• Zitat

    Original von Leone
    Es war ein windiger Tag, welcher Rom die herbstlichen Gefilde ein Stück näher brachten. Die der porta nahe Weide verlor allmählich ihre bereits gelblichen Blätter, und auch wenn die Winter in Rom niemals schneereich und kalt, sondern stets mild und erträglich waren, so bot dieser Tag einen ersten Vorgeschmack von der heraneilenden, kühlsten Jahreszeit.


    "Salvete die Herren. Was kann ich für euch tun?"


    Callidus trat einen Schritt vor, während der Wind in Böen an seiner Toga aus dickerer Wolle zerrte.


    > Salve! Mein Name ist Marcus Aelius Callidus, der procurator a libellis unseres geschätzten Augustus. Ich wünsche den vigintivir Aurelius Corvinus zu sprechen. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Procuwas....? Leone wusste nicht, was das war, aber es hörte sich wichtig an, nicht zuletzt, weil er den Kaiser im gleichen Satz erwähnte. Also neigte der ianitor das schwarze Haupt und entgegnete: "Gewiss, mein Herr. Tritt doch bitte ein. - Severus! - Dieser Junge wird dich ins atrium geleiten, dominus." Leone deutete auf den eher schmächtigen Jungen, der mit vor Elan roten Wangen parat stand, kaum dass sein Name gefallen war. Der Knabe wartete, bis der Besucher just die Schwelle übertreten hatte, dann führte er ihn auch schon ins atrium hinein - nicht ohne sich immer wieder pflichtbewusst zu vergewissern, dass die drei Besucher ihm auch folgen konnten und er nicht zu schnell vorauseilte.

  • Noch am selben Tag, an dem ein Bote aus der Villa Aurelia Einladungen an verschiedene Einwohner Roms verteilt hatte, stand ein Bote aus dem Haushalt von Senator Purgitius Macer vor der Tür und klopfte an, um im Auftrag seines Herrn eine Frage beantworten zu lassen.

  • Boten, die etwas abgeben wollte, waren nicht selten an der aurelischen Türe anzutreffen. Boten allerdings, die nur eine Frage beantwortet wissen wollten, waren durchaus selten. Leone öffnete also wie gewohnt die porta und linste hinaus, wo er einen herrenlosen Sklaven stehen sah. "Salve, wie kann ich dir helfen?" fragte er.

  • "Salve, mein Herr, der Senator Purgitius Macer, schickt mich", stellte sich der Sklave vor. "Er bedankt sich sehr herzlich für die Einladung und möchte wissen, ob die Feier tatsächlich zur zwölften Stunde beginnt, oder ob dies ein Irrtum ist." Immerhin hatte auch der Einladung nichts davon gestanden, dass es ausdrücklich ein nächtlicher Anlass ist, der nur in der Dunkelheit stattfinden kann.

  • Leone kratzte sich am Kopf. Ein Abendessen zur zwölften Stunde war doch gar nicht so ungewöhnlich, dachte er sich. Natürlich hatte er auch wieder einmal nichts davon mitbekommen, wann das Fest stattfinden sollte. Nur seine Rolle war klar, und das Theater sollte auf das Opfer folgen, so in etwa zur dreizehnten Stunde. "Hm", machte er. "An sich sollte die zwölfte Stunde stimmen." Immerhin hatte man da Zeit, das Mittagessen zu verdauen, welches man um die hora sexta herum einnahm. "Ich werde aber zur Sicherheit nochmals fragen, bitte warte kurz", sagte Leone.


    Kurz darauf kam er zurück. "Die domina sagt, dass die Uhrzeit stimmt", verkündete er. "Das kannst du deinem Herren ausrichten."



    Sim-Off:

    Die 12. Stunde entspricht ca. 18 Uhr :)

  • "Das werde ich tun, vielen Danke", bestätigte der Sklave die erhaltene Information und verabschiedete sich. Ob mit der Bestätigung der Uhrzeit nun eine Zusage oder Absage verbunden war, hatte man ihm nicht gesagt. Wie er seinen Herrn kannte, würde er dafür noch einmal geschickt werden.


