Aufnahme des Drills

  • Hungaricus ließ die Soldaten der Cohortes Urbanae antreten. Wieder mußte er den Kopf schütteln, sahen doch einige sehr untrainiert aus. Einer von ihnen begann sogar Fett anzusetzen - das geht nun wirklich nicht. Außerdem war auch der Zustand der Uniform grauenerregend.


    Soldaten!


    Euer Zustand ist jämmerlich!


    Seht Euch an! Ihr wollt Rom verteidigen? Eine Bande gemeiner Räuber könnte Euch mühelos niedermetzeln!


    Damit ist Schluß!


    Ab heute weht hier ein anderer Wind! Ich will mich nicht schämen müssen, Kommandierender einer solchen Einheit zu sein!


    Deswegen gilt ab heute: 2mal am Tag Drill und Exerzieren. Freie Tage sind bis auf weiteres gestrichen. Verstärkte Gefechtsübungen, Übungen für den Ernstfall der Verteidigung Roms, etc. etc.


    Ich freue mich schon darauf, Ihr sicher nicht.


    Zuerst aber werden die Uniformen geputzt, und zwar solange, bis ich mich darin spiegeln kann. Ihr bekommt 2 Stunden, wenn dann noch jemand mit fehlerhafter Uniform antritt, der bekommt einige zusätzliche Übungen von mir - IST DAS KLAR?


    Wegtreten!


    Die Soldaten traten weg. Erst später wagten sie auch zu sprechen. Hungaricus mußte lächeln, seine Ausbildung in der Legio I würde ihm hier helfen...

  • Nach zwei Stunden kamen die Soldaten wieder. Während einige Uniformen nun tiptop aussahen - anscheinend hatte bei ihnen die Drohung gewirkt, waren andere hingegen nicht sehr beeindruckt gewesen von Hungaricus' Rede. Er ging durch die Reihen der Soldaten, einige Uniformen waren auch bei näherem Hinsehen sehr gut geputzt, bei einigen hatten sich einige Mängel eingeschlichen, auf die Hungaricus hinwies mit der Bemerkung, beim nächsten Mal darauf zu achten. Diejenigen jedoch, die sich nicht an die Vorgaben von Hungaricus hielten, wurden sogleich ausgesondert. Zu ihnen sprach Hungaricus:


    Nun, da ihr anscheinend keinen Wert auf Disziplin legt, werde ich Euch den beibringen müssen.


    Zu einem der beiden Optios, die neben Hungaricus standen, sagte er:


    Geh mit ihnen zum Lagerraum, ich habe dort einige Rucksäcke gesehen. Gib jedem eines und lasse sie mit Steinen füllen. Sie sollen mit diesem "Marschgepäck" eine schöne Runde um Rom drehen - im Laufschritt. Sieh darauf, daß niemand von ihnen zurückfällt oder sonst aus der Reihe tanzt. Bei dieser Gelegenheit kannst du auch gleich darauf schauen, wie es mit der Mauer um Rom aussieht - berichte mir danach. Und nun geh!


    Der Optio sah ihn ein wenig fragend an, er war sich wohl nicht sicher, ob Hungaricus das tatsächlich ernst meinte, immerhin war es ein langer Weg um Rom herum... Hungaricus jedoch verzieh keine Miene, deshalb hielt der Optio es für günstiger, keine Fragen zu stellen und gleich die Befehle auszuführen.


    Zu den anderen Soldaten sprach Hungaricus:


    Ihr seht, was passieren kann, wenn man meinen Befehlen nicht gehorcht. Lasst Euch das eine Warnung sein.


    Zum anderen Optio sagte er:


    Mach mit ihnen auch einen Laufmarsch, die Kondition der Männer lässt stark zu wünschen übrig. Mach später auch normalen Gefechtsdrill und Exerzierungen. Übertreibe es jedoch nicht am Anfang, niemand hätte was davon. Beobachte die Männer dabei und berichte auch du mir dann genaues über Sie. Wegtreten!


    Hungaricus sah ihnen noch kurz zu, ging jedoch bald in sein Büro, da die Verwaltungsaufgaben nicht weniger wurden, wie er meinte.

