Zurück zum Castellum...

  • Da ruhte ihr Kopf an meiner Schulter und ich spürte wie ihre Trauer weniger wurde...
    ich fuhr ihr sanft durchs Haar...
    Leise, so sanft ich konnte sagte ich:


    "Du wirst es lernen, aber scheue dich nicht deinen Schmerz einem Freund zu zeigen."


    Ich sah mich um und hoffte das keinen meiner Kameraden jetzt vorbei kam...

  • Ich nickte leicht und schluckte. Es tat gut, getröstet zu werden. Warum hatte mein Cousin es nicht getan, bevor die Bestattung war? War ihm die Situation zu fremd gewesen? Ich sah zu Quintus auf.


    "Ich habe Angst, Freunde mit meinem Kummer zu belasten. Somit nehme ich vielen die Chance, für mich da zu sein. Aber ich hasse es, anderen Leuten zur Last zu fallen."


    Ich musste daran denken, wie wenig ich aß. Ich musste daran denken, wie lange ich immer nur allein getrauert habe. Damals bei dem Tode meines Onkels nun nun... bei... Ich nahm mich zusammen. Mit leiser Stimme fragte ich...:


    "Du bist mein Freund. Vielleicht schnell geworden und doch wie alt bekannt. Doch bist du ein Freund für immer? Ich vermag dich schlecht einzuschätzen..."


    Ich setzte mich nun wieder aufrecht hin und blickte ihn an. Ich wusste, was immer er sagen würde, er würde es ehrlich meinen. Ich traute ihm keine Lügen und auch keine Ausreden zu. Wie seltsam musste diese Frage wirken...

  • Er sah mich ziemlich intensiv an und ich begann schüchtern wie ein kleines Mädchen zu lächeln, das grad von dem Großvater ein Kompliment bekommen hatte.


    "Das... wird dann, denke ich, für immer sein. Gute Freunde kann ich immer gebrauchen. Und... du würdest mich sicherlich nie im Stich lassen!"

  • Ich lies ihre Hände los und lächelte sie an.


    "Ich werde dich nie im Stich lassen..."


    Ich würde, da war ich mir sicher, eher für sie sterben....


    Ganz vorsichtig wischte ich eine letzte Träne aus ihren Gesicht.


    "Helena, " ich zögerte kurz, " ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber, bitte, bitte, erlaube mir eine Frage..."

  • Bei seiner Bitte wurde mir ein bisschen komisch, doch ich sah ihn an. Leicht neigte ich den Kopf zur Seite und brachte ein Lächeln zustande als er eine Träne wegwischte.


    "Gerne, so frage doch, Quintus!"

  • Auch wenn sie mir ihre Einwilligung erteilte, so war ich doch unsicher...


    "Ich konnte nicht umhi feststellen, besonders als ich dich eben .. hielt, dass..."


    Warum stammelte ich so ?


    "Ich, Ich konnte spüren wie dünn, ja fast dürr, ihr, äh Du bist..."


    Warum schien es schwerer diese Worte zu sprechen, als gegen einer Barbarenhorde gegen über zu stehen...


    "Sag, bitte, hast Du probleme mit deinem Appetit ?"

  • Warum war ich erleichtert, diese Worte zu hören? Ich lächelte ihn an.


    "Ja, ich kriege kaum noch etwas runter. Seit der Bestattung meines Vaters, als wir in der Familiengruft gegessen haben, gemeinsam mit den Manen, ist mir sämtlicher Appetit vergangen."


    Warum war er denn so unruhig? War er so nervös vor Sorge? Ich beschloss vorerst einmal nicht nachzuhaken.


    "Bin ich denn wirklich so mager?"

  • Ihr Lächeln gab mir Sicherheit,...


    "Nun, du bist etwas dünn. Und ich sah gestern, wie wenig Du gegeessen hast..."


    Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort..


