wahrlich vor dir stehen. Ist sie nicht zu einer schönen jungen Frau herangewachsen? Sieht sie nicht bezaubernd aus? Sie ist mittlerweile voll im heiratsfähigen Alter und es wird Zeit, dass man sie in die Gesellschaft einführt.
    Nun.. Titus.. genug der Verblümung.., Lentidia steht nicht vor dir, weil sie ihren entfernten Cousin besuchen wollte. Sie hielt meine Bitte in den Händen, sie denkt, ich hätte schon alles mit dir besprochen, doch das habe ich nicht.
    Titus, ich bitte dich.. nimm sie auf und führe sie in die Gesellschaft ein, verheirate sie! Seit Marcus Tod lebt es sich für unsere Familie nicht mehr so leicht, wir leben von unseren Ersparnissen und den wenigen Sesterzen, die der Weinanbau abwirft.
    Nicht nur Lentidia ist gewachsen, sondern auch ihre Ansprüche! Ihrem Vater konnte sie alles aus den Händen leiern, er hat ihr alles gegeben was sie wollte. Es geht nicht mehr! Ich kann ihr Verlangen und ihren Durst nach Luxus nicht mehr befriedigen, sie gibt mehr aus, als wir es uns leisten können. Ich kann sie verstehen, als junges Mädchen auf einem Landgut, das ist einfach nichts für eine Aurelia, da pflichtest du mir sicher bei! So weh es mir tut muss ich mit schwerem Herzen zugeben, dass meine Tochter finanziell für uns nicht mehr tragbar ist.. bitte Titus, bitte nimm sie auf! Suche ihr einen Ehemann, der ihre Wünsche zufriedenstellt, ich kann es nicht mehr..
    Es erfüllt mich mit Trauer und die Götter mögen mich Strafen, dass ich dich so damit überfalle, aber ich hatte Angst, dass du mir nicht helfen würdest, vor allem jetzt, wo der Kaiser tot ist. Aber sage mir, gäbe es nicht einen besseren Platz für eine junge Aurelia als bei dir? Du kannst sie unter deinen Schutz stellen, bis Korruption und Bürgerkrieg in Rom besiegt sind..
    Schaue in Lentidias Augen, bitte schicke sie nicht zurück .. tue es für Marcus und mich! Ich habe nicht mehr die Kraft dazu.


    In der Hoffnung auf deinen gütigen Willen,


    Tarpeia Rufina

  • Wie meinte Ursus jetzt diese Frage? Ob es Sextus gefallen würde, an den Fäden einer Marionette zu ziehen? “Nun, wenn du mich ganz ehrlich fragst und ich mir etwas wünschen dürfte vom Schicksal, dann wäre mir ein Kaiser Aurelius weitaus lieber als jede Marionette. Doch fürchte ich, dass unsere Gens dafür nicht den nötigen Rückhalt haben dürfte, weder beim Militär, noch in der Bevölkerung. Leider sind wir trotz allem in den Augen des Plebs wohl noch immer syrische Händler, auch nach drei Generationen.“
    Sextus bewegte sich ein wenig im Raum, als er merkte, wie seine Glieder immer bleierner zu werden schienen, je länger er stand. Das Aufstehen hatte geholfen, die Müdigkeit erst einmal zurückzudrängen, aber die Erschöpfung machte sich doch bemerkbar. Wenn er aber in Bewegung blieb, ließ sich hier auch noch ein wenig Wachheit herausschlagen. Und solange er nur langsam durch den Raum schlenderte – sofern das mit müden, toten Bewegung 'schlendern' genannt werden durfte – sah er nicht aus wie ein Wolf im Käfig.
    “Aber so, wie es im Moment ist, ist mir schon ein patrizischer Kaiser mit vernunftbetonter Gesinnung und den Göttern gefällig lieber als so ein plebejischer Homo Novus, der meint, über den Göttern und den Traditionen zu stehen und schlimmer als Sulla zu herrschen.“ Ja, in der momentanen Lage wäre wohl so gut wie alles besser als ein Potitus Vescularius Salinator, dem jetzt nicht einmal mehr ein Kaiser im Weg stand, der ihn zur Mäßigung hätte rufen können.


    Dass Ursus und der Claudier Briefkontakt pflegten, wunderte Sextus im ersten Moment, im nächsten jedoch nicht mehr allzu sehr. Ursus' Mutter war eine Claudia, da war es nicht allzu ungewöhnlich, zu deren Gens Kontakt zu haben. Auch wenn Sextus keine Ahnung hatte, wie nah oder weit entfernt Ursus' Mutter mit Claudius Menecrates verwandt war.
    Dennoch war es eine Information, die ihm früher mehr genutzt hätte als jetzt im Moment, änderte es doch nichts an der derzeitigen Situation.
    Noch dazu, wo Ursus ganz offen bestätigte, dass Menecrates die Aurelier hasste. Hass war eine starke Emotion, die normalerweise in unguten Handlungen gipfelte. “Er kann sich auch einfach neutral verhalten und abwarten und den Vescularius dann schlagen, wenn er nach seiner Schlacht gegen uns – der wir kaum ausweichen können – geschwächt ist. So hat er sowohl die verhassten Aurelier als auch den Vescularius los“, gab Sextus daher zu bedenken. Er sah das ganze nicht so blauäugig in schwarz und weiß aufgeteilt, und enthielt sich daher auch Kommentaren über die claudische Ehre. Hatte ihr berühmtester Namensvertreter nicht seine Kaiserherrschaft hinter einem Vorhang versteckt begonnen, nachdem er an einer Verschwörung zur Ermordung seines Vorgängers höchstwahrscheinlich Anteil hatte? Der überdies mit ihm verwandt war?


    Die nächste Frage aber dann überraschte Sextus doch. So sehr, dass er stehen blieb und Ursus erst einmal reichlich verwirrt anschaute. “Wo sollte ich denn sonst sein, wenn nicht an deiner Seite?“ Welches Bild bei allen Göttern hatte Ursus von seinem Vetter, wenn er daran auch nur eine Sekunde lang zweifelte, und wie hatte er dieses Bild von ihm erlangt? Hatte Sextus sich auch nur einmal irgendwie feige, kriecherisch oder ungerecht seiner Gens gegenüber verhalten? Er wüsste nicht, wann das gewesen sein sollte...
    Verwirrt schüttelte er leicht den Kopf, um etwas Ordnung in die abstrusen Gedanken zu bringen. “Ich hatte gedacht, du ernennst mich am Einfachsten zu einem Tribun. Schlimmer als ein junger Kerl zwischen Vigintivirat und Quästur kann ich auch nicht sein“, scherzte er leicht, um die Stimmung zu lockern, die Ursus mit seiner Frage hervorgerufen hatte. Nichts desto trotz würde er sich dieser Worte wohl erinnern.


