Bis hier macht dir Thalia, die auf ungleichen Rädern (wg. Elegischem Distichon) fährt, Vorschriften, von wo du suchen sollst, was du lieben könntest wo du Netze aufstellen sollst. Jetzt beabsichtige ich, dir zu sagen, mit welchen Kunstgriffen die, die dir gefiel, gefangen werden muss, was weichere Kunstgriffe erfordert. Wer auch immer und wo, Männer, ihr seid, merkt euch mit aufmerksamem Geist, und als begünstigendes Volk seid für meine Verheissungen da.
Selbstvertrauen
Zuerst möge die Zuversicht in deinen Geist kommen, dass alle eingenommen werden können: Du wirst sie fangen, du spanne nur deine Netze aus. Eher mögen die Vögel im Frühjahr schweigen, eher die Zikaden im Sommer, eher kann der maenalische Hund vor dem Hasen davon laufen, als dass eine Frau einen jungen Mann zurückweist, nachdem er Schmeicheleien gewagt hat. Auch die wird wollen, von der du glaubst, dass sie gar nicht will. Und wie willkommen die heimliche Venus einem Mann ist, so sehr ist sie es dem Mädchen. Der Mann verbirgt sie schlecht, jene begehrt sie besser versteckt. Sollte es den Männern passen, dass wir keine vorher fragen, wird dir Frau schon geschlagen die Rolle der Bittenden spielen. Auf den weichen Wiesen muht dem Stier die Kuh zu, immer wiehert die Stute dem behuften Pferd zu. Weniger Lust haben wir und eine nicht so wilde. Die Glut des Mannes hat eine gesetzmäßige Grenze. Was soll ich Byblis erwähnen, die in abgewehrter Liebe zum Bruder brannte und für ihr Verbrechen sich tapfer mit dem Strang gerächt hat? Myrrha (in Baum verwandelt worden) liebte ihren Vater, aber nicht, wie eine Tochter es sollte, und nun ist sie von Rindern, die sie beengen, verborgen. Durch die Tränen jener, die der duftende Baum ausgießt, salben wir uns, und der Tropfen trägt den Namen der Herrin. Es gab einen schneeweißen Stier (Zeus verwandelte sich manchmal in Stier) in den schattigen Tälern am Fuß der waldigen Ida (Geburtsort von Zeus), der Ruhm der Herde, der in der Mitte zwischen den Hörnern schwarz gekennzeichnet war. Es gab einen einzigen Fleck, das Übrige war weiß wie Milch. Jenen erwünschten die Kühe von Cnossus und Cydonae auf ihrem Rücken zu tragen. Pasiphae (Frau von König Minos von Kreta, Mutter von Minotauros; halb Mensch, halb Stier, in Labyrinth) freute sich, die ehebrecherische Geliebte für den Stier zu werden. Gehässig hasste jene die schönen Rinder. Ich singe von Bekanntem; Das kann Kreta, das hundert Städte trägt, nicht leugnen, auch wenn es lügnerisch ist. Selbst sollte sie dem Stier frisches Laub und ganz zartes Gras mit ungeübter Hand geschnitten haben. Sie begleitet die Zugtiere, und nicht hält sie, die gehen will, die Rücksicht zu ihrem Gatten zurück. Minos wurde von einem Rind geschlagen. Was, Pasiphae, nützt es dir, kostbare Gewänder zu tragen? Jener dein Ehebrecher hat keinen Sinn für Kostbarkeiten. Was nützt dir, wenn du zum Vieh auf die Bergweide eilst, der Spiegel? Was ordnest du so oft, Törichte, deine Haare? Dennoch glaube dem Spiegel, der dir verneint, eine Kuh zu sein: Wie würdest du wünschen, dass an deiner Stirn Hörner wachsen! Sei es, dass dir Minos gefällt, dann suche keinen Ehebrecher; sei es, dass du lieber einen Mann täuschen willst, dann täusche ihn mit einem Mann. Nachdem die Königin ihr Gemach verlassen hatte, stürzt sie sich in Wälder und Berge wie eine Bacchantin, die vom aonischen Gott besessen ist. Ach, wie oft sah sie eine Kuh mit ungleichem Blick und sagte: “Warum gefällt jene nur meinem Herren?” Schau, wie sie vor ihm selbst im zarten Gras herumspringt. Nicht zweifle ich, dass sie meint, als Dumme schön zu sein. So sprach sie und ließ sofort aus der riesigen Herde wegführen, befahl, sie unverdienter Weise unter das krumme Joch zu ziehen, oder zwang sie vor Altären als Opfer gedacht zu töten und hielt die Eingeweide der Geliebten in der vergnügten Hand. Wie oft befriedete sie Gottheiten durch die Ermordung von Rivalinnen und sprach, während sie die Eingeweide hielt, “Geht und gefallt dem Meinen”, und bald wünschte sie, Europa (auf Stier entführt worden) zu werden, bald Io, weil die eine eine Kuh ist, die von einem Rind geführt wurde. Dennoch erfüllte sie der Führer der Herde, getäuscht durch eine Kuh aus Ahornholz, und durch Nachkommenschaft wurde der Urheber enthüllt. Wenn sich die Kreterin (Aerope) der Liebe zu Thyestenes (Schwager; aß eigene Kinder, die er vom Mann der Aerope vorgesetzt bekam) enthalten hätte (und wieviel ist es, einen Mann entbehren zu können!), hätte Phoebus die Reise nicht in der Mitte abgebrochen, und er wäre nicht mit den Pferden, nachdem der Wagen umgekehrt war, zurück zu