Düstere Gedanken II - Sicas Rückkehr

  • Von den beiden Schlägertypen wurde Sica hart angefasst. Auf direktem Wege bugsierten sie ihn quer durch die Räumlichkeiten der Villa auf die Unterkünfte der Sklaven zu. Dort stießen sie ihn unsanft in eines der Zimmer. Es war ein dunkles Zimmer und besaß weder Fenster noch irgendwelche Einrichtungsgegenstände. Die beiden Sklaven gingen ebenfalls hinein und postierten sich direkt an der Tür, Sica stets genau im Auge behaltend. Dieser musterte sie, den Hass in seinem Blick nur halbwegs verbergend. Er wollte diese Typen loswerden, gleichzeitig jedoch aus ihnen herausbekommen, was er zu erwarten hatte.


    Was soll das hier werden? Verschwindet! Was wollt ihr?


    Den Schlägertypen entlockte dies nur ein schadenfrohes Grinsen. Einer von beiden ließ sich zu einer Antwort hinreißen.


    Dein Herr wird bald hier eintreffen...

  • Gelassen musterte Sica seine beiden Wachen. Ein dünnes Lächeln umspielte schon wieder seine Lippen. Es war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sein Besitzer schien noch immer arglos ihm gegenüber zu sein und würde wohl kaum die Courage zu wirklichen Konsequenzen besitzen. Sica müsste lediglich dafür Sorge tragen, dass er seine Flucht ergriff bevor die zu erwartende Gerichtsverhandlung begann. Deren möglicher Ausgang würde seinen Herrn nur unnötig beunruhigen.


    So langsam ging ihm diese elende Warterei tierisch auf die Nerven. Er wollte einfach nur hier heraus. Seine Absicht war es nämlich, in absehbarer Zeit sicher noch nicht das Zeitliche zu segnen. Er wollte weiterleben und hatte auch keine Lust, halb tot geschlagen zu werden. Soetwas war etwas für schwache, verweichlichte Sklaven. Die hatten es einfach nicht anders verdient. Er schätzte Größe und Kraft der Wachen ab, entschied sich jedoch gegen einen Frontalangriff. Verächtlich sah er sie an.


    Wollt ihr diesen Gast eures Herrn nicht anständig bewirten? Der Herr wird böse mit euch sein, wenn ihr mein Wohlbefinden vernachlässigt. Wie wäre es mit einer kleinen Sklavin zu meiner Erfrischung? Auch ein Tropfen Wein könnte mir ganz gut tun. Schickt mir doch diese Mia herbei...

  • Wie Sica erwartet hatte, zeichneten sich diese Wachen nicht eben durch großen Humor aus. Nicht, dass er selbst ein besonders humoristisch veranlagter Mensch gewesen wäre. Jedoch so ganz ohne Reaktion versprach auch dieser Zeitvertreib wenig Erheiterung. So wandte sich Sica wieder von den Sklaven ab und nahm die Wände des Raumes akribisch genau in Anschein. Vielleicht ließ sich dort ja etwas Iinteressantes finden...

  • Der Raum war ausgelegt für soche Typen wie Sica. Die schmalen Fenster waren viel zu eng für einen erwachsenen Mann, um in die Freiheit klettern zu können. Die Tür, aus massivem Eichenholz, robust und durch einen dicken Balken gesichert. Und selbst wer aus diesem Raum entkam würde sich schwer tun, die glatten Mauern um die Villa Flavia ungesehen zu überwinden...


    Längst schon hatten die Wachen Sica allein und hungern lassen, als sich die Tür endlich wieder öffnete. Zornig betrat die Zelle.


    "Sica, steh auf."


    Nachdenklich betrachtete ich den daumendicken Stock in meiner Rechten, blickte dann zum Sklaven, und wieder zurück. Ich konnte mich nicht entscheiden.


    "Was hast du dreckiger, nichtsnutziger Sklave angestellt? Rede!"


    Ach, er lief mir nicht davon. Es würden sich noch genug Gelegenheiten ergeben, jeden einzelnen seiner Knochen und Knöchelhen zu zerbröseln...

