• Noch immer zeichnete sich ein großes Fragezeichen im Gesicht ihres Verwandten ab. Ihre recht offene Antwort, hatte ja nicht ganz ihre Pläne offenbart. Wenn er wüsste, was sie vor hatte, würde er sie wohl erst gar nicht gehen lassen. So aber würde sie sich vielleicht noch heraus reden können.
    Er wirkte unentschlossen und als er den Mund aufmachte wirkte er unschlüssig. Ihr entging nicht, wie er fragen einem Blick seinem Sklaven zuwarf und wie dieser mit ausdrucksloser Miene da stand. Pegasus wusste tatsächlich nicht welche der Schwestern vor ihr stand.


    Auf seinen Vorschlag, war sie dann aber nicht vorbereitet. Sie begleiten. Da sie ihn nicht recht einschätzen konnte, wusste sie nicht wie er auf ihre Pläne reagieren würde. Ob er ein Geheimnis für sich behalten konnte. Man konnte Flora ansehen, dass sie nicht recht wusste, ob sie sein Angebot annehmen sollte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte ihre Pläne noch ändern und einfach zum Mercatus gehen und ihn dahin mit nehmen… Schließlich sah sie ihn kritisch an. „Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“ fragte sie nach. Noch nicht sicher, ob sie ihn mit nehmen wollte.

  • Da sie nicht weiter auf den genannten Namen einging, ging Pegasus davon aus, tatsächlich den richtigen getroffen zu haben. Welch ein Glück, das wäre ansonsten natürlich ziemlich peinlich gewesen. Was gab es auch gerade bei ihm in der Familie Zwillinge, die sich so vollkommen ähnlich sahen. War es überhaupt möglich, sie auseinander zu halten? Mit Sicherheit gab es da einen Trick, ein bestimmtes Merkmal... er würde einen seiner Sklaven darauf ansetzen müssen. Das war subtil und hoffentlich unauffällig. Lucius würde sich da gut eignen: Wenn ein kleiner Junge durch das Anwesen streift und mit seinen neugierigen Augen alles taktiert, würde niemand auf eine solch abwegige Idee kommen!


    Ihre Worten ließen allerdings vermuten, dass sie sich ebenfalls in der Geheimniskrämerei verstand. Ob Pegasus in der Lage war ein Geheimnis für sich zu behalten? Nun, er hat schließlich jahrelang als Aurelier gelebt ohne dass es groß publik war. Zugegeben, das war nun nicht unbedingt Absicht gewesen und im Nachhinein ärgerte er sich sogar darüber, so lange abgeschottet gelebt zu haben. Zumindest konnte man aber nicht von ihm behaupten, ein Tratschmaul zu sein, was eben an seinem häuslichen Umfeld der letzten Jahre zu tun hatte. Es war schwer, Geheimnisse zu verraten, wenn man relativ wenig Kontakt zu Menschen hatte, denen man solche erzählen könnte. Sein Stirnrunzeln lichtete sich unmerklich, wurde aber durch ein beruhigendes Lächeln ergänzt. “Ein Geheimnis? Es könnte nirgendwo sicherer sein!“ Das Lächeln wandelte sich zu einem aufrichtigen Grinsen und Pegasus legte seinen Kopf leicht schräg... vielleicht wurde nun das Rätsel doch gelöst, obwohl es gar nicht darauf angelegt hatte – neugierig war er ja schon.

  • Das er sie für ihre Schwester hielt, könnte von Vorteil sein, aber sie wollte eigentlich nicht, dass Narcissa ärger für etwas bekam, was sie nicht getan hatte. Also verbesserte sie ihn dann doch noch mal im Nachhinein. „Ich bin übrigens Flora!“ erklärte sie ihm und spielte dabei an dem goldenem Kettchen an ihrem Handgelenk, auf dem ihr Name eingraviert war. Eine Maßnahme die ihre Mutter ergriffen hatte, damit die Sklaven nicht ständig die Zwillinge verwechselten. Nur war das Armband so fein gearbeitet, dass man nur beim genauen drauf sehen, den Namen erkennen konnte. „Nicht das Narcissa ärger bekommt…“, fügte sie hinzu. Das wichtigste was man über die beiden aurelischen Schwestern wissen musste, dass war das sie wie Pech und Schwefel zusammen hielten. Sie teilten alle Geheimnisse miteinander. So würde es wohl auch Narcissa sein, der sie später dann von ihrem kleinen Ausflug erzählen würde. Hoffentlich war sie nicht wütend darüber, dass sie diese nicht mitgenommen hatte.


