Auf der Suche nach der Schwester

  • Valentin beherrschte sich mit Mühe.
    "Ulfgard, es geht um Alrun, um das kleine Mädchen, das auch auf Deinem Schoß saß und das Du mit Honig gefüttert hast. Das kleine Mädchen, das immer allen ein Lächeln entlockte. Es geht um die Frau, die damals dieses Mädchen war. Und ich werde sie nicht im Stich lassen, nicht wieder!"
    Der Gode musterte ihn ernst und skeptisch. Nach einer Weile drehte er sich zu Sextus.
    Und was ist Dein Grund? Und wage nicht mich anzulügen.

  • Sextus blickte dem Alten offen in die Augen. Er hatte nicht vor zu lügen.
    "Der wichtigste Grund ist, dass ich sie sehr gern habe. Ich liebe sie wie nur ein Bruder seine Schwester lieben kann."
    er hätte noch mehr Gründe aufzählen können, wollte es aber erstmal bei diesem einem belassen.

  • "Ich mag vielleicht nicht ihr leiblicher Bruder sein, doch hindert mich das an solchen Gefühlen? Vom Geist her bin ich es.", sagte Sextus.
    "Aber wie meint ihr das, sie wär auch nicht Sarolfs Schwester?", fügte er verwirrt hinzu.

  • Das werdet Ihr noch zu erfahren haben,
    Valentin sah den Mann völlig verwirrt an.
    "Du redest wirr, alter Mann! Sie ist meine Schwester, war es immer und wird es immer sein. Erzähl Dein Gewäsch wem anders."
    Wütend drehte er sich um um das Haus zu verlassen. Der Gode sah ihm hinterher.
    Er hat sich geändert und doch wieder nicht.
    Er musterte weiter Sextus.

  • Nun erst recht verwirrt starrte Sextus seinem Vater hinterher.
    Er verstand es ja, dass er so wütend wurde. Aber warum lies er ihn hier allein. Sextus schluckte mal wieder möglichs unauffällig und sah wieder zu dem Alten. Bleiben oder gehen? Irgendwas sagte ihm er solle lieber bleiