• Als es erneut klopfte, erhob sich Leone träge von seinem kleinen Bänkchen und schlurfte zur porta. Die Zeit der Klientenbesuche war bereits verstrichen, aber vielleicht hatte sich ja einer verspätet. So öffnete er die Tür, und als er hinausspähte, bemerkte er natürlich sofort die kleine Menschenansammlung, die augenscheinlich aus Sklaven bestand.


    "Öööh...salve?" fragte er einfach in die Runde, in der Hoffnung, der Anführer dieser kleinen Bande würde sich zu erkennen geben und zu Wort melden.

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    Aretas Tolmides wurde langsam unruhig. Warum dauerte das nur so lange? Instinkiv warf er einen Blick auf sein Handgelenk. Doch in Ermangelung eines Zeitmessers, war ihm damit nicht geholfen.
    Endlich öffnete sich die Tür. Der schwarze Ianitor schaute ganz verdutzt.
    Tolmides trat vor. "Das wird aber auch Zeit, mein Guter! Ich habe die meine nicht gestohlen! Ich befürchte, ich werde schon erwartet! Tolmides, Aretas Tolmides mein Name. Meines Zeichen Sklavenhändler. Ich bin hier um deinem Herrn ein paar erlesen Stücke meiner derzeitigen Kollektion anzubieten!" Dabei wies er auf die fünf Sklavinnen, die mit ihm gekommen waren.

  • Leone schaute noch verdutzter, als er den Kerl hörte. Seines Zeichen Sklavenhändler. Der Nubier verzog kurz den Mund und zuckte dann mit den Schultern. "N alter Mann ist keine Quadriga", murmelte er zwischen den Zähnen hindurch.


    Laut sagte er: "Mir ist nicht bekannt, dass du einen Termin hättest, aber ich will gern fragen gehen, ob du in den Terminkalender meines Herren hineinpasst. Ich gehe davon aus, dass du Aurelius Corvinus meinst?" hakte er sicherheitshalber noch einmal nach. Immerhin war so gesehen auch Ursus sein Herr, oder Cotta, oder Philonicus....

  • Leone verengte die Augen zu Schlitzen und hätte diesen frechen Kerl am liebsten des Hauses verwiesen oder ihm gleich den Zutritt untersagt. Doch beides stand ihm nicht zu, wenn der Grieche recht hatte und er wirklich einen Termin hatte. Also öffnete Leone die porta gänzlich und deutete hinein.
    "Na gut. Dann kommt mal mit ins atrium."

  • Die Hinreise war ohne Zwischenfälle vergangen, dennoch war die junge Aurelia erleichtert, als sie endlich das langersehnte Ziel erreicht hatte. Dieses ständige Geschaukel im Reisewagen war doch ziemlich strapaziös. Zudem sah sie voller Freude dem Treffen ihrer Familie entgegen.


    Endlich kam der Wagen zum Stillstand. Minervina atmete noch ein mal tief durch und entstieg schließlich galant aus dem Reisewagen. Hier stand sie nun vor der Villa Aurelia. Ein wahrlich prächtiges Anwesen wie sie fand. Sie fragte sich, wie es erst im Inneren der Villa aussehen musste, wenn sie schon von außen so viel Stil und Eleganz ausstrahlte. Ganz gespannt war sie natürlich auf ihr eigenes Cubiculum. Ob man es bereits für sie hergerichtet hatte?


    Gleichwohl sie sich vor das bevorstehende Wiedersehen freute, kurz bevor es ernst wurde, machte sich in ihr eine unangenehme Aufregung breit. Plötzlich drängten sich unbequeme Fragen auf. Wie man hier wohl auf ihre Ankunft reagieren würde? Vor einigen Wochen hatte sie sich zwar in einem Brief an ihren Onkel Corvinus angekündigt, trotzdem war sie sich unsicher, wie man sie hier empfangen würde. Und wie die restlichen Familienmitglieder wohl so waren? Hoffentlich waren sie nicht allzu streng.


    Sie starrte weiterhin die Villa an und versuchte somit ihre innere Unruhe zu unterdrücken. Du machst dir mal wieder viel zu viele Gedanken! Während sie sich selbst gut zuredete, eilte ein Sklave zur Porta und klopfte eifrig an die Haustür.

  • Das Essen war heute wirklich hervorragend gewesen. Niki hatte ihm ein gutes Stück Fleisch auf den Teller gepackt und was von "Damit Du mir nicht vom Fleisch fällst", gemurmelt. Nicht daß Leone irgendwie mager wäre. Ganz und gar nicht. Aber solche Sorge ließ man sich doch gefallen.


