Atrium

  • Ich nickte, denn ich konnte den Worten des Didius nur beipflichten. Seine Offenheit bestätigte dabei den guten Eindruck, den er bisher auf mich gemacht hatte.


    "Ich danke dir für deine offenen Worte! Ich darf dir versichern: Dass wir alle in der gens das Verhalten des Aurelius Cicero "nicht gutheißen", ist noch gelinde ausgedrückt. Aber deinen Worten entnehme ich, dass auch du jetzt - zumal in deiner neuen Position - den Blick lieber nach vorne richten möchtest."


    Ich unterbrach mich selbst, da mich der neue comes ja auch direkt nach meiner Person gefragt hatte. Es lag mir normalerweise nicht, über mich selbst zu sprechen, doch wollte ich die Antwort auch nicht schuldig bleiben.


    "Zuvor vielleicht noch ein Wort über mich selbst, weil du danach fragst. Wie ich dir schon geschrieben habe, bin ich in Mantua aufgewachsen. Daher war mir dein Name natürlich ein Begriff, auch wenn wir uns leider persönlich noch nicht begegnet sind; ich war damals ja noch ein Knabe. Im Moment bin ich tatsächlich auch der einzige erwachsene Aurelius hier in Roma. In Kürze wird aber auch mein Vetter Aurelius Corvinus aus Mogontiacum zurückkehren; dies schrieb ich dir ja schon. Auch in seinem Namen soll ich dir Glückwünsche und Grüße ausrichten und dich der Unterstützung unserer Gens versichern. - Du weißt, dass er für den cursus honorum kandidieren wird?"


    In diesem Moment brachte uns Leone allerlei Erfrischungen; mit einer Handbewegung lud ich Didius Albinus ein, zuzugreifen, und nahm selber einen Schluck verdünnten Wein.


    "Didius, du selbst hast es eben schon angedeutet: Die curia Italica soll weitgehenden Veränderungen unterworfen werden. Wie ist denn dort jetzt der Stand der Dinge? Ich weiß nur das, was ich dem letzten Artikel der Acta Diurna entnehmen konnte."

  • "Ja die Zukunft ist manchmal wichtiger als die Vergangenheit, auch wenn sich beides durchaus bedingt. Nein ich wußte bisher nicht, daß Aurelius Corivinus wieder für den Cursus kandidiert, andererseits, was sollte er auch sonst tun nicht war. Ich stelle in letzter Zeit sowieso fest, daß es scheinbar viele Patrizier in den Senat bzw. in den CH treibt.
    Was die Änderungen der Curia angeht: Wie gesagt sie soll abgeschafft werden, ebenso das Amt des Comes. Dafür bekommen nun die Städte eigene Stadträte und über Italien wacht dann als Vertretung des Kaisers ein Senator mit einem Ritter an seiner Seite."

  • Gleich bei den ersten Worten meines Gegenübers über die Patrizier horchte ich auf.


    "Deine Worte über die Patrizier machen mich hellhörig, Didius Albinus, denn offenbar weißt du mehr als ich - gut, bei deinen Verbindungen war das auch nicht anders zu erwarten. Ich weiß nur, dass Claudius Vesuvianus amtierender quaestor urbanus ist. Von anderen Patriziern weiß ich nichts."


    Ich schmunzelte.


    "Ich hoffe, aus deinen Worten über die Patrizier im CH und im Senat keine Kritik herauszuhören. Wir Patrizier genießen gewisse Privilegien, und da erscheint es mir nur recht und billig, wenn wir uns in den Dienst von Kaiser und Imperium stellen. Wenn du aber konkrete Kritikpunkte vorzubringen hast - auch an einzelnen Personen -, oder noch etwas zur Kandidatur meines Vetters sagen möchtest, dann zögere nicht, dies zu tun. Die offene und bestimmte Art, die ich bisher bei dir kennengelernt habe, schätze ich nämlich sehr."


    Das Thema mit der curia stellte ich einstweilen hintenan, zu sehr hatten mich die übrigen Andeutungen des amtierenden comes gefesselt.

  • "Nunja immerhin sind die letzten Neumitglieder des Senats Patrizier gewesen und immerhin schicken sich scheinbar nun der Claudier und Aurelius Corvinus an, es ihnen gleich zu tun. Ich würde also mal von einer Wiederkehr de Patrizier in den Senat sprechen.
    Das war keine Kritik nur eine Feststellung,scheinbar fehlt es den Plebejern momentan an Lust, Versuche zu unternehmen in den Senat zu kommen."


    Außer vielleicht den Octaviern, aber gut die lebten sowieso alle nur für Politik.

  • Aufmerksam lauschte ich den Worten des Didius. Über die Fakten, die er mir nannte, war ich inzwischen selbst ganz gut unterrichtet, da ich in meinen ersten Tagen in Roma nichts unversucht gelassen hatte, um meinen Informations-Rückstand aufzuholen. Ich freute mich insgeheim, dass ich in dieser Hinsicht offenbar gute Arbeit geleistet hatte.


