Der Zug gen Osten

  • Plötzlich wachte ich auf. Als letztes Bild sah ich beide Krieger zu Boden fallen. Egal wer gewonnen hatte, meine Hilfe wurde benötigt, das fühlte ich. Ich lief durch meine Hütte und nahm Met, Kräutertinkturen und griff auch zu einem dicken Bünden Schafgerbe. Sie würde die Blutungen stillen.


    http://193.23.168.169/privat/meine-wenigkeit/Schafgarbe.jpg



    Als ich herausgeeilt kam, sah ich gleich dass Sarolf am Boden lag, jedoch auch der germanische Krieger. Ich lief erst zu ihm, presste ihm die Schafgerbe an seine Wunden. Er sollte isch erholen.


    "Wenn du dies überlebst, dann sollst du immer einen Platz in meinem Hause finden."


    Als er sich eilends aufmachte den anderen zu behandeln stellte sich seine Eile als Falsch heraus, er war bereits tot. Nichts mehr, das ich hier nun noch tun konnte. Dennoch versuchte ich es und auch Sarolf würde ich noch genauer untersuchen.

  • Derweil hatte Ildiko die Szene sehr genau überblickt und sah wie die Frau vom Platze ging und in Richtung des Waldes kam. Instinktiv spürte sie, dass sie nicht plante von dort wiederzukommen. Schnell rannte sie hinter ihr her und hatte sie bereits fast eingeholt.

  • Dunkelheit umfing ihn, aber da war ein kleiner Lichtblick drin. Julia! Wo war sie? Wieso tat ihm alles so weh? Was war los?
    Er blieb in einem Dämmerzustand, aber seine Lippen bewegten sich. Leise, kaum vernehmbar konnte man ein verzweifelt fragendes Julia hören. Wo war seine Schwester? Wieso liess sie ihn alleine? Was war nur los?
    Seine Lider flatterten. Seine Lippen bebten und dann hörte man ein Stöhnen. Sein Kopf sank zur Seite und nichts war mehr zu hören.

  • Ich sah, dass es schlecht um ihn stand. Schnell ergriff ich einen heilenden Trank und gab ihn ihm zu trinken. Dies sollte ihn stärken...


    Und ich sah, dass es ihm ein wenig half. Von weiter hinten hörte ich laute Geräusche, doch hatte ich keine Zeit mich umzuwenden. Als ich sah, dass er noch immer vor Schmerzen zuckte griff ich das Trinkhorn mit dem Met.


    "Trink langsam, das wird dir gegen die Schmerzen helfen."


    Vorsichtig gab ich ihm daraus zu trinken.


    Dann wandte ich mich schnell um und begann den anderen Krieger zu versorgen, um ihn stand es ungleich schlechter. Derweil hatten sich um uns herum alle Beobachter des Kampfes wiedergefunden, neugierig blickten sie, wie ich den Walküren die Krieger vorzuenthalten trachtete.

  • Die Schmerzen waren unerträglich, auch nach dem Trank. Die Schwärze wollte sich nicht mehr völlig einstellen und seine Lippen bewegten sich unruhig, wie auch seine halbwegs unverletzte Hand.
    "Julia..... Al...run...."
    Ein Stöhnen kam über seine Lippen.
    "Sex...tus... wo?"
    Mühsames Blinzeln der Lider und dann ruhiges liegen bleiben.
    "Julia..... Desi.... Sex...tus...... ich..... liebe.... euch..."
    Dann hatte ihn die Schwärze endlich wieder umfangen und schwach atmend und noch immer leicht blutend aus der Bauch- und Seitenwunde blieb er still auf dem Boden liegen.

  • Als plötzlich Sarolf wieder anfing zu zucken drehte ich mich aprupt um. Schnell fasste ich seinen Körper an. Er schien schwerer getroffen als ich gedacht hatte. Ich griff einige geheiligte Kräuter, nahm sie in den Mund und zerkaute sie. Dann verteilte ich sie schnell auf seine Wunden, die bösen Geister die durch die Wunden in ihn fahren wollten mussten vertrieben werden. Ich entsante ein Stoßgebet Richtung Wallhall, bat die Geister der Natur mir zu helfen.


    Alle Wunden hatte ich nun damit verschlossen, nun hing sein Schicksal von seiner eigenen Stärke ab. Ob er nun von den Walküren gepackt oder auf der Dieswelt verweilen wird.

  • Sextus war ein ganz kleines Stück beiseite gegangen, als der Gode begann sich um Valentin zu kümmern. Er schaute ängstlich in die Richtung, wo vorhin noch Julia gewesen war, doch da stand niemand. Wo war sie? Warum ist sie weg gegangen?
    Valentin stöhnte und sofort war Sextus wieder bei ihm.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, als er dessen Worte hörte. Das hörte sich so an, als würde er, Valentin, selbst schon mit dem Tod rechnen. Sextus griff nach dessen unverletzten Hand, drückte sie an seine Brust. Eine Träne lief nun über seine Wange, gefolgt von weiteren.
    "Vater, nicht sterben!... Ich bin hier. Hier... Valentin, Vater. Bleib bei uns,... bleib bei mir! Bitte!", stammelte er. Verzweifelt blickte er in das bleiche Gesicht, hielt die Hand seines Vaters fest umklammert.
    "Wird er... wird er überleben?", fragte er den Goden, stur auf seinen Vater blickend. Er unterdrückte einen Schluchzer, er sah so schwach aus, als wäre kaum noch Leben in ihm.