    Vor allem, wenn er die nächsten Worte hörte. Hatte er Ursus nicht eben noch erklärt, dass sowohl Claudius Menecrates als auch Annaeus Modestus keinen besonderen Grund hatten, ihn auch nur annähernd freundlich zu behandeln? Gut, letzterer konnte die Erbschaftssache vergessen haben, aber riskieren musste man es ja nicht unbedingt.
    “Nun, ich könnte sicherlich nach Germania reisen. Allerdings sollte das doch eher jemand machen, dem die besagten beiden Männer neutraler oder besser noch freundlicher gegenüberstehen, meinst du nicht? Immerhin geht es darum, dass sie im besten Fall auf deiner Seite stehen. Das sollte besonders im Falle von Claudius doch besser nicht von persönlicher Antipathie seinerseits verhindert werden, oder?“

  • Ein ganz cleveres Bürchschen. Antias nahm seinen Gladius entgegen, salutierte vor dem cornicularius und schob den jungen vor sich aus der Tür. " Abmarsch..." Draußen hielt er den jungen Aurelier zurück, stellte sich vor ihn und stemmt die Fäuste in die Seiten, in der einen den Gladius. " So....., ein Legionär ohne Gladius.... das geht mal überhaupt nicht." Er gab Titus das Schwert zurück. " Lass dich ansehen... Sehr gut. Du bist jetzt Torwache. State." Antias agierte zum Befehl. "Torwache Titus Aurelius zum Tor, pergite." Er ging los, machte kleinere Schritte, dass der Junge hinterher kam. Beim Marschieren zum Torüberlegte er was der Knirps machen könnte. Heute waren wieder die Händler fällig. Getreide, Gemüse, was für die Küche des Legaten gebraucht wurde. Genau das Richtige und nicht zu gefährlich. Ein Abenteuer und Beschäftigung für den Jungen, hoffte er.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    „Gracchus!“ Wie der sonst so würdige Flavier aussah! Vollkommen erschöpft wirkte er, was von seinen Worten auch gleich bestätigt wurde. „Natürlich, nimm Platz. Warte, Du bekommst sofort einen Schluck Wein.“ Er füllte einen Becher, verdünnte zwar mit Wasser, aber es war dennoch eine relativ starke Mischung. Den Becher reichte er an Gracchus weiter. „Du glaubst, Du wirst bereits gesucht? Dann war es klug, einen falschen Namen zu nennen. Man weiß nie, wo der Vescularier so alles Augen und Ohren postiert hat. Bist Du allein gekommen? Auf jeden Fall kannst Du hier bei mir bleiben, vorerst sind wir hier noch sicher. Mein Vetter Lupus ist auch schon eingetroffen. Was kannst Du mir aus Rom berichten?“ Viele Fragen auf einmal, aber sie sprudelten einfach so heraus. Gracchus' Anblick war für Ursus so schockierend, daß er ganz vergaß, dem Armen Zeit zum Sammeln zu geben.


    "Danke"
    , entgegnete Gracchus, noch immer zwischen Erleichterung und Anspannung treibend, nahm Platz und den Becher Wein entgegen, woraufhin sogleich der wohlige Odeur eines guten Tropfens ihm in die Nase wehte. In den letzten Tagen hatten sie in Herbergen und Schänken nur billigen Fusel bekommen, gewässerten Wein, welcher diesen Namen nicht einmal hatte verdient, wohl eher geweintes Wasser gewesen war, oder aber Wasser, das im Keller einige Tage neben einer Amphore Wein hatte gelagert und so augenscheinlich dessen Geist angenommen haben sollte. Gracchus war kein Mann, der zu dieser Tageszeit üblicherweise bereits unverdünnten Wein trank, ja oftmals selbst bis zum späten Abend hin stets ein wenig Wasser in seinem Getränk präferierte, doch in diesem Augenblicke schien der Inhalt des von Ursus ihm gereichten Bechers göttlichem Nektar gleich, dass er nach dem ersten Schluck einen weiteren Zug nahm und einen klandestinen Herzschlag lang genüsslich dem wohligen Kribbeln in der Kehle nachspürte, ehedem er sich wieder gänzlich der Gegenwart zuwandte, die Fragen Ursus' über sich ergehen ließ, schlussendlich gar es den Anschein hatte als würde das Erstaunen des Legaten auf ihn übergreifen - indes aus anderem Grunde.
    "Lupus? Aurelius Lupus ist hier? Was ist mit seiner Gemahlin, Nigrina, hat sie Rom ebenfalls ver..lassen?"
    Der Aurelier musste die Stadt in der gleichen Nacht oder aber nach ihnen verlassen haben - je nach Erfahrung und Art des Vorankommens konnte er durchaus einige Tage weniger als die Flavier benötigt haben, gleichwohl bedeutete dies, dass Gracchus selbst Ursus kaum nur Neuigkeiten würde berichten können, welche dieser nicht ohnehin wusste.
    "Du hast dich also bereits entschieden, auf welcher Seite du stehen wirst"
    , stellte er zuvor überflüssigerweise fest, denn anhand der Worte und Reaktionen des Legaten war dies offensichtlich - obgleich es letztlich immer möglich war, dass ein Mann sich verstellte, um andere Interessen zu verfolgen, doch Gracchus war viel zu gutmütig und leichtgläubig, als dass er je so etwas hätte durchschauen können.
    "Verzeih, wenn ich an deinen Behufen Zweifelt hegte, doch Tiberius erwähnte nur, dass du hinter Cornelius stehen wirst, sobald er in sein Amt ein..gesetzt ist, nicht jedoch, inwiefern du von unserem Ansinnen gänzlich überzeugt bist. Andererseits gibt es in Anbetra'ht der Tatsachen nun wohl nurmehr die Option für oder wider den Vescularier, und in diesem Falle zweifle ich keineswegs an deiner Wahl."
    Letztlich war die Familie Aurelius Ursus' zu tief in die Konspiration verstrickt, als dass er die Füße würde still halten und untätig bleiben können - gleich wie er über die Angelegenheit im Generellen und Vescularius Salinator im Speziellen dachte - sofern dieser ihm überhaupt eine Wahl würde lassen, sobald er von Avianus' und Lupus' Beteiligung erfuhr. Gracchus ließ sich zu einem leisen Seufzen hinreißen, ehedem er kurz überlegte, um dann zu berichten, was aus Rom er wusste.
    "Irgendetwas an unserem Plan ist misslungen - ich weiß nicht, was, und allfällig lässt dies sich nie mehr rekonstruieren, andererseits indes ist es womöglich auch nicht mehr von Belang. Fakt ist, dass unser Anschlag auf das Leben des Imperators sowie seines Na'hkommens glückte, die Botschaft jedoch nicht schnell genug bei uns in Rom angelangte - nicht, bevor sie Vescularius Salinator erreichte. Der Praefectus verhängte eine Ausgangssperre noch bevor wir wussten, was geschehen war. Er ließ mehrere Senatoren im Carcer festsetzen - darunter Vinicius Lucianus, womöglich auch Hungaricus, zu dessen Landsitz eine Abordnung der Praetorianer losgezogen ist, und vermutlich auch meinen Vetter Furianus - zumindest ver..langte die praetorianische Garde ihn an unserer Porta zu sprechen und unser einfältiger Ianitor sandte sie geradewegs zu seinem Aufenthaltsort außerhalb der Stadt, wiewohl mir noch immer die Hoffnung bleibt, dass sie ihn auf seinem Landsitz nicht vorgefunden haben, er irgendwo im Imperium in Si'herheit ist. Tiberius Durus hatte nicht einmal diese Chance - sie haben seine Villa gestürmt, die gesamte anwesende Familie ausgelöscht."
    Gracchus' Kehle war trocken, aufgerieben vom Staub der aufwühlenden Gedanken an den toten Freund, an die Ungeheuerlichkeit dieser Tatsache, wie auch der Tat, ob dessen er noch einen Schluck des Weines nahm.
    "Am folgenden Tag im Senat entschied der Praefectus, dass nicht der Senat, sondern er persönlich für die Öffnung des Testamentes Valerianus' bere'htigt sei, und es ist wohl davon auszugehen, dass dieses Testament nur derart verlesen wird, wie es ihm zum Vorteile gereicht - dass es ihn oder eine seiner Marionetten zum Imperator erhebt, wiewohl all jene zu seinen Feinden erklärt, welche auch nur beiläufig darin erwähnt sind."
    Die Details über die Fälschung des Schriftstückes durch Durus und ihn selbst wollte Gracchus nicht näher ausführen, denn während die Beseitigung des Imperators zum Wohle des Imperium Romanum ihm durchaus legitim erschien, so war ihm die Fälschung als unrechte Tat ein wenig unangenehm. Letztlich jedoch machte es ohnehin keinen Unterschied mehr, was genau in dem Testament stand oder wer dort als Nachfolger eingesetzt war.
    "In eben dieser Sitzung drohte der Vescularier auch, jeden Beteiligten der Konspiration zur Rechenschaft zu ziehen, wiewohl jeden als Staatsfeind zu era'hten, der die Stadt verlässt. Da er bereits wusste, dass Valerianus vergiftet worden war, dazu Tiberius tot und Lucianus in der Castra inhaftiert, Cornelius' Name ihm zudem in dem Testament würde aufscheinen - was hätte ich tun sollen? Ich hatte einige Veteranen in unserer Villa versammelt, die mit Aristides gedient hatten, und zweifels..ohne ihr Leben für uns hätten geopfert, doch wäre es sinnlos gewesen, dieses Opfer anzunehmen. Zudem ..."
    Er suchte den Blick' Ursus.
    "Ich bin davon überzeugt, dass der Vescularier an dem tragischen Unfall meines Vetters Piso Ver..antwortung trägt - entweder da er glaubte, dieser wäre selbst in die Konspiration verwickelt gewesen, oder aber um die flavischen Familie damit einzuschüchtern, da er nichts genaues wusste, aber doch eine Ahnung hegte. Mein Vetter Furianus zudem ist nicht eben als Freund des Praefectus bekannt, hat ihn mehrfach offen im Senat kritisiert, so dass wohl selbst die marginalste Äußerung eines seiner Gefangenen in Hinblick auf die flavische Familie zweifels..ohne dazu hätte führen müssen, dass wir ebenfalls im Carcer inhaftiert werden."
    Es klang beinahe wie eine Rechtfertigung, weshalb er Rom kampflos hatte verlassen, und allfällig war es dies auch, denn obgleich zweifelsohne kaum jemand ihm dies würde vorwerfen, so tat er es tief in seinem Innersten doch selbst.
    "Darob habe ich veranlasst, dass meine Gemahlin und die Kinder noch in der Nacht die Stadt verlassen, wiewohl ich ein wenig später mit meinem Neffen Flaccus und meinem Sohn Minimus aufgebrochen bin. Es war nicht einfach, an den Soldaten vorbei zu gelangen, doch ein Stück weit vor den Toren konnten wir uns im Heim eines Freundes für die Reise ausstatten. Denno'h war der Weg überaus enervierend, auch da wir suchten, so wenig wie möglich in Kontakt mit irgendjemandem zu treten."
    Die Couleur seiner Stimme wechselte nun zu einem entschuldigenden Tonfalle hin.
    "Was anschließend sich in Rom hat zugetragen, ver..mag ich darob nicht zu berichten, doch auch wenn meine Hoffnung gering ist, so bete ich zu den Göttern, dass niemand sonst mehr dem Irrsinn des Vesculariers zum Opfer gefallen ist."
    Es war nie Gracchus Stärke gewesen, sich kurz zu fassen, und nun, da er das Polster eines Stuhles unter sich hatte, war ihm zudem nicht daran gelegen, allzu schnell wieder aufzustehen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Um einer möglichen Strafe zu entkommen, ließ Titus sich hinausschieben. Dabei versuchte er stolz zu marschieren. So wie er es eben konnte mit den kurzen Kinderbeinen. Bewundernd sah er auf den Soldaten auf. „Nene, geht gaaaaar nicht“ Er lachte. Ein Legionär ohne Gladius ging wirklich nicht. Begeistert nahm er schnell sein Holzschwert entgegen und steckte es sich wieder an den Gürtel.