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  • Von dem plötzlichen hellen Licht geblendet kniff Sica die Augen zusammen, als sein Besitzer den Raum betrat. Demonstrativ langsam erhob er sich und hielt das Licht mit dem Arm von seinen Augen ab. Erst als er stand, konnte er die eintretende Gestalt vollends erkennen und misstrauisch musterte er nun den Stab. Er sah gebraucht aus. Keiner von den unbenutzten Stäben, die seine Vorbesitzer gerne zum Drohen gebraucht hatten. Er überlegte einen Moment und stellte dann seine äußerliche Ungerührtheit wieder her. Während er sprach, beobachtete er mit den Augen jede Bewegung von Flavius Felix genau.


    Nun... Eigentlich handelt es sich hier um eine interessante Verknüpfung eines Mißverständnisses und inkompetenter Beamter. Es ist eigentlich kaum etwas passiert. Nachdem ich ganz gemäß Eures Befehls auf die Mercati Traiani gegangen war und den gewünschten Wein eingekauft hatte, schlenderte ich guten Mutes durch die Gassen Roms auf direktem Wege zurück in die Villa. Es begab sich auf dem Weg, dass ich für einen Augenblick die Freiheit meiner Hände benötigte, so dass ich einer jungen Passantin -ich glaube sie hieß Octavia Margarita- für einen Moment die beiden Amphoren anvertraute. Freundlich wie sie war, hielt sie diese für mich. Gerade wollte sie sie mir wieder aushändigen, da stürmte urplötzlich ein wildgewordener Matrose -es war Praefectus Classis Marcus Octavius Nauticus, Kommandant der Classis Misensis- um die Ecke. Augenblicklich zog dieser sein Gladius. Ich war zutiefst erschrocken und zog im Affekt auch mein kleines Brotmesserchen, welches ich zum Glück noch von der abendlichen Mahlzeit her bei mir trug. Dann wusste ich kaum wie mir geschah. Wie aus dem Nichts tauchten lauter Vigiles auf. Erleichtert, dass die Situation geklärt war, warf ich natürlich mein Messer fort um den Angreifer nicht weiter zu provozieren. Umso irritierter musste ich dann erleben, wie die Hüter des Gesetzes mich anstatt dem so rüde auftretenden Waffenträger in Gewahrsam nahmen. Damit nicht genug - er konnte nach einer kurzen Befragung, in welcher er die Tatsachen grässlich entstellte, unbehelligt seiner Wege gehen. Ich hingegen wurde grob behandelt und brutal abgeführt. Daraufhin hat man mich lange Zeit bei schlechter Verpflegung in eine dreckige kleine Zelle gesperrt. Es tut mehr sehr leid, Herr, dass ich Euch in dieser Zeit nicht zu Diensten sein konnte...


    Er lächelte ein dünnes, entschuldigendes Lächeln und musterte seinen Besitzer abwartend und bereit auszuweichen.

  • Die Augen des Sklaven waren auf den Stock gerichtet. Nun, das würde ihm nicht viel nützen. Ich holte damit weit aus und verpasste Sica einen unerwarteten Fußtritt. Erst danach ließ ich den Kurzstab auf ihn niedersausen.


    "Schöne Geschichte, ich werde sie an meinen Advocatus weiterleiten. Und nun sag mir die Wahrheit."


    Ich trat einen Schritt zurück und streichelte den Stock.

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  • Mit dem Fußtritt in den Bauch hatte Sica nicht gerechnet. Seine Bauchmuskeln waren nicht angespannt, so dass ihm sämtliche Luft aus den Lungen entweicht.


    Uff.


    Er kippte leicht vorüber, als ihn der Stab brutal auf seiner linken Schulter traf. Ein brennender Schmerz breitete sich von dort aus und er musste die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien. Seine Maske fiel und mit hasserfülltem Blick schaute er nun zu Flavius Felix auf. Er schwieg.

  • "Ohne Zähne spricht es sich nicht leichter, Sica!"


    Ich trat noch mal vor und ließ auch sein anderes Schulterblatt kurze, aber heftige Bekanntschaft mit dem Holz machen. Der nächste Schlag würde wohl der Abwechslung halber empfindlichere Stellen treffen müssen - und weniger reversible Spuren hinterlassen. Ich trat wieder einen Schritt zurück und suchte Sica mit interessiertem Blick nach einem lohnenden nächsten Ziel ab. Schläfe? Nase? Zähne? Schlüsselbein?