    Sim-Off:

    Ich weiß, deswegen fragte ich ja nach. ;) http://www.imperiumromanum.net/wiki/index.php/Tageszeit

  • Ich öffnete die Vorhänge meiner Sänfte ein Stück weit und blickte geradewegs auf die edle Villa Aurelia. Meine Träger schien das allerdings nicht zu kümmern, darum rief ich etwas verärgert.


    Stop, wir sind doch schon da! Kennt ihr die ehrwürdige Behausung der Aurelier nicht mehr?!


    Im Grunde war ich sehr dankbar, dass ich eine Sänfte zur Verfügung hatte. Nach meiner langen Fieberkrankheit kamen meine Lebensgeister nur langsam zurück und manchmal verliessen mich meine Kräfte doch noch einmal.


    Ich stieg die kleinen Stufen am Rand der Sänfte hinunter, lief zur Pforte der Villa und klopfte an.

  • Leone eilte sogleich herbei und öffnete die Tür zuerst einen Spalt breit. Nachdem er einen Blick auf die Sänfte geworfen hatte, schwand sein Misstrauen und er stieß die Tür mit dem Fuß einladend auf. "Salve, Herrin! Wie kann ich euch helfen?"

  • Sie ging mit einem Korb in der Nähe der Eingangstüre vorbei und sah Leone dort stehen, der sich offenbar mit einem Besucher beschäftigte. Tilla sah sich um. Wunderbar.. keiner in der Nähe. Rasch stellte sie den Korb neben einem Möbelstück ab und näherte sich der Tür. In dem Moment fragte eine Frauenstimme nach ihrem Herrn. Nur leider hielt Leone die Eingangstür mit seinem Fuß nur einen Spaltbreit offen, sodaß sie nicht sehen konnte, wer davor stand. Inzwischen öffnete Leone die Tür nun etwas weiter. Mit Staunen betrachtete Tilla die Fremde und ihre Kleidung. Sie stellte sich neben dem Türrahmen auf, reckte den Kopf und lugte mit forschendem Blick hinaus. Oha.. sogar eine Sänfte stand dort. Schüchtern lächelte sie Aquilia Flavia Agrippina zu und sah Leone an, gespannt, was dieser nun erwidern würde.

  • Ich hatte in der Weite hinter der Türe Fusstritte auf dem glatten Marmorboden vernommen. Zaghaft beugte ich mich vor und schaute am Türsteher vorbei ins Innere des Vestibulums. Dort stand eine junge Frau, der Kleidung nach eine Sklavin. Ich fragte mich, was sie im Schilde führte.


    Der Türsteher murmelte etwas und verschwand. Ich hatte kein Wort verstanden und wundete mich über seine bizarre Sprache. Er schien kein Latein zu sprechen, was für einen Numider allerdings auch keine Selbstverständlichkeit darstellte


    Doch er kam nicht mehr zum Vorschein. Das Stehen fiel mir langsam etwas schwer und ich lehnte mich erschöpft an den Türpfosten. Mit der einen Hand fasste ich an meine Stirn. War sie wieder warm? Mich durchfuhr ein Frösteln, war doch noch nicht alles vorbei?

  • Was machte Leone denn jetzt? Sie hatte ebenfalls nicht verstanden, was er gesagt hatte oder sie war für einen Moment unaufmerksam gewesen. Kopfschüttelnd sah sie dem davongehenden Mann hinterher. Und was sollte Tilla jetzt mit der fremden Frau machen? Sie zuckte zusammen, als die Frau sich an den Türrahmen lehnte und die Hand zur Stirn hob. War sie etwa krank?


