Atrium

  • Sim-Off:

    Nein. So wie du Assindius spielst, bist du ein gigantisch glaubhafter germanischer Sklave! Deine ganze Art - einfach gut. Das Ungehobelte - mal was erfrischend anderes.


    Interessiert hörte ich mir an, was Assindius zu sagen hatte. Langsam wurde ich neugierig auf seine Herkunft, sein vorheriges Leben. Ich suchte mir einen geeigneten Platz im Schatten, ließ mir ein Getränk bringen und verschob den geplanten Marktbummel auf später.


    „Deine Abstammung interessiert mich, dein bisheriges Leben.“

  • Hä? Wie? Wass? Erst mal durch den Bart streichen.


    „Tja Herrin, was gibt es da zu erzählen? Hmm? Meine Abstammung, ähä, nun gut“, begann ich stotternd.


    „Mein Vater hieß Chilperich und meine Mutter Siglnda. Mein Vater war ein Landwirt. Ich habe zwei ältere und zwei jüngere Brüder und eine ältere Schwester. Wir lebten in einem sehr kleinen Dorf das in Eurer Sprache Assindia heißt. Der Dorf-Druide war der Meinung, dass alle Kinder einen Namen aus den Göttergeschichten erhalten sollten, damit kein Unheil geschehe. Mein Vater hörte auf ihn und gab jedem seiner 6 Kinder einen solchen Namen. Mein Vater gab mir den Namen Hlidskialf, Herrin, das ist der Thron des Göttervaters Wotan. Da eine römische Zunge diesen Namen nicht aussprechen kann, benannten mich die Römer nach unserem Dorf.


    Wie Ihr wißt war ich Minenarbeiter. Die Arbeit war hart, rau, staubig und sehr anstrengend. Das Schlimmste aber war es, wenn die Schächte einstürzen und wir tagelang in der Dunkelheit saßen. Die Rettung konnte Tage dauern, dann ging das Wasser aus, die Nahrung und zuletzt auch das Licht. Das Warten und die Ungewissheit waren das Schlimmste, Herrin. Nicht immer überlebte alle Kumpel. Abends wenn es Dunkel war kam ich erst nach Hause. Manchmal sah ich wochenlang kaum Tageslicht, nur wenn ich einen der vollen Wagen zum Lager brachte vielleicht, aber das war auch nicht jeden Tag.


    Eigentlich hätte ich wie mein Vater und meine Brüder Landwirt werden sollen. Aber mein Vater wollte mich mit einer Frau verheiraten die ich nicht ausstehen konnte. So kam es zu Streit und ich baute mir eine eigene Hütte und ging in die Mine. In meiner Hütte schlief mein Vieh mit mir, eine Kuh und zwei Hühner. Dann hatte ich einen Nutzgarten wo ich Gemüse und Kräuter anpflanzte und wo ein Apfelbaum stand.


    Nun ja, wie ich vorhin sagte kamen auch römische Händler in unser Dorf. Die letzten benahmen sich sehr schlecht. Sie fasste die Frauen an und schlugen sie wenn sie ihren Wünschen nicht nachkamen. Weil Germanen so etwas nicht zu lassen, haben wir sie vertrieben. Dann kamen sie mit Soldaten zurück und es kam zum Kampf. Die Römer gewannen ihn und versklaven alle Männer und Frauen die sie finden konnten. Einer davon steht vor Euch.


    Tja Herrin, so hat, im Groben, mein Leben ausgesehen.“ Ich wusste nicht ob ich folgendes sagen sollte, aber ich tat es trotzdem.


    „Herrin, ich weiß das es einen Sklaven nicht zusteht, aber in Germanien wäre es unhöflich, wenn ich mein Gegenüber nicht nach deren Leben fragte.“

  • Ich blieb längere Zeit stumm, ließ die Worte auf mich wirken. Mein Blick streifte über die säuberlich geschnittene Buchsbaumeinrahmung der Wege, das mit Wasser gefüllte Becken inmitten des Atriums und das imposante Hauptgebäude gegenüber. Es war schwer, sich ärmliche Verhältnisse vorzustellen, wenn man nie anderes gewöhnt war als Villen dieser Art.


    http://home.arcor.de/de_la_cha…forum/villa%20aurelia.jpg


    Dennoch faszinierte mich Assindius’ Geschichte. Es war eine andere Welt. Vermutlich hätte mich Ägypten ebenso fasziniert und es war mir egal, dass ich Konversation mit meinem Sklaven hielt. Eine durchaus unübliche Tatsache.


    „Wie war noch mal dein Name? Und erzähle mir doch mehr von dem germanischen Göttervater. Ich kann nicht glauben, dass es einen zweiten gibt.“


    Ich glaubte natürlich an die römischen Götter und das mit großer Überzeugung.