    Nun saß er auf seinem Hocker, rülpste einmal ordentlich vor sich hin und begann, mit einem Holzspan zwischen seinen Zähnen herumzupulen, um die festsitzenden Fleischfasern zu lösen.


    Als es unvermutet klopfte, rutschte er natürlich prompt ab und stach sich mit dem Span ins Zahnfleisch. Eine schmerzhafte Sache! Zum Glück war es keine tiefe Wunde, nur ein kleiner Ratsch.


    "Au!", entfuhr es dem Nubier aber trotzdem und man mochte dies auch vor der Tür noch vernommen haben.


    Es dauerte einen Moment, bis die Tür sich dann doch endlich öffnete. "Salve", grüßte Leone und betrachtete den Sklaven vor sich. Mit einem Seitenblick hatte er natürlich auch die Dame im Wagen erblickt. Doch er konnte sie nicht genau genug sehen, um sie erkennen zu können. "Was kann ich für Dich tun?"

  • Wie sie da so vor der Villa wartete, meinte sie plötzlich etwas aus dem Inneren des Anwesens gehört zu haben. Sie horchte auf. Hatte da etwa jemand Schmerzen?! Diese Laute, die nach draußen drangen, klangen fast so danach... augenblicklich bekam Minervina ein mulmiges Gefühl. Dabei war sie ohnehin schon nervlich angespannt. Was ging da bloß vor? Sie sah fragend ihren Sklaven an der Tür an, doch dieser guckte ebenso verwundert und zuckte nur mit den Schultern.


    Kurz darauf wurde auch schon die Tür geöffnet und beim Anblick dieses großen, dunklen Ianitors beruhigte sie sich nicht wirklich. Auch der Sklave fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Eingeschüchtert von der Statur und der dunklen Haut des Ianitors begann er seinen Satz runterzurattern. "S... sei gegrüßt. Meine domina Aurelia Minervina ist eingetroffen und wünscht eingelassen zu werden. Sie ist die Nichte des werten Marcus Aurelius Corvinus." Minervina selbst hielt sich währenddessen nicht weit von der Tür auf, schließlich wollte sie alles genau mitbekommen.

  • Na, warum schaute denn der Sklave so verschüchtert? Hatte der etwa eine strenge Herrin? Das hätte ihnen gerade noch gefehlt, wenn eine zickige, strenge Domina einziehen würde. Eine Nichte von Aurelius Corvinus? Achja, die Schwester von Aurelius Ursus! Die war ja angekündigt. Nur etwas früher eingetroffen als erwartet.


    "Ja, selbstverständlich. Willkommen in der Villa Aurelia, Domina. Bitte komm doch herein. Ich werde Dominus Corvinus sogleich über Deine Ankunft informieren lassen. Wünschst Du, daß auch Dein Bruder informiert wird?" Schließlich konnte es ja sein, daß sie ihn irgendwie überraschen wollte.


    Leone machte eine einladende Geste und zeigte sein strahlenstes Lächeln, als er beiseite trat, damit Aurelia Minervina eintreten konnte.

  • Eine schlichte, doch von edlem Material zeugende Sänfte, geziert von einem unscheinbaren Wappen der Gens Flavia, schob sich zielstrebig durch die breiten Straßen Roms, um schlussendlich vor dem Anwesen der Gens Aurelia ihr vorläufiges Ziel zu finden. Ein junger Sklave preschte eilig an die Pforte und klopfte, während Gracchus sich anschickte gemessener Bewegung - viel mehr ließ die ihn umgebende Toga nicht zu - das Transportmittel zu verlassen.

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  • Schwerfällig lehnte Leone von innen an der porta und schwelgte in Gedanken an die hübsche Nubierin, welche um ein Haar am vorangegangenen Tage gekauft worden wäre. Da klopfte es, und der schwarze Riese erschreckte sich daraufhin so sehr, dass er vom Holz der Tür wie von glühendem Metall fortstrebte und einen erschrocken Blick über die Schulter warf. Es war noch immer eine Tür, und sie hatte sich weder bewegt noch erwärmt. Erst dann fiel ihm das Klopfen ein, welches dies Ereignis begleitet hatte, und er öffnete die Tür, um herauszuschauen. Sogleich erblickte das wachsame Auge des Hünen ein wohlbekanntes Familienwappen.


    "Salve. Was kann ich für euch tun?" fragte Leone in seiner tiefen Stimme und gab den Anschein größter Seriosität.

  • Der junge Sklave hielt den Blick gesenkt, blickte nicht auf zu dem Hünen, welcher die Türe öffnete, denn er war es ohnehin nicht, mit welchem jener sprach, gleichwohl er es war, welcher antwortete.
    "Mein Herr, Senator Flavius Gracchus, wünscht Aurelius Corvinus zu sprechen."
    Eben jener Herr stand schräg neben dem Sklave, die Kiefer aufeinander gepresst, denn jener Ianitor weckte in ihm eine nicht zu ignorierende Reminiszenz an das Theaterstück während der Meditrinalia in diesem Hause.