    Tilla sah nach zur Seite, entdeckte eine Kiste. Hatte sie dort nicht mal Decken gesehen? Mit schnellen Schritten lief sie hin, entnahm eine der tatsächlich vorhandenen Decken und bot sie der Frau an. Die Decke hatte sie bereits auseinandergefaltet. Jetzt lag es an der Fremden ob sie sie annehmen wollte oder nicht. Angespannt sah Tilla sie an, suchte besorgt drein schauend ihren Blick. Vielleicht sollte die Fremde sich ganz kurz setzen? Tilla stampfte mit dem Fuß auf, deutete auf die Stufen und gebärdete eine Geste des Hinsetzens.

  • Ich sah die Fremde an, froh, dass sie meinen Zustand sogleich erkannt hatte. Dankend folgte ich der Geste und setzte mich auf die weiche Wolldecke, die mir die Frau hingehalten hatte.


    Vielen Dank, ich hatte lange hohes Fieber. Aber meine Genesung schien soweit erfolgt, dass ich mich wieder nach draussen wagte. Jetzt überfiel mich trotzdem eine unangenehme Schwäche. Ich wiess nicht warum, vielleicht bin ich doch noch nicht ganz so gesund, wie ich es gerne hätte...


    Woher habt Ihr denn von da hinten gesehen, dass es mir nicht gut geht?


    Ich sprach die Frau zur Sicherheit höflicher an, als es für eine Sklavin sonst üblich war. Aber schliesslich hatte ich keine wirklich brauchbare Indizien, abgesehen von der Kleidung, und wollte sie auf keinen Fall beleidigen.

  • Überrascht über soviel unerwarteten Erfolg mit einer einzigen Geste, sah Tilla Agrippina an, die sich inzwischen hinsetzte. Noch einmal sah sie ins Innere der Halle hinein, nachschauend, ob Leone schon wiederkam. Er kam nicht wieder. Jetzt fing die Frau an zu ihr zu sprechen. Tilla schob eine kleinere Löwenstatue zwischen Tür und Türrahmen und war somit die Tür los, die sie bisher festgehalten hatte. Jetzt konnte die Tür nicht mehr zufallen.


    Das stumme Mädchen wandte sich der Fremden zu und zuckte lächelnd mit den Schultern. Schliesslich fasste sie sich an die eigene Stirn, verzog das Gesicht, machte Agrippinas Zittern nach. Ihr habt so gezittert und euer Gesicht war ganz bleich. Das war doch ganz gut erkenntlich, hoffte Tilla. Langsam liess sie sich teils der Tür und teils dem Besuch zugewandt in die Hocke nieder, zupfte eine Falte aus der Decke heraus. Ihr war nicht klar, was diese Frau von ihrem Herrn wollte, aber wie sollte sie das fragen? Nicht jeder Person zeigte sie an, dass sie stumm war, eher vermied sie den Kontakt zu Fremden. Aber diese Frau schien ihre Hilfe zu benötigen.

  • Ich schaute die junge Frau verdutzt an. Sie hatte kein einziges Wort gesagt...
    Nur meine Bewegungen und irgendwie mein Frösteln nachgeahmt. Irgendwie verstand ich erst nicht, warum sie dies so getan hatte und mich nicht ansprach, doch dann leuchtete mir alles ein: Vielleicht konnte sie ja gar nichts sagen, vielleicht war sie stumm.


    Auf die Gefahr hin, sie zu brüskieren, stellte ich die Frage.


    Haben dir die Götter die Fäigkeit des Sprechens nicht vergönnt?


    Sie kann mir ja irgendwie ein Ja oder Nein verständlich machen, dachte ich. Dann spürte ich ein leichtes Zupfen an der Decke, ich drehte mich um und sah der Fremden in die Augen, wandte den Blick aber gleich wieder etwas zur Seite und sagte:


    Wisst ihr ob Aurelius Corvinus, der Pater Familias zu Hause ist?


    Wenn sie nicht reden konnte, war sie auf jeden Fall in der Lage wortlos Antwort auf einfache Wahlfragen zu geben.


    Plötzlich verspürte ich unglaublichen Durst. Da mein Gegenüber anscheinend nur stumm, nicht aber taub war, fragte ich langsam:


    Könnte ich ein Glas kühles Wasser zu trinken haben?