    "Ich weis nicht warum, vielleicht liegt es auch in meiner, mir unbekannten Vergangenheit, aber ich konnte nicht anders als mir sorgen zu machen..."


    Wieder machte ich eine Pause.


    "Ich werde dir etwas über mich verraten, etwas das vielleicht gegen mein Patrizierblut spricht : "


    Ich flüstere die nächsten Worte fast.


    "Ich vermag zu kochen, sogar, glaube ich zu sagen, recht gut... Daher, bitte, liebe Helena, bei nächster gelegenheit, erlaube mir etwas genau nach deinem Geschmack zu kochen...."

  • Meine Überraschung war ziemlich groß. So auch meine Augen, wie ich vermutete. Ein Mann der kochen konnte und wollte. Ein Patrizier der kochen konnte und wollte. Ich kam nicht umhin ihn in vollkommener Verblüffung anzusehen. Dann lächelte ich plötzlich.

    "Hui, jetzt hattest du den Überraschungsmoment auf deiner Seite. Du kannst kochen, obwohl du es nie wirklich tun brauchtest? Respekt. Du als Patrizier?"


    Noch immer war ich überrascht, wenn sich diese erste Verwirrung auch langsam legte. Ich sah kurz zum Himmel hinauf. Er war rot gewesen als wir losgegangen sind, nun erschien er in einem dunklen Blauton. Doch noch immer wollte ich nicht nach Hause und das Gespräch unterbrechen.


    "Sehr gerne nehme ich dein Angebot an. Ich würde deine Kochkunst gerne ausprobieren. Schon alleine weil dieses Angebot so selten gemacht wird!"


    Ich musste noch immer lächeln. Ich unterlag wirklich starken Gefühlsschwankungen. Eben hatte ich noch geweint und nun war mein Lächeln wieder voller Glück.


    "Doch koche nicht zuviel für meine Person, denn ich bekomme kaum etwas runter und muss mich erst langsam wiederans Essen gewöhnen. An was für ein Essen dachtest du denn?"

  • "Nun es ist nicht das ich eine perfekter Koch bin und Gerichte zu bereiten könnte wie sie bei Hofe oder einst ein Lucullus gereicht wurden. Aber, auch wenn es für einen Mann und dazu noch einem Patrizier ungewöhnlich ist, einige Gerichte vermag ich schon zu zu bereiten..."


    Ich hatte sie wirklich erstaunt, und auch ich war irgendwie überrascht von meinem ein Geständnis..


    "Es gibt ein besonderes Gericht, an das ich dachte..."


    Ich sehe sie an und plötzlich verstumme ich und mein Blick erstarrt:


    "Ma... Ma... Ma ra, ..." kommt es leise von meinen Lippen

  • Ich beobachtete ihn und erschrak als sein Blick plötzlich so leer und ausdruckslos wurde. Was war denn auf einmal los? Was sagte er? Mara? Leise flüsterte ich...


    "Was ist denn..? Mara?"

  • Keine Ahnung wie lange ich so vor mich hin starrte. Vor meinen Augen sah ich Bilder,ja ganze Szenen aus meiner Kindheit spielten sich vor meinen Augen ab....
    Langsam nur kehrte ich in die Gegenwart zurück.


    "Verzeih Helena, ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt..."


    In mir machte sich eine grosse Nervösität breit, ich konnte nicht mehr stillsitzen. Ich stand auf und ging unruhig vor Helena auf und ab.


    "Gerade eben während wir über das Essen sprachen, sah ich plötzlich Bilder aus meiner Vergangenheit... Ich bin vielleicht gerade mal 5 Jahre alt, und wandere durch die Ställe unser Villa. Es ist kalt, draussen liegt Schnee aber stört das nicht..."


    "Ich bin voller Trauer, meine Mutter ist gerade gestorben..."


    "Man ruft nach mir, eine Frauenstimme, ich verstecke mich hinter einem Strohhaufen. Doch die Frau findet mich, sieht auf mich herab.."


