Das Schlafzimmer der Tiberia Livia.
[Cubiculum] Tiberia Livia
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Livia hat sich gerade für ein Mittagsschläfchen auf ihr Cubiculum zurückgezogen und genießt die Ruhe. Da klopft es plötzlich an der Tür und sie richtet sich seufzend auf.
"Was gibt es denn?"
Der Sklave antwortet kleinlaut.
"Euer Verlobter ist hier um euch zu sprechen. Ich lasse ihn herein..."
Der Sklave will das sicher verliebte Pärchen nicht länger stören, öffnet die Tür für Hungi weit und macht sich eilig aus dem Staub. Livia hingegen steht von ihrem Bett auf und sieht leicht genervt zur Tür. Sie beschließt jedoch, sich zusammenzureißen, richtet ihre Kleidung und Frisur halbwegs zurecht und lächelt sogar höflich.
"Salve..."
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Dieser Sklave... schon wieder hatte er einen anzüglichen Grinser oben... sowas... Hungi wandte seinen Blick auf seine Verlobte. Der Gedanke gefiel ihm noch immer ganz und gar nicht. Livia war zwar sehr schön anzuschauen, aber diesen Eisbrocken zur Frau zu nehmen... Innerlich schüttelte ihn.
Salve. Wie geht es dir?
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Livia bezweifelt irgendwie, dass Hungi das wirklich interessiert, antwortet jedoch höflich.
"Mir geht es gut. Danke der Nachfrage..."
Die Distanz zwischen den beiden Verlobten ist trotz des freundlichen Lächelns und der scheinbar netten Konversation förmlich spürbar. Livia deutet auf eine Sitzgelegenheit in ihrem Cubiculum.
"Setz dich doch... Und wie geht es dir? Was führt dich her?"
Hoffentlich würden sie dieses Gespräch bald hinter sich bringen.
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Nun, es geht mir auch recht gut. Ich danke dir, doch ich werde nicht lang deiner Zeit beanspruchen. Du hast sicher sehr viel zu tun.
Wahrscheinlich arme Sklaven oder Plebejer herumscheuchen, aber egal. Dieses gewisse Unwohlsein, dieses Gefühl, man würde am liebsten ganz woanders sein, verstärkte sich in Hungi immer mehr. Dennoch ließ er sich kaum etwas anmerken. Nicht vor ihr.
Daher möchte ich auch gleich zur Sache kommen. In ein paar Tagen findet in Rom ein Bankett zu Ehren von Publius Decimus Lucidus statt. Vielleicht kennst du ihn ja.
Er atmete unmerklich kurz durch. Es wäre so schön gewesen, aber nein...
Wie dem auch sei. Ich möchte dich fragen, ob du als meine Verlobte auch mich zu diesem Bankett begleitest.
'Bitte sag nein, sag du kannst nicht, weil dein Hund krepiert ist oder sowas ähnliches...' dachte er sich...
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"Ja, ich kenne ihn. Er ist... war mein Bruder. Zumindest bin ich mit ihm aufgewachsen."
Sie ist sich ziemlich sicher, dass ihn das nicht im geringsten interessiert. Doch es interessiert sie auch nicht wirklich, ob ihn das interessiert. Sie ist auch nicht daran interessiert, solche Anlässe zu nutzen, seine Gegenwart noch länger als nötig ertragen zu müssen. Doch die gesellschaftlichen Pflichten gehen nun einmal vor persönlichen Vorlieben. Außerdem würden bei dem Bankett sicher genügend andere Gäste anwesend sein, deren Gesellschaft angenehmer ist. Zudem kann sie Lucidus dort wiedersehen. Also nickt Livia zustimmend.
"Das wäre vermutlich angemessen..."
Innerlich seufzt sie, zögert einen Moment und entschließt sich dann doch noch zu einer Anmerkung.
"Vinicius Hungaricus... Ich glaube, dass wir die Situation recht ähnlich sehen. Beide sind wir uns dessen bewusst, dass unsere Verbindung zweckmäßiger Natur ist. Insofern wäre es sicherlich für beide angenehmer und klüger, wenn wir diese gesellschaftlichen Pflichten den Erwartungen entsprechend erfüllen. Doch wird es auf diesem Bankett sicherlich genügend Gelegenheit geben, als dass wir uns anderweitig unterhalten können..."