    Pegasus versicherte ihr, dass ihr Geheimnise bei ihm sicher war. Kurz warf sie seinem Sklaven einen Blick zu, ehe sie dann näher an ihn heran trat und ihm flüsternd von ihren Plänen erzählte. „Ich will zu den Stallungen der Factio Purpurea. Da hat uns Letztens ein Fahrer auf seinem Wagen mitgenommen!“ vertraute sie ihm leise an. Hoffentlich konnte sie ihm beim Wort nehmen.

  • Uh... da hatte Pegasus doch tatsächlich die falsche Seite der Münze gewählt. Narcissa und Flora sahen sich allerdings auch furchtbar ähnlich, vor allem, wenn man die bisherige Zeit in der villa nicht unbedingt damit verbracht hatte, sich jede Einzelheit der eigenen Verwandten einzuprägen. Zugeben, das war nicht wirklich rühmlich, allerdings auch nicht mehr zu ändern. Eines seiner zukünftigen Vorhaben war es nun, verstärkt auf eben solche Dinge zu achten. Wie er das Problem mit Flora und Narcissa lösen konnte – schließlich wusste er ja während dem Beobachten trotzdem nicht, wen von beiden er vor sich hatte - … da musste er wohl tatsächlich einfach dem kleinen Lucius vertrauen, auch wenn das ein leichtes Unbehagen in ihm auslöste. Der Blick des Aureliers löste sich von ihren Augen und wanderte hinab zu der goldenen Kette an Floras Handgelenk. Was es damit genau auf sich hatte, vermochte er in diesem Moment nicht zu sagen, da er nichts ungewöhnliches an ihr erkennen konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er sie darauf ansprechen. Nun galt es erst einmal, von diesem Präsentierteller von Örtlichkeit zu verschwinden, wenn seine verstohlene Verwandte weiter unentdeckt bleiben wollte. Das wohin würde sich bestimmt gleich auflösen.


    Ihr beinahe prüfend anmutender Blick zu Lucius bemerkte er ebenfalls und in Gedanken malte er sich bereits aus, was er mit seinen Sklaven anstellen sollte. Es war sicherlich eine gute Idee, dass sie schon einmal sein cubiculum herrichten sollten, während er... Moment... was erzählte sie da? Pegasus konnte durchaus zuhören und gleichzeitig über etwas nicht ganz so entferntes nachdenken. Das brachte es so mit sich, wenn der größte Einfluss auf einem die eigene Mutter war, die ihn tagtäglich mit nicht ganz so interessanten Fakten immer wieder aufs Neue zu langweilen versuchte, aber gerade in diesem Moment war er sich nicht wirklich sicher, ob er wirklich richtig verstand. In Gedanken wiederholte er noch einmal Floras Worte... „Stallungen der Factio Purpurea“... „auf seinem Wagen mitgenommen“. Ein... zwei aurelische Mädchen machten sich heimlich auf den Weg zu einem solch abenteuerlichen Zeitvertreib? Abenteuerlich und gefährlich! Pegasus musste nicht lange nachdenken, um die ganze Sache nicht gut zu finden, er hatte allerdings ein Versprechen gegeben, niemandem von diesem Geheimnis zu erzählen und dieses Versprechen wog in seinen Augen schwerer. “Ihr seid auf einem Wagen mitgefahren? Alleine... mit... einem Fahrer?“, fragte er skeptisch. Und sie wollte dies anscheinend ein weiteres Mal machen. Jetzt. Der Patrizier atmete hörbar aus, schloss kurz die Augen und wandte sich kurz seinen beiden Sklaven zu. “Geht ihr rein und bereitet mein Zimmer vor. Wenn ich zurück bin, ist das erledigt.“ Ohne auf eine Antwort oder irgendeine andere Art von Reaktion zu warten, schaute er wieder Flora an, musterte sie kurz – soweit es aus dieser nicht besonders großen Entfernung aus ging – und beugte sich leicht über sie. Ein wissendes Grinsen umspielte seine Lippen und er verharrte einen Augenblick in dieser Position, bevor er weitersprach: “Also ein Ausflug zur Factio Purpurea?“ Wenn Pegasus sie begleitete, konnte er wenigstens gleichzeitig auf sie aufpassen. Zusätzlich musste er sich eingestehen, selbst ein wenig neugierig zu sein, was hinter den Kulissen der berühmten Pferderennen so vor sich ging...

