• Gegen Nachmittag des selben Tages saß Leone - wie unschwer zu erraten - hinter eben dieser porta und döste vor sich hin. Natürlich entging dem Nubier auch im Halbschlaf nicht jenes eindeutige Geräusch, welches im Ianitor-Fach-Jargon im allgemeinen als "Anklopfen" bezeichnet wurde.


    Was sich für einen Außenstehenden wie ein einfaches Klopfzeichen anhörte, war für das geschulte Ohr eines Profis, wie Leone einer war, wie Musik. Und anders als ein Laie, konnte der geübte Iantitor daraus so manche Schlußfolgerung über die Person ziehen, welche da gerade klopfte: ... weiblich, unter zwanzig, blond und sehr hübsch..., fasste Leone kurz und mit geschlossenen Augen das Gehörte zusammen und erhob sich dann, um sich ein Bild davon zu machen wie gut er geraten hatte.


    Leone öffnete die Tür und ... Merda, wieder mal voll daneben ... Er schaute den Mann vor der Türe kurz irritiert an, ehe er in gewohnter Weise nach dessen Anliegen fragte: " "Salve, was kann ich für dich tun?"


  • Perseus
    _____________


    >Salve, ich komme vom Senator und Quindecemvir Kaeso Annaeus Modestus und habe eine mündliche Nachricht für den Vigintivir und Augur Manius Aurelius Orestes, so er sich den gerade im Haus befindet.<


    erklärte Perseus dem Mann an der Tür und wartete ab, ob der Aurelier zu Hause war oder ob er ihn erst in irgendeinem Tempel oder Officium suchen gehen musste.

  • Leone musterte den Überbringer der Nachricht eingehend, während er sich das Anliegen anhörte und insgeheim abwog ob es wichtig genug wäre, den Herrn deswegen zu stören. Eine Nachricht von einem Senator konnte eigentlich gar nicht unwichtig sein, auch wenn sie "nur" mündlich überbracht wurde. Trotzdem ließ der Nubier einige Sekunden verstreichen, ehe er die porta weiter öffnete und mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass der Bote eintreten durfte: "In Ordnung tritt ein. … Der Herr ist anwesend und ich werde ihn sofort darüber informieren lassen."


    Eine Bewirtung gäbe es für den Sklaven selbstverständlich nicht, aber wenigstens müsste er nicht auf der Straße warten.

  • Da Tiberius sich erinnern konnte, dass er bereits beim Wagenrennen des Cultus Deorum vor einigen Monaten mit Senator Aurelius Corvinus in Verbindung stand, wollte Crassus auch diesen aufsuchen. An der Porta angekommen erblickte Tiberius den Ianitor.


    "Salve, ich bin Tiberius Decimus Crassus, Sohn des Titus Decimus Verus und ich würde gerne mit Senator Aurelius Corvinus sprechen, sofern er zu sprechen ist."

  • Leone lungerte an der Tür herum und wartete sozusagen nur darauf, dass etwas passierte. Der herbeigewünschte Zwischenfall ließ auch nicht allzu lange auf sich warten, denn es klopfte und Leone erledigte pflichtbewusst seine Arbeit, indem er öffnete und den Besucher nach seinem Anliegen fragte.


    "Da muss ich mal nachschauen, ich glaube nicht, dass er derzeit in der Verfassung... Aber wenn du mir vielleicht sagen könntest, in welcher Anlegegenheit du den Senator zu sprechen wünschst?"

  • "Tritt ein und gedulde dich einen Moment, ich werde den Herrn informieren und dann gleich wieder bei dir sein", versprach Leone und nahm den Decimer mit sich ins Haus. Nur einen Augenblick musste der junge Mann warten, dann tauchte der schwarzhäutige Sklave wieder auf und machte eine einladende Bewegung. "Herr, der Senator empfängt dich jetzt. Folge mir bitte."

  • Bei der Villa Aurelia Tiberia angekommen, die im edelsten Viertel des Quirinal lag (und somit viele Straßenecken von der Barrackenstraße, in der die Casa seiner Familie stand), fragte sich Vala gleich, worin sich die Häuser der edelsten Familien Roms eigentlich unterschieden. Von außen auf jeden Fall taten sie es nicht, denn wir fast alle römischen Häuser blendete auch dieses die Straße vollkommen aus, und konzentrierte sich nur nach innen.


    Auch vor dem Tor der immensen Villa der Aurelii fand Vala die üblichen Bittsteller und was-weiß-ich-nicht-was-noch-für-Volk, zwängte sich vorbei, strafte alle, die murrten mit einem vernichtenden Blick und klopfte laut hörbar an...

