Weinkauf

  • Mit gewohnt schlechter Laune betrat Sica die Trajansmärkte und sah sich grimmig nach dem Weinhandel der Caecilier um. Seine vorherigen Herren hatten keinen derart ausgesuchten Geschmack gehabt, so dass er den Stand nicht auf Anhieb fand. Suchend streifte er zwischen den Ständen umher und sah sich um.


    Gedanken an eine Flucht hegte er derzeit keine. Sein neuer Besitzer schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein und zeigte auch keine Tendenz zu Milde. Dies war Sica von seinen Vorbesitzern nicht gewohnt und er überlegte noch, wie er damit umgehen sollte.

  • Es wurde schon langsam Dunkel, als Margarita auf den Markt eilte. Viele Händler hatten bereits ihre Waren eingepackt, doch einige boten noch immer ihre Produkte an. Margarita lief mit schnellem Blick an einem Stand mit Stoffen und einem mit Schmuck vorbei. Sie hatte ihr Ziel, einen Weinhändler, bereits entdeckt.
    "Guten Abend, ich möchte zwei Amporen des besten Weines, den ihr habt."
    "Guten Abend, schöne Frau. Da kommt nur der gute Falerner in Frage. Das beste, was man überhaupt in Rom erwerben kann! Und du hast Glück, ich habe noch zwei Amphoren da. Normalerweise ist er um diese Zeit schon lange ausverkauft, aber heute sind zwei bis jetzt übrig geblieben."
    Der Händler beugte sich über eine Kiste und holte zwei Amphoren daraus hervor. Margarita nahm ihr Beutelchen mit Sesterzen in die Hand. Diese Investiton würde ihr halbes Gehalt aufbrauchen, doch sie würde sich sicher noch auszahlen.

  • Als Sica endlich bei dem gesuchten Weinhändler ankam war er sichtlich gereizt. Auf seiner Suche hatten ihn im Gedränge des Abends viele Leute angerempelt. Ein unglücklicher Taschendieb hatte sogar versucht, ihm den Geldbeutel zu entwenden und würde seinen Arm die nächste Zeit wohl besser in einer Schlinge tragen. Am Stand des Weinhändlers bemerkte er eine junge Frau, die gerade mit dem Händler sprach und wohl zwei Amphoren Wein ausgehändigt bekam. Alarmiert lauschte er den letzten Worten des Mannes und erfuhr so, dass diese zwei wohl die letzten zwei Amphoren genau des Weines waren, welchen er zu besorgen beauftragt war..


    Für einen Augenblick dachte Sica darüber nach, mit leeren Händen wieder heimzukehren und dem Unmut seines Herrn zu trotzen. Doch er wollte nicht schon jetzt das in ihn gesetzte Vertrauen aufs Spiel setzen, da es ihm vielleicht noch einmal nützlich sein könnte. So trat er nicht an den Stand heran, sondern verbarg sich vorerst in einem Schatten und beobachtete die junge Frau. Als sie bezahlt hatte und sich wieder auf den Weg machte, folgte er ihr unauffällig, sich stets im Schatten haltend. Schon bald würde sie in weniger belebte Gebiete kommen...

  • Margarita verließ mit den beiden Ampohren den Stand des Weinhändlers und schaute sich weiter um. Nun, da sie hatte, was sie wollte, konnte sie noch ein wenig bummeln. Sie besah die Auslagen des Schmuckhändlers, ging jedoch weiter, als dieser anfing sie zu umgarnen.
    Bei einem Obsthändler kaufte sie noch eine kleine Tüte voll Trauben und stellte fest, dass sie für weitere Einkäufe weder genug Sesterzen noch Arme zum Tragen hatte. Daher beschloss sie zurück zum Palast zu gehen und verließ den Markt.

  • Lautlos war Sica der Frau von ihr unbemerkt gefolgt. Als sie erneut bei diversen Ständen stehen blieb, hatte er stark mit seiner Ungeduld zu kämpfen, blieb jedoch gewohnt selbstbeherrscht. Schließlich verließ sie endlich den belebten Platz, so dass Sica ihr durch die dunkler werdenden Gassen folgen konnte. Schließlich bog sie in eine leere kleine Straße ab, auf der sonst niemand zu sehen war.


    Sica sah sich kurz um um sich zu vergewissern, dass sie unbeobachtet waren. Als dies der Fall zu sein schien, zog er seinen Dolch aus einer verborgenen Falte seiner Tunika und trat der Frau in den Weg. Drohend hob er die Klinge und sah ihr böse in die Augen.


