Wenn ich natürlich auch nicht so empfindlich war wie so mancher Frauenmagen, war ich doch froh, als meine Schiffs-Überfahrt in Ostia an ihr Ende kam und ich wieder festes Land betreten konnte. "Treu ist die Erde, untreu das Meer", wie die Griechen so schön zu sagen pflegen, in deren Landen ich soeben meine Studien beendet hatte. Nun hatte mich also italischer Boden wieder, und ich war gespannt, ob und wie es mir gelingen würde, meine neu erworbenen Kenntnisse in den Dienst des Kaisers und nicht zuletzt unserer Familie zu stellen.
Diesen Gedanken und so mancher Erinnerung an meine Studienzeit in Athen hing ich nach, als der Reisewagen, den meine Sklaven in Ostias Hafen sofort für mich herbeigeschafft hatten, von zwei kräftigen Rappen durch die italische Landschaft gezogen wurde. Ich genoss die Zugluft durch die geöffnete Fensterklappe, denn um diese Jahreszeit brannte die Sonne betäubend auf Italias Fluren nieder. Mir grauste es aus diesem Grund auch schon ein bisschen vor den engen Gassen Roms, durch die wir uns noch bis zur Villa Aurelia würden quälen müssen.
Zum Glück organisierten meine findigen Sklaven kurz vor den Toren Roms noch eine recht geräumige Sänfte, auch wenn das neuerliche Aus- und Einsteigen und das Verladen des Gepäcks, das ich nun doch nicht ganz aus den Augen lassen wollte, mich ein wenig zu nerven begann. Wenigstens bot mir die Sänfte im Inneren einiges an Komfort und zum Glück auch den Platz dafür, dass ein Sklave noch einmal nach meiner Frisur sah und einige neu gewachsene Stoppeln an meinem Kinn entfernte. Ich wollte auf jeden Fall einen guten Eindruck machen bei meiner Ankunft in Rom.
Mit den letzten kosmetischen Verschönerungen verging mir die Zeit in der Sänfte schnell, so dass ich schon ein wenig verwundert war, als mich ein Sklave darauf aufmerksam machte, dass die Villa Aurelia bereits in Sichtweite war. So hatte ich also an meinem ersten Tag in der ewigen Stadt nichts von ihr gesehen!
Meine Aufmerksamkeit richtete sich aber in diesen Momenten auch ganz und gar auf die Begegnungen, die sicherlich gleich stattfinden würden. Wen würde ich hier in Rom von unserer Gens antreffen? In den letzten Wochen und Monaten waren die Nachrichten immer spärlicher geworden, so dass ich dem Sklaven auch mit einer gewissen Unruhe das Zeichen dafür gab, an der Tür der Villa Aurelia in Rom zu
KLOPFEN.