    „Und in Germanien wäre es unhöflich, sein Gegenüber nicht nach dessen Leben zu fragen?“ Ungläubig sah ich Assindius an. So etwas hatte ich noch nie gehört und natürlich konnte ich unmöglich mein Leben einem Sklaven gegenüber ausbreiten, wobei … es machte mir Spaß, mich mit ihm zu unterhalten.



    edit: Bild

  • Hä, zweiten? Egal, erzähl einfach.


    „So ist es Herrin. Würde man das nicht fragen, würde man als jemand gelten der sich nur für sich selber interessiert. Ich wollte nicht, dass Ihr mich für unhöflich haltet.“


    Noch mal durch den Bart gestrichen und los.


    „Tja, der Göttervater. Sein Name ist wie gesagt Wotan und er ist der Sohn von Borr und Bestla, er hat drei Frauen deren Namen Jord, Frigga und Rinda sind.
    Mit seinen Brüdern Hönir und Lodur schuf er die ersten Menschen die Askr und Embla hießen. Er heißt Göttervater, weil fast alle anderen Götter von ihm abstammen. Er ist der Gott der Weisheit, Beschützer der Krieger und der Dichter. Vor dem Beginn einer Schlacht rufen die Krieger seinen Namen, damit er sie beschützt und sieht wie sie kämpfen. Von seinem Thron aus kann er alle Welten sehen und alles was passiert. Der Thron, nachdem mein Vater mich benannte, heißt Hlidskialf. Er trägt immer einen Speer bei sich der Gungnir heißt, so wie mein ältester Bruder. Auf Wotans Schultern sitzen 2 Raben die Hugin und Munin heißen, sie fliegen manchmal durch die Welten und suchen nach Dingen die Wotan nicht gesehen hat. Dann hat er noch ein 8 Beiniges Pferd das Sleipnir heißt und der schnellste Gaul aller Welten ist.


    Eines Tages ging er zu der Quelle der Weisheit und wollte einen Schluck davon trinken. Denn als oberster der Götter kann man Weisheit ja gebrauchen. Der Wächter der Quelle verlangte aber das Wotan ein Auge herausnehmen und es auf dem Grund der Quelle liegen lassen sollte. Das tat er und bekam dann das Wasser. Weise und einäugig wie er jetzt war, konnte er seinen eigenen Tod in der Zukunft sehen. Von da an wurde er bitter und er aß nie wieder etwas sondern trank nur noch Met. Met ist der germanische Wein Herrin.


    Joa, reicht Euch das Herrin?“

  • Der Grund, den Assindius für das Fragen des Gesprächspartners nach dessen Leben angab, leuchtete mir ein. Ich nickte zustimmend, fand aber dennoch, dass dies zu weit gehen würde. Anschließend lauschte ich wieder seinen Erzählungen. Ich genoss es, von fernen Ländern und fremden Sitten zu hören, nur eben mit den anderen Göttern konnte ich mich nicht anfreunden. Assindius musste sich irren.


    „Oberster Gott und Herrscher über alle anderen Götter ist Iupiter. Das lernt schon jedes Kind. Und auch wenn sehr viele der neumodischen Römer ihren Glauben verloren haben, ändert das nichts an der Tatsache, dass er der Gottvater ist.“

  • Iu wie? Wie soll der heißen, was solls. In Rom gibt es eben andere Götter.


    „Herrin, ich bin der Sklave und es steht mir nicht zu Euch zu widersprechen, egal welchen Namen der Göttervater in Rom trägt!“

  • „Eine diplomatische Antwort.“


    Ich musste schmunzeln und stand mit einem zufriedenen Lächeln auf.


    „Ich möchte einen Bummel über den Markt machen. Ich sehe nach einer hübschen Tunika und du nach einem Barbier. Mach dich fertig, Assindius.“

  • Ich sah an mir herunter. Fertig machen, wie denn? Die Frisur sitzt, die Kleidung ist römisch, noch mal kurz die Arme gehoben und unter den Achseln gerochen. Ich weiß was gemeint ist!


    „Natürlich Herrin, Ich bin sofort zurück!“


    Geschwind verließ ich das Atrium und ging mich waschen. Dann hetzt ich zurück um die Herrin nicht lange warten zu lassen.


    „Herrin ich bin so weit!“

  • :D


    Als Assindius gegangen war, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Reaktionen waren nicht nur witzig, sie waren auch nie vorhersehbar. Ich war wieder ernst, als er zurückkehrte, denn der nun folgende Schritt bedürfte der Ernsthaftigkeit.


    "Nimm diese Kette und begleite mich. Ich möchte ins Lararium."
    Nachdem ich mir von einer Sklavin Wein und Rauchwaren geben lassen hatte, machte ich mich auf den Weg.

