Officium - Diensthabende Wache

Zitat

Original von Lucius Caecilius Metellus
"Ein Cursus, das wäre in der Tat etwas Schönes. Und was die Bücher angeht: Wenn du was brauchst, komme einfach vorbei. Ich werde mich dann erbarmen. Wer wird denn jetzt eigentlich unser neuer Centurio?"

Ich hoffte, dass Minor dort besser informiert war, als ich, schliesslich war er der Stellvertreter des Centurios.

"Was für ein Glück, daß ich einen so vermögenden Verwandten habe, der Bücher besitzt, die er mir leihen kann."

Beim Centurio musste er leider auch passen, auch wenn er nicht Stellvertreter des Centurios war, sondern ein in keine Centurie eingeteilter Aktenmensch.

"Bisher habe ich leider nichts gehört, es sind noch keine Akten eingetroffen oder sonstige derartige Schriftstücke auf meinem Schreibtisch gelandet."

Er hätte zwar keine geheimen Informationen weitergegeben - auch nicht an einen Verwandten, aber das es sich ja um nicht vorhandene handelte...

"Vielleicht vertraue ich ja auch nur deinem Büchergeschmack nicht so sehr! Am Ende liest du die Res Gestae des Divus Augustus oder so ein langweiliges Zeug" ;)"

Mein Geschmack war mehr geschehenshaltiger und die Res Gestae wollte ich schon nach der ersten Schriftrolle weglegen, las sie aber doch noch zu Ende, was ein eindeutiger Fehler war.

"Ich hoffe bloss der Imperator macht sich nicht daran selbst seine Memoiren zu schreiben."

Eine grauenhafte Vorstellung.

"Kein Centurio? Erst hatten wir einen Offiziersnotstand, dann bekamen wir einen Tribun von den Prätorianern und einen neuen Praefectus Castrorum und jetzt hat unsere Centurie keinen Leiter mehr und die ganzen Cohortes haben einen Lagerpräfekten, der sich nie sehen lässt."

"Na ja, wie wäre es mit Vergil, Ovid oder ein wenig Martial? Ist das eher dein Geschmack?"

Minor runzelte die Stirn, als er die Bemerkung über den Imperator hörte.

"Hm, ich denke nicht, daß wir uns darüber Gedanken machen sollten. Außerdem habe ich nicht gesagt, daß der PU keinen Nachfolger hat, sondern lediglich, daß ich keine Ahnung habe... "

Allerdings hatte 'Maior' nicht Unrecht mit dem, was er über den Offiziersnotstand sagte.

"Eher Vergil, als Ovid, würde ich sagen. Die Metamorphosen waren nicht so sehr meine Art.", antwortete ich und liess die ein paar Zeilen in wunderschönster Hexameter-Form über meine Lippen gleiten: "Pyramus et Thisbe, iuvenum Pulcherrimus alter, altera quas oriens habuit, praelata puellis." Ich schüttelte den Kopf. Das war nicht umbedingt mein Geschmack.

Als ich Minors skeptischen Blick bei meiner Bemerkung zum Imperator sah, fügte ich schnell hinzu: "Sieh ich sehe das so: Wenn der Imperator nicht gerade der Damnatio Memoriae verfällt, was zum Glück wahrscheinlich nicht eintreten wird, und er seine Memoiren schreibt, dann müssen Generationen von Schülern Werke über etwas lesen, was sie sowieso schon in- und auswendig kennen. Und Biographien sind für mich Bücher, die mich meistens nicht entspannen, sondern eher anstrengen. Schau dir diese hochgestochenen Schriften an. Natürlich sind sie das A und O eines jeden Redners, wie ich und du es wahrscheinlich auch, gelernt haben, aber warum hat ein Kaiser, der weiß, dass er vergöttlicht wird und er über allen steht und allgemein anerkannt wird, es nötig sich oftmals selbst so extrem zu täuschen."

Nach diesem intellektuellen erguss holte ich ersteinmal Luft.

"Aber du wirst wohl recht haben, wir sind die Fusssoldaten und einen Neuen soll uns der Pu verschaffen."

"Ja, insgesamt liegt mir Vergil wohl auch mehr, die Aeneis um genau zu sein. Die Georgica oder Buccolica sind nicht so ganz mein Fall."

Minor hörte sich ruhig Maiors Ausführungen zu Biogrpahien an. Trocken merkte er an:

"Den Schülern dürfte es allerdings egal sein, welche Schriften sie analysieren und auswendiglernen müssen. Auch Vergil kann in der Schule ein Plage sein, wenn der Magister einen jeden Satz auseinanderpflücken lässt."

Gedanklich fand er sich in einer der unzähligen Unterichtsstunden wieder, in denen der Magister ihnen rollenweise Texte auswendiglernen ließ, ohne jemals eine eigene Meinung kundzutun oder seinen Schülern eine zu gestatten. Er verdrängte die lebhafte Erinnerung.

"Ja, der PU wird schon jemanden parat haben. Ich bin allerdings auch gespannt wer das sein wird, auch wenn ich ja momentan keiner Centurie zugeteilt bin."

