CURSUS: Ausgewählte Bauprojekte der Armee

  • -Unterbringung einer Ala Miliaria im Auxiliarlager-


    Bei einer Ala Miliaria handelt es sich um eine römische Reiterei mit etwa 1008 Mann und um die 2000 Pferde, um diese in einem Castellum unter zu bringen, wäre eine Mindestgröße von 60700 m² von Nöten. So müßte man je Pferd mit einem Raum von etwa 3,6 m² rechnen, was bei der angegebenen Zahl von Pferden auf eine Fläche von 16000-20000 m² nur für Stallbauten hinaus läuft. Hinzu kommen dann etwa 10000 m² für Wälle und Ringstraßen, 13000 m² Wohnfläche für die 24 Turmen der Einheit, Die Principia und das Lazerett mit zusammen etwa 6700 m², die beiden Hauptstraßen (via praetoria und via principalis) benötigen zusammen etwa 2000 m², weitere Straßen sollten zudem nochmals 5000 m² einnehmen. Der Speicher, Werkstätten, Backöfen und ähnliche Einrichtungen schlagen mit zusätzlichen 3000 m² zu Buche. Das Praetorium hat bei diesem Lagerumfang etwa 1500 m² Wohn- und Arbeitsfläche.




    Hinzu kommen noch Verteidigungsanlagen, die jedoch den jeweiligen bereits eingerechneten Wällen vorgelagert sind, so darf davon ausgegangen werden, das eine Vielzahl von Gräben, Gruben und Speerabwehrringen angelegt werden, um dem evtl. überraschend kommenden Vortrieb feindlicher Kräfte zu verlangsamen. Das Kastellum ist zudem mit einer festen Steinmauer umrissen, sollte es sich um ein Festlager handeln, was zur Unterbringung und nicht als Marschlager gehandelt wird. Auf dem Marsch ist davon auszugehen, das Pferde vornehmlich oder komplett nur auf Koppeln gehalten werden.
    Zudem umziehen das Lager etliche Türme, auf die ich jedoch nach Flavius Vortrag nicht weiter eingehen muß.




    Grob könnte man von dieser Lageraufteilung ausgehen, zumeist wird ein Castellum jedoch erst in Holzverbundbauweise errichtet, um dann im Laufe der Jahre zu einem vornehmlich aus Stein errichteten Stützpunkt umgebildet zu werden. Dabei werden zuerst die Mauern und Türme errichtet und danach die "Einbauten" wie Stallanlagen, Unterkünfte, Lagerhäuser, Krankenhaus und Verwaltungstrakte. Trotzdem kann davon ausgegangen werden, das diese Forts eher zum Aufenthalt, denn zum Verteidigen gebaut werden, ein solches Castell würde durch den enormen Platzbedarf für Pferde und Tierfutter keine Belagerung bestehen.



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    Stall- und Mannschaftsquartiere Aufbau


    Bedenkt man die notwendigen Versorgungsmittel für die Pferde je Tag, so sollte davon ausgegangen werden, das diese sich zumindest in den Sommermonaten immer und eher selten in den kälteren Monaten im Freien auf Koppeln aufhalten. Zu jedem Kastellum gehören reichlich Weideflächen hinzu, die durch Eques vor Diebstahl und Übergriffen geschützt werden. Zudem gibt es weitere Wiesen zum "Anbauen" von Gras und Hülsengewächsen.
    Wenn man mit einem Tagesverbrauch von 1,0 kg Gerste, 10 kg Heu und 25 l Wasser bzw. 3 kg Stroh für die Einstreu bei einem stehenden Pferd rechnet, ergibt sich eine Gesamtmasse bei den 2000 Pferden von 4000 Pfund Gerste, 20000 kg Heu, 50000 Liter Wasser und 6000 kg Stroh je Tag, rechnet man dies auf 20-25 Wochen hoch, in denen ein Pferd sich von Trockenfutter ernähren muß, so kommt man auf eine minimal benötigte Menge von 7000 Zentner Gerste, 70000 Zentner Heu und 21000 Zentner Stroh. Ist die Lagerung von Gerste nicht so aufwendig, muß man jedoch davon ausgehen, das die Aufbewahrung von Heu und Stroh recht viel Platz und vorallem Trockenheit im Lager verlangt. Auch örtlich eingesetzte Futtermittel wie Laub statt Heu und Ackerbohnen in Ergänzung zur Gerste lösen nicht das Lagerproblem. Es darf also davon ausgegangen werden, das ein großes Vorratslager zu errichten ist.