  • Nach einer erholsamen Nacht hatte ich die Anstrengungen des Einkaufsbummels bereits vergessen. Eine langweilige und auf ihre Art auch anstrengende Reise stand mir wieder bevor. In Mantua sollte der Bauplatz für das Amphitheater geweiht werden und diese Zeremonie wollte ich auf keinen Fall verpassen.


    Ich ließ als meine Sachen für die Reise packen und rief nach Assindius.


    „In letzter Zeit reise ich mehr als mir lieb ist. Es nützt alles nichts, ich muss nach Mantua. Bring doch schon einmal meine Sachen zur Kutsche, ich folge gleich.“

  • Nicht schon wieder!;)


    „Ja Herrin!“


    Wie befohlen holte ich die Gepäckstücke und brachte sie zur Kutsche. Dann ging ich zurück und sagte:


    „Herrin, das Gepäck ist verstaut und die Kutsche abfahrbereit!“

  • Zurück aus Achaya, der Villa Flavia Felix und der Casa der plebeischen Flavier in Ostia machte ich es mir im Atrium bequem. Ich war einem Zusammentreffen mit Messalina vorerst entgangen, aber mir war klar, dass es nur ein Aufschub war.


    Während ich roten Traubensaft trank, schweiften meine Gedanken zu der Unterredung mit Felix zurück. Noch nie hatte ich erlebt, dass sich ein Mensch in meinen Augen derart wandeln konnte. Von einem Mann, dessen Name ich im selben Atemzug mit Stress verband, zu einem Mann, der entgegenkommend, ja sogar ... Ja, wie war Felix überhaupt? Er hatte Worte geäußert, von denen ich inzwischen annahm, ich musste sie mir eingebildet haben, derart erstaunt hatten sie mich.


    Nachdenklich nippte ich an meinem Becher. Woran lag es, dass sich distanzierte Männer plötzlich offenbarten? Bereits in Achaya hatte mir Catus Einblicke in sein Inneres gewährt. Felix war in seiner Villa auch nicht der gewesen, den ich aus dem öffentlichen Leben kannte. Lag es an der privaten Umgebung oder an meiner schlechten Nachricht? Bestimmt würde ich nie wieder genau diesen Felix treffen. Von ihm ging etwas Beschützendes aus, was ich seit langem vermisste.


    Um mich abzulenken, stellte ich meinen Becher ab und begann einen Rundgang durch das Atrium. Bei den Lilien, von denen ich eine für Catus mitgenommen hatte, blieb ich stehen. Diese Sorte würde ich weiterhin pflegen und vermehren, denn an ihre Kraft spendenden Fähigkeiten glaubte ich seit Achaya fest.

  • Verina dachte, es wäre an der Zeit, einmal der Villa einen kurzen Besuch abzustatten. Sie hoffte, jemanden zu treffen. Vielleicht war sogar ihre Schwester daheim. Mit ihr konnte sie über alles reden, denn nicht immer war das Vestalinnenleben leicht.


    Das Atrium war leer. Verina war unschlüssig in dem, was sie nun tun sollte.

  • Eigentlich war ich nur im Vorbeiflug - ich musste mich gleichzeitig um die Factio und um Mantua kümmern, da entdeckte ich Verina.


    "Oh, Verina. Suchst du wen?"


    Abwartend blieb ich stehen und lächelte meine Cousine an.

  • Verina freute sich, jemanden in der Villa anzutreffen. Sie ging zu Deandra und begrüßte sie.


    "Salve! Eigentlich nicht. Ich wollte euch nur besuchen. Du siehst so aus, als hast du es eilig."

  • „Stimmt. Irgendwie habe ich nie Zeit. Seit langem wollte ich auch Agrippina besuchen, aber ständig kommt etwas dazwischen. Wie geht es ihr?“


    Das schlechte Gewissen schlug gerade zu, denn ich hatte die befreundete Vestalin schon zu lange vertröstet. Vielleicht sollte ich sie umgehend besuchen, denn mich zog es auch schon wieder nach Mantua. Man müsste sich zweiteilen oder besser noch vierteln können. Es hätte in vielerlei Hinsicht Vorteile gehabt.


    „Hast du Lust, mich zu Agrippina zu begleiten?“

  • "Super, am besten erledige ich das gleich. Sonst wird es wieder nichts."


    Es musste furchtbar klingen, dabei sollte es ein Besuch und keine Abarbeitung einer Pflicht sein. Ich seufzte, schnappte mir die Palla und befand mich auch schon auf dem Weg Richtung Tempelbezirk.

  • Einen Brief für die Nichte meines Herren haltend, übergab ich ihn mit einem leichten Nicken.


    Liebe Nichte,


    ich habe eine kleine Überraschung für Dich. Damit die Pferdezucht auch weiterhin reibungslos ablaufen kann, habe ich soeben einen Bauernhof erworben. Das Getreide werde ich Dir zukommen lassen.


    In familiärer Liebe


    Dein Onkel Titus

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