  • Jener der beiden Optios, die die "braven" Soldaten marschieren und exerzieren ließ, kam am Abend in das Büro des Hungaricus und machte Meldung. Die Kondition ließ wirklich zu wünschen übrig, beim Exerzieren und Gefechtsdrill allerdings hielten sich die Soldaten recht gut. Hungaricus nickte und sagte ihm, daß der verstärkte Drill solange aufrechterhalten wird, bis die Soldaten ein akzeptables Niveau erreicht haben. Der Optio nickte und salutierte.


    Erst am nächsten Morgen kam der andere Optio mit jenen Soldaten zurück, die sich nicht an die Anweisungen des Hungaricus halten wollten. Auch er machte Meldung. Die Soldaten murrten zuerst, später jedoch nicht mehr - vor allem, weil ihnen die Kraft fehlte. Nur einem mußte der Rucksack abgenommen werden, weil er stürzte und danach humpelte - er hätte sonst den ganzen Zug aufgehalten. Hungaricus war zufrieden.


    "Es war gut so. Schick den Gestürzten ins Lazarett und laß ihn untersuchen. Es bringt nichts, wenn er beim Drill mitmacht, seine volle Leistung aber aufgrund der Verletzung nicht bringen kann. Später jedoch muß er dies nachholen, Optio, sieh darauf. Was hast du mir vom Zustand der Mauer zu berichten?"


    "Sie ist im allgemeinen gut, nur hie und da einige Ausbesserungen wären angebracht. Lediglich an den Stellen, wo der Tiber die Mauer quert, sind die Mauern stark ausbesserungswürdig, weil vor allem verwittert und vom Flußwasser schmutzig und zum Teil ausgehöhlt. Keine allzugroßen Sachen."


    "Gut, ich werde mir das in den nächsten Tagen einmal ansehen. Der Drill beginnt in einer Stunde, sag deinen Männern, sie sollen sich waschen gehen und die Uniform putzen. Die Rücksäcke bring wieder zurück ins Lager. Ich erwarte von den Männern vollen Einsatz beim Drill, auch wenn und weil sie die Nacht durch spaziert sind. Das reicht. Wegtreten!"


    Der Optio ging. Hungaricus wußte, daß er mit dieser Aktion sich bei den Männern keine Freunde gemacht hat, doch er war auch nicht ihr Freund, sondern ihr Vorgesetzter.

  • Ein paar Tage später sah Hungaricus beim Drill selbst zu, so daß ihn die Soldaten selbst nicht sehen konnten - sonst hätte das ihre Leistung positiv beeinflusst. Hungaricus wollte aber den tatsächlichen Stand der Dinge wissen - konditionell und moralisch. Einige waren konditionell wirklich nicht sehr gut drauf, die meisten jedoch machten es mit mehr Fleiß und Eifer wett. Im großen und ganzen war er jedoch zufrieden mit dem was er sah. Er ließ einen der Optios zu sich rufen.


    Stell mir eine Mannschaft zusammen. Die 6 Besten, jene die am besten mit ihren Waffen umgehen können und sonst auch gut auffallen. Sie sollen mich noch heute begleiten.


    Der Optio ging und kam bald mit den gewünschten 6 Soldaten zurück.


    Nun Soldaten, ihr sollt die Besten hier sein. Das wird sich bald weisen. Ihr werdet mich heute begleiten - in die Subura.


    Die Soldaten sahen etwas verblüfft.


    Ihr sollt dabei etwas lernen. Wir haben die Aufgabe Rom zu schützen. Nicht nur vor Gefahren von außen, auch die inneren subversiven Elemente müssen so gut wie möglich ausgeschaltet werden. Außerdem wird es Zeit, daß wir endlich unsere Aufgabe übernehmen - wir haben die Prätorianer schon zu lange unsere Sachen erledigen lassen.


    Er ließ die Soldaten wegtreten. Sie sollen vor ihrem ersten Rundgang noch ihre Uniform putzen, die vom Drill schmutzig geworden sind, weiters sollen sie noch etwas essen und trinken, da Hungaricus nicht genau wußte, wann sie in die Castra zurückkommen werden. Eine ora später traten sie an. Hungaricus erwartete sie schon und sie begannen mit dem Marsch in die Subura.

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