    Sehr gut… bei diesen Worten versuchte Titus noch ein wenig zu wachsen und stand stramm da. Ja eine Torwache. Und was für eine. Oh man … richtige Befehle. Titus versuchte sein Möglichstes um entsprechend stolz und korrekt zu handeln. Moment…war das nicht falsch herum? Der Junge schwankte ein bisschen und ging dann los. Oh…falscher Fuß… er korrigierte seinen Tritt mit dem ‚Halbschritt‘ den sein Papa ihm gezeigt hatte. Nicht elegant… aber zweckmäßig.
    Brav würde der Junge die ihm gestellten Aufgaben erledigen. Mit Stolz und Begeisterung. Und manchmal sicher mit ein wenig Überheblichkeit. Aber Papa sagt ja immer das wir Patri…dingens etwas Besonderes sind.


    Sim-Off:

    Da am Tor gerade sehr viel los ist… lieber noch nicht ausschreiben? ;)

  • "Herzlichen Dank, wirklich zu großzügig." kommentierte Ahala in recht bissigem Tonfall an den cornicularius gewandt, fasste Flora am Unterarm und zog sie mit sich in Ursus' Officium. Nach wie vor stank es ihm ungemein, dass jeder Wasserträger und Fußsoldat ihn neuerdings ansah als wäre er gerade aus der Kloake gekrochen. Früher hatte er es durchaus amüsant gefunden, wenn sich seine Tarnungen als derart erfolgreich herausgestellt hatten, aber da hatte er die ganze Zeit im Hinterkopf gehabt, dass seine Alias-Existenzen nur kurzfristig und ein Spiel waren. Und von Spiel war das, was Flora und er in den letzten Wochen miterlebt hatten, meilenweit entfernt und weder ihr noch ihm sonderlich gut bekommen.
    Im Büro angelangt, fiel Ahalas Blick sofort auf die vertraute Gestalt von Septimas Gatten, doch neben ungemeiner Erleichterung stellte sich noch ein zweites, deutlich unangenehmeres Gefühl der Unruhe und bangen Erwartung ein. Auf ihrer Reise hatten sie unnötige Kontakte zur Bevölkerung so gut wie möglich vermieden und deshalb auch keine Chance gehabt, wirklich etwas über die genauen Zustände in Rom und vor allem über das Schicksal von Durus und der restlichen Familie zu erfahren, doch der Aurelier würde in seiner Funktion als Legat zweifellos mittlerweile informiert worden sein, im guten oder auch schlechten....
    "Salve, Aurelius Ursus, danke, dass deine Männer uns hereingelassen haben. Ich glaube, ich habe mich noch nie so gefreut, dich zu sehen."