"Nunja, aber schau: Die Aeneis ist noch recht leicht zu lesen, während du bei den Metamorphosen deine Wörter zusammenklauben musst und fünf Worte später wieder ein Wort findest, dass zu einem anderen gehört. Ne, das also wirklich nicht. Da ist Caesars Prosa eine bessere Sache."

Zitat

Original von Lucius Caecilius Metellus
"Nunja, aber schau: Die Aeneis ist noch recht leicht zu lesen, während du bei den Metamorphosen deine Wörter zusammenklauben musst und fünf Worte später wieder ein Wort findest, dass zu einem anderen gehört. Ne, das also wirklich nicht. Da ist Caesars Prosa eine bessere Sache."

"Aber das macht doch gerade den Reiz von Dichtung aus, daß ihre Sprache eben nicht blanke Prosa ist. Wenn man aber auf der Suche danach ist, dann ist Caesar sicher eine interessante Lektüre. Außerdem kann es wohl kaum schaden genau von seinen Vorgehensweisen und Strategien zu lesen. - Was hältst du von Livius?"

Minor wurde im Laufe ihrer Unterhaltung erst richtig bewusst, wie lange es schon her war, daß er sich über Dinge jenseits ihres Dienstes und Alltags unterhalten hatte.

Immer noch etwas versteift, trat ich an die Tür ins Officium. Ich dachte wehmütig über meine Rüstung nach. Innen war sie wohl voll mit verkrustetem Blut.MEINE SCHÖNE RÜSTUNG! MEiN EIN UND ALLES! MEINE RÜSTUUUUUNG!
Es war für mich sehr schwer, dass ich meine Rüstung immer noch nicht säubern durfte udn so hallte es immer wieder in meinen Gedanken. Ich konnte mich kaum bewegen, weil sonst die an der Innenseite der Rüstung klebende Kruste abgerissen wäre und das hätte bestimmt zu weiteren Blutungen geführt und , was noch viel schlimmer gewesen wäre, zu einer größeren Verschmutzung der Rüstung geführt.
Ich klopfte also an dem Officium an.

Zitat

Original von Tiberius Iulius Solinus
Immer noch etwas versteift, trat ich an die Tür ins Officium. Ich dachte wehmütig über meine Rüstung nach. Innen war sie wohl voll mit verkrustetem Blut.MEINE SCHÖNE RÜSTUNG! MEiN EIN UND ALLES! MEINE RÜSTUUUUUNG!
Es war für mich sehr schwer, dass ich meine Rüstung immer noch nicht säubern durfte udn so hallte es immer wieder in meinen Gedanken. Ich konnte mich kaum bewegen, weil sonst die an der Innenseite der Rüstung klebende Kruste abgerissen wäre und das hätte bestimmt zu weiteren Blutungen geführt und , was noch viel schlimmer gewesen wäre, zu einer größeren Verschmutzung der Rüstung geführt.
Ich klopfte also an dem Officium an.

"Herein" erklang es aus dem Officium.

Ich trat ein und fand den PP Minor vor, den ich sogleich ansprach:
"Salve, Princeps Prior Metellus - Probatus Tiberius Iulius Solinus, ich melde meine Freilassung aus dem Carcer und meine Rückkehr in den Dienst."

War das Wort "Dienst" denn richtig gewählt? Eigentlich wurde ich ja bisher nur ausgebildet. Meine Stirn legte sich in Falten, während ich dieser typisch solinus'schen Frage nachging.

Zitat

Original von Tiberius Iulius Solinus
Ich trat ein und fand den PP Minor vor, den ich sogleich ansprach:
"Salve, Princeps Prior Metellus - Probatus Tiberius Iulius Solinus, ich melde meine Freilassung aus dem Carcer und meine Rückkehr in den Dienst."

Minor sah den Probatus von oben bis unten an, der würde den kleinen Ausflug in den Carcer wohl nicht so schnell vergessen.

"Da der Princeps Prior Germanicus Sedulus momentan wieder in Ostia ist, werde ich mal einen Moment seine Rolle übernehmen: Ich gehe davon aus, daß sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird, Probatus! Dieses Mal hast du dir 'nur' die Verzögerung deines Ausbildungsendes eingehandelt, beim nächsten Mal..."

Die seltsamen Anspielungen waren mir neu. Eigentlich wurde hier ja jede Drohung offen ausgesprochen.
Ich stand noch ein bisschen stramm, weil ich dachte, dass der Satz zu Ende gehen würde, doch da mir der PP nicht diesen Gefallen tat ergriff ich mit einem angesteiften Rücken das Wort:
"Ich habe verstanden. Wird mir jetzt ein neuer Ausbilder zugewiesen oder wie wird meine Ausbildung in Zukunft aussehen?"

"Gut, dann ist die Angelegenheit erledigt."

Es sei denn Sedi wollte noch mal ein paar Worte mit Solinus darüber wechseln, aber das war nicht seine Angelegenheit.

