Ausritt Allein durch die dunklen Wälder Germaniens

  • Mir wurde komisch als Flavius begann mich auszuziehen. Meine Sachen waren noch immer feucht von den Nächten die ich draußen verbracht hatte. Doch mein Bauch dankte es mir, dass ich Kräuter bekam. Er fühlte sich nicht mehr ganz so flau an.


    Plötzlich musste ich mich schlagartig wieder an meinen Traum erinnern und ich war froh, dass Flavius meinen Blick nicht sah, da er mit auskleiden beschäftig war. Er war erschrocken und auch nicht gerade abstoßend.


    Mir ist kalt...


    Ich erinnerte mich auch an die Worte in meinem Brief und sah beschämt zur Seite.

  • "Sie kommt gleich mit den Decken zurück."
    Und da kam sie auch schon, reichte sie ihm und verschwand noch einmal um heissen Wein zu holen.
    Er wickelte sie warm in die Decken und rieb ihre Gliedmaßen, dass sie wieder warm wurden.
    "Was ist mit Dir?"
    Fragte er, als er ihres Blickes gewahr wurde.

  • Ich drehte mich mit dem Kopf zu ihm und sah ihn an. Was sollte ich sagen? In meinem Kopf flogen die Gedanken durcheinander. Schämen sollte ich mich.


    "Ist nichts... nein... nichts..."


    Sagte ich ein wenig abwesend, mich in die Decken einkuschelnd. Ich klopfte neben mir auf das Bett,


    "Komm doch näher!"

  • Er setzte sich neben sie, nahm eine ihrer Hände und massierte sie Finger sanft, dass auch sie wieder warm wurden. Mit einer Hand strich er ihr sanft eine Strähne aus der Stirn.
    Eine Weile schwieg er noch, dann sah er sie an, in ihre Augen.
    "Möchtest Du darüber reden?"

  • Ich sah ihn beinah geschockt an: Hatte er etwas bemerkt? Nein, über diesen Zwiespalt konnte ich nicht reden. Schließlich... Könnte Maximian doch zurückkehren. Oder würde... dieser komische Traum... auch dann in meinem Kopf bleiben? Aber ich konnte nicht mit Flavius sprechen. es war verboten. er würde mich abweisen. Es würde alles anders werden. Nein!

    Nein... Es geht schon... Über was denn schon sprechen?

  • Es tat gut, ich fühlte wie langsam wieder Leben in meine klammen Finger kam. Nein, dieses Mal konnte ich nicht sprechen, dieses Mal war es mir unmöglich. Sicherlich würde Flavius einfach nur enttäuscht von mir sein.


    "Ich... möchte untertauchen. Verschwinden..."

  • Ich sah zur Seite, mein Blick war traurig.


    "Ich... kann so nicht mehr. Meine Gefühle bringen mich noch um. Ich... muss ein neues Leben aufbauen. Es sind soviele verschiedene Gründe, doch über diese Gründe kann ich nicht sprechen..."


    Meine Stimme klang erstickt.

  • Er sah sie an und meinte zumindest teilweise zu verstehen.
    "Es geht um Maximian, richtig? Aber er ist nicht der Einzige, um den es geht."
    Er strich ihr über die Stirn und die Wange.
    "Julia, was ist so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst?"

  • Ich schluckte.


    "Ja, es geht auch um Ihn... Ich frage mich warum er sich nicht bei mir meldet. Hätte ich ihm zuerst schreiben sollen? Ich vermisse ihn so..."


    Hatte Flavius den Brief nicht sorgfältig genug gelesen? Oder ahnte er schon etwas?

  • "Es ziemt sich für einen Mann den ersten Schritt zu machen," sagte er, fast lächelnd.
    "Ich verstehe, dass Du ihn vermisst. Vielelicht mehr, als Du glaubst."
    Dann sah er sie an. Lange, schweigend.
    "Es ist... es ist dieser Satz in Deinem Brief, richtig?"

