Der Zug gen Osten

  • Modorok musterte sie eingehend. Schweigend. Seine Männer taten es ihm nach, aber musterten sie ebenso, wenn auch offensichtlicher.
    Dann beugte er sich vor. Seine Augen trafen die ihren. Sein Blick war kalt und zugleich doch glühend.
    Wer bist Du?
    Seine Stimme war ernst, nicht unfreundlich, aber auch nicht sonderlich freundlich.

  • Ein wenig verschreckt aber äußerlich doch noch völlig gefasst senkte ich den Blick unter dem seinen doch so prüfenden.


    "Mein Name ist Alrun...!"


    Ich sah kurz aus einem Augenwinkel zu ihm auf, doch als seine Blicke noch immer auf mir ruhten senkte ich ihn wieder. Wer war er? Er hatte etwas besonderes an sich, was ich nicht definieren konnte und was mich doch einschüchterte. Ich raffte mich auf.

    "Und der Eurige?"

  • Mir wurde klar warum ich ihn fürchtete. Und mich beschlich ein ungutes Gefühl, da ich nun wusste wer er war. War er meinetwegen hier? Nein, wohl kaum... Den weiten Weg würde er nicht auf sich nehmen...


    Ich sah ihm in die Augen, prägte mir diese Details ein. Etwas faszinierte mich an ihm. Es war eine ängstliche Faszination. Und doch war es eine. Auch ehrerbietend. Und bewundernd. Er strahlte viel aus, Führungsqualität... Und ich begann um Leif (Flavius) zu fürchten... Ich wusste nichts zu entgegen, außer...


    "Nein, ich stamme wahrlich von woanders...!"

  • Seine Augen verengten sich. Sein Blick wurde noch prüfender.
    Woher kommst Du?
    Seine Stimme war warm und hatte zugleich einen Klang, der das Gefühl weckte, dass soeben ein kalter Windhauch über die Haut fuhr. Sein Blick war mißtrauisch. Irgendetwas sagte ihm, dass sie nicht die war, die sie vorzugeben schien.

  • Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, etwas in mir sagte dass es besser wäre meine ursprüngliche und liebere Herkunft anzugeben, als jene die ich kaum kannte. Man merkte mir die Nervösität leicht an, seine Blicke schienen mich zu durchbohren.


    "Ehrbarer Kuningaz, ich stamme aus den Reihen der Ampsivarier, Tochter des Landogar!"


    Es war ungewohnt so zu sprechen, aber nun war ich wieder Alrun. Und es entlockte mir ein Lächeln.

  • Er wurde noch mißtrauischer.
    Von wo genau dort?
    Dann drehte er das Pferd leicht, zwang sie dadurch einen Schritt zur Seite zu Treten und führte das Pferd genau auf gleiche Höhe.
    Und woher kennst Du meinen Titel? Kein Ampsivarier war bei der Versammlung.
    Sein Blick fraß sich in ihre Augen.
    Du bist die Römerin, stellte er lapidar fest.

  • Sollte ich lügen? Ich würde auf jede seiner Fragen eine glaubwürdige Antwort geben können. Doch was brachte es mir, denn es würde ohnhin auffallen. Er wusste von mir und ich bekam Angst...


    Ich war schon immer eine Germanin..Und ich bin Alrun.


    Nun hielt ich tapfer seinem Blick stand. Ich hatte alles andere vergessen, was in der letzten Zeit geschah. Besser drehten sich meine Gedanken nicht darum. Sie drehten um ihn, Modorok. Was würde nun geschehen? Würde er mir glauben? Es wäre natürlich wenn nicht, auch wenn ich wahr sprach. Wie um mich zu rechtfertigen sprach ich weiter..

    "Könnte ich sonst noch meine Muttersprache? Würde ich sonst meine Vorfahren nennen und auch kennen? Ich bin Alrun und war ich auch abtrünnig, so erkenne ich nun wo ich hingehöre!"


    Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war es doch ein wenig dick aufgetragen was ich da sprach. Doch war ich nicht nur wegen Leif nach Rom gegangen? Flavius? Ich sah ihn mit einer Mischung aus Furcht und Bitten an.

  • Er sah sie an, kalt und dann, dann lächelte er. Auf ganz eigenartige Art und Weise.
    Die Auserwählte. Die Götter werden sich freuen.
    Allerdings meinte er das Auserwählte anders, als andere es meinten.
    Er sah in ihr die Geisel, die er den Göttern zu opfernd gedachte und so betrachtete er sie jetzt auch. Abschätzig, kalt und doch mit etwas ganz Besonderem im Blick.
    Er wollte einem seiner Männer ein Zeichen geben, entsann sich dann aber dem Gastrecht, denn der Krieger war zurückgekehrt um sie durchzuwinken.
    Sein Blick blieb an ihr hängen.
    Komm mit!

  • Wie er mich wie Viehgut betrachtete, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Wohlwollend, da Ernte reich werden würde und ich ihnen was geben würde, allerdings auch als niedere Lebensform. Ich wich einen Schritt zurück.


    Ihr wollt mich töten, nicht wahr? Ihr schaut mich an wie ein Jäger seine Beute...


    stellte ich trocken fest. Und wiederum doch nicht ganz gelassen.


    [I]"Das werdet Ihr allerdings besser nicht versuchen..."