  • Pegasus musterte sie eingehend und suchte wohl nach dem marginalen Unterschied an dem er erkennen würde, welchen der Zwillinge er vor sich hatte. Doch äußerlich gab es eigentlich keinen Unterschied, höchstens an ihren Kleidern konnte man die Schwestern auseinander halten. Aber in ihrem Verhalten waren Narcissa und Flora durchaus wie Tag und Nacht, es waren kleine Gesten und die Mimik, welche sie zu unterschiedlichen Menschen machten. Aber dafür musste man die aurelischen Zwillinge auch schon kennen um sie sofort auf einen Blick von einander unterscheiden zu können.


    Es dauerte einen Moment bis ihre Worte zu ihm durchdrangen und sie konnte den ersten Schrecken in seinen Augen direkt sehen. Ihre Pläne behagten ihm so gar nicht. Fast schon erwartete sie dass er nun versuchte ihr diese Gedanken mit den üblichen Bedenken auszutreiben: Es sei zu gefährlich, leichtsinnig und würde für einen Skandal sorgen, wenn jemand dahinter kam. Doch die gefürchtete Standpauke blieb aus. Stattdessen schien er mit sich selbst zu ringen. Konnte sie etwa Abenteuerlust in seinen Augen sehen? Oder aber nur die Sorge um seine Verwandte. „Ich, Narccissa und Tiberia Faustina“, erzählte sie ihm dann bereitwillig. Da sie ihm ja schon ihr Geheimnis anvertraut hatte, sollte er ruhig alles erfahren. Zu ihrer Freude schickte er die Sklaven fort. Somit keine neugierigen Ohren und Augen. Mit einem breiten ging sie dann voraus. „Hier geht’s lang“, sagte sie lachend und lief voran.

  • Um bei seinem Onkel nicht schlecht aufzufallen, aber auch vor allem um die Götter nicht gegen sich aufzubringen und ihre Unterstützung zu gewinnen, hatte Iavolenus beschlossen, den Salii Palatini beizutreten, naja, es jedenfalls zu versuchen. Ob sie ihn aufnehmen würden war eine andere Sache, aber sein Onkel saß ja auch in dem Gremium und so würde es bestimmt nicht so schwer sein.
    Also war er an diesem Tag früh aufgestanden (Wow!), was wegen seinen Aktivitäten in der Nacht zuvor nicht so einfach gewesen war (Nicht so wow, eher normal...). Er hatte sich auf den Weg gemacht und nun stand er vor der Villa Aurelia, da, wo der Magister der Salii wohnte. Natürlich hatte Iavolenus seine beste Toga angezogen und erschien nun sehr elegant, also ganz anders als sonst.
    Der Claudier gab einem seiner Sklaven ein Zeichen, der daraufhin anklopfte und innerlich nochmal seinen Standardspruch wiederholte.