    Viel wichtiger aber war mir die persönliche Einschätzung des amtierenden comes gewesen. Von einer Wiederkehr der Patrizier in den Senat hatte er gesprochen. Dieses Stichwort rief wiederum meine Neugierde auf den Plan.


    "Hm, Aurelius Corvinus in den Senat ... Ich darf dich ganz offen fragen: Welche Chancen würdest du ihm denn geben, wenn er so etwas in Angriff nähme?"


    Nachdenklich drehte ich meinen Weinbecher, ergriff ihn dann aber entschlossen, und genehmigte mir einen Schluck. Ich blickte den erfahrenen Beamten vor mir an.


    "Wie sieht es denn mir dir selbst aus, Didius Albinus? Wenn diese lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum durchkommt, wärest du ja nicht mehr comes. Wo zieht es dich hin?"

  • Er zuckte mti den Schultern:" Ich weiß nicht wie seine Chancen stehen, ich bin nicht Mitglied des Senats und der Kaiser bin ich ja auch nicht bzw. einer seiner Berater. Ich denke aber mal, wenn er seine Sache gut macht sollte es klappen in den Senat einzuziehen.
    Was meine Karriere angeht: Ich weiß es noch nicht, vielleicht setze ich mich zur Ruhe. In Ägypten oder in eine der anderen östlichen Provinzen."

  • Ob Didius Albinus sich zu den Aussichten meines Vetters nun nicht weiter äußern konnte oder wollte - seine diesbezügliche Äußerung deutete ich dahingehend, dass er sich zu dem Thema auch nicht mehr weiter einlassen würde. Und ganz falsch lag er damit ja wohl auch nicht: Denn man konnte auch mit noch so guten Verbindungen niemals ganz sicher sein, wohin einen Karrierewege im Imperium führen würden, davon war ich überzeugt.


    Ich ließ das Thema der Aussichten von Corvinus auch umso lieber fallen, als mich die Nachricht über Didius' eigene Pläne neugierig gemacht hatte.


    "Dass du dich zur Ruhe setzen willst, wäre für die gesamte regio natürlich ein großer Verlust. Auf der anderen Seite hast du dir nach all deinen Leistungen deinen Ruhestand natürlich auch redlich verdient."


    Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, jemanden wie Didius Albinus noch länger in der Verwaltung zu sehen, und meinem Verständnis dafür, dass er sich nach den vielen arbeitsreichen Jahren endlich Muße gönnen wollte.


    "Wann soll es denn eigentlich soweit sein mit dieser Neugestaltung der regio? Wann wird das Gesetz eingeführt? Oder ist es noch gar nicht beschlossen?"


    In meiner momentanen Situation hatte ich leider zu derartigen Informationen kaum Zugang, zumal sich die Acta Diurna ja eine Sommerpause genehmigte.

  • "Ob es für die Regio ein Verlust ist, wage ich mal zu bezweifeln, da mich die Regio dann ja nicht mehr braucht;). Soweit ich weiß ist das Gesetz noch in der Beratungsphase und da der Senat bzw. seine Mitglieder nicht zu den schnellsten gehören kann es noch eine Weile dauern."


    Schon aus dem Grunde war ein Kaiser wichtig, denn sonst hätte Rom wahrscheinlich nur ein Gesetz und nicht viele.

  • "Mit dem Verlust für die "regio" meinte ich auch eher das Territorium, die Städte, die Menschen - was immer daraus jetzt politisch-administrativ auch werden wird."


    Ich schmunzelte. Humor hatte der Mann also auch! Darauf deutete auch seine Bemerkung über die Arbeitsweise des Senats hin, die mich ungemein beruhigte: Dann würde ja auch von Corvinus, von anderen Mitgliedern der Gens und vielleicht gar eines Tages auch von mir nichts Unmögliches verlangt werden. ;)


    Diese Gedanken an meine gens erinnerten mich daran, dass ja auch Didius Albinus zum Glück nicht allein auf dieser Welt lebte.


    "Was machen eigentlich deine Verwandten? Ein großer Teil deiner gens lebte doch in Hispania, wenn ich mich recht erinnere?"

  • "Das Imperium ist groß ich werde bestimtm etwas finden, was meinen Qualifikationen entspricht.
    Die meisten Mitglieder meiner Familie kenne ich gar nicht, oder habe ich noch nie gesehen. Zwar ist die Familie das höchste, aber bisher bin ich auch ganz gut ohne sie vorangekommen."

  • Die neue Auskunft des comes überraschte mich nun doch, und das in zweierlei Hinsicht:


    Zunächst einmal war natürlich nicht zu übersehen, dass er eine ansehnliche Karriere gemacht hatte, und bei dem Eindruck, den er bisher auf mich gemacht hatte, mochte es schon stimmen, dass er diese Laufbahn allein eigenen Kräften zu verdanken gehabt hatte. Dennoch verwunderte mich der ziemlich abweisende Ton, in dem er über seine Familie sprach. Darüber würde ich mich noch erkundigen, allerdings natürlich nicht bei ihm selbst; ich wollte ihm schließlich nicht zu nahe treten.


