• Amytis reagierte nicht sofort auf das Klopfen, denn sie war natürlich noch nicht in ihrer Rolle angekommen. Erst als niemand reagierte, ging ihr auf, dass dies ihre Aufgabe war.

    Also sprang sie auf und eilte zur Tür, um diese vorsichtig zu öffnen. Sie erkannte ihren neuen Herren und öffnete die Tür daher komplett.

    "Mein Herr.", sagte sie dann. "Willkommen zurück." Neugierig musterte sie auch den anderen jungen Mann neben ihm. Wer mochte das sein?

    Zunächst aber trat sie zur Seite und machte Platz.

  • Mit hängendem Kopf ging Tiro zusammen mit seinem Herrn durch die Straßen Roms. Wären es andere Umstände gewesen, hätte er sich begierig die Stadt mit ihren prachtvollen Gebäuden angeschaut. Der junge Mann war noch nie in Rom gewesen, hatte nur davon gehört, doch diese Erzählungen kamen nicht annähernd an die Wirklichkeit heran. Doch Tiro achtete nicht darauf. Wie im Traum schritt er durch die Gassen, das Ziel nicht kennend und auch die Zukunft lag in Finsternis.


    Erst als sein Herr hielt, blickte Tiro auf. Sie standen vor einer Pforte, welche zu einer großen und punkvollen Villa gehören zu schien. Sein Herr musste wahrlich ein bedeutender Mann sein. Ob das für ihn selbst jedoch von Vorteil sein würde? Sein Herr sprach dann mit ihm und nannte eine andere Sklavin. Tiro hörte zwar den Namen, vergaß ihn aber im nächsten Moment schon wieder. Sein Kopf schwirrte oder besser gesagt, er war wie in Nebel gehüllt. Die nächsten Anweisungen kamen. Dass er ihn auf Reisen begleiten würde, hätte ihn in anderen Umständen ebenso fasziniert, wie der Gang durch die Stadt. Was er jedoch mit glücklich machen meinte, erschloss sich dem neuen Eigentum seines Herrn nicht. Hieß es, dass er seine Arbeit so gut machen musste, dass er glücklich darüber sein sollte? Tiro war naiv, verängstigt und völlig unerfahren. Den Blick weiter gen Boden gerichtet sagte er mit leicht brüchiger Stimme: "Ja, Herr." Dass er die Tragweite des letzten Satzes nicht verstand, konnte man ihm vermutlich anmerken. Wer hätte sonst so darauf reagiert?


    Die Pforte wurde nach einigen Momenten - Tiro konnte nicht sagen wie lange es war - geöffnet. Eine junge Sklavin öffnete sie und begrüßte den Herrn. Ob das die eben erwähnte Sklavin war? Sie schien etwa in seinem Alter zu sein, auch wenn sie etwas fremdländisch aussah. Das zumindest erkannte Tiro an dem kurzen Blick, den er ihr zuwarf, ehe er den Blick wieder senkte.

  • " Ahhh, wie ich sehe, hast du dich gewaschen und neue Kleider bekommen", sagte Aulus zu Amytis. "Wurde auch Zeit. Hast du was gegessen?" fragte er sie noch.

    "Besorge etwas Suppe für Tiro und dich, sowie etwas Brot, und Wein für mich. Ihr werdet Wasser trinken. Wir werden uns jetzt mal näher kennenlernen", sagte er gespielt freundlich."Ist ja alles noch neu für euch."

  • Viel Zeit, sich zu mustern war nicht, denn als Sklave hatte man nicht in der Gegend herumzustarren, soviel wurde einem sehr schnell beigebracht. Also blieb ihr nur abzuwarten, denn auch wenn sie nun schon im Hause ihres Herren angekommen war, hatte sie bislang noch nicht viel über ihn in Erfahrung gebracht, denn natürlich war der Alte auch sehr schweigsam gewesen. Amytis war sehr gespannt, wie ihr neues Leben sein würde, denn es gab ja keinen wirklichen Ausweg für sie. Immerhin war da nun noch jemand anders, der in der gleichen Situation war wie sie. Sie hatte natürlich keine Ahnung, wie es mit diesem jungen Mann sein würde, aber sie fühlte bereits jetzt eine gewisse Verbundenheit.

    Sie nickte bei den Worten. "Natürlich. Wohin soll ich es bringen, Herr?", fragte sie, denn womöglich würde er essen, wo er es immer tat, aber Amytis wusste ja nicht, wo dieser Ort war.

  • Tiro konnte nicht anders: obwohl er weiterhin mehr als verängstigt war und immer noch leicht zitterte, entspannten sich seine Nerven leicht, als ihr Herr sanftere, fast schon freundliche Töne anhob. Dass er gar eine Ausnahme machte und mit ihnen speisen wollte, half dem jungen Mann seine Angst etwas zu reduzieren. Allerdings wusste er nicht, ob er auch nur einen Bissen würde runterschlucken können. Doch das würde sich zeigen. Jetzt wartete er noch, bis er irgendwelche Anweisungen bekam, was er tun sollte. War es üblich, dass ein Sklave vor seinem Herrn das Haus betrat? Wohl kaum. Oder war es hier in Rom anders? Tiro wartete, ließ den Blick gesenkt und schwieg.

  • Amytis nickte eifrig. Sie war ja noch kaum hier angekommen, woher sollte sie es wissen? Aber es wäre weder schlau, dies hier nun zu erwähnen, noch würde es ihr etwas bringen, solche Dinge hatten die Händler ihr bereits eingebläut. "Ja, Herr. Danke.", sagte sie daher. Er machte eine Ausnahme, das war nett. Vermutlich. Andererseits wusste sie auch nicht, was er mit ihr und nun noch einem weiteren Sklaven vorhatte.

    Sie verschwand erst in die Küche, dann ins magnus cubiculum.

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