  • Leone schien seine Verpflichtungen derzeit weniger gern nachzugehen oder sah sie das falsch?Hatte er sich bei Saba angesteckt? Wurde er auch krank? Es war Tilla, die das Klopfen an der Haupttüre hörte und nach einem suchenden Blick, ob jemand anders die Aufgabe übernehmen könnte, die Tür öffnete. Salve! Was möchtest du.. ehm ..ihr? Oder zu wem möchtest du? flüsterte sie ohne hörbare Stimme. Sie konnte nicht sprechen, da sie stumm war, zur Not würde die Schreibtafel aushelfen. Freundlich lächelte sie den Sklaven an, musterte den Mann dahinter. Sein Gesicht war ihr (noch) nicht bekannt, jedoch verriet es ihr, dass der Gesichtsträger müde war. Blödes regnerisches Wetter.. es machte jeden müde. Kaum ein Mensch lächelte noch.

  • Er hatte Kopfschmerzen, und das auch noch bei diesem Wetter! Da fühlte man sich ja noch schlechter! Iavolenus stand da, sah in den bewölkten Himmel und vermisste den Schein der Sonne, der ihm immer (wenn auch nur ein bisschen) geholfen hatte, den Tag nach einer großen nächtlichen Saufaktion zu ertragen. Die Tür ging auf und eine Sklavin erschien, sie bewegte ihre Lippen, sagte aber nichts. Oder hatte er das nur nicht mitbekommen? War aber auch egal, schließlich war es das Problem seines Sklaven, ob er die Pförtnerin verstand oder nicht.


    Der Sklave hatte zwar nichts verstanden, wusste aber, was die meisten Pförtner fragten, wenn ein unbekannter Besucher kam. Also antwortete er: "Mein Herr Quintus Claudius Iavolenus würde gerne Senator Tiberius Aurelius Avianus sprechen. Es geht um die Salii Palatini."

  • Was für ein langer Name! Tilla war froh drüber, dass ihr Name knackig kurz war. Sie überlegte einige Momente, ob sie den gewünschten Mann gesehen hatte und nickte stumm. Dein Herr hat Glück, der Aurelier ist daheim. Kommt rein. Die Tür wurde von ihr ganz aufgezogen. Tilla wartete, bis alle Personen, die zu dem Besucher gehörten, drinnen waren und schloß die Türe hinter ihnen. Immer noch kein Leone in Sicht! Der Laufbursche war schon startbereit. Tilla schrieb ihm auf, wer gekommen war, wen der Gast sprechen wollte und schickte ihn los. Eine knappe zeigende Geste musste genügen, um den Gästen anzuzeigen, wo sie lang gingen. Sie ging voran zum atrium

  • [Blockierte Grafik: http://img503.imageshack.us/img503/1383/adula.jpg]
    ________
    Adula



    Eigentlich war Adula es weder gewohnt, noch wusste sie es zu schätzen, wenn jemand sich Umstände machte, selbst wenn es nur darum ging ihr einen Platz auf einer Bank anzubieten.
    In Gegenwart des Germanen war sie jedoch wie bei den früheren seltenen Gelegenheiten ungewohnt milde gestimmt und ließ sich mit einem weiteren Brummen, das so etwas wie Dank signalisieren sollte, nieder, nachdem sie Baldemar eine Weile durch das Haus bis zu der entsprechenden Sitzgelegenheit gefolgt war.


    "Eine Nachricht von Domina Serrana." sagte sie dann knapp und hielt ebendiese in die Höhe. Für wen die Notiz bestimmt war, erwähnte Adula nicht, wem sollte ihre Herrin in diesem Haus auch schreiben sollen wenn nicht der Tiberia?

  • Für Baldemar waren es keine Umstände. Adula war ihm sympathisch. Mehr brauchte er nicht. Er setzte sich. Ihr Brummen nahm er als positive Zustimmung an. Gut. Ein Nicken. Eine Nachricht also? Natürlich musste die für Septima sein. Die Mundwinkel zuckten und er hielt die Hand hin. Mehr musste darüber doch nicht gesprochen werden. Oder? Nur kurz sah er überrascht an. Domina Serrana? Der Germane grinste. Sie waren doch unter sich. Kurz ein Rundumblick. Er sah niemanden. Sie waren alleine in diesem Teil des Atriums.