  • Polternd betrat Marius mit seinem ,für ihn lästigen Anhängsel, das Officium.
    " Salve, cornicularius." donnerte er. " Torwache Tiro Patrobius Marius, IV. Centurie, IX. Cohorte mit einem Boten für den Legaten." Marius stand im State und stierte geradeaus an die Wand. Zum ersten Mal war er hier.

  • Bis hierher hatte ich es also geschafft! Und das heil und in einem Stück. Die Freude darüber war groß, doch sollte diese nicht lange währen. Wie vom Donner gerührt zuckte ich zusammen als mein missmutiger Führer neben mir plötzlich los brüllte wie ein …ein .... Beim Zeus, mein Ohr! Brüllten hier alle so, oder war der corniculairus gar schwerhörig? Wär ja kein Wunder, wenn der arme Kerl andauernd so angebrüllt wurde. "Salve!!", grüßte ich also ebenfalls etwas lauter, damit er mich hörte und wartete dann geduldig (und mit einem Pfeifen im Ohr) neben dem stierblickigen Brüllaffen, auf das ich endlich zum Legaten vorgelassen wurde.

  • Zitat

    Original von Aurelia Lentidia
    ...


    Er sah stark und mächtig aus? Naja, das wollte er wohl hoffen, aber es war dennoch ungewohnt für Ursus, dies aus dem Munde eines jungen Mädchens zu hören. Schwärmte sie etwa für ihn? Es schien fast so. Eigenartige Situation. Eigentlich sollte er das genießen, mit zunehmendem Alter würden solche Augenblicke sicher sehr selten werden, aber im Moment fiel ihm das ausgesprochen schwer. „Danke für das Kompliment“, lächelte er also schmunzelnd und nahm den Brief entgegen. „Wohnen?“ Er brach das Siegel und statt zu antworten, las er die Zeilen seiner Verwandten. Das Heben einer Augenbraue war die einzige wahrnehmbare Reaktion. Aber innerlich verfluchte er seine Verwandte, die gerade in diesen Zeiten nichts Besseres zu tun hatte, als ihm ihr verzogenes Töchterchen zu schicken. Er ließ die Schriftrolle sinken, machte aber keine Anstalten, sie dem Mädchen zu geben. Ganz im Gegenteil rollte er sie langsam und ein wenig umständlich wieder zusammen. „Deine Mutter hätte keinen schlechteren Zeitpunkt wählen können, um Dich zu uns zu senden. Du wirst natürlich im Praetorium untergebracht, wo meine Familie wohnt. Es wird Dir gefallen, es ist prächtig ausgestattet, da es in der Vergangenheit wohl häufiger auch sehr hohen Besuch zu beherbergen hatte. Der Vorteil eines bereits lange genutzten Standlagers, noch dazu der einzigen in Italia stationierten Legion. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, daß wir gerade kurz vor einem Bürgerkrieg stehen. Das ist keine Zeit, um ein junges Mädchen in die Kreise einzuführen, die für eine Eheanbahnung in Frage kommen. Aber diese Zeiten werden wiederkommen, ganz sicher. Also mach Dir keine Sorgen. Meine Frau und mein Sohn werden sich über Gesellschaft sehr freuen. Ein Sklave bringt Dich zu ihnen. – Du wirst Dich schon wohlfühlen bei uns. Oder hast Du da irgendwelche Bedenken? Oder Fragen?“

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...


    Ein Kaiser Aurelius? Ursus lächelte leicht. Ja, das wäre sicherlich erstrebenswert, auch wenn Ursus selbst dieser arme Tropf nicht sein wollte. „Nein, da stimme ich Dir voll zu. So viel Rückhalt besitzen wir nicht. Noch nicht. Aber wenn ich mir sehe, wie weit viele von uns schon gekommen sind – und wie weit wir vielleicht sogar noch kommen können, so würde ich die Möglichkeit eines Kaisers Aurelius für die Zukunft nicht ausschließen. Falls es uns gelingt, dies hier zu überleben. Unsere Ursprünge sind in meiner Gegenwart noch nie Thema gewesen. Ich habe also die Hoffnung, daß in einigen Generationen diese Herkunft ihre Bedeutung verlieren wird.“ Er beobachtete Lupus dabei, wie er umherging, um sich wach zu halten.


    „Es gibt nur die Wahl zwischen Cornelius und Vescularius. Für einen anderen Kandidaten ist nicht genug Zeit. Kein anderer könnte sogleich so viele Truppen hinter sich vereinigen wie diese beiden. Allenfalls Aelius Quarto würde ich noch zutrauen, zu einer ernsthaften Konkurrenz für die beiden zu werden. Aber wer weiß, ob der überhaupt noch lebt? Ich habe überhaupt nichts von ihm gehört, schon ewig nicht. Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt im Moment keine Alternative zu Cornelius. Es ist nur vernünftig, ihm den Rücken zu stärken, um Vescularius zu beseitigen. Danach können wir dann versuchen, das Beste für uns alle daraus zu machen.“ Der Cornelier besaß sicherlich Vernunft genug, seine jetzigen Verbündeten später nicht vor den Kopf zu stoßen.


    „Sicher kann er das tun. Aber er wird es nicht tun.“ Welchen Haß Lupus den Claudiern unterstellte! Anscheinend waren da Dinge vorgefallen oder Lupus in einer Weise berichtet worden, wovon Ursus keine Kenntnis hatte. So wie es Lupus ihm unterstellte, was er nicht ahnte, so hatte er das Gefühl, daß Lupus keine der vielen Abstufungen zwischen Haß und Liebe in Betracht zog, die Welt einfach in Schwarz und Weiß teilte. Man konnte aus dem richtigen Grund auch mit jemandem an einem Strang ziehen, der einen für gewöhnlich ablehnte.


    Als Lupus vorschlug, am besten zum Tribun ernannt zu werden, lachte Ursus kopfschüttelnd. „Wenn Du wüßtest, wie Recht Du hast. Wir haben gerade ein besonders klischeehaftes Exemplar dieser Gattung hier.“ Der junge Tribun war vorlaut und uneinsichtig in seiner Unerfahrenheit. Aber die Offiziere hatten ihn nach und nach schon ganz gut zurechtgestutzt. „Gut, dann rechne ich mit Dir.“


    Die Idee, Lupus als Boten nach Germania zu schicken, war offenbar nicht so gut. Wenn er die haßerfüllten Worte gerade betrachtete, dann wäre es wohl eher dumm, ihn zu schicken. „Es war nur eine spontane Idee. Ich habe es lieber, jemanden zu schicken, dem ich nicht nur restlos vertrauen, sondern der auch Entscheidungen treffen und Abmachungen schließen kann. Da wärest Du mir sehr Recht gewesen. Aber Du hast Recht, nach dem, was Du sagst, wäre es eher dumm.“ Er würde schon jemanden finden, den er schicken konnte und der sein ganzes Vertrauen und genug Weitblick besaß, um der Aufgabe gewachsen zu sein.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ...


