Der Zug gen Osten

  • Ich war froh, Alrun nun wieder in meiner Obhut zu haben. In meiner Hütte angekommen gab ich ihr vorerst wieder etwas zu trinken und auch zu essen. Sie sollte sich von alledem erholen. Was auch immer der Rat entscheiden möge, sie wird nie wieder so sehr in Gefahr sein.


    "Ruhe dich nun erst einmal aus, ich werde sehen, dass ich im Rat für dich sprechen kann. Ich glaube nicht, dass sich Modorok oder der Häuptling gegen den Rat der Götter stellen werden. Ich werde auch ein Orakel zurate ziehen, wenn sie nicht auf mich hören wollen."


    Sie war mir mittlerweile wie eine Tochter, die ich nie hatte und auch nie haben würde. Sie sollte alles erfahren, was ich weiß.

  • Sie kamen am Tor des Dorfes an und wurden aufgehalten. Valentin richtete sich, obwohl sehr müde, im Sattel auf und sagte mit fester Stimme:


    "Sarolf, Sohn des Landogar und sein Bruder wünschen den Häuptling des Dorfes zu sprechen!
    Die Angelegenheit ist wichtig!"


    Der Krieger am Tor nickt und bat sie zu warten. Er wusste, dass der Rat tagte und deshalb musste dies erst besprochen werden.

  • Ich trank nur, das Essen ließ ich unangerührt. Während seiner Worte sah ich ihn an und prägte mir seine Züge genau ein. Ich mochte ihn sehr gerne und er schaffte es mir, Kraft zu geben.


    "Ja...."


    Mehr brachte ich nicht über meine Lippen.

    "Darf ich etwas fragen...? Nicht zum Zecke der Spionage... Warum stellt sich unser Volk so plötzlich so hart gegen Rom?"

  • Nach dem unfreundlichen Zwischenfall trat der Rat zusammen. Die Diskussionen waren hitzig und doch bemühte man sich auf allen Seiten die entsprechenden Argumente beizubringen. Aber wer konnte gegen die Götter an?
    Modorok beharrte auf seinem Gespräch mit den Goden, Gundalf auf seine Dinge. Was nur sollte es werden?
    Die Situation war angespannt und niemand schien bereit einen Funken von dem vorgegebenen Weg zurück zu weichen.

  • "Weil sie sich gegen uns gewandt haben. Siehe, sie breiten sich immer weiter auf unser Land aus. Sie achten nicht die Naturgeister und unsere alten Riten. Nein, zusammenleben werden wir niemals können. Sie sollen dorthin, wo sie herkamen.


    Aber nun muss ich auf zum Rat. Habe keine Angst, ich werde das letzte Wort bei dieser Angelegeneit behalten."


    Ich brach nun also auf zum Rat. Hitzig wurden die Gespräche geführt.


    "Und ich bestehe darauf, dass sie in meiner Obhut verbleibt. Sie ist eine Germanin und sie ist von den Göttern erwählt! Sie hat besondere Kräfte in sich."


    Immer weiter tobte die Diskussion.


    "Ich kann auch die Götter nach ihrem Urteil befragen, aber ich kann dir jetzt schon sagen wie sie entscheiden werden!"

  • Schweigend sah Sextus zu seinem Vater. Bruder jetzt wohl wieder. Diesmal würde er den Mund halten, so wenig wie möglich sagen, das nahm er sich fest vor während sie warteten.
    Sextus Nerven waren gespannt, beinahe aufs äußerste. War Julia oder Alrun, wie auch immer sie nun genannt wurde, hier? Aufmerksam sah sich Sextus um. Sehen konnte er sie nicht, natürlich, schallt er sich selbst.
    Ach, immer dieses Warten! Immer nur irgendwo sitzen, stehen, oder sonst was und nichts tun, auf andere warten, das war grausam!
    Sextus' Finger trommelten einen leisen, unruhigen Takt auf seinem Oberschenkel, doch ansonsten war er nach Außen hin recht ruhig, wusste selbst nicht, wie er das schaffte.

  • Modorok schüttelte nur den Kopf. Er verstand den Mann ja sogar ein bisschen, aber es war nun einmal wie es war. In seinen Augen.
    Er wollte gerade etwas erwiedern, als einer der Torwachen den Raum betrat und sich zu dem Häuptling niederbeugte. Dieser sah erstaunt auf. Der Blick war ein eindeutiges: Sicher?
    Der Krieger nickte und der Häuptling nickte ebenfalls. Der Krieger verschwand um die beiden Männer am Tor einzulassen und hierher zu führen. Der Häuptling jedoch wandte sich flüsternd an Gundalf und erklärte ihm, wer da am Tor stand.
    Modorok sah zu den beiden und runzelte die Stirn.
    Ist es etwas, was uns alle interessieren könnte?
    Der Häuptling nickte zu Gundalf, damit dieser Modorok erklärte, um wen es da ging.
    Modorok sah den Goden an und wartete.