  • Ich seufzte tief.


    "Ja... Es ist verkehrt. Aber wahr."


    Ich schwieg lange Zeit, fieberhaft nachdenkend wie ich vom Thema wegkommen könnte um Flavius nicht zu beunruhigend, doch mir fiel nichts ein. Ich sah zu ihm auf.

  • Er nickte und sah sie nachdenklich an.
    "Vielleicht ist es nicht falsch. Vielleicht hier und jetzt. Aber weisst Du, was die Wanen und Asen uns vorherbestimmt haben für danach? Wenn wir von unseren Ahnen in Empfang genommen werden?"

  • Nun musste er doch lächeln. Sanft und etwas wehmütig.
    Er nahm ihr Kinn und zwang sie sanft ihn anzusehen. Dann sprach er leise:
    "Julia, wär edie Situation anders, dann wärst Du immer meine erste Wahl. Auf immer und ewig."
    Er beugte sich runter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    "Eines Tages, da bin ich sicher, wenn die Ahnen uns in Empfang nehmen, dann wird es gestattet sein. Auf immer und ewig!"

  • "Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre..."


    Was hatte er gerade gesagt? Mich beschlich Angst und Glück. Voller Überraschung sah ich ihn an und doch auch voller Schmerz. War es Flavius der Maximian in meinem Traum fortschob? Bzw. ich die Flavius Vortritt gab? Bei seinem Kuss schloss ich die Augen.


    Wielange schon... denkst du so... Oder sagst du es nur aus Trost?

  • Er lächelte leicht.
    "Beides, meine Liebe, beides.
    Du warst immer hier und wirst es immer sein und vielleicht, eines Tages..."

    Er strich ihr über die Wange.
    "Doch dabei dürfen wir beide nicht vergessen oder verlernen andere zu lieben."
    Und wieder dachte er an seine Geliebte und erneute Trauer überkam ihn.
    "Aber egal wen ich liebe und was daraus wird. Du bist immer das, was ich sagte."

  • Ich schwieg nun, wollte es nicht noch schlimmr machen, als es ohnehin schon war. Es kam mir vor als läge ich schon Jahre hier, gebunden, doch es war nicht einmal eine Stunde.


    Ich schloss müde meine Augen.

  • Traurig sah er zu seiner kleinen Schwester runter und seufzte innerlich. Ob es eine so gute Idee gewesen war es ihr so zu sagen?
    Er verstand sie, gut sogar und ja, er fühlte sicherlich so, wie er es sagte. Wäre sie nicht seine Schwester, er würde sie sofort heiraten. Aber das durfte nicht geschehen, so sehr er sich vielleicht auch danach sehnen würde oder sie.
    Für einen Moment dachte er daran, dass es vielleicht auch einfach nur seine Flucht war, die Flucht vor der Trauer um seine Geliebte, aber nein, er wusste, dass Julia schon immer an dem Platz war, wo sie jetzt in seinem Herzen war, nur oft versteckt, heimlich, und doch ewig umsorgt.
    Und er würde sie lieben, auf immer! Und doch wusste er, dass er eines Tages sein Herz auch einer anderen Frau wieder würde schenken können, so wie er es schon einmal tat. So wie sie einen Teil davon mitgenommen hatte.
    In Gedanken sprach er nun zu beiden:
    Wenn das jetzt alles war, der letzte Morgen war, wär das der letzte Herbst, mein letztes Jahr und müsst ich gehn. Für dich den schönsten Blick, mein Augenblick. Für dich, immer nur Dich! Nehm von dir was mit und lass ein kleines Stück von mir bei dir! Und ich pass sehr gut auf, damit es nie zerbricht, halt ich's fest!


    Während ihm die Gedanken durch den Kopf gingen und er an die beiden Frauen dachte, die sein Herz besaßen, strich er Julia sanft über die Haare und hielt ihre Hand.


    [SIZE=7]"Es wird alles gut,"[/SIZE] flüsterte er leise.

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