  • Die ersten Schritte auf dem weichen Waldboden. Alrun trug keine Schuhe, nur das weiße Gewand was sie zu tragen hatte. Sie genoss die Weiche und Nähe des Waldbodens. Britannia. 'Ich hätte nie zurückkehren dürfen, hätte dort bei Eilan bleiben sollen... Nur Unglück habe ich bewirken können...' schoss es ihr durch den Kopf, während die Welt begann sich zu drehen.


    Völlig unkontrolliert tastete sie sich schwankend und tränenüberströmt von einem Baum zum nächsten. während die Bäume begannen sich in hässliche Fratzen zu verwandeln, das Laub begann hämisch zu flüstern. Die Schritte wurden immer kleiner, bis sie auf die Knie fiel und wie ein verlorenes Kind mitten auf einem Schlachtfeld dort saß, welches unschuldiges Opfer war. Es war alles so falsch....


    Der Tag war noch viel zu hell. oh wie sehr sehnte sie sich doch nach erlösender Dunkelheit. Warum konnte nicht Abenddämmerung sie umgeben? Oder gar Nacht? Durch das dichte Blätterdach fiel nicht viel Sonne und das Licht das durchkam ließ leichtes Schimmern auf dem Boden erkennen.


    Sie legte so auf den Knien sitzend ihre Hände auf den Boden und tastete das Moos und die Grashalme ab. Strich darüber. Sie brauchte Skadi so sehr, brauchte die Freiheit und die Luft die ihr diese garantierte, während die Landschaft an ihr vorüberflog. Sie brauchte blauen Himmel, blaues Wasser, Wälder und die Klippen Britannias.


    Und bekam Einsamkeit.

  • Die Dunkelheit hielt ihn gefangen, aber es erlöste ihn auch von den Schmerzen, die ihn anstrengten.
    Als sein Atem ruhiger wurde und der Gode ihn erst einmal verarztet hatte, wurde er vom Kampfplatz auf einem großen Brett davongetragen, in eine der Hütten. Ein paar Frauen kamen um ihn zu entkleiden, zu waschen und nach den Anweisungen des Goden die Wunden zu verbinden. Dann gingen sie wieder und liessen ihn mit Sextus alleine.
    Sein Atem ging ruhiger, wenn auch flach. Kühler Schweiss war in einem leichten Film auf seiner Stirn zu sehen, aber der Gesichtsausdruck wirkte etwas entspannter.

  • Ildiko trat leise hinter Julia, der sie gefolgt war und kniete sich zu ihr. Sanft berührte eine Hand Julias Schultern.
    "Was ist denn mit Dir, meine Kleine?"

  • Der Boden wurde von den salzigen Tränen Alruns durchtränkt und als sie die Hand der Frau auf ihrer Schulter spürte drehte sie sich urplötzlich zu dieser um und lehnte sich an sie.


    "Es sind so viele Dinge geschehen, so viel Unglück nur durch meine Hand... Die Götter sind mir nicht wohlgesonnen."


    Sie starrte auf die Bäume hinter Ildiko.

  • Idilko nahm die junge Frau in ihren Arm und wog sie sanft hin und her.
    "Sht, meine kleine Alrun. Aber was redest Du denn da.
    Liebe ist es, welches von Dir ausgeht und welche Du vermittelst. Und Liebe, ja, die ist nun einmal oft Hand in Hand mit Unglück gepaart. Aber dennoch macht das uns gerade stark.
    Die Götter sind Dir sogar sehr wohlgesonnen, denn sie haben Dir Menschen geschickt, die Dich lieben und bereit sind für Dich und diese Liebe zu sterben."

  • Nun begann sie heftig zu zittern und schluchzte laut, während sie sich an Ildiko anschmiegte. Sie sehnte sich nach Leif, nur nach ihm. Was würde sie dafür alles geben, wenn er jetzt hier sein könnte. Nur er. Wenn sie sich jetzt in seine Arme kuscheln könnte und seine sanften Worte hörte. Doch er war nicht hier. Wann würde sie ihn wiedersehen?`


    Sie würde ihn wiedersehen... Sie wusste es nun endlich wieder. Sie wurde gefunden und gerettet. Und sie musste sich um Valentin kümmern. Doch bei dem Gedanken das Dorf zu verlassen überkam sie dennoch Trauer. Sie murmelte leis:


    "Ich möchte euch nicht verlassen, ich fühle mich hier viel heimischer als im römischen Imperium. Nur Leif ist dort. meine Familie. Also muss ich fort, ich gehe ein ohne ihn. Doch ich möchte wieder wie früher leben..."