    Natürlich, Nigrina war eine Flavia. Es war verständlich, daß Gracchus vorrangig an ihrem Schicksal interessiert war. Ursus nickte also gleich, um den Freund zu beruhigen. „Ja, das hat sie. Er hat sich auf ein sicheres Landgut geschickt.“ Die nächste Aussage des Flaviers hingegen überraschte Ursus. War der Flavier nicht informiert, wer alles fest involviert gewesen war? Anscheinend war Durus sehr vorsichtig gewesen. Das sprach nur für ihn, schließlich konnte man nie wissen, welche Umstände eintraten, die einen Mitwisser zwingen oder überrumpeln konnten, etwas preiszugeben. „Ja, das habe ich. Im Grunde warte ich nur auf eine Nachricht, wo die Fronten aufeinander prallen werden, damit ich mit meiner Legion dort hinziehen kann. Wir sind vorbereitet und können jederzeit marschieren.“


    Wo und wie der Plan schiefgegangen war, schien jedem Beteiligten ein Rätsel zu sein. Wie schon mehrfacht hatte Ursus den Gedanken, daß es vielleicht gar nicht ihr Plan gewesen war, der hier zum Zuge gekommen war, sondern ein anderer seine eigenen Pläne verfolgt und verwirklicht hatte. Ausschließen konnte man es jedenfalls nicht.


    „Mir ist Salinators schnelle Reaktion ein völliges Rätsel. Aber was auch immer geschehen ist, ich werde dabei bleiben, daß er es ist, der den Kaiser ermordet hat und nun die Macht an sich greifen will. Diese Ansicht verbreite ich und werde ich wem auch immer gegenüber vertreten. Meine Männer sind dem Kaiser treu ergeben, auch jetzt noch. Sie wollen seine Mörder in der Luft zerreißen, also biete ich ihnen einen Schuldigen, an dem sie sich austoben können. Sie sind hochmotiviert, ihren Kaiser zu rächen. Zum Glück hat Vescularius sich bereits als Vertreter des Kaisers tyrannisch und machtgierig genug gezeigt, um diesem Verdacht Nachdruck zu verleihen. Man traut es ihm ohne weiteres zu.“


    Ein Schlag war die Nachricht, daß Lucianus inhaftiert war. Sein Patron im Carcer! Aber der schlechten Nachrichten war noch nicht genug. Vinicius Hungaricus, der ja der Patron von Ursus‘ Onkel Corvinus gewesen war, war vermutlich ebenfalls gefangen. Und auch Flavius Furianus. Alles Männer, die lange Zeit die Politik Roms in großem Maße mitbestimmt hatten. Salinator mußte man eines lassen: Er kleckerte nicht, er klotzte und beseitigte jeden, der ihm auch nur ansatzweise gefährlich werden konnte. Die nächste schlechte Nachricht ließ Ursus den Atem stocken. Flora! Die gesamte anwesende Familie ausgelöscht! Es verschlug ihm die Sprache und er hörte stumm weiter zu.


    Als das Testament zur Sprache kam, hielt es Ursus nicht mehr auf seinem Platz. Er lief ein paar Schritte auf und ab, um seine Aufregung abzureagieren. „Ihm wurde das Testament ausgehändigt und nicht sogleich verlesen? Wie ist das möglich? Wozu wird denn so etwas bei den Vestalinnen hinterlegt? Aber laß ihn nur machen! Damit macht er sich nur noch verdächtiger! Wir werden das alles gegen ihn verwenden und so noch mehr Wankelmütige gegen ihn aufbringen. Eine Marionette? Nein, ich bin sicher, er wird sich selbst zum Kaiser ausrufen. Er ist zu machtgierig, um darauf zu verzichten.“


    Als Gracchus sich in Rechtfertigung erging, warum er geflohen war, schüttelte Ursus entschieden den Kopf. „Es gibt einen Unterschied zwischen Mut und Verschwendung des Lebens. Wir haben schon zu viele von denen verloren, die sich für Rom stark gemacht haben. Nein, es war ganz richtig, zu gehen und lieber den Kampf aufzunehmen. Es steht ohne Zweifel fest, daß ihr die nächsten gewesen wäret. Und wenn ich mich hier nicht inmitten von fünftausend Mann befinden würde, dann wäre ich auch dran, daran zweifle ich nicht. Ich bin Klient des Vinicius Lucianus, meine Frau eine Tiberia, mein Sohn gar nach Durus benannt. Wir werden auch nicht mehr allzu lange hierbleiben können. Wir müssen uns bald in Marsch setzen, - bevor wir zum Ziel werden. Obwohl ich annehme, daß Salinator seine Truppen anderweitig viel dringender braucht, sollten wir uns hier nicht mehr zu lange nicht zu sicher fühlen.“ Pisos Unfall sollte auf das Konto des Vesculariers gehen? Möglich war es immerhin, der Vescularier hätte gewiß keine Skrupel, seine Feinde auf diese Weise einzuschüchtern.


    „Darf ich fragen, wohin Du Deine Familie geschickt hast? Ich suche noch einen sicheren Ort für meine Familie, wenn wir von hier aufbrechen. Einen Ort, der nicht gleich der erste sein wird, wo man nach ihnen sucht. Die Landgüter meiner Familie und die meiner Klienten sind mir nicht sicher genug. Minimus ist bei Dir? Wo ist er jetzt?“ Was immer geschehen mochte, ob sie siegen oder verlieren würden, sie mußten dafür sorgen, daß die nächste Generation eine Chance hatte, zu überleben.

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    ...


    Als die beiden das Officium betraten, hatte Ursus alles Mögliche erwartet, aber nicht die beiden. Er hatte um Flora getrauert, sie schon zu den Ahnen gerechnet und entsprechend in seien Gebete einbezogen. Ja, er hatte fest angenommen, sie sei tot. Und nun stand sie wirklich und leibhaftig vor ihm. Einen Moment lang war er sprachlos. Alle Erziehung, alle Beherrschung waren vergessen. Er lief ihr entgegen und nahm sie fest in seine Arme. „Flora! Du lebst! Du lebst!“ Er konnte es kaum fassen, so unglaublich schien ihm diese Neuigkeit.


    Erst nach einer Weile konnte er sich von ihr lösen und wandte sich Ahala zu. „Bitte verzeih, daß ich Dich erst jetzt begrüße. Ihr seid mir beide herzlich willkommen. Mir wurden die schrecklichsten Berichte überbracht und einer davon schien Floras Tod zu bedeuten.“ Jetzt war natürlich die Frage, wer sonst war die Tote gewesen, die man aus der Villa Tiberia geholt hatte, wenn es sich nicht um Flora handelte?


    Ursus betrachtete die beiden eingehend und schüttelte den Kopf. „Wie ihr ausseht! Aber falsche Namen zu nennen, ist in dieser Zeit niemals falsch. Es gibt ganz sicher auch Spione des Vesculariers in dieser Castra, auch wenn ich sicher bin, daß die Truppe an sich fest hinter mir steht. Wo kommt ihr beiden her? Was könnt ihr mir Neues berichten? Und gibt es etwas, das euch auf dem Herzen liegt und das ich vielleicht aufklären kann?“ Beide fanden recht bald Becher mit einem vergleichsweise starken Gemisch aus Wein und Wasser in ihren Händen.