  • Aurelia Prisca. Valerian erinnerte sich an den Namen. Sie sollte mal mit einem Flavier gesehen worden sein. Es hatte Gerüchte gegeben, daß sie heiraten würden. Aber dann war der Flavier auf einmal fort gewesen. Nunja... Aber schön sollte sie sein, war unter Praetorianern gemunkelt worden. Vielleicht konnte er sich jetzt davon überzeugen. Falls sie ihn überhaupt sehen wollte. Valerian klopfte an die Porta. In so einem reichen Haus würde bestimmt bald jemand öffnen.

  • Neben den üblichen verpflichtenden Aufgaben als Leibsklavin hatte sie mit den anderen Sklaven aus der Sklavengemeinschaft ausgemacht, wer Leone vertreten würde, solange dieser krank im Bett lag. Inzwischen teilte er mit der immer noch kränkelnden Saba einen Raum. Heute war sie mit Türdienst dran. Nur Laufbursche Minor war wie immer in der Nähe um Besucher und Nachrichten zu ihren jeweiligen Empfängern zu überbringen. Gerade liess sie sich von ihm ein Würfelspiel beibringen, als es an der Tür klopfte.


    Minor räumte die Würfel weg während Tilla zur Tür ging und diese öffnete. Salve! Was möchtest du? Zu wem möchtest du? flüsterte sie ohne hörbaren Stimmenklang. Sie konnte nicht 'normal' sprechen, da sie stumm war. Zur Not würde die Schreibtafel und das Lesen aushelfen. Freundlich lächelte sie den Mann an. Sein Gesicht war ihr (noch) nicht bekannt. Nun? fragte sie freundlich lächelnd.

  • Valerian dachte, er hätte schon alles erlebt. Was die Leute so an ihre Porta schickten, war wirklich sagenhaft. Die einen sahen zum Davonlaufen aus, andere sprachen kaum Latein, wieder andere hatten schwere Sprachfehler, so daß man sie kam verstand. Und nun auch noch eine Sklavin, die gar nicht sprechen konnte, wie es schien!


    Es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, sie zu verstehen. Als er begriffen hatte, daß er versuchen mußte, von ihren Lippen zu lesen, war sie mit ihrer Frage schon fertig. Aber natürlich konnte er raten. Und es war ja immer das Gleiche, das an den Türen gefragt wurde. Also tat er erstmal ganz selbstverständlich, als er antwortete: "Salve. Mein Name ist Lucius Quintilius Valerian. Meine Ehefrau, Germanica Calvena, hat eine Nachricht für die ehrenwerte Aurelia Prisca. Ist sie zu sprechen?"

  • Sagenhaft! Sie hatte Glück! Der fremde Besucher verstand sie! Tilla konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen und bemühte sich redlich darum wieder ernst zu werden. Es war so lange her, seit man sie nicht verstanden hatte.. es schien ewige Ewigkeiten her zu sein! Tilla besann sich auf den Besucher und zog die Tür etwas weiter auf, sodaß er eintreten konnte. Ihre Herrin bekam 'sprechende' Post auf zwei Beinen?! Das war was ganz anderes als ein Stück Papier zu erhalten und zu lesen. Kommt rein.. meine Herrin ist zu Hause. antwortete sie wieder einmal stimmlos flüsternd. Der kleine Laufbursche Minor lief auf ihren Wink hin los, um Prisca zu benachrichtigen. Bitte mir nach... fügte sie hinzu, kurz darüber nachdenkend, ob Minor solange den Türdienst bewältigen konnte. Ansonsten würde sie es auf ihre Kappe nehmen, wenn was schiefging. Leone war ja krank und irgendwer musste ihn vertreten. Schon seltsam, dass kein Stellvertreter benannt worden war! Sie musste mit Prisca darüber sprechen...

  • Sie sagte wieder etwas. Dieses mal paßte er auf. Aber so genau verstand er nicht, was sie sagen wollte. Aber ihre Gesten, die verstand er wieder. Sie öffnete die Tür ein Stück weiter. Ihre ganze Körpersprache war eindeutig. Er durfte eintreten, offenbar war Aurelia Prisca zuhause und zu sprechen. "Vielen Dank." Also folgte er der stummen Sklavin, innerlich durchaus amüsiert. Wie es wohl dazu gekommen war, daß gerade sie die Tür geöffnet hatte?