Aurora gefahren. Nisus (belagerte Minos) stahl seine Tochter (liebte Minos, nahm deshalb die Zauberhaare weg) die purpurfarbenen Haare, ihren Unterleib umgeben rasende Hunde. Atridus (Agammemnon), der dem Mars auf dem Land und der Neptun (Irrfahrten) auf dem Meer entfloh, war das grässliche Opfer seiner Frau (Clytaemnestra, erschlug mit Ehemann Agammemnon, der vom Krieg zurückkam, Orest und Elektra (Kind), brachte Mutter um). Wem wurde nicht unter Tränen erzählt über die Verbrennung (in Gift getränktes Kleid angezogen) der ephyraeischen Creusa und über die vom Tod der Kinder blutverschmierte Mutter? Phoenix (Stiefsohn der Phaedra, die sich in A. und H. verliebte, darauf tötete Agammemnon P. und H.), der Sohn Amyntors, weinte durch leere Augen; die rasenden Pferde zerrissen Hippolytus. Was, Phineus, stichst du deinen unschuldigen Söhnen die Schwellen aus? Die Strafe wird sich auf deinen eigenen Kopf wenden. Das alles wurde durch weibliche Lust bewirkt; Heftiger als die Unsrige ist sie und wilder. Also gemma, zögere nicht, alle Frauen zu erhoffen: Kaum wird unter vielen eine einzige sein, die dich abweist. Die, die geben, welche auch immer abweisen, freuten sich dennoch, gefragt worden zu sein: Wenn du schon enttäuscht wirst, ist deine Zurückweisung (doch) sicher. Aber warum sollst du getäuscht werden, wenn neue Lust willkommen ist und mehr fremde Dinge die Seelen einnehmen als eigene? Immer ist die Saat auf fremden Äckern fruchtbarer und das benachbarte Kleinvieh hat größere Fruchtbarkeit.
Vom Umgang mit der Dienerin
Doch vorher möge es deine Sorge sein, die Magd des Mädchens, das du fangen möchtest, kennenzulernen. Jene wird dir den Zugang erleichtern. Schau, dass jene die nächste Beraterin deiner Herrin ist und eine nicht zu wenig treue Mitwisserin für verschwiegene Witze. Diese bestich durch Versprechungen, diese bestich mit Bitten: Was du anstrebst wirst du, wenn jene es nur will, leicht bekommen. Jene wird die Zeit aussuchen (auch Mediziner beachten die Zeit), zu der der Geist der Herrin leicht ist und geeignet, erobert zu werden. Der Geist wird bereit sein, erobert zu werden, wenn er sich äusserst erfreut entfaltet wie die Saat auf fettem Boden. Die Herzen sind selbst offen, während sie sich freuen und durch keinen Schmerz betrübt sind. Dann kommt Venus durch schmeichelnde Kunst zu Hilfe. Damals wurde Troia, als es traurig war, mit Waffengewalt verteidigt. Als es fröhlich war nahm es ein Pferd auf, das schwer war durch die (Last der) Soldaten. Auch dann muss man sie verführen, wenn sie durch eine Rivalin verletzt betrübt ist. Dann wirst du dir Mühe geben, dass sie nicht ungerächt bleibt. Möge sie die Dienerin, wenn sie frühmorgens ihr Haar kämmt, aufhetzen, und wie ein Segel dem Ruder helfen und mit sich leise murmelnd sprechen: “Aber, so meine ich, nicht konntest du selbst ihm mit barer Münze zurückzahlen.” Dann möge sie von dir sprechen, dann möge sie überzeugende Worte hinzufügen und schwören, dass du umkommst durch krankhafte Liebe. Aber eile, damit die Segel nicht fallen und die Winde nachlassen. Die Wut schmilzt wie das zerbrechliche Eis mit der Zeit. Du fragst, ob es auch nützt, die Magd selbst zu verführen? Indem du dir solches erlaubst, gibt es ein großes Risiko. Die eine wird durch den Liebesgenuss eifriger, die andere müßiger. Die eine bereitet dich als Geschenk für ihre Herrin, jene für sich selbst. Im Ausgang ist der Zufall: Mag dieser dem Gewagten auch günstig sein, rate ich dir dennoch, dich zu enthalten. Ich möchte nicht über abschüssiges Gebirge marschieren und über spitze Berggipfel, und kein junger Mann wird durch meine Führung gefangen werden. Wenn aber jene dennoch dir gefällt, während sie Briefchen übergibt und annimmt, durch die Gestalt, nicht nur durch ihren Eifer, bemächtige dich zuerst der Herrin, jene soll als Begleiterin folgen. Nicht darfst du die Liebe mit der Magd zuerst beginnen. Das eine mahne ich dich, wenn der Kunst irgend etwas geglaubt werden kann und wenn der stürmische Wind nicht meine Worte über das Meer treibt. Entweder du wagst es nicht oder stell es fertig: Die Anklage wird aufgehoben, wenn sie selbst einmal in einen Teil des Verbrechens kommt. Es ist nicht nützlich, wenn ein Vogel mit Leim an den Flügeln entflieht, es ist nicht gut, wenn ein Eber aus dem weitmaschigen Netz rauskommt. Der Fisch, der vom Haken verletzt ist, möge hängen bleiben: Wenn du sie verführt hast, bleib standhaft und weich nicht von der Stelle, außer als Sieger. Aber es soll gut gehütet bleiben: Wenn dein Spion gut gehütet wird, wird dir immer die Nachricht deiner Freundin helfen.