    "Na, wirds bald?"

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  • Der blanke Hass stand Sica ins Gesicht geschrieben und er knirschte vernehmlich mit den Zähnen. Mit gepresster Stimme entschloss er sich schließlich doch, auf die Frage zu antworten. Er verabscheute und verachtete sie alle.


    ...diese billige Schlampe von einer Frau hatte die letzten zwei Amphoren genommen. Sie wollte sie nicht hergeben, so dass ich ihr ihre Situation unter Zuhilfenahme des Messers ein wenig genauer erläutern musste. Leider wurde ich von dem schwertschwingenden Matrosen unterbrochen. Sonst hätte ich mit dem gewünschten Wein für Euch und dem dafür gesparten Geld für mich unbehelligt wieder hierher zurückkehren können. Dieses Weib war dermaßen schwach und ängstlich... Sie hätte es verdient gehabt.


    Jemand würde für dies hier büßen müssen...

  • Das war jetzt schon glaubwürdiger. Irgendwie widerstrebend brach ich die Suche nach schmerzhaften Stellen ab. Dabei hatte ich gerade überlegt, ob die untersten Rippen wohl einem gezielten Schlag standhalten würden. Wäre eigentlich interessant auszuprobieren...


    "Na also, geht doch."


    Ich verstaute den Stock an meinem Gürtel und zog stattdessen seinen etwas dünneren Kollegen heraus - die Rute, die Sica schon kannte. Ich musste nun doch lächeln.


    "Das ist damit du nicht vergisst dass du mir gehörst."


    *zack*


    "Das ist zur Erinnerung daran dass dein Besitz mein Besitz ist."


    Ein zweites Mal schlug ich zu. Wie auch der erste Streich hinterließ dieser nur eine leichte Rötung im Gesicht - ich hatte nur sachte zugeschlagen.


    "Und das ist für die vorlaute Annahme, ich hätte es nötig zu stehlen."


    Diesmal war der Striemen etwas deutlicher zu sehen.


    "Nächstes Mal überredest du sie, dir die Amphoren zu verkaufen, klar! Auch wenns dann ein bisschen mehr kostet."


    Sklaven verstanden einfach nichts von subtilen Methoden...


    "Und man lässt sich dabei nicht erwischen, schwertschwingende Matrosen hin oder her. Ist das klar?"


    /edit: noch was angehängt

  • Sica blickte mit versteinerter Miene zu seinem Herrn auf. Innerlich war er überrascht, dass er nicht gnadenlos zu Brei geschlagen worden war. Äußerlich ließ er sich dies nicht anmerken. Nur der Hass verschwand aus seinen Zügen. Er dachte schwer nach und grübelte, was sein Herr mit dieser Vorgehensweise bezwecken wollte. Die Schläge mit der dünneren Rute spürte er, sie brannten heiß, doch mehr Aufmerksamkeit schenkte Sica den Worten seines Besitzers. Langsam glaubte er zu verstehen. Als er antwortete war seine Stimme fest und klar, die Miene unbewegt.


    Ja, Herr.

  • Ich schaute den Sklaven nochmal skeptisch von oben bis unten an. Noch ein Fehler und er war tot, er hatte das hoffentlich verstanden.


    "Gut."


    Ich verließ den Raum, ...



    ... um eine halbe Stunde später wiederzukehren. Ich knallte ein Paket neben ihm auf den Boden.


    "Das ist der Codex Iuridicalis. Du kannst doch lesen?"

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  • Sica hob skeptisch eine Augenbraue und besah sich das Paket.


    Ja, Herr. Natürlich kann ich lesen.


    Er blickte fragend zu Flavius Felix auf und grübelte angestrengt, worauf sein Besitzer nun schon wieder hinauswollte.

  • "Sehr gut."


    Blieb natürlich noch die frage, ob er auch intelligent genug war.


    "Du wirst die Villa nicht verlassen, ehe du den Codex Iuridicalis zur Genüge kennst. Die Unterlagen zum Cursus Iuris des Marcus Vinicius Hungaricus sind da auch dabei."