  • Zitat

    Original von Aretas
    Polternd betrat Marius mit seinem ,für ihn lästigen Anhängsel, das Officium.
    " Salve, cornicularius." donnerte er. " Torwache Tiro Patrobius Marius, IV. Centurie, IX. Cohorte mit einem Boten für den Legaten." Marius stand im State und stierte geradeaus an die Wand. Zum ersten Mal war er hier.


    Zitat

    Original von Hektor
    Bis hierher hatte ich es also geschafft! Und das heil und in einem Stück. Die Freude darüber war groß, doch sollte diese nicht lange währen. Wie vom Donner gerührt zuckte ich zusammen als mein missmutiger Führer neben mir plötzlich los brüllte wie ein …ein .... Beim Zeus, mein Ohr! Brüllten hier alle so, oder war der corniculairus gar schwerhörig? Wär ja kein Wunder, wenn der arme Kerl andauernd so angebrüllt wurde. "Salve!!", grüßte ich also ebenfalls etwas lauter, damit er mich hörte und wartete dann geduldig (und mit einem Pfeifen im Ohr) neben dem stierblickigen Brüllaffen, auf das ich endlich zum Legaten vorgelassen wurde.


    Huh, an solchen Übereifer war der cornicularius ja gar nicht mehr gewöhnt. Ein Tiro, gesehen hatte er ihn noch nie. „Salve, Patrobius. Ein Bote von wem?“ Er sprach den Gruß betont gelassen, die Frage aber ein wenig schärfer. Denn es kam darauf an, von wem ein Bote geschickt wurde. Danach wurde entschieden, ob der Bote überhaupt bis zum Legaten kam. Der Bote selbst bekam ein Nicken und ein beiläufiges "Salve" zum Gruß.

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    Original von Titus Aurelius Ursus
    [...]


    Die Ungeduld war Ahala deutlich anzumerken. Recht unsanft packte er sie am Arm und zog sie direkt ins Officium hinein. Flora stolperte ihm hinter her. So ein wenig fühlte sie sich wie sein Beutestück. Die Gelegenheit für Protest über diese unwürdige Behandlung sollte sie nicht bekommen, denn einen Augenblick später fand sie sich in einer herzlichen Umarmung wieder. Erleichterung durchströmte sie. Endlich waren sie in Sicherheit und nach all den Strapazen war sie dankbar für die ehrliche Freude ihres Verwandten. Nach seinen Worten zu urteilen hatte er nicht erwartet, dass sie noch unter den Lebenden weilte. Etwas dass ihre Erleichterung sofort dämpfte, denn es bedeutete nichts Gutes, wenn man sie für Tod gehalten hatte. Auch wenn es sicherlich ein Vorteil war, denn dann würde man sie wohl kaum bei ihren Verwandten vermuten. Dennoch ein schlechtes gefühl blieb zurück.
    Kurz warf sie Ahala einen angespannten Blick zu. „Was für Berichte?“ wollte Flora dann direkt wissen. „Wir haben uns immer abseits von Städten gehalten, wir wissen nicht, was sich in der Zwischenzeit alles im Imperium getan hat“, meinte sie dann etwas entschuldigend. Diese ganze Situation überforderte sie ein wenig. Sollte doch Ahala alles erklären, schließlich war er ja an dieser Verschwörung beteiligt und sie nichts weiter als eine unfreiwillige Mitwisserin. Wobei sie in Zukunft nicht ausgeschlossen sein wollte, wenn es um so wichtige Ereignisse ging. Einfach um vorbereitet zu sein und sich nicht wieder unerwartet mitten in einer abenteuerlichen Flucht wieder zu finden. Zumindest wusste sie was Ahala wusste. Sie hatte nicht locker gelassen, bis er ihr alles erzählt hatte. Flora war der Meinung, dass er ihr dies geschuldet hatte. Eine ausführliche Erklärung für die überstürzenden Ereignisse.


    Flora war dankbar, als sie einen Becher mit nur leicht verdünntem Wein in die Finger gedrückt bekam. Nur setzen wollte sie sich nicht. Sie war unruhig und hätte sicherlich nervös mit den Beinen gewippt. Trotz dem Gefühl von Sicherheit und Erleichterung war da immer noch das Gefühl drohenden Unheils. Flora überließ es Ahala Titus’ Fragen zu beantworten. Viel lieber nippte sie dankbar am Wein.

  • Von wem war der Bote? Das hatte ihm Antias nicht gesagt. Ach was, das Kerlchen stand neben ihm. Der spuckte es gleich aus. Marius fuhr seinen Ellbogen aus und stieß ihn seinem Anhängsel in die Rippen. Sehr feinfühlig war er dabei nicht. Bei seiner Statur nicht verwunderlich. " Los, sag schon von wem." brummte Marius ungehalten. Wegen dem machte er gleich Minuspunkte beim cornicularius.

  • Einem Kerl wie diesem Marius ging man besser aus dem Weg, sofern man die Möglichkeit dazu hatte, aber ganz sicher blieb man an ihm dran wie es mir die Torwache geraten hatte. Jedenfalls nicht so nah wie ich dummerweise stand, als dieser Riese da glaubte seinen Ellenbogen ausfahren und ihn mir in die Rippen boxen zu müssen. He!! Was soll das? Ich bin doch nicht taub!, fluchte ich innerlich: "Auu .rrrrrelia [SIZE=7]Prrrissssca."[/SIZE]", stieß ich gleichzeitig ächzend die Luft aus als der Hieb mich unvorbereitet traf, wobei der Name meiner Herrin in dem Gestöhne leider völlig unterging. Kurz musste ich Luft holen und mich beherrschen, diesem blöden Kerl da nicht spontan ans Schienbein zu treten, ... andererseits? Nein, ich hing doch sehr an meinem Leben und beließ es deshalb bei einem bösen Blick zu Marius, mit dem ich mir wahrscheinlich gerade selbst mein Grab geschaufelt hatte.


    "Aurelia Prisca!", wiederholte ich den Namen meiner Herrin nunmehr deutlich - und noch einmal für Schwerhörige zum mitschreiben - zum cornicularius gewandt: "Aurelia Prisca schickt mich. Ich soll ihrem Cousin eine Nachricht überbringen. ... Nur ihm persönlich und sonst niemandem" , fügte ich noch einmal explizit hinzu, dass ich mit niemandem außer ihm sprechen sollte. So hatte es mir meine Herrin aufgetragen ...

  • Kurz überlegte Sextus, ob er Ursus von seiner zweiten Idee erzählen sollte, den Flaviern bei der Rückerlangung der Kaiserwürde vielleicht zu helfen. Allerdings war Sextus trotz Müdigkeit soweit zurechnungsfähig, dass er das Argument seines Vetters als richtig einschätzte: So viel militärischen Rückhalt wie Cornelius oder Vescularius hatte wohl sonst niemand im Moment. Von daher lief es auf eine Entscheidung zwischen diesen beiden hinaus, und da war die Wahl durchaus sehr, sehr einfach.
    Abgesehen davon, dass Sextus keine Ahnung hatte, was mit den Flaviern nun letztendlich geschehen war und wo sie hingelangt warne. Geschweige denn, ob sie auch nur annähernd derartige Ambitionen hegten. Gracchus war Sextus bislang als eher bescheiden und zurückhaltend gegenübergetreten, zwar sehr pflichtbewusst, aber nicht unbedingt ambitioniert. Und Furianus war in der Zeit, in der Sextus das tirocinum bei ihm absolviert hatte, auch stets sehr ruhig gewesen.