    Halt. Gib mir die Amphoren.


    Seine Muskeln waren angespannt und seine Körperhaltung signalisierte Angriffsbereitschaft.

  • Margarita schaute mit Entsetzen auf den Dolch in der Hand des Fremden. Der erste Gedanke, der ihr in den Sinn kam war die Frage, wieso dieser Kerl mit einem Dolch in der Stadt herumlief, wo es doch verboten war. Schon mit dem zweiten Gedanken schalt sie sich jedoch für ihre Einfalt. So wie er aussah, hielt sich dieser Kerl an keine Gesetze.
    Sie überlegte, ob sie ihm die Amphoren einfach überlassen sollte, doch sie hatte sie selbst teuer bezahlt, weshalb sie es nicht einsah, sie ihm einfach auszuhändigen.
    "Scher dich aus dem Weg oder ich rufe die Vigiles!" Es klang weniger selbstsicher, als es eigentlich klingen sollte.

  • Blitzschnell sah Sica sich um, konnte jedoch glücklicherweise keine herbeieilenden Uniformierten entdecken. So machte er einen schnellen Satz auf sie zu und drückte sie gegen die Hauswand, die Klinge des Dolches dicht an ihrer Kehle. Ein dünnes Lächeln lag auf seinen Lippen, während seine Augen sie kalt und verachtend anblicken. Seine Stimme war nahezu tonlos und der drohende Unterton verstärkte sich.


    Kein Wort. Wenn ich noch einen einzigen Ton von dir höre, dann drücke ich zu! Das ist ein Versprechen... Und nun gib mir die Amphoren.


    Das Lächeln, welches keines war, erstarb.

  • Margarita schluckte ihren Schrei hinunter, doch sie ließ die Amphoren los, weniger aus Furcht, denn vor Schreck.
    Sie spürte das kalte Messer an ihrem Hals und seltsamerweise löste gerade dies eine innere Ruhe bei ihr aus. Sollte es das nun gewesen sein? Ein Schnitt durch den Hals? Warum auch nicht, Tod in den besten Jahren war sicherlich nicht das Schlimmste.
    Erinnerungen zogen binnen Sekunde durch ihren Geist. Sie sah sich selbst, als kleines Mädchen durch Rom streifend, an ihrer Seite zwei Jungen, einer etwas größer als sie, der andere ein Stück kleiner - ihre Bürder. Ihr Leben in Griechenland, die endlosen Stunden des Lernens - wenigstens würde sie nicht dumm sterben. Und dann kam ihr der Morgen nach dem kaiserlichen Bankett in den Sinn. Der wunderschöne Sonnenaufgang, der Tag mit Commodus. Und sein Brief. Was er wohl denken würde, wenn sie ihm nun gar nicht mehr antworten würde.
    Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als die Amphoren mit einem lauten Knall auf dem Boden zersprangen.

  • Nach langer Zeit war ich wieder einmal unterwegs durch Rom, als ich ein lautes Scheppern hörte. Ich bog um die ecke in die kleine Straße und sah, wie ein Mann eine Frau bedrohte, dazu noch Scherben auf dem Boden.


    "Was ist denn das hier für eine gequirlte Scheiße?" brüllte ich mit meiner sturmerprobten Stimme, während ich mich langsam näherte. Dabei zog ich meinen Gladius unter meiner Toga hervor.

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • ´Was ist denn das für ein Lärm´ fragte sich der Optio, welche mit seiner Patrouillie der Vigiles durch die spätabendlichen Straßen Roms streifte.


    Ganz in der Nähe, erst ein lautes Scheppern, dann Schreie.


    "Los, Männer. Mir nach." rief er. Die Vigiles der Patrouillie setzten sich in Richtung des Lärms in Bewegung. Sie bogen in die Gasse ein, woher die Schreie zu vernehmen waren...

  • Vom Getrampel der sich nähernden Vigiles alarmiert, versteckte ich meinen Gladius wieder unter meiner Toga... gerade noch rechtzeitig.


    Als ich sie um die Ecke biegen sah, zeigte ich auf den Mann (Sica).


    "Verhaftet diesen Verbrecher!"

    OPTIMIST - A PESSIMIST WHO LACKS EXPERIENCE

  • ...die Vigiles bogen um die Ecke und sahen folgende Situation:


    Ein Mann, mit einem Messer in der Hand, welcher eine Frau gefaßt hielt. Zu Füßen der Frau ein Haufen Scherben und eine große, dunkle Lache.