    Erst jetzt wurde mir klar, dass es sich wie eine Drohung anhörte. Doch die Angst beflügelte mich. So jedoch folgte der Angst allerdings die Vernunft und ich fügte eilends an:


    "... denn wir Ihr schon sagtet, soll ich die Auserwählte sein und stehe laut dem Goden unter der schützenden Hand der Götter!"


    Ich sah ihm noch immer tapfer in die Augen. Ich hatte nicht vor meine Gedankengänge abermals zu unterbrechen. Andererseits... würde es niemand dulden wenn ich mich gegen ihn auflehnte.

  • Auserwählt geopfert zu werden.
    Er betrachtete sie noch eingehender, sich von ihrer Rede nicht beeindrucken lassend. Sie amüsierte ihn sogar fast.
    Bist Du noch rein?


    Der Krieger räusperte sich und er winkte ihm zu, das sie sofort kommen würden.

  • "Dann würde ich kaum zu einer Wicca ausgebildet werden!"


    Ich sah ihn mit nunmehr festem Blick in die Augen.


    "Und nein, ich bin schon lange nicht mehr rein, was mich dann wohl ausschließen dürfte! Ich glaube kaum, dass ich euch viel als römisches Opfer nützen würde, denn im Herzen war ich immer, immer Alrun!"


    Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und ich war unbewusst noch einen Schritt zurückgewichen.

  • Sehr schön! Nicht mehr rein!
    Das sagte er mit einem eigenartigen Grinsen und das Grinsen seiner Männer war mehr als eindeutig. Natürlich wussten sie, was die Frage bedeutete.
    Wir werden uns wiedersehen, Alrun.
    Den Namen betonte er eigenartig, dann trieb er langsam das Pferd Richtung Haus des Rich.

  • Ich hatte das Gefühl, dass ich mich übergeben musste.
    Wie hatte er mich angesehen?
    Wie hatten sie mich angesehen?
    Wie hatte er gesprochen?
    Mir war mehr als klar, was er damit aussagen wollte.


    Ich sah ihm wie erstarrt hinterher.
    Sollten sie mich töten.
    Sollten sie mich zu Hel schicken.
    Sollten sie mich auslachen.
    Doch niemals würde ich mich mehr ungewollt berühren lassen.


    Was sollte ich tun?
    Ihn umbringen?
    Nein, ich würde fortlaufen.
    Meinten sie es überhaupt so, wie ich es auffasste?
    Vermutlich.


    "Nein... Leif... Hilfe..."


    kam es leise aus meinem Munde.
    Ich spürte die Hände meiner Peiniger und ich sah die Gesichter dieser Germanen, sah das Gesicht des davonreitenden Modorok. Sah einen verschwommen Wald. Und fühlte warmes Nass meine Wangen hinab rinnen. Ich stürmte davon, rannte gen Wald.

  • Ein kurzer Blick zurück, die Erkenntnis, das sie wegrannte und ein Wink an einen der Reiter, der sofort umdrehte und lospreschte. Hinter ihr her.
    Nur wenig Zeit brauchte er und er war auf ihrer Höhe.

  • Ich rannte blind in den Wald, bis ich einen Reiter neben mir wahrnahm. Panisch sprang ich seitlich und kletterte flink und gekonnt einen Baum hinauf. Auf einer stabilen Astgabelung sitzend kauerte ich mich wie damals zusammen und sah voller Angst hinab. Ich wollte, dass jemand mich vor diesen wahnsinnigen rettete...

  • Komm runter! Es nützt Dir doch sowieso nichts.

    Er sah sich um und sah einen Stein. Vom Pferd springen war das eine, sie im Auge behalten das Zweite und nach dem Stein greifen, zielen und werfen das Letzte. Von einem Grinsen abgesehen.

  • Ich hatte mich schnell seitlich gelehnt, damit der Stein mich nicht trifft. Ich erinnerte mich an den Krieger vor wenigen Stunden - sollte es so weitergehen? Ich klammerte mich fest. Doch mein Blick trennte sich wieder von meinem Verstand und ich begann zu funktionieren, stoppte zu denken.


    Ich kletterte einen dickeren Ast hinweg, es musste einfach klappen. Ich sah wie er mich verwirrt beobachtete, aber er schaltete nicht. Bis ich mich vom Ast runtergleiten ließ. Und auf dem Rücken des Pferdes landete. Untypisch für Frauen, typisch für mich. Das wusste jeder, der mein Pferdeverständnis kannte.


    Ich trieb das Pferd an und ritt los...

  • Er war für einen Moment überrascht. Einen langen Moment. Dann aber stiess er einen grellen Pfiff aus und das Pferd stieg mitten im Lauf auf die Hinterhand und wieherte schrill. Es stieg ein weiteres Mal und ein drittes Mal, bis die Last vom Rücken war. Dann trabte es ein Stück zur Seite.
    Der Krieger ging auf die Frau zu und hielt sein Ger gezückt, drückte es ihr an die Kehle.

  • Ich war überrascht: Ich hatte nicht bedacht, dass ich nicht die einzige war, die ihr Pferdchen gut unter Kontrolle hatte - auch Skadi hätte auf meinen Pfiff gehört. Als ich vom Pferd fiel und schmerzhaft auf dem Rücken landete wurde ich kurz bewusstlos, ich war ohnehin noch unsicher wegen meiner Wunde am Hinterkopf.


    Als ich den kalten Stahl an meinem Hals spürte sah ich verwirrt auf.

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