  • Es war erstaunlich, wie viel Leone heute zu tun hatte. Schon die salutation hatte beinahe doppelt so lang gedauert wie sonst üblich, was an sich aber kein Wunder war, da der Hausherr lange krank gewesen und nun wieder genesen war. Auch jetzt war er gefragt, musste ablehnen und verweigern oder auf den Hintereingang verweisen, wo es für Bettler und Mittellose stets etwas zu essen gab. Und jetzt klopfte es schon wieder. Leone öffnete die Tür und betrachtete den Mann davor. "Salve, was willst du?" fragte er eine Spur zu unhöflich.

  • Erstaunlich war es auch, wie viele Menschen an römischen Portae unfreundlich begrüßt wurden. Vala zog unwillkürlich eine Augenbraue nach oben, und sah den schwarzen Mann vor sich eine Spur zu zaghaft an, bevor er sich dann eine Spur zu höflich gab: "Salve, ich bin Titus Duccius Vala, ich würde gerne mit dem Senator Marcus Aurelius Corvinus sprechen. Wenn er da ist und Zeit hat, heißt das. Wenn nicht, wüsste ich gerne wie ich einen Termin mit ihm vereinbaren kann."


    Senatoren waren stets schwer beschäftigte Menschen, das hatte er schon gelernt, also ging es darum Momente auszuloten, in denen man die wichtigen Männer Roms unbeschäftigt erwischen konnte.

  • Na, den jungen Mann hatte Leone nicht einschüchtern wollen, aber so wirkte er eben manchmal auf jene, die an der Pforte klopften. Er bleckte nun die Zähne in einem breiten Grinsen und machte damit die Unhöflichkeit zumindest ansatzweise wieder wett. "Da hast du Glück, der Senator ist noch im Haus." Leone wandte sich um und winkte einen Knaben herbei, der schnell seine Zwille unter dem Gewand verschwinden ließ. "Heda, Minus! Das ist Duccius Vala. Du bringst ihn zum dominus. Er hält sich im Garten auf." Der Junge beäugte den Gast und grinste ihn lausbubenhaft an. "Geht klar!" sagte er und deutete dann über seine Schulter.

  • Dieser plötzliche Wechsel von Unverschämt zu Dreist machte den schwarzen Mann in Valas Augen schon fast wieder sympathisch. Aber eben nur fast. Als er an den kleinen jungen weitergereicht wurde, weil der Senator anscheinend tatsächlich anwesend und gleichzeitig nicht allzu beschäftigt war, zwinkerte Vala dem dunklen Wachhund noch einmal zu, und verschwand dann hinter dem Jungen in das Reich der Villa...

  • Irgendwann kamen sie an der Villa an. Neugierig wuselte Marei nach vorne zu dem am vorne stehendsten Personen und erkämpfte sich einen Stehplatz, an dem sie alles wunderbar überschauen konnte. Leider war sie noch nicht anerkannt von den übrigen Sklaven die die Flavierin außerdem begleiteten und wurde wieder zurück nach hinten geschubst. Den Schubsern streckte sie ohne etwas zu sagen die Zunge raus und entdeckte einen kleineren Sockel. Auf diesen stellte sie sich und war nun genauso groß wie alle anderen. Ihre Herrin musste nur noch aus der Sänfte aussteigen. Bestimmt musste Charis sie wecken, falls sie in der Sänfte eingeschlafen war. Marei wartete gespannt auf denjenigen der aufmachen würde. Sie war schon sehr gespannt, auf das Gesicht hinter der Tür und wechselte den Beutel in die andere Hand.

  • Der Titel dieses Beitrags mag dramatisch klingen, doch spiegelt er genau das wieder, was Phraates empfand über sich selber. Die Welt war ungerecht, böse, schlimm, und deprimierend, ungefähr in dieser Reihenfolge. Dementsprechend mürrisch blickte er auch drein, als er auf die Villa Aurelia zuschlurfte. Auf seinem Rücken trug er haufenweise Zeug, Geschirr, Kleidung, und sperrigen Kram aus Holz, dessen Sinn und Zweck nicht unbedingt ersichtlich war. Beim Umzug der Herrin Celerina mussten alle Sklaven mitanpacken, und Phraates hatte, damit er nur einmal zur Villa Aurelia latschen musste, seinen kompletten Part gleich jetzt mitgenommen, ohne nur die Hälfte zu nehmen. Sein Rücken schmerzte. Seine armen Schultern standen davor, abzubrechen. Aus seinen Armen traten die Venen blau hervor. Er blieb vor der Tür stehen, doch hatte er seine Arme nicht frei. Nicht wissend, wie er sonst banklopfen sollte, senkte er den Kopf wie ein Stier, und rammte ihn 2, 3-mal gegen die Tür. Es war laut und hörbar. Phraates, der nun Kopfschmerzen auf die Liste seiner mannigfaltigen Leiden aufnehmen konnte, hob seinen Kopf und blickte die Tür müde an.