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  • Leones Blick glitt rein interessehalber zu der angestrengt desinteressiert wirkenden Gestalt des Senators hinüber. Er erinnerte sich an den letzten Besuch dieses Mannes und nickte schließlich.
    "So sage deinem Herren, dass er dem Jungen dort hinein folgen möge. Ich lasse sogleich nach dem dominus schicken. Was soll ich ihm ausrichten lassen, worum es geht?" fragte Leone und winkte bereits zwei weitere Sklaven herbei. Der Junge würde den Gast hinein geleiten, während der andere Sklave den dominus in Kenntnis setzen sollte.

  • "Es geht um private Angelegenheiten"
    , antwortete Gracchus und trat an dem Ianitor vorbei in die Villa, dem jungen Sklaven zu folgen. Jener, welcher an der Türe hatte geklopft, wandte sich um, da er bei den Sklaven würde verweilen, welche die Sänfte hatten getragen. Hinter Gracchus folgte wie dessen Schatten sein Sklave Sciurus, Leibdiener, Scriba, Agenda und vieles mehr.

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  • Anscheinend hatte man den Ianitor bereits über ihr Kommen informiert. Sie nickte, als er auf ihren Bruder zu sprechen kam. "Mein Bruder soll von meiner Ankunft unterrichtet werden." Einen kurzen Moment überlegte sie sich, wie es wohl wäre, wenn sie ihn überraschen würde? Ach nein, er wäre sicherlich schon genug überrascht sein, wenn er erst einmal sieht, wie sehr sich seine Schwester in den letzten Jahren verändert hatte.


    Bevor sie jedoch eintrat, zupfte sie noch schnell an ihrer Tunika und überprüfte den Sitz ihrer Frisur. Schließlich wollte sie gleich zu Beginn an einen guten Eindruck bei ihrer Familie machen.


    Gut, alles saß an seinem Platz. Sie atmete noch einmal tief ein und schritt anschließend an dem Ianitor vorbei. Während sie ihn passierte, bemerkte sie sein breites Grinsen. Seine strahlend weißen Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner dunklen Haut, welcher Minervina faszinierte. Doch dann sah sie plötzlich etwas, was sie stutzen lies. Irritiert beäugte sie den Mund des Ianitors etwas genauer. Blutete er etwa?! Aber ja doch, sie sah es ganz genau! Er musste es gewesen sein, dessen Ausruf sie vorhin gehört hatte. Doch wieso grinste er so, obwohl er blutete? Hatte er denn keine Schmerzen? Nun gut, das war nicht ihre Angelegenheit. Also sagte sie nichts und schritt schnell an ihm vorbei.

  • Leone merke zwar, daß er im Mund blutete, und natürlich tat es auch weh. Doch er rechnete nicht damit, daß man es sah. Außerdem mußte er erst seine Pflicht erfüllen, bevor er sich um die Verletzung kümmern konnte. "Wie Du wünschst, domina", erwiderte Leone und winkte den Sklavenjungen heran, der bei ihm postiert worden war, um Nachrichten innerhalb des Hauses auszurichten. Der Kleine bekam die kurze Anweisung, erst Corvinus und dann Ursus zu informieren, und flitzte dann davon.


    Leone hingegen wandte sich wieder an Minervina. "Wenn Du mir bitte ins atrium folgen würdest?" Er machte eine einladende Geste und ging dann voraus ins atrium.

  • Dankend nickte Minervina dem dunklen Sklaven zu. "Hab meinen Dank." Bevor sie endgültig die Villa betrat, blickte sie sich noch einmal um. Gut. Die Sklaven, die sie auf der Hinreise begleiteten, bewachten wie erhofft ihre ganzen Habseligkeiten. Beruhigt darüber, dass mit ihrem Gepäck kein Schindluder getrieben wurde, folgte sie dem Ianitor ins atrium.

  • Leone war dieses mal wirklich auf dem Posten. Weder versuchte er, ein Schläfchen zu machen, noch stellte er sonst etwas an. Und so öffnete sich die Tür ungewöhnlich schnell und ein strahlendes Lächeln empfing den Besucher, den Leone ja auch mittlerweile kannte.


    "Salve, Medicus Decimus. Was kann ich für Dich tun?", fragte er höflich und blickte den Besucher fragend an. War dies ein Arztbesuch oder wollte er vielleicht etwas von einem der anderen Bewohner der Villa? Immerhin war Decimus Mattiacus ja auch ein Freund der Familie und nicht nur der Arzt.

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