    Ich bleibe stehen, sehe Helena an, merke das ich ruhiger werde...


    "Sie hat eine entfernte ähnlichkeit mit dir, vielleicht weniger vom äusseren, sie war schon damals älter als du jetzt, hatte eine andere Haarfarbe und ihrer Kleidung und Statur nach war sie keine Frau von hohem Stand. Aber es ist etwas gemeinsames in euren Blicken und eurer Art, ich kann es nicht beschreiben..."


    "Diese Frau, das war Mara. Sie war meine Sklavin meines Vaters, ich höre noch genau ihre Worte:
    "Quintus, sitz doch nicht hier in der Kälte, komm rein, essen..." Ich schüttel nur den Kopf, doch sie läst nicht locker.
    Sie nimmt mich hoch und trägt mich in die Küche, dort brutzeln die Feuer und es duftet nach den verschiedensten Kräutern, Schinken und frischem Brot. Sie setzt mich auf einen Stuhl und stellt vor mich eine grosse Schale eines heissen, dampfenden Eintopfs. Ich will nichts essen, aber Mara setzt sich mir gegenüber, lächelt mich freundlich an:
    "Mein armer Quintus, ich weis du bist traurig, aber du musst essen,..Das ist Maras Glückseintopf, iss ihn und es wird dir besser gehen."
    Ich probiere erst einen Löffel und dann noch einen und noch einen bis die ganze Schale leer ist... Und irgendwie legte sich mit jeden Löffel meine Trauer etwas."

  • Ich lauschte seinen Worten aufmerksam und betrachtete ihn während er sprach. Sie trafen mich und doch zauberten sie ein Lächeln auf mein Gesicht. Da kehrte wieder ein Stück seiner Erinnerung zurück. Es war jedoch eine traurige Geschichte, die er mir da erzählte. Mit Motivation für mich, wie ich vermutete.


    "Dann... machst du mir auch diesen Eintopf?"


    Ich wollte nicht auf seine verstorbene Mutter ansprechen, er musste nicht noch mehr daran erinnert werden. Wenn er über sie sprechen wollte würde er es schon von sich aus tun: Ich...


    "werde immer ein offenes Ohr für dich habem Quintus! Bei mir kannst du dich immer aussprechen, wenn dich etwas bedrückt oder wenn du Rat suchst!"

  • Ich war erleichtert fast glücklich, es schien das die Ärzte recht hatten, und nach und nach würde mein Gedächnis zurück kehren...
    Plötzlich musste ich leise lachen. Ich setzte mich wieder neben sie:


    "Weist Du, ich hoffe nur das nicht jeder Erinnerungsschub mich so apatisch macht. Stell`Dir nur vor ich hätte nicht dir gegenüber gesessen, sondern hätte einem wütenden Germannen vor mir gehabt..."


    Urplötzlich verstummte mein lachen..


    "Mara," murmelte ich nachdenklich,die Ellenbogen auf meine Knie gestützt, den Blick auf die Strasse, " ich wüsste nur zu gerne wie es Dir geht... Obwohl ich fast sicher bin, das du, wie auch mein Vater im Elysium ist."

  • Ich wusste nicht ob ich bei seiner Bemerkung über die Erinnerungen lachen sollte oder stutzen. War er apathisch? Nein, ich bezeichnete es eher als überaus emotional. Tröstend legte ich meine Hand auf die Seine und streichelte leicht mit meinem Daumen, während ich ihn anlächelte.


    "Ich kann dir diese Frage nicht beantworten, doch warum sollte sie im Elyium sein? Weißt du von etwas, das vorgefallen ist, oder ist es eine Ahnung die du noch nicht begründen kannst?"

  • Ihr Trost tat mir gut, und ich konnte meine Trüben gedanken wegwischen...