    Blut? Nein, dachte der Optio. Die Frau schien unverletzt zu sein. Also Wein. Wahrscheinlich war eine Amphore zu Bruch gegangen.


    Ein weiterer Mann, in Toga. Er war es wohl, der geschrieen und damit die Vigiles alarmiert hatte.


    Rasch und routiniert umstellten die Vigiles als erstes alle Anwesenden der Szenerie, damit keiner flüchten konnte...

  • Langsam kroch nun doch die Furcht in Margaritas Körper. Was würde der Verrückte nun tun, da er umstellt war? Er sah nicht aus, wie einer, mit dem man vernünftig reden konnte. Unfähig, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen schluckte sie schwer und starrte Sica in die Augen. Was sie dort sah, war nicht im geringsten beruhigend.

  • Sica biss die Kiefern fest aufeinander und erwiderte Margaritas Blick. Ohne Zweifel fürchtete sie um ihr Leben.


    Als der Passant herbeieilte zögerte er. Mit einem Mann wäre er leicht fertig geworden. Als jedoch die Vigiles einschritten, sah Sica seine Chancen heil hier raus zu kommen gänzlich schwinden. Mit verachtungsvollem Blick verfolgte er, wie der Passant sein Gladius schnell wieder verbarg. Auch nur ein mieser kleiner Verbrecher, der sich vor dem Gesetz verstecken musste. Sica sprach jedoch kein Wort, nahm sich jedoch vor, das Gesicht dieses Mannes nicht zu vergessen. Möglicherweise würde sein Tag noch kommen. Heute jedoch war er dies nicht.


    Sica wusste wann er verloren hatte. Langsam nahm er den Dolch von Margaritas Kehle und ließ ihn auf den Boden fallen um sich langsam den Vigiles zuzuwenden. Überheblich starrte er sie einen nach dem anderen an. Er wusste um das Schicksal, welches ihm nun bevorstand, sah jedoch keinen Sinn darin, sich gegen diese Übermacht zu wehren und es zu verschlimmern.

  • Das Messer fiel zu Boden.


    Darauf hatten die Vigiles nur gewartet. Schnell sprangen zwei Milites auf den Mann zu, der das Messer gehalten hatte. Rissen ihn von der Frau weg, drehten ihm die Arme auf den Rücken. Nicht allzu sanft. Ein dritter schnappte sich das Messer, als Beweismittel.


    Der Optio fragte jetzt die Frau und den Mann mit der Toga.


    "Was ist hier geschehen? Wer seid ihr?"


    Mit dem vorläufig Festgenommenen würde er sich hinterher beschäftigen.

  • Margarita bemerkte erst jetzt, wie sehr sie am ganzen Leib zitterte. Sie stand mitten in einer Pfütze aus dem besten Falerner, den es in Rom zu kaufen gab. Darum trat sie ersteinmal mit einen unsicheren Schritt aus dieser hinaus. Es dauerte noch einen Moment, bis sie ihre Stimme wiederfand, dann antwortete sie dem Optio, noch immer aufgelöst: "Ich war auf dem Weg zum Palast... er stand plötzlich vor mir... wollte den Wein... auf einmal hatte er ein Messer..."

  • "Kennt ihr den Mann, der euch bedroht hat? Habt ihr ihn schon einmal gesehen?" fragte der Optio weiter.


    Ein kurzer Blick zu seinen Leuten sagte ihm, das sie den Festgenommenen fest im Griff hatten. Ein Chance zu entfliehen hatte er nicht.

  • Sica machte keinerlei Anstalten zu fliehen. Stumm verfolgte er die Posse, welche sich dort vor seinen Augen abspielte. Aus seiner Situation würde er schon noch das Beste machen. Sicherlich ergab sich bald eine Gelegenheit, der Haft zu entfliehen. Nachdenklich musterte er den ihm unbekannten Passanten. Ob man ihn wohl auf Waffen untersuchen würde? Er malte sich aus, was der dort zu erwartende Fund für eine Reaktion hervorrufen würde.

  • "Nein," antwortete Margarita, "Ich kenne ihn nicht und habe ihn auch noch nie gesehen."
    Sie wirft ebenfalls einen Blick auf den Festgenommenen und stellt erleichtert fest, dass die Vigiles alles unter Kontrolle zu haben scheinen.

  • Der Optio machte sich einige Notizen auf einem Schreibtäfelchen.


    "Sag mir bitte deinen Namen, für das Protokoll." fragte er die Frau mit ruhiger Stimme weiter, welche infolge des erlittenen Schrecks immer noch zitterte.


    "Du sprachst vom Palast. Arbeitest du dort?"

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