  • Das war vielleicht heute wieder ein Kommen und Gehen heute! Ein Betrieb, wie in einer Großstadt! Leone ließ sich aber mit keiner Faser seines Körpers irgendetwas anmerken, daß er es langsam satt hatte, alle paar Minuten die Tür für die Sklaven der neuen domina zu öffnen. Warum konnten die nicht, wie alle anderen durch den Hintereingang kommen?
    Als es zum wiederholten Male klopfte, schien es, als wolle Leones Kragen doch platzen, hätte er einen solchen besessen. Er öffnete und sah dieses bemitleidenswerte Individuum vor sich. Wieder einer von denen, dachte er sich.
    "He, du! Du bist hier falsch, mein Freund! Verstehst du?"
    Wohl eher nicht, wenn man nach der fremdländischen Kleidung dieses Sklaven zu urteilen hatte. Welchen eigenartigen Geschmack nur manche Leute so hatten, dachte Leone verächtlich.
    "Das-hier-falsches-Adresse!", fügte er in abgehackten Worten hinzu, nichts ahnend, was er in dem armen Kerl vor sich damit auslöste.

  • Phraates hörte in seinem Rücken die Wirbeln knacken, als die Türe geöffnet wurde. Vor ihm stand ein schwarzes Ungetüm, welches, als Phraates hinschaute, sich als Mensch entpuppte. Und was ür ein Mensch, das war nicht mehr zu glauben.
    Doch noch viel grauenerregender als sein Anblick wirkten die ungeschlachten Worte, die dem Riesen aus dem Mund polterten. Phraates zuckte kurz zusammen und schüttelte den Kopf. Sein latein hatte sich in der letzten Zeit sehr verbessert. Er verstand alles, was ihm Leone sagte, und blickte ihn ungläubig an. „Eins. Ich bin richtig. Das ist die Villa Aurelia. Und musste hierher gehen. Ein Befehl von Flavia Celerina, meine Herrin. Zwei. Das ist nicht korrektes Latein.“ Er schaute streng auf den Türsklaven, veraergert. „Lass mich rein.“ Man konnte deutlich den einstigen Savaran-Kataphrakten heraushören, diese Stimme gehörte einem Mann aus der Elite der parthischen Armee, der schon mehr als genug Männer aus geringerem Rang kommandiert hatte. „Ich breche mir jetzt und dann den Rücken.“, setzte er vorwurfsvoll hinzu.

  • Leone sah diesen Kerl, der sich erdreiset hatte, ihm zu widersprechen, scharf an. Besonders als er von ihm belehrt wurde, was richtiges Latein war.
    "Was du nicht sagst! Du bist ja ein schlaues Kerlchen! Na schön, das ist tatsächlich die Villa Aurelia. Aber dies ist der Eingang für die Herrschaften, nicht für hergelaufene Sklaven oder Packesel, wie du einer bist! Für dich gilt das Gleiche, wie für alle anderen: Du hast den Hintereingang zu benutzen. Klar?!"
    Da Leone trotzallem ein netter Kerl war, entspannte sich sein Blick wieder. "Na schön, dieses eine Mal noch! Komm rein!" Der Inanitor betrachtete interessiert die Gegenstände, die Phraates mit sich führte. Ach er konnte nicht genau sagen, wofür man solch vielen Plunder eigentlich brauchte. Aber sicher würde es die domina wissen.
    "Das Zeug kannst du in die Räume deiner Herrin bringen. Der Knirps hier bringt dich dorthin!" Leone deutete auf einen Sklavenjungen, der die ganze Zeit bei ihm gesessen hatte und dem er allerhand Geschichten aus seinem Leben erzählt hatte.

  • Auf das Klopfen hin öffnete Leone die Türe. Er wirkte noch etwas verschlafen, denn gerade eben war er so schön eingedöst. Doch der Anblick der neuen Hausherrin, die gerade eben ihrer Sänfte entstieg, sowie deren Gefolge, ließen den Nubier sofort hellwach werden. Hoppla! Die Flavia und ihre Sklaven waren dem Ianitor natürlich ein Begriff und so ließ er sie selbstverständlich ohne Widerworte und mit einer tiefen Verbeugung passieren.


    Lediglich das Gesicht am Ende des Zuges kam Leone ganz und gar nicht bekannt vor und so stellte er sich dem Zwerg erst einmal breitschultrig in den Weg.


    "He du da Kleiner! Moment mal. ... Quo vadis?"

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