    Alrun stand auf und sah in den Wald. Leif, ob du irgendwo dort draußen bist? Vielleicht suchst auch du mich ja inzwischen? Vielleicht findest du mich bald? Ich brauch dich doch so sehr... Wieviel Zeit wohl schon verstrichen ist? Eine Ewigkeit? Mehr....

  • "Ich weiss, kleine Alrun, ich weiss."
    Sie sprach ein wenig wie zu einem kleinen Mädchen, obwohl sie doch nur wenig älter war als diese Frau.
    "Und Du kannst jederzeit hierher zurück kommen, wenn Dir danach ist. Mit Leif, mit Deiner Familie, oder auch alleine. Du wirst in meinem Haus und meinem Herzen auf Ewig einen Platz haben. Und auch in Gundalfs und vielen anderen hier."
    Sie strich ihr beruhigend über Kopf und Rücken.
    "Sei ab heute meine Schwester! Aber gehe Deinem Herzen nach. Und solange Du uns nicht vergisst, wirst Du ewig Du selber sein können und leben, wie eine Germanin."

  • Ich biss mir hart auf die Lippen.


    "Was ist, wenn euch etwas geschieht? Wer weiß wie weit die Römer kommen werden... Ich habe Angst um euch.... Schwester..."


    Sie schloss ihre Augen und presste die letzten Tränen hinaus. War es der Sinn des Lebens alle geliebten Menschen zu verlieren? Mir fielen ein paar alte Zeilen ein, die ich oft in meinem Kopf hatte und verdrängte sie. Sie waren zu sehr mit Trauer gefüllt.

    "Ich werde wieder kommen und ich werde der kleinen Thusdanelda viele Dinge beibringen. Nein, kein Latein. Ich werde sie die Dinge lehren, die Gundalf mich lehrte und auch von ihm möchte ich weiter lernen."


    Was würde mit ihnen geschehen, wenn das Dorf angegriffen würde? Konnte ich meine Worte überhaupt einhalten?

  • "Sie werden nicht kommen. Und wenn doch, dann können wir problemlos weiter gen Norden wandern. Dort haben wir viele Verwandte. Sei unbesorgt, uns wird nicht viel passieren.
    Ausserdem, auch wenn unser Fürst diesem Modorok die Treue geschworen hat. Er hat ihm keine Krieger entsandt. Nur jene, die selber wollten."
    Sie küsste sanft ihre Stirn.
    "Ich freue mich schon darauf Dich als Lehrerin meiner Tochter zu sehen."

  • "Ich verspreche, solltet ihr eine Bleibe suchen seid ihr sicherlich in unserem Zuhause herzlich Willkommen, solang ihr euch wohlfühlt. Fragt nach der 'Casa Duccia' in allen möglichen Städten. Nur für den Fall..."


    Ihre Tränen waren versiegt und sie erwiederte den Kuss, allerdings mit einem leichten Lächeln auf die Wange.


    "Danke..."

  • Den verwundeten Sarolf hatte ich mittlerweile in meine Hütte bringen lassen. Als er versorgt war, schickte ich alle hinaus. Auch ich selbst ging hinaus, die beiden sollten sich erholen, der eine von seinen Wunden am Körper, der andere vom Schock, der offensichtlich seinen Geist getroffen hat. Sein Gegner hatte leider nicht dasselbe Glück, nur wenige Momente nachdem ich mich um ihn gekümmert habe war der letzte Hauch aus seinem Antlitz entwichen und seine Augen wurden leer und starrten in die Anderswelt, er hatte einen ehrenvollen Tod, dies wird seine Sippe trösten.


    Als ich wieder außerhalb meiner Hütte stand suchten meine Augen nach Alrun, doch ich sah sie nicht. Wo war sie? Nicht bei ihrem Bruder, wo dann?


    "ALRUN?"

  • "So sei es. Und Du frage immer nur nach unserem Dorf. Dann wird man Dir überall helfen können, auch wenn es mal nicht mehr sein sollte. Und nenne Dich von nun an als eine Freundin dieses Dorfes. Wann immer Du es benötigst, nenne Deine Zugehörigkeit hierzu. Auch, wenn Du eigentlich die Tochter der Ampsivarier bist und auch, wenn es eigentlich die Aufgabe des Fürsten oder des Goden ist Dir das zu sagen."
    Sie zwinkerte ihr lächelnd zu.

  • Sie wischte sich die Feuchte von ihren Wangen und lächelte sie an.


    "Du kannst dir sicher sein, dass ich von deiner Gastfreundschaft Gebrauch machen werde, dies war eine sehr schöne Zeit in meinem Leben, auch wenn sie anfangs unfreiwillig war. Und auch wenn sie Schattenseiten barg."


    Alrun hörte Gundalf Stimme und sah Ildiko an. Sie griff nach ihrer Hand und stand auf,


    "Wir sollten zurück!"

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