  • Es war ein prächtiger Tag und die Sonne des nahenden Frühlings strahlte über die ewige Stadt. Gleichsam mit ihr um die Wette strahlte Flaccus, der junge Flavier, der sich für diese angenehme Verabredung ganz besonders elegant hatte ankleiden lassen, sodass er nun, angetan mit einer hellen, naturfarbenen Toga, die jedoch mit roten und goldenen Stickereien in filigranen Mustern an den Rändern reich verziert war, und in großen, schweren Falten gleichsam um seinen Leib sich zu schlingen schien, sowie einer tiefroten Tunika darunter, die ebenfalls aus erlesenstem Stoff gefertigt war und in ihrer Farbe dem weichen Fleisch einer reifen Weichsel zu gleichen schien, in einer relativ geräumigen Sänfte, welche reich mit Polstern und allen nur erdenklichen Bequemlichkeiten, wie Vorhängen aus feinen Stoffen, um die Welt ringsum auszublenden und ein größtmögliches Maß an angenehmer Atmosphäre zu schaffen, ausgestattet war und bisher eher langsam und träge auf den Schultern der stämmigen Provinzsklaven durch den Menschenfluss der vollgestopften Straßen der Stadt geschwebt zu sein schien, vor der Villa der Aurelier ankam. Die Sklaven ließen die Sänfte langsam zu Boden gleiten, sodass Flaccus bequem heraustreten konnte, die zierlichen, elfenbeinernen Spangen seiner Schuhe funkelten im Sonnenlicht, jedoch vorerst auch bei der Sänfte stehen blieb um abzuwarten, während einer der Sklaven auf die aurelische Porta zutrat, mit drei kurzen, kräftigen Schlägen dagegen pochte und, als sie sich öffnete, mit lauter Stimme verkündete (sein starker germanischer Akzent war dabei unüberhörbar, soll hier jedoch nicht durch den qualitativen Ablaut so ziemlich der meisten Vokale wiedergegeben werden): "Mein dominus, der ehrenwerte Quintus Flavius Flaccus ist hier, um die ehrenwerte Aurelia Flora abzuholen.", etwas verunsichert blickte der Schrank von einem Mann mit einem ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck zu seinem Herrn, welcher, an die Sänfte gelehnt, mittlerweile die Arme vor der Brust verschränkt hatte, und dem Germanen nur leicht zunickte, seine Aufmerksamkeit jedoch völlig auf die Türe richtend, wo sich nun hoffentlich bald Flora, die Blume, zeigen lassen würde.

