Im Stadtteil Via Lata, nahe dem Porticus Vipsania, ging das Leben seinen gewohnten Gang. Handwerker, Händler und Publicani gingen ihrer Beschäftigung nach und römische Matronen machten ihre Besorgungen. Einfache Leute und Sklaven kamen zum öffentlichen Brunnen an der Via Flaminia, manche um ein Schwätzchen zu halten, die meisten um Wasser zu holen.
Alles ging seinen gewohnten Gang? Nicht ganz!
Es begann damit, dass der knorrige Cingularius – der Gürtelmacher - krank wurde. Er wohnte und arbeitete gleich neben dem Brunnen, im Untergeschoss einer Insula. Zwei Tage pflegte seine Frau ihn, der von hohem Fieber und Durchfall geplagt wurde. Dann erkrankte auch sie und es erging ihr ebenso. Dann hörte man, dass auch eine Strasse weiter Bewohner einer anderen Insula ähnlich litten. Bald packte das Fieber noch mehr Männer und Frauen der Gegend und auch jenseits der Via Flaminia, im Stadtteil Horti Luculliani gab es Kranke. Schließlich starb ein Kind und irgendjemand beschuldigte einen alten Syrer, der in einer kleinen Hinterhofhütte wohnte, dass er alle verhext hätte. Tags darauf fand man ihn erschlagen vor seiner Tür. Andere eilten zu den umliegenden Tempeln, denn das Unglück konnte nur am Zorn der Götter liegen.
Einer hatte so etwas aber schon einmal erlebt und erinnerte sich, dass vor vielen Jahren unreines Wasser die Menschen krank gemacht hatte. Er rief die Cohortes Urbanae und führte sie zum Brunnen, aus dem sie fast alle ihr Wasser schöpften.