    Mit welcher Sicherheit Ursus aber für den Claudier sprach, konnte Sextus nicht nachvollziehen. Er glaubte kaum, dass die beiden bei derartig großen Entfernungen und einem derartigen Missverhältnis der beiden Familien zueinander durch einen – wie Ursus selbst sagte – gelegentlichen Kontakt sich ein derartiges Vertrauensverhältnis begründen ließ. Allerdings war er definitiv zu müde, seinem Vetter die Augen zu öffnen, dass die Welt nicht ein wunderbarer Ort war, bevölkert von rechtschaffenen Menschen, die sich an alle Gesetze von Anstand und Ehre hielten. Meistens war die Welt ein dreckiger, stinkender Ort mit unbequemen Schlafplätzen, schlechtem Essen und Menschen, die einem lieber die Klinge in den Rücken rammten, als auch nur mit einem zu sprechen.
    Es war nicht so, als ob Sextus den Claudiern misstraute – und hätte wohl laut gelacht bei Ursus' Interpretation seiner Worte, wenn er sie nur wüsste. Sextus traute nur schlicht niemandem, denn dafür kannte er die menschliche Rasse zu gut. Und doch erkannte er die Sinnlosigkeit darin, dies seinem Vetter zu erklären. Sollte er an die Ehre glauben, auch an die der Claudier. Sextus stellte keine Erwartungen an seine Mitbürger und wurde darin auch nur selten enttäuscht.


    Doch schließlich war es der letzte Punkt, der Sextus wirklich vor Augen führte, wie müde er doch in Wirklichkeit war. Den Gedankengang von Ursus konnte er nicht nur nachvollziehen, im Grunde ehrte es ihn, was Sextus sehr wohl verstand. Zwar war er für Schmeicheleien aller Art nicht besonders empfänglich – Jahre des Komplimente-Machens bei allen möglichen passenden und unpassenden Gelegenheiten stumpften die eigene Seele gegen derlei äußerst effektiv ab – dennoch honorierte er es durchaus. Mehr noch, es revidierte seine ursprüngliche Annahme, Ursus würde ihm nicht trauen.
    “Nein, nicht dumm, Titus. Es tut mir leid, ich bin wohl wirklich zu müde, derlei Gespräche sinnig zu führen. Dein Vertrauen in mich ehrt mich. Lass uns noch einmal darüber reden, wenn ich ausgeschlafen bin. Ich denke, das wäre wohl das beste. Dann kannst du mich auch deinen Offizieren vorstellen, ohne dass ich aussehe wie der Unterwelt entsprungen.“

  • Zitat

    Original von Aretas und Hektor
    ...


    Mit gerunzelter Stirn schaute der cornicularius von Marius zu dem Boten. Daß der ein wenig zusammengestaucht wurde, schadete mal gar nichts. Solche Burschen konnten das schon vertragen und brauchten es meist auch ab und an. „Aurelia Prisca also. Nungut. Wartet einen Moment.“ Schon wieder Nachricht von Verwandten des Legaten. Das ging ja jetzt Schlag auf Schlag. Wie schade, daß der Legat noch so gar nichts von dem erzählte, was er aus Rom erfuhr.

    Es dauerte ein paar Minuten, dann kam der cornicularius wieder heraus. „Du kannst eintreten“, wandte er sich an den Boten. Dann nickte er dem Tiro zu. „Warte noch einen Moment, vermutlich kannst Du den Kerl gleich wieder hinausbegleiten.“

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...


    Die vielen Gedanken und Überlegungen seines Vetters blieben Ursus verborgen. Er hätte wohl gestaunt darüber und sicherlich auch hier und da gelächelt. Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, längere, ausführlichere und vor allem offenere Gespräche miteinander zu führen, als es ihnen bisher möglich gewesen war aus den unterschiedlichsten Gründen. „Wie ich schon sagte, ein wenig Zeit der Sicherheit bleibt uns noch. Schlaf Dich aus, laß Dich ein wenig verwöhnen. Wir wissen nicht, wie lange wir diesen Luxus noch genießen können. Meine Offiziere werde ich Dir gerne vorstellen, vor allem diejenigen unter ihnen, die zugleich meine Klienten sind. Ich hoffe, daß jetzt auch noch andere Freunde und Verwandte ihren Weg hierher finden, damit ich auf vielfältige Informationsquellen hinweisen kann, wenn ich meine Truppe endgültig gegen Salinator einschwöre.“ Die Grundsteine dafür waren gelegt. Doch seine Männer waren nicht dumm. Auch wenn Ursus genügte, was Lupus sagte, so war es besser, darauf verweisen zu können, daß viele Nachrichten aus Rom eingetroffen waren. „Übrigens: Meine Männer sind dem Kaiser absolut treu ergeben, auch nach seinen Tod noch. Sie wollen Rache an dem Mörder oder den Mördern nehmen. Und als Mörder präsentiere ich ihnen Salinator. Nur für den Fall, daß Du in ein direktes Gespräch verwickelt wirst. Wir waschen unsere Hände in Unschuld, sind kaisertreu bis zum Letzten und wollen wie meine Soldaten alles tun, um die Mörder von Valerianus und seinem Sohn für diese feige Tat bezahlen zu lassen.“ Es war wichtig, daß Lupus wußte, wie Ursus anderen gegenüber argumentierte. „Es ist alles klar und einleuchtend, Salinator hat genug Willkür walten lassen, um uns in die Hände zu spielen.“

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    ...