    Im Sommer, wenn die Pferde intensiver gearbeitet werden, steigert sich der Bedarf pro Tier auf etwa 3 kg Gerste je Tag. Soweit die Pferde nun auf Koppeln gehalten werden, fallen weder Heu noch Stroh an, der Wasserbedarf der Tiere, reduziert sich auf ein Drittel, da diese die Flüssigkeit nun vorwiegend mit dem saftigen Gras aufnehmen. Allerdings bedarf es gewaltiger Weideflächen, die durchaus auch sehr weit vom Castellum entfernt sind. Diese Flächen sind einzuzäunen, zu bewachen und mit Wasser zu versorgen, ein Bach oder Flusslauf bietet sich da sehr an. Hinzu kommt, das ein Teil der Wiesen nicht zum Abgrasen verwendet werden darf, um diese zur Heugewinnung zu verwenden.


    Befinden sie sich jedoch im Inneren des Castellum darf mit einer Fläche von 3,6 m² je Pferd gerechnet werden. Die Pferde sind dabei in Boxen untergebracht und werden von Calones gefüttert und betreut.
    Es gibt dabei unterschiedliche Arten von Bauformen, entweder sind die Ställe und Unterkünfte der Eques und Offiziere getrennt von der Baracke mit den Pferden oder es vermischt sich zu einem ständigen Wechsel aus Boxen und Stuben für die einfachen Soldaten (jeder muß etwa mit 2,5-4,5 m² auskommen) , ein Offizier kann hingegen immer auf ein eigenes Areal bauen. So darf man davon ausgehen, das einem Centurio oder Decurio zwischen 62 und 154 m² Wohnfläche zustehen, ein Teil davon hat er für seine Verwaltungsaufgaben zu nutzen.




    Eine Baracke zur Unterbringung von Pferden und Lasttieren, ist immer in einer ungefähren Größe zwischen 36x4m oder 64x12m und einer gleichen Länge von ca. 48m zu errichten. Letzteres entspricht in etwa der Größe einer Manschaftsbaracke in Auxiliarcastellen.


    Wenn keine Inneneinrichtung vorhanden ist, können die Pferde in den schmaleren Ställen in einer Reihe entlang der Wand stehen, so das hinter ihnen ein Gang frei bleibt, in den breiteren Ställen kann man zwei Reihen Tiere entlang der Wände unterbringen und einen Gang in der Mitte freilassen. Anderer Seits ist es auch möglich die innere Aufteilung durch Holztrennwände aufzuteilen. Ein solches Abteil sollte mit einer Größe von 2,30-7,25 m Breite und 10 m Tiefe (oder einem Nominalwert von 3,5x3,5 m) aufgebaut werden. In einem Abteil finden dann vier Pferde gerade so Platz. Da damit zu rechnen ist, das die Tiere zu Ausbildungs-, Aufklärungs und Futteraufnahmezwecken die Ställe und das Castellum verlassen und dies sehr oft geschieht, ist es durchaus möglich alle Boxen voll zu belegen und aus Platzmangel auch ratsam.


    Im Boden können zudem Sickergruben eingelassen sein, sie werden dann mit Holzbrettern abgedeckt und erleichtern die Reinigung einer Pferdebox, so fällt der Mist nach unten durch und sammelt sich in diesem Loch, die Einbringung von Lauge oder Kalk dient zur Desinfektion. Die Reinigung erfolgt im Zuge mit dem Streugutaustausch.



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    Blick auf ein Eingangstor, erste Ausbaustufe mit Holztürmen und Torfmauern



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    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Interessiert lauschte ich auch diesem Vortrag, welcher sich für Einmal auf meinem Spezialgebiet anerbot, war ich doch als ehemaliger Decurio einer Ala sehr vertraut mit den Begebenheiten in einem solchen Castellum.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Macer surrte noch ein wenig der Kopf von den vielen Zahlen, die Subdolus in seinem gewohnt knappen Redestil vorgebracht hatte, als er ihm für den Vortrag dankte: "Es hätte mich zwar noch mehr gefreut, wenn wir die Angaben an einem außgewählten Beispiel eines konkreten Kastelles betrachtet hätten, aber auch so waren die Angaben sehr umfangreich und die Detailbetrachtungen nahezu erschöpfend.


    Gibt es im Auditorium trotzdem noch Fragen oder Anmerkungen?"

  • Da es offensichtlich keine weiteren Fragen mehr gab, erhob sich macer von seinem Platz. "Nun, dann habe ich jetzt die große Freude bekanntzugeben, dass mit dem Ablegen ihrer Dissertation die folgenden Personen mit dem Examen Quartum den höchsten Abschluß der Academia Militaris erreicht haben:


    Flavius Duccius Germanicus
    Marcus Decimus Livianus
    Herius Hadrianus Subdolus


    Ich gratuliere ganz herzlich und verleihe dafür jedem eine Phalera! Noch wichtiger sollte ihnen aber sein, dass sie damit die Qualifikation erworben haben, allen militärischen Einheiten unseres Reiches als Kommandeure vorzustehen."

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