"Nun, Probatus, bring dich und deine Ausrüstung erstmal wieder in Ordnung und melde dich dann wieder zur Formalausbildung. -Wer hat die bisher bei dir durchgeführt?"

Hatte er eben von seiner Rüstung gesprochen? Sah man das Blut bzw. die Kruste schon von außen? Kalter Schweiß brach aus. Das war nicht unbedingt angenehm, wenn man die Wunden am Rücken bedenkt, aber ich ließ mir tapfer nichts anmerken. Nach einigen Sekunden erst beantwortete ich die Frage des PP:
" Das war bisher der Princeps Prior Bibulus."

Der Probatus sah noch ein wenig weggetreten aus.

"Nun, es wird dich auf jeden Fall ein Ausbilder erwarten. Aber erst solltest du dich wieder in präsentablen und aufnahmefähigen Zustand versetzen! Und sieh zu, daß dein Rücken gut versorgt ist."

Er warf Solinus einen kritischen Blick zu und wartete, ob es Anzeichen dafür gab, daß der Probat nicht diensttauglich war.

Ich fühlte mich ein wenig wie bei der Musterung als der PP mir einen dermaßen kritischen Blick zuwarf, dass ich einen Schritt nach hinten ging. Ich nahm mir außerdem sofort vor einen Medicus aufzusuchen.
"Vale bene und danke sehr, Princeps Prior Metellus - Probatus Iulius Solinus, ich gehe dann mal zu den Unterkünften."

Ich warf einen letzten leicht erschrockenen Blick auf PP und versuchte so hastig das Officium zu verlassen, dass ich über mein rechtes Bein stolperte, doch konnte ich mich noch fangen und eilte davon.

[SIZE=7]edit: Rechtschreibung[/SIZE]

Minor schüttelte den Kopf über Solinus Abgang. Um dessen Gesundheit allerdings nicht noch mehr zu gefährden, machte er ihn nicht darauf aufmerksam, daß er noch gar nicht den Befehl zum Wegtreten gegeben hatte.

Nach diesem unterhaltsamen Zwischenspiel, wandte er sich wieder den Akten zu.

Zitat

Original von Quintus Caecilius Metellus

"Aber das macht doch gerade den Reiz von Dichtung aus, daß ihre Sprache eben nicht blanke Prosa ist. Wenn man aber auf der Suche danach ist, dann ist Caesar sicher eine interessante Lektüre. Außerdem kann es wohl kaum schaden genau von seinen Vorgehensweisen und Strategien zu lesen. - Was hältst du von Livius?"

Minor wurde im Laufe ihrer Unterhaltung erst richtig bewusst, wie lange es schon her war, daß er sich über Dinge jenseits ihres Dienstes und Alltags unterhalten hatte.

Ich überlegte kurz und kam dann zum Schluss, dass Minor hier wohl Titus Livius meinte. KUrz neigte ich meinen Kopf zur Seite.

"Ein recht sprunghafter Schreibstil, aber eigentlich recht nett, auch wenn er einige recht fantastische ideen aus noch fantastischeren Quellen hatte. Gehört aber doch eher zu den von mir bevorzugten. Besonders die Berichte über die punischen Kriege waren recht interessant. Allgemein finde ich auch, dass er leicht zu lesen ist. Wenn man einen riesigen Satz entzwirbelt hat, kann man sich beim nächsten kurzen schon fast wieder ausruhen."

Im Übrigen dachte er genauso wie Minor und war froh mal wieder ein solches Gespräch führen zu können.

Zitat

Original von Lucius Caecilius Metellus
Ich überlegte kurz und kam dann zum Schluss, dass Minor hier wohl Titus Livius meinte. KUrz neigte ich meinen Kopf zur Seite.

"Ein recht sprunghafter Schreibstil, aber eigentlich recht nett, auch wenn er einige recht fantastische ideen aus noch fantastischeren Quellen hatte. Gehört aber doch eher zu den von mir bevorzugten. Besonders die Berichte über die punischen Kriege waren recht interessant. Allgemein finde ich auch, dass er leicht zu lesen ist. Wenn man einen riesigen Satz entzwirbelt hat, kann man sich beim nächsten kurzen schon fast wieder ausruhen."

Im Übrigen dachte er genauso wie Minor und war froh mal wieder ein solches Gespräch führen zu können.

Minor nickte zustimmend.

"Immer wieder spannend zu lesen und dann mit den Werken anderer Historiker zu vergleichen. Aber wer liest schon solche Werke um nackte Fakten zu erfahren."

Ihm fiel wieder Maiors Angebot Bücher bei ihm auszuleihen ein:

"Sag, was für Bücher hast du mir vorhin eigentlich angeboten? - Ich habe hier nur Ciceros Reden und die kenne ich schon in- und auswendig. Kann ich aber gerne ausleihen, falls es dir nicht ebenso geht."

Da hätte ich ersteinmal Parerga von Lucius Accius, dann Anrhos von Agathonr und sämtliche Werke des Senators Frontinus."