    Was hatte ich auch Grund trübsal zu blassen. In den letzten kurzen Zeit hatte war ich nicht nur der Legion beigetreten und hatte zu meiner Familie zurück gefunden, nein, ich hatte auch mehr über mich heraus gefunden als in den ganzen Wochen auf dem Krankenlager in Aventicum und , und das war mir sogar fast noch wichtiger : Ich hatte in meiner Mater Familias eine gute Freundin gefunden...


    Ich lächelte sie an.


    "Es ist nur ein Gefühl. Vielleicht kann man spüren, wenn einer Person die einem Nahe steht etwas passier. Und iIch glaube Mara stand mir sehr nahe, was vielleicht kein wunder ist, wenn man bedenkt das ich früh meine Mutter verlor."


    Während ich mich aufrichtet sah ich sie an.

    "Ich werde Mara Glückseintopf für dich kochen.. Betrachten wir es als Therapie : Vielleicht verhilft er dir wie mir damals zu neuem Appetit und vielleicht mir zu weiteren Erinnerungen."


    "Obwohl, " ich stutzte kurz," es wird nicht lleicht alle Zutaten zu besorgen, aber, " und hier siegte meine neu gewonne Zuversicht, "Ich werde es schaffen..."

  • Ich lächelte ihn an. Mara Glückseintopf. Ich begann ihn immer mehr zu mögen. Er hatte eine sehr gute Sprachwahl und mit ihm konnte man sich prima unterhalten.


    "Du sagtest Mara sei eine Sklavin? Vielleicht reichen deine Erinnerungen irgendwann so weit zurück, dass du weißt wo sie ist. Dann werden wir sie zu uns holen, vielleicht als Freigelassene!"


    Als er aufstand ließ ich seine Hand los und legte die Meinen wieder in meinen Schoß. Mein Lächeln war wieder zurückgekehrt und es wollte auch dieses Mal nicht weichen. Und dieses Mal würden nicht Tränen oder Trauer siegen.


    "Wegen der Zutaten... Ich werde dir gerne helfen, wenn du weißt was in den Glückseintopf hineinkommt. Es sei denn, du möchtest es dir als Geheimrezept bewahren, was natürlich auch gut sein kann!"


    Ich dachte kurz nach.


    "Wir werden uns gemeinsam helfen: Ich werde dir helfen deine Erinnerungen zurück zu erlangen und du wirst mir helfen meine Fröhlichkeit zurückzuerobern. Ich muss auf dich wirklich wie ein kleiner Trauerkloß wirken...!"

  • Sie war einfach... Mir fehlten die Worte dafür. Ich genoss das Lächeln in hrem Gesicht. Es stand ihr so viel besser als die Trauer.


    "Ich glaube nicht das das möglich sein wird, ich bin fast sicher sie ist im Elysium und es geht ihr dort gut..."


    Und obwohl meine nächsten Worte eigentlich traurig wahren, nichts davon war in meiner Stimme zu merken, meine Worte klangen fast heiter...


    "Nun, du könntest in der Küche der Villa ein Huhn bereithalten und sicher finde ich vieles anderes dort. Nur die entscheidenden Zutaten kann ich nicht verraten. Ich habe es Mara versprochen. Und auch wenn sie nur eine Sklavin war, das Wort eines Patriziers sollte er immer halten..."


    "Ich werde in den nächsten Tagen die Zutaten zusammen suchen... Und wenn ich sie habe, werde ich dich informieren. Dann kannst Du mir sagen, wann ich das Gericht für dich zubereiten darf... Ich werde mich eilen, den ich habe Gerüchte gehört das meine Centurie in der nächsten Zeit die Strassen Hispanien ausbessern darf..."


    Mir taten meine nächsten Worte wirklich leid...


    "Leider,.." meine Stimme wurde leiser," es ist spät geworden. So ungern ich deine Gesellschaft auch aufgebe, ich muss so langsam zurück ins Castellum..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!