  • Lysandra war der Verzweiflung nahe, mit Müh und Not hatte sie ihrer Herrin davon abgehalten dieses frivole Kleid in aller Öffentlichkeit zu tragen. Was hatte Flora sich dabei gedacht dieses Kleid zu kaufen? Der Ausschnitt zu tief, der Schlitz an der Seite zu hoch, offenbarte es mehr, als das es verbarg. „Du bist keine Lupa, sondern eine Aurelia!“ hatte sie ihrer Herrin ins Gedächtnis rufen müssen, als sie dieses Kleid sah. In ihren Augen war es nicht einmal ein Kleid, es war sin Stück Seide das mehr Preisgab, als verhüllte. „Nur weil es von einem exzentrischen Schneider stammt, heißt es noch lange nicht, dass es angebracht ist, so etwas zu tragen… heb es dir für deinen zukünftigen Ehemann auf!“ hatte die Sklavin gewettert. Doch Flora hatte sich nicht abbringen lassen wollen. Da sich Lysandra wie ihre Mutter anhörte, wollte sie einfach rebellieren und der Sklavin bewusst machen, wer hier die Herrin war. Aus lauter Trotz hatte sie das Kleid dennoch anziehen wollen. Am Ende hatte sich Lysandra doch noch durchsetzen können: „Es ist Winter, du wirst nur krank werden!“ Diesem Argument hatte die junge Aurelia nicht wiedersprechen können. Mit enttäuschter Miene war der Hauch aus Seide wieder in einer Truhe verschwunden. Lysandra gab dabei darauf acht, es möglichst weit unten zu verstecken. „Wer hat dir diesen Schneider überhaupt empfohlen?“ „Prisca!“ Lysandra machte eine entsetzte Miene, bei dem Gedanken, dass es noch mehr dieser freizügigen Kleider gab. Rom war ein Sündenpfuhl, rein gar nichts für eine junge Frau. Flora hatte es ohnehin schon ein wenig zu weit getrieben für ihren Geschmack. Wenn das so weiter ging würde aus ihr noch eines dieser schamlosen Flittchen werden. Aber gegen den Begleiter ihrer Herrin hatte sie nichts auszusetzen, ein Flavier, der wusste hoffentlich wo seine Finger hingehörten. Wenn nicht, sie war ja noch als Anstandsdame dabei und es gab ja dann auch noch die germanischen Leibwächter, die ein Auge auf den jungen Mann haben würden.
    „Und was ziehe ich jetzt an?“ Es folgte eine weitere heftige Diskussion darüber, was angebracht war und was nicht.
    Am Ende setzte sich Flora durch, sie wählte ein smaragdgrünes Kleid, nach griechischer Art, mit feiner Stickerei aus Silber an Ausschnitt und Saum. Passend dazu Ohrringe in Tropfenform und die wilden Locken leicht aufgesteckt. Spielerisch umrahmten ein paar lose Strähnen ihr Gesicht. Ein Hauch von Purpur lag auf ihren Lippen und ihre Augen waren durch Kohle und blauen Lidschatten betont. Ein paar Fußknöchelreifen klirrte leise bei jedem Schritt. Lysandra war zufrieden und Flora auch. Gerade rechtzeitig, denn ein Sklave kündigte an, dass der Flavier bereits auf sie wartete.
    Ein letztes Mal zupfte die Sklavin an ihrer Herrin herum, während diese einen kritischen Blick auf die polierte Bronzeplatte warf, welche ihr als Spiegel diente. Zufrieden mit dem was sie sah, verließ sie ihr Zimmer. Dicht gefolgt von Lysandra, welche einen wärmenden Mantel noch mitnahm.


    Einen Augenblick später öffnete sich die Tür auch schon und Flora trat mit einem Lächeln hinaus auf die belebte Straße. Ganz Rom schien in Richtung Amphiteatrum zu strömen. Leicht blinzelte sie im Sonnenlicht, die Götter meinten es wohl gut mit dem Ädil und seinen Spielen. „Salve Flavius“, grüßte sie ihren Begleiter, welcher mit Sänfte und Sklaven sie bereits erwartete. „Ein schöner Tag für Spiele. Du hast doch nicht lange warten müssen?“, strahlte sie mit der Sonne um die Wette. Lysandra hinter ihr, musterte den jungen Mann einmal eindringlich. Auf den ersten Blick, machte er ja einen anständigen Eindruck, dennoch würde sie ihn im Auge behalten. Flora ließ sich in die Sänfte helfen und macht es sich zwischen den Kissen bequem. Lysandra würde laufen müssen.