  • Sextus lies sein Pferd dem von Valentin folgen.
    Er wusste nicht, was sie wohl erwarten würde, und dass machte ihn nur noch nervöser. Doch er rief sich selbst zur Ruhe atmete unauffällig tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
    Sie wurden durch das Dorf geführt, bis sie vor einer der Hütten ankamen. Dort hieß man sie ab zu sitzen. Sextus folgte der Aufforderung und blickte dann kurz zu Valentin.

  • Eine lange Pause habe ich genommen ehe ich langsam sagte wer die Neuen waren, Sarolf, Landogars Sohn und sein Bruder. Modoroks Gesicht zeigte großes Erstaunen und auch ich war überrascht sie hier zu sehen. Vielleicht würden sie mir zum Vorteil gereichen, also setzte ich fort.


    "Er ist gekommen seine Schwester zu fordern!"

  • "Genau das bin ich," warf er ohne jede weitere Umstände ein.
    "Ich bin hier um meine Schwester Alrun, Tochter des Landogars und der Alsuna, Tochter einer der Euren, eine Germanin vom Stamme der Ampsivarier, zurückzufordern!"

  • Sextus stand schweigend im Hintergrund und musterte unauffällig die anwesenden. Der Mann, der sie quasi vorgestellt hatte wirkte alt und lebenserfahren. Der Mann mit dem er sprach hingegen war viel Jünger, wirkte wie ein Krieger, wie ein Anführer. Aus dem Erstaunen, dass sich in dessen Gesicht zeigte, glaubte Sextus zu erkennen, dass Julia hier war!
    Nach Außen hin ohne Regung spürte Sextus, wie Hoffnung in ihm wuchs.

  • Wer bist Du schon, dass Du meinst hier fordern zu können? Römer!
    Modorok erhob sich. Sein Erstaunen wich Wut und Hohn.
    Römer haben hie rnichts zu fordern! Sie sterben höchstens! Und wenn sie Glück haben, werden sie den Göttern geopfert, wofür sie dankbar sein können!

  • So viel Hass. Aber auch in Valentin gärte es. Mehr als das.
    Leise und mit gefährlichem Unterton sah er den Mann an.
    "Und wer bist Du, das Du meinst Dir erdreisten zu können, über Menschen so zu urteilen?
    Was gibt Dir das Recht mich einen Römer zu nennen, der da Dir gegenüber steht, germanisch spricht, Germane von Geburt ist, Germane vom Stand und Germane vom Sein! Ein Mann, der nach alten Traditionen, germanischen Traditionen, seine Schwester einfordert, die ihr entführt habt!"

  • Als der Krieger aufstand und sie, bzw Valentin anfuhr, zuckte Sextus' Hand leicht, grade noch so konnte er verhindern, dass sich sein Griff gleich um seinem Ger schloss. Stattdessen ballte er die Hand zur Faust.
    Valentins Worte entsprachen dem was er dachte. Dennoch glaubte er nicht, dass er sie selbst so gut formuliert hätte, dass er in dieser Situation überhaupt erst die richtigen germanischen Wörter gefunden hätte.
    Er hätte sich wohl nicht zurückhalten können, wenn sein Vater ihn nicht vorher nochmal eindringlich darumgebeten hätte. Und damit hätte er wohl den Zorn aller Anwesenden auf sich gezogen.
    Sextus wollte nicht weiter denken, konzentrierte sich lieber wieder auf das Gespräch. Die Hand noch immer zur Faust geballt, jedoch an seiner Seite herabhängend.

  • Wenn Du Germane wärst, würdest Du nicht bei den Römern leben. Wenn Du Germane wärst, würdest Du nicht bloß rumtönen!
    Modorok beherrschte sich nur mit Müh und Not, und doch war seine Stimme ruhig.
    Sein Blick ging zu Sextus und die Kälte darin war stärker als der kälteste Winter.

  • Valentin richtete sich auf und stand nun mit stolz erhobenen Kopf vor dem Angeber.
    "Ich fordere meine Schwester, nach alten Traditionen! Wenn man mir sie nicht geben will, werde ich im Zweikampf um sie kämpfen! Siege ich, gebt ihr sie mir raus und lasst uns ziehen!"

  • Der Blick den der Krieger Sextus zuwarf hätte wohl ganze Seen einfrieren können. Sextus versuchte ihn jedoch ohne Gefühlsregung zu erwidern. Er hatte ja schon im vorherigen Dorf erfahren, dass Römer nicht willkommen waren.
    Doch dann hörte er Valentins Worte. Er wollte kämpfen? Warum hatte er ihm nie erzählt dass es so weit kommen kann?
    Sextus konnte sein Entsetzten nicht zügeln und es spiegelte sich recht deutlich in dem Blick wieder, den er seinem Vater zuwarf.

  • Lange und schweigend musterte Modorok den Mann vor sich. Dann aber nickte er.
    So soll es sein. Am Morgen wirst Du gegen einen meiner Krieger um sie kämpfen.
    Er nahm keine Rücksicht auf den Häuptling oder den Goden.
    Dann erhob er sich und ging ohne ein weiteres Wort aus der Hütte.

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