Livia blickt ihn fragend an, ob er ihrem Gedankengang folgen kann.
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Der Bruder? Ach ja, Lucidus war ja früher ein Tiberier, stimmt... Hungi nickte. er hatte eigentlich keine Ablehnung erwartet. Er hatte auch nicht erwartet, jemand anderen zum Bankett mitnehmen zu können, schon gar nicht... Er wischte den Gedanken schnell beiseite. Wie? "Genügend Gelegenheit"? "Anderweitig unterhalten"?
Lass mich kurz rekapitulieren. Wir kommen gemeinsam hin zum Bankett, zeigen uns etwas gemeinsam als - naja - glückliche Verlobte und kümmern uns dann um unsere jeweiligen Bekannten, bevor ich dich nach Ende des Banketts nach Hause begleite. Ist das richtig so?
Er überlegte kurz. Kurz die Nähe des anderen ertragen, aber nicht mehr als notwendig.
Wenn ja, bin ich einverstanden. Allerdings wäre es angemessen, wenn du mich in der Öffentlichkeit nur bei meinem Cognomen ansprichst, ob Hungaricus oder Hungi sei dir zur Wahl gelassen. Die Distanz zwischen uns muß die Öffentlichkeit nicht mehr mitbekommen als notwendig. Wie du mich nennen willst, wenn wir alleine sind, sei ganz dir überlassen.
Nun war es an Hungi, sie fragend anzusehen. Leise hörte man schon Geräusche von außen, Geräusche von der Verlobungsfeier...
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Erfreut lächelt Livia. Zumindest scheint er ganz vernünftig zu sein.
"Sehr schön. Genau so habe ich es gemeint. Ich denke, dass wir uns da relativ gut arrangieren können, ...Hungaricus."
Sie nickt ihm zu, das Unausweichliche akzeptierend.
"Nun denn... Ich höre, dass die Verlobungsfeier im Begriff ist, zu beginnen. So können wir das Ganze gleich ein wenig üben. Bringen wir es hinter uns..."
Livia erhebt sich von ihrem Platz und geht zu ihrem Verlobten hinüber. Sie nimmt den von ihm angebotenen Arm und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu den Räumlichkeiten, in welchen die Feier stattfindet.
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Ich klopfte an Livias Zimmertür.
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Livia hat sich gerade für ein paar Minuten hingelegt und die Augen geschlossen. Ihre Gedanken schweifen um die kommende Ausgabe der Acta und den Termin ihrer künftigen Hochzeit. Ein Klopfen reißt sie aus diesen Gedanken. Sie blinzelt kurz und setzt sich dann auf. Ganz automatisch richtet sie kurz Kleid und Haar, bevor sie den Klopfenden hereinbittet.
"Ja, bitte?"
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"Salve, Cousine. Ich hoffe ich störe dich nicht."
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Livia lächelt freundlich und schüttelt leicht den Kopf.
"Aber nein. Setz dich doch. Was gibt es denn?"
Fragend sieht sie Honoria an.
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"Nun Cousine, ich habe es geschafft den Einstieg in de römische Verwaltung zu finden und bin jetzt Scriba des Comes. Meine erste Mission führte mich nach Mantua, wo mich ein gewisser Titus Aurelius Cicerobat, dir eine Nachricht zu überbringen."
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"Tatsächlich? Das ist sehr gut. Ich freue mich, dass du so schnell eine so gute Stelle gefunden hast. Ist der Comes ein umgänglicher Mann und guter Vorgesetzter? Ich kenne ihn garnicht. Der Name des Aureliers ist mir natürlich geläufig. Er besuchte diese Villa vor kurzer Zeit. Um was für eine Nachricht handelt es sich?"
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"Ich danke dir, Cousine. Der Comes ist sehr symphatisch. Ich kann viel von Ihm lernen. Der Aurelier bat mich, dir die Worte -Horaz wartet- auszurichten, und ich soll dich an den Autor der Acta erinnern."