  • Vom erbitterlichen Kampf, der offenbar vor der Ankunft des jungen Flaviers in der aurelischen Villa zwischen Flora und ihrer Sklavin getobt hatte, konnte Flaccus natürlich nichts ahnen und selbst in seinen kühnsten Träumen hätte er sich wohl kaum einen umwerfenderen Anblick ausmalen können, als jenen, den die Aurelia bot, als sie mit einem strahlenden Lächeln, aus der Villa heraus, ins Sonnenlicht trat. Einen Moment blickte auch Flaccus nur fasziniert und gleichsam gefesselt durch die Anmut der jungen Frau, eben jene an, als sie mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zutrat, ehe er sich jedoch flink wieder fasste und ihren Gruß freundlich erwiderte. "Salve Flora." Die junge Frau bei ihrem Gentilnamen anzusprechen hielt er für zu formell, zumal sie sich ja nicht zum ersten Mal trafen. "Dein Anblick allein würde mich ja schon entlohnen, wenn es denn so gewesen wäre. Du siehst umwerfend aus.", meinte Flaccus mit einem Lächeln und einem ehrlichen Kompliment. Abermals ließ er den Eindruck einen Moment lang auf sich wirken, ehe er mit seinen dunklen Augen die smaragdgrünen der Aurelia suchte, die durch zarte Striche dunkler Kohle noch ein wenig hervorgehoben waren und gleichsam funkelnden Diamanten zu strahlen schienen. Ihr Kleid machte im Grunde einen sehr kultivierten, stilvollen Eindruck, wenngleich es in griechischer Mode gehalten war, und somit ein wenig lockerer als etwa die Kleider römischer Matronen erschien. Geschmackvoll gewählt war auch der Schmuck, der sich im Wesentlichen auf kleine Tröpfchen an den Ohren und zierliche Reifen um das Fußgelenk der jungen Dame zu beschränken schien, in seiner gekonnten Platzierung und kunstvollen Verarbeitung also den Blick mehr auf sich zog als ihn durch ein Übermaß an Edelsteinen und Kostbarkeiten zu ermüden. In ihrer Gesamtheit unterstrichen die kleinen Hingucker also ebenso wie die geschmackvolle Frisur und die Wahl der Farben lediglich die natürliche jugendliche Schönheit der Aurelia, denn sie etwa zu übertünchen.


    Nachdem Flora in die Sänfte gestiegen war, tat Flaccus dasselbe, wenngleich es bei ihm, ob des komplizierten Faltenwurfs der Toga etwas umständlicher, jedenfalls reichlich uneleganter ausfiel, als bei der jungen Frau zuvor. Schließlich aber hatte er es doch geschafft, sich, ohne dabei die Toga etwa gänzlich über den Kopf zu stülpen, irgendwie zwischen den ganzen Polstern zu platzieren, wo er nun die ganzen Falten so gut als möglich in Ordnung zu bringen versuchte. Dann allerdings hob sich die Sänfte auch schon empor, als die damit betrauten Sklaven sie möglichst sanft auf ihre Schultern hievten, um sich anschließend langsam in Bewegung zu setzen, dem Amphitheater entgegen.

  • Romana hatte sich, wie sie es schon im Atrium Vestae angekündigt hatte, etwas Zeit gelassen, um die Blumen zu holen. Die Arbeit war ja nun doch leider etwas intensiv gewesen in letzter Zeit, doch nun hatte sie wieder die Zeit, um sich des vestalischen Gartens anzunehmen.


    Und so kam eines Tages vor der Villa Aurelia eine kleine Kutsche angerollt. Eine Kutsche in Rom zur Tageszeit, das war ausschließlich Angehörigen der kaiserlichen Familie vorbehalten. Und dazu gehörten ja auch die Vestalinnen. Die Kutsche kam zum Halt, und heraus begab sich Romana, die Tunika gerafft, damit jene nicht Flecken holte von dem Dreck, der auf der Straße sich angesammelt hatte. Die Claudia blickte sich vorsichtig um, als ob ihr etwas am Quirinal nicht geheuer wäre, dann begab sie sich zur Türe. Den Vortritt ließ sie aber ihrem Liktor.


    Und so war es an Manilius Mancinus, der noch immer nicht aus seinem Amt als Liktor weggekommen war, zur Türe hinzugehen und anzuklopfen, seine Brötchengeberin anzukündigen. Und als die Türe aufgemacht wurde, drückte er instinktiv seinen Rücken durch. “Salve. Die ehrwürdige Sacerdos Vestalis Claudia Romana wünscht sich mit Aurelia Prisca zum zwecke der Übergabe der Blumen des dahingeschiedenen Senatoren aurelius Corvinus... ähhh... zu unterhalten.“ Er war ziemlich stolz darauf, so einen verschachtelten Satz produziert zu haben, und grinste den Ianitor breit an.

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