  • Natürlich befand sich keine Kiste mit Decken im atrium, das gehörte sich nicht, denn die villa Aurelia war ja keine insula. Natürlich hatte der nubische Riese die Tür nicht losgelassen, um dem kleinen Sklavengör Platz zu machen, sich an den Besucher zu wenden. Und natürlich stand Leone nicht stumm glotzend einfach so herum, während sich die Sklavin erdreistete, seine Rolle zu übernehmen. Deswegen packte er das dumme Mädchen nun auch am Haarschopf und versetzte ihr einen Stoß zurück ins Haus. "Scher dich fort, da wartet genug Arbeit auf dich! Wehe, du lässt dich noch einmal an der porta blicken!" ranzte er sie an und wandte sich der Fremden zu, die anscheinend auch keinen Anstand besaß, da sie sich einfach so mit Tilla abgab, als sei Leone, der Türhüter, Luft. "Der dominus ist beschäftigt", verkündete er nun kühl, obwohl es nicht stimmte. "Aber ich werde sehen, was ich tun kann. Tritt bitte ein."

  • Die elfte Stunde neigte sich dem Ende und so begab sich der Senator in Begleitung seines Sohnes Titus, den der Detritus überall mitschleppte, zur Behausung der Gens Aurelia.


    Die beiden Octavier betraten das Vestibulum und der Vater klopfte kurz, aber heftig an die Tür.

  • In diesem lachhaften Kostümchen sah Leone aus wie ein schwuler Grieche. Fand er zumindest. Dennoch war es der Wunsch der Herrin Prisca gewesen, dass alle Sklaven heute so seltsam herumliefen. Angeblich "des Ambientes wegen". Was immer das auch war. Leone, Brux und Caecus hatten den halben Tag damit zugebracht, die eigens angefertigten kleinen Amphoren zu füllen, und zwar mit altem Wein und mit neuem Wein. Sorgfältig verschlossen und in einer Kiste neben der porta ordentlich gestapelt, warteten diese etwa 20cm langen Amphoren nun mit dem ianitor und fünf gleichsam geschmückten Sklavenjungen zusammen auf die Gäste, die bald eintreffen würden.


    Und tatsächlich ließ der erste Gast, der gleich im Doppelpack kam, nicht lange auf sich warten. Leone öffnete die porta und begrüßte die Gäste.


    "Willkommen in der villa Aurelia,
    willkommen seid ihr zur Meditrinalia!
    Tretet ein und erfreuet euch
    an...äh....so manchem lust'gen Zeuch."


    Hm, da hatte er etwas durcheinander gebracht, aber er sollte jeden Gast mit einem Reim begrüßen, war gesagt wurden. Und der Spruch reimte sich ja nun einmal. Leone nahm zwei der kleinen Amphoren und reichte jedem der Octavier je eine davon. "Neuer und alter Wein für Meditrina", erklärte er. "Drinnen findet später ein Opfer statt. Der Junge hier wird euch hineingeleiten."


    Sim-Off:

    Je 1x WiSim

  • Mit einem sehr unguten Gefühl hatte sich Plotina in der goldenen Abendsonne auf den Weg zur Villa Aurelia gemacht. Die schnellen Schritte, die sie gehen musste - und das möglichst, ohne ins Schwitzen zu geraten - brachten sie jedoch bald auf andere Gedanken, so dass sie fast ohne Erwartungen schließlich an der Porta der besagten Villa anlangte.


    Für einen kurzen Moment schienen ihre Bedenken zurückzukommen, und der bereits zum Anklopfen erhobene Arm sank nieder. Dann aber verankerte die energische Sergierin in ihrem Kopf den Gedanken, dass sie zum Grübeln auf diesem Fest noch mehr als genug Gelegenheit haben und einsamer sein werde als zu Hause allein in der Casa. Mit diesem Gedanken hob Plotina erneut ihren Arm und


    klopfte.

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