    Irgendwie musste ich nur noch sicherstellen dass er das Ganze dann auch sicher beherrschte. Würde Hungaricus persönlich den Sklaven auf seine Ius-Kentnisse prüfen? Konnte ich ihm etwas dafür bieten?


    "Wenn du glaubst, das alles verstanden zu haben, wird Hungaricus höchstpersönlich dein Wissen überprüfen. Vorher wirst du die Villa nicht verlassen."


    Ich wusste wen ich Hungi bieten konnte... :D

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  • Sica musterte seinen Besitzer misstrauisch. Er ahnte eine Falle.


    Ja, Herr.


    Einen Moment zögerte er, entschloss sich dann jedoch die Frage zu wagen.


    Herr? Weshalb dieser Aufwand um einen einfachen Sklaven, Herr?

  • "Ich könnte dich töten. Doch das bringt uns beiden nichts.
    Ich könnte dich freilassen. Das endet dann darin dass du irgendwelche blöden Fehler machst, und dafür bringt dich jemand anders um."


    Ich holte tief Luft.


    "Nein, ich werde dich ordentlich ausbilden lassen. Und du wirst für mich arbeiten - ohne blöde Zwischenfälle."


    Aggressiv genug war er. Den Körper kann man trainieren, und ob der Geist fit genug war würde der Rechts-Crashkurs zeigen. Sonst... *plumps*


    Doch ich war zuversichtlich.


    "Oder ist dir doch was anderes lieber?"

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  • Sica dachte einen Augenblick nach, sah jedoch schnell die großen Vorteile ein, die dieser Wechsel mit sich brachte, sowie die immensen Nachteile, welche die Alternativen mit sich bringen würden. Unwillkürlich richtete er sich auf.


    Nein, Herr.


    Das überraschte und erleichterte Grinsen konnte er gerade noch unterdrücken und mit regungsloser Miene stellte er eine weitere Frage.


    Werde ich wieder bei den anderen Sklaven untergebracht, Herr?


    Mit Widerwillen dachte er an das dreckige, stinkende Loch, in dem diese zusammengepfercht waren. Er hoffte beinahe darauf, noch eine Weile in "Einzelhaft" verbleiben zu können.

  • Das war eine interessante Frage. Ich dachte kurz nach.


    "Hm, nein. Du brauchst einen ruhigen Platz, wo du den Codex Iuridicalis lernen kannst wenn ich dich gerade nicht brauche. Das Zimmerlein hier ist doch sicher gut geeignet dafür..."


    Ich blickte mich um. Übermäßig hell war es zwar nicht, doch es würde ausreichen.


    "Du wirst hier untergebracht, bis du gezeigt hast dass du für eine weitere Ausbildung qualifiziert bist, dann sehen wir weiter. Heute in drei Wochen wird die Prüfung sein.


    Noch Fragen?"


    Sim-Off:

    Die 3 Wochen sind SimON Zeit und nicht irgendwie umzurechnen.

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  • Besorgt nahm Sica die Nachricht über das Ultimatum auf. Er würde sich sehr anstrengen müssen, um diese große Menge an Stoff in der Zeit bewältigen zu können. Ein skeptischer Blick streift erneut das dort liegene Paket. Vielleicht war dieser Codex ja auch eine ganz interessante Lektüre. Eine Wahl hatte er wohl ohnehin nicht.


    Nein, Herr. Danke, Herr.


    Er war froh, dass er nun einen eigenen Raum hatte, wo er den ekelhaften Ausdünstungen und dem Schmutz der anderen Sklaven nicht ständig ausgesetzt sein müsste. Sica sehnte schon den Moment herbei, wo er sich endlich wieder anständig waschen und rasieren konnte.


    Habt Ihr noch weitere Befehle für mich, Herr?

  • Seinen Dank war er mir schuldig, da hatte er recht. Und nicht nur den.


    "Nein, das wärs fürs erste."


    Ich verließ den Raum wieder, mit einem gesunden Appetit nach irgendwelchen kleinen Häppchen und auch sonst guter Laune. Sklaven formen könnte fast ein so schönes Hobby werden wie Sklaven kaputtmachen...

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