Aditus 1 - Decima Lucilla

Dem Scriba folgend betritt Lucilla das Officium der LAPP. Messalina scheint schon auf sie zu warten.

"Salve Legatus. Es freut mich dich widerzusehen. Ich hatte es sehr bedauert, dass du nicht zur Weihung des Grundstückes der neuen Bibliothek kommen konntest. Doch ich verstehe natürlich, dass du als LAPP viele Aufgaben zu bewältigen hast."

Sie lächelt freundlich. "Manchmal wäre es angenehm, wenn die einem zur Verfügung stehenden Zeit mit den Aufgaben wachsen würde. Oder man sich teilen und an zwei Stellen gleichzeitig sein könnte. Aber das muss ich dir sicherlich nicht erzählen."

Lucilla seufzt.

"Wenn ich ehrlich sein soll, furchtbar. Ich weiß nicht, wie die Wagenlenker es die ganze Zeit über auf ihren Wagen aushalten und die Postreiter in den Betten der Mutationes. Glücklicherweise habe ich meist in den Mansiones übernachten können, nur manchmal haben wir die großen Stationen nicht rechtzeitig erreicht. Ich kann dir jedoch mit Freude berichten, dass die Infrastruktur des CP in Hispania bestens ist. Es gibt nur wenig zu beanstanden, vor allem natürlich in den vom Aufstand gebeutelten Regionen. Allerdings sollten diese paar Problemchen bald behoben sein, vor allem mit der von Sentor Avarus zugesagten Hilfe aus Rom."

"Ja, ich habe bereits davon gehört und ich denke, du hast dir nur unnötige Arbeit damit gemacht. Ich hatte meine Mitarbeiter genauestens eingewiesen, was zu tun ist. Sicherlich, dass ein, zwei Briefe vielleicht unrechtmäßig befördert werden, damit habe ich gerechnet. Die Tabellarii Dispositii sind nunmal einfache Leute. Und," sie muss sich ein Grinsen verkneifen, "ich fürchte, dadurch, dass du ihnen in meiner Abwesenheit einen neuen Vorgesetzten mit einem neuen Amtsnamen vor die Nase gesetzt hast, hast du sie vollkommen durcheinander gebracht."

Lucilla denkt an den armen Vortex, der vollkommen aufgelöst in ihrem Officium erschienen war.

"Es wäre vielleicht besser gewesen, dich an Senator Avarus zu wenden, damit er ihnen dieses Vorgehen bestätigt. Die Boten sind nuneinmal darauf getrimmt von niemandem Weisung zu nehmen, als von ihrem vorgesetzten Praefectus Vehiculorum, vom Legatus Augusti Cursus Publico oder von noch weiter oben in ihrer Diensthierarchie."

Lucilla schaut sie verwirrt an.

"Es geht nicht darum, wie sie zu siegeln sind und schon gar nicht darum, wie du deine Korrespondenz führst. Der Curusus Publicus ist nur dazu da, die Nachrichten zu transportieren. Ich weiß nicht, wo du ein Problem siehst. Hat unsere Zusammenarbeit nicht bisher reibungslos geklappt? Die letzten Berichte wurden doch auch alle ordnungsgemäß gesiegelt und zugestellt. Ich kenne deinen Scriba und wenn ein Bericht in deinem Namen in meinem Officium ankommt ist es doch kein Problem, den Brief zu siegeln und abzusenden. Und ebenso, wie du es nicht wünscht, dass man dir vorschreibt, wie du deine Arbeit zu tun hast, wäre auch ich dankbar, wenn du mich meine tun lassen würdest, so wie es die dir bekannten Regeln des Cursus Publicus vorschreiben."

"Kleines Amtsiegel?" Lucillas Verwirrung nimmt kurz zu, dann erinnert sie sich jedoch daran, dass Vortex davon gesprochen hat.

"Ach ja." Sie seufzt. "Nun, wenn du solch ein Siegel wirklich für notwendig erachtest, mir soll es Recht sein. Du solltest allerdings darauf achten, wem du es anvertraust. Wenn ich feststelle, dass es missbraucht wird, werde ich dir Bescheid geben."

"Momentan kann ich darüber noch nicht so viel sagen. Ich muss erst einmal noch die gesammelten Daten zusammenfassen. Danach werde ich mich mit Senator Germanicus Avarus beraten, ob und wo Hilfe nötig ist. Ich bitte dich jedoch darum, dass solche Dinge wie mit Vortex, diese Entlassungsgeschichte, nicht wieder vorkommen. Das bringt die Tabellarii Dispositii nur unnötig durcheinander. Sie haben ihre Vorschriften und halten sich daran. Wenn feststeht, wo die Provinz dem Cursus Publicus helfen kann, dann werde ich dich wieder aufsuchen."

'Aber nur in deinem Amtsbereich.' denkt sich Lucilla, verzichtet jedoch auf eine Erwiderung und nickt nur.

"Kannst du mir noch sagen, wo ich den Moderator Communitas finden kann? Hat er ein Officium in der Curie? Ich möchte noch meine Post bei ihm abholen. Und was geschieht jetzt überhaupt mit ihm? Wenn dieser Posten nur zu meiner Vertretung geschaffen wurde, dann erübrigt er sich doch nun?"

"Carthago Nova?" fragt Lucilla erstaunt. "Das heißt, die gesamte Kommunikation läuft über Carthago Nova?"

In Gedanken überlegt sie schon, wie lange es dauern würde, den Moderator Communitas zu erreichen und seufzt. Sie hatte eigentlich gehofft, ihre Post heute noch in den Händen halten zu können.

"Hat er die Post aus dem PV-Officum dorthin mitgenommen?"

Erleichtert atmet Lucilla auf. Eine in Carthago Nova zentralisierte Kommunikation würde immerhin einiges erschweren.

Dann überfliegt sie den Brief und liest ihn nach dem ersten Schreck nochmal genau durch. Hat Vortex ihr doch nicht alles erzählt? Lucilla macht sich Vorwürfe. Sie hätte ihre Untergebenen kompetenter eingeschätzt. Nun stellt sie jedoch fest, dass sie ihnen doch nicht so viel Verantwortung hätte übergeben sollen und von Anfang an eine erfahrenere Kraft als Vertretung hätte einsetzen sollen. Sie würde sicher noch Probleme mit Avarus bekommen. Schließlich fällt alles was ihre Boten falsch machen letztendlich auf sie zurück. Und einige Sätze in dieser Nachricht hören sich schon fast nach einer Drohung an.

Lucilla schluckt und reicht den Brief zurück an Messalina.

"Keine Sorge, ich werde die gesamte Verantwortung für alle Fehler übernehmen, die während meiner Abwesenheit durch die Beamten des Cursus Publicus hier passiert sind. Es ist schließlich mein Versäumnis, dass ich keinen kompetenteren Vertreter als Postumius Vortex bestimmt habe."

Ein wenig Sorge fällt von Lucilla ab. Dennoch hatte Avarus einen Brief geschickt, ob zu Recht oder nicht. Sie kann nur hoffen, dass er mittlerweile davon Kenntnis hat, das sich die Sache bereits erledigt hat.

"Ich werde sehen, was er zu sagen hat, wenn ich mit ihm über die Infrastrutkur des Cursus Publicus spreche. Ich bin jedoch froh, deine Sicht der Dinge nun zu kennen um sie dabei im Hinterkopf zu haben."