    Zum anderen hatte er doch gerade noch davon gesprochen, dass er sich zur Ruhe setzen wolle. Nun aber hielt er Ausschau nach einem Posten, der seinen Qualifikationen entsprach. An diesem zweiten Punkt wollte ich nun doch nachhaken:


    "Ich höre wohl, dass deine Entscheidung, dich zur Ruhe zu setzen, noch nicht ganz feststeht. Einem Mann wie dir stehen sicherlich viele Türen offen, vor allem auch mit den richtigen Beziehungen."


    Die Reform der curia mochte auch für ihn überraschend gekommen sein; möglicherweise war er verbittert, durch eine solche Dekretierung von oben das Amt zu verlieren, das die Krönung seiner bisherigen Laufbahn darstellte. Und vielleicht war ja eine derartige Verbitterung auch der Grund dafür, dass er den Gedanken in Erwägung gezogen hatte, sich zur Ruhe zu setzen. - Ich war jedenfalls gespannt auf seine Antwort.


    Sim-Off:

    Du hast editiert, nicht wahr? 8)

  • Sim-Off:

    richtig steht übrigens ja auch unter meinem Beitrag, so von wegen editiert am :D


    "Nein festehen oder gegossen in Beton ist sie noch nicht, das ist richtig, aber so doch sehr wahrscheinlich. Und ja mit den richtigen Beziehungen vielleicht, aber erstmal haben nicht wahr."


    Immerhin war fast 60 und hatte dem Imperium Jahre bis Jahrzehnte seiner Zeit geopfert.

  • Die Worte des gewieften Politikers mir gegenüber waren wirklich gut überlegt und ließen ihm jedes Hintertürchen offen, das musste ich sagen; von so jemandem ließ sich eine Menge lernen. Ich überlegte einen Moment lang und nahm einen Schluck Wein, dann griff ich die letzte Äußerung des comes wieder auf.


    "Aurelius Sophus ist, wie schon gesagt, seit einiger Zeit verreist, und ich kann dir keine Auskunft darüber geben, ob und wann er wiederkommt. Vielleicht ist es für dich von Interesse, einen neuen Patron zu bekommen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass mein Vetter Corvinus alles andere als abgeneigt wäre, denn er ist sehr von dir angetan."


    Ich sah Didius Albinus aufmerksam an.


    "Ich würde dich benachrichtigen, sobald er aus Germania zurückgekehrt ist. Dann könntest du dich in dieser Angelegenheit mit ihm persönlich besprechen."


    Es käme natürlich darauf an, dass der Didius dann seinen Einsatz erneut in die Waagschale werfen würde. Aber das musste ich jemandem wie ihm selbstverständlich nicht erklären.



    Sim-Off:

    ;)

  • Nun man würde sehen was sein würde. Ihm lag momentan eh nichts daran gelegen weiter für Rom zu arbeiten. Die Arbeit in und für die Curie hatte ihn ausgelaugt und irgendwie konnte er seinen Vorgänger verstehen, der anscheinend keine Lust mehr gehabt hatte für Italien zu arbeiten, auch wenn diese Ära ja nun vorbei war:" Ja vielleicht wäre ein neuer Patron von Vorteil. Ich werde dann vielleicht euch bzw. Corvinus besuchen, um dies zu besprechen.
    Aurelius Cotta, wenn ihr mich nun entschuldigen würde?! Es ist spät und leider habe ich nie Ruhe vor meinen Beamten und Untergebenen."

  • Zitat

    Original von Quintus Didius Albinus
    " Ja vielleicht wäre ein neuer Patron von Vorteil. Ich werde dann vielleicht euch bzw. Corvinus besuchen, um dies zu besprechen. "


    "Gut, dann verbleiben wir so, Didius: Ich werde dich benachrichtigen, wenn mein Vetter Corvinus nach Roma zurückgekehrt ist."


    Das Ansuchen meines Besuchers, nun aufzubrechen, kam mir auch sehr gelegen, schienen doch alle wesentlichen Punkte zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit abgehandelt. Ich stand daher auf und reichte ihm meine Hand.


    "Ich kann mir vorstellen, dass du ein vielgefragter Mann bist, gerade nach dem Gespräch mit dir! So danke ich dir für deinen Besuch und deine Offenheit und wünsche dir trotz all deiner Arbeit weiterhin eine gute Zeit hier in Roma! Der Sklave wird dich hinausbegleiten."


    Damit war Leone angesprochen, der die ganze Zeit bei uns im atrium gewesen war, um neue Anweisungen zu empfangen, die hiermit erteilt waren.

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