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Livia schmunzelt leicht.
"Erstaunlich. Für den Autor ist bereits gesorgt. Für Horaz muss ich mir wohl etwas einfallen lassen. Ich danke dir."
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"Bitte. Dann möchte ich dich nicht weiter stören. Dann sehen wir uns sicher später beim Abendmahl wieder."
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"Das ist kein Problem. Ich fühle mich nicht gestört."
Sie lächelt.
"Gerne. Dann sehen wir uns heute abend. Bis dann."
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"Danke, aber ich habe dich hier schliesslich halb überfallen. Aber ich wollte dir die Nachricht sicherheitshalber privat übermitteln. Bis nachher." qurlig verliess ich mein Zimmer um mich in meinem Zimmer fürs Abendessen zurechtzumachen.
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Der Tag vor der Hochzeit ist für Livia bereits komplett mit den unterschiedlichsten Vorbereitungen angefüllt. Das Organisatorische hat sie größtenteils ihren Sklaven aufgetragen, doch immer wieder tritt einer von ihnen an sie heran, um wieder eine neue spezielle Entscheidung zu erfragen. Die Villa Tiberia wimmelt förmlich von arbeitenden Sklaven. Die Küchensklaven kochen und backen schon jetzt nach Ursus Anweisungen scheinbar Verpflegung für ganze Legionen vor. Andere Sklaven säubern und putzen jeden noch so entlegenen Winkel der Villa und bringen jeden einzelnen Raum auf Hochglanz. Sobald sie ein Zimmer in nahezu schimmernder Sauberkeit hinterlassen haben, fallen die Dekorateure darüber her und verteilen kostbare Stoffe und erlesene Blütenpracht. Zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten werden herbeigeschafft und arrangiert. Auch ein kunstvoll verzierter Altar nimmt einen besonderen Platz ein und wird geschickt in das Arrangement eingegliedert.
Die Zeit des größten Trubels verbringt Livia in den kleinen Thermen der Villa und versucht dort vergeblich sich zu entspannen. Ständig wird sie von unruhigen Sklavinnen um Entscheidungen zu den unterschiedlichsten Dingen, wie Stofffarben, Blumenarten oder gar Küchengewürzen gebeten. Doch selbst wenn sich einmal eine längere Zeit der Ruhe einstellt, will sich keine Entspannung einstellen. Immer wieder muss Livia an die ihr bevorstehende Ehe denken. Vor allem die erschreckend baldige Hochzeitsnacht bereitet ihr große Sorgen. Natürlich weiß sie seit langem um den Ruf ihres Zukünftigen und auch sein aufbrausendes Naturell hat sie mittlerweile gut kennengelernt. Doch irgendwie ist es ihr in der langen Verlobungszeit gelungen, dieses Kapitel ihrer Zukunft aus ihren Gedanken zu verdrängen. Nun jedoch tritt alles wieder an die Oberfläche und Livia muss sich selbst eingestehen, was sie einem anderen gegenüber niemals zugeben würde: Sie hat große, sehr große Angst vor der bevorstehenden Hochzeitsnacht. Zu lange hat sie ihr Leben nun schon als Jungfrau gelebt, als dass ihr dieser Schritt nun leicht fallen könnte. Natürlich kennt sie die zu erwartenden Vorgänge, doch beschränken sich ihre Kenntnisse allein auf einige Erzählungen in der Literatur oder anzüglichen Anspielungen in Gesprächen oder auch Theaterstücken. Die Realität erscheint ihr demgegenüber um so vieles beängstigender, dass sie trotz des warmen Wassers im Bad hin und wieder zittert vor Angst. Schließlich wird es ihr genug der trüben Gedanken. Sie versucht das Ganze vorerst beiseite zu schieben und lässt sich von ihren Sklavinnen abtrocknen. Während sie mit wohlriechenden Ölen eingesalbt und massiert wird, beginnen die beängstigenden Gedanken allmählich zu schwinden. Doch das klamme Gefühl in ihrem Herzen und das flaue Gefühl im Magen bleiben ihr noch lange erhalten.
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