    Ein wenig mehr der Anspannung fiel von Gracchus ab als die Gewissheit, dass Nigrina zumindest in halbwegs sicheren Gefilden weilte, in seinem Geiste sich niedersetzte. Mochte das Imperium ihm durchaus sehr am Herzen liegen, so musste es doch beständig mit seiner Familie um den Vorrang nicht nur in seinem Herzen, sondern auch in seinem Geiste kämpfen. Doch da die Seinen sich augenscheinlich soweit noch möglich im Augenblicke in Sicherheit befanden, drängte sogleich das Imperium sich wieder in seine Aufmerksamkeit. Fronten aufeinander prallen, hallte es von den Wänden seines Gedankengebäudes wider, setzte sich einem geisterhaften Echo gleich bis in jeden noch so verborgenen Winkel, bis in jede Faser seiner Selbst fort. Selbstredend hatte Gracchus kaum nur daran geglaubt, dass es eine andere Möglichkeit würde geben, doch diese Einschätzung zur gegenwärtigen Situation aus dem Munde eines Feldherren zu hören ließ alle Befürchtung zu unumstößlicher Wahrheit werden, gleichwohl die Gewissheit, dass er selbst dem sich nicht würde entziehen können - längst war es dazu zu spät, der eingeschlagene Weg bereits zu deutlich vorgezeichnet, wiewohl er trotz aller Erniedrigung, trotz aller eigener Zauder noch immer ein Flavius war, ihm somit ohnehin wenig übrig blieb denn sich dem zu stellen, was vor ihnen lag.
    "Ich bin nicht sicher, ob wir alle Zweifel an unserer Beteiligung werden zerstreuen können. Die Kontakte wurden vornehmli'h von Durus hergestellt, doch ein jeder der in Rom Beteiligten kann von irgendjemandem belastet werden - und wenn es nur Sklaven sind, so wird zumindest Vescularius deren Wort noch über das hunderter Senatoren stellen. Zudem muss ich ehrlich gestehen, dass ich uneins bin, was auf Dauer geschickter wird sein - zu schweigen, alle Zweifel zu zer..streuen und im schlimmsten Falle gar im Bewusstsein der Wahrheit auf unsere Unschuld zu insistieren, oder aber zu unserer Tat zu stehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt indes stimme ich dir zu, solange dies Vescularius als Feind des Imperiums kennzeichnet, kann es uns nur dienlich sein, ihn als den Mörder Valerianus' zu proklamieren."
    Mit ein wenig fahrigem Blicke verfolgte Gracchus den Legaten bei seiner Wanderung durch den Raum, dessen Rastlosigkeit ein wenig ihn aus seiner eigenen Konzentration riss. Dennoch nickte er zustimmend bei Ursus' Worten zu der Machtgier des Salinator.
    "Der Senat ist verunsichert. Die letzten Jahre supprimierte der Vescularier den Senat mit Weisungen, welche er zuvor dem Imperator hatte eingeflüstert, dass tatsächlich wenig blieb als zu schweigen oder aber augenscheinli'h offen gegen den Kaiser zu opponieren - was letztlich niemand wollte. Niemand außer uns war auf den Tod des Imperators vorbereitet - und wir waren es nur ungenügend und nicht in Vorausschau auf die direkte Machtübernahme durch Salinator -, so dass glei'hsam noch vor wenigen Tagen niemand genau konnte vorhersagen, in welcher Position das Militär in Rom zu ihm würde stehen. Doch selbst ohne Rückendeckung durch die Praetorianer stand zumindest zu befürchten, dass ein jeder, der gegen den Praefectus sich würde stellen, mit einem Besuch der Urbaner würde rechnen, wenn nicht gar in deren Gewahrsam würde übergehen müssen. Spätestens jedoch seit dem Zeitpunkt, da die Unterordnung der Praetorianer, ihr Mord an Tiberius und die Ver..haftungen von hochrangigen Mitgliedern der Gesellschaft sich auch nur als Gerüchte verbreiteten, käme es wohl dem Selbstmord gleich, der Selbstgefälligkeit des Vesculariers offen entgegen zu treten ohne eine eigene Streitmacht im Rücken. In Anbetracht der Sittenlosigkeit des Praefectus gibt es somit selbst für die vestalischen Jungfrauen wohl nur die Möglichkeit, seinen Anweisungen zu folgen, oder aber zu versu'hen, sich als Märtyrer zu opfern für Rom - was wiederum nur eine sinnlose Verschwendung des Lebens wäre."
    Es war unerheblich, um welche Gruppierung der Bevölkerung Roms dieser Tage die Gedanken sich drehten - alle, die sich nicht Salinator hatten angeschlossen, hatten nur kaum eine Chance gegen ihn und seine militärische Übermacht. Als Ursus sich schlussendlich nach Gracchus' Familie erkundigte, senkte er den Blick und betrachtete neuerlich ein wenig verlegen seine Hände.
    "Ich weiß nicht genau, wo meine Gemahlin und die Kinder sind. Ich habe meinen Vilicus mit ihnen fort gesandt, dass er sie auf eines der Landgüter meiner Gattin bringt, sofern und solange es dort si'her ist, oder aber an sonst einen Ort des Imperiums, welcher ihm derart erscheint. Ich vertraue ihm, wiewohl ich es für besser hielt, ihren Aufenthaltsort nicht genau benennen zu können."
    Er zögerte kurz, ehedem er zu Ursus wieder empor blickte - es war besser, der Legat würde wissen, was er zu erwarten hatte, um nicht im entscheidenden Augenblicke von falschen Voraussetzungen auszugehen.
    "Ich bin kein sonderlich versierter Lügner, wiewohl ich fürchte, dass meine Standfestigkeit im An..gesicht torquierender Drangsal nicht sonderlich ausgeprägt wäre - im Falle einer Entdeckung unserer Flucht hätte ich daher eher meinen Sohn, meinen Vetter und meine eigene Wenigkeit geopfert, als zu riskieren, im Carcer des Vesculariers zu landen - doch da ich nicht davon konnte ausgehen, dazu noch in der Lage zu sein, wollte ich, wenn es schon für meine Ver..bündeten wäre zu spät, so wenigstens meine Familie in Sicherheit vor mir wissen."
    Um den Unmut über seine eigenen Unzulänglichkeiten zurück in sein Innerstes hinab zu spülen, nahm Gracchus noch ein Schluck des gewässerten Weines.
    "Mein Sohn und mein Neffe Quintus Flaccus warten in einem Gasthaus ein Stück vor der Stadt - auf Nachricht, oder darauf, dass der morgige Tag anbricht."
    Er seufzte.
    "Es war ein Fehler, ihn mit auf diese Reise zu nehmen. Ich hatte geglaubt, er wäre alt genug, seiner Pflicht als Flavius na'hzukommen - vermutlich, da mich selbst das Gefühl hatte überkommen, ich wäre bereits zu alt für solche ... abenteuerlichen Unternehmungen."
    Ein freudloses Schnauben entkam durch Gracchus' Nase.
    "Doch immer wieder, wenn ich auf unserem Wege meinen Blick auf ihn lenkte, so musste ich erkennen, dass er zu jung ist, viel zu jung, um Teil eines solchen Ma'htkampfes zu sein, dass gegenteilig ich eben im rechten Alter und Stand bin, für die Zukunft meiner Kinder Sorge zu tragen, dafür, dass dieses Imperium ihnen eine Zukunft bieten kann, wie sie ihnen zusteht. Nein, ich bin längstens nicht zu alt, dieser Pflicht nachzukommen, nur ... nur allfällig ein wenig zu kleinmütig."
    Obgleich dies eine ihm durchaus längst bekannte Wahrheit darstellte, so versetzte ihm die Erkenntnis doch einen leichten Stoß ins Herzen als er sie so offen aussprach, wiewohl ihm in diesem Augenblicke wurde bewusst, dass er bereits zu viel hatte gesagt, dass er und Ursus sich viel zu wenig kannten, als dass eine solche Offenheit wäre angebracht, dass er den Legaten damit nur in Verlegenheit konnte stürzen.
    "Verzeih, ich ... bin ein wenig angespannt. Wie schätzt du die militärische Lage derzeit ein? Hast du bereits einen groben Plan, in welche Richtung dies alles führen kann? Gibt es bereits Informationen über die Legionen außerhalb Italias?"
    Gracchus vergaß bei all diesen Fragen völlig darauf, dass die Zeit ihrer Reise ihm zwar mochte endlos erschienen sein, jedoch kaum lange genug gewesen war, als dass die Nachrichten sich bereits durch das gesamte Imperium hätten verbreiten und Reaktionen darauf zurück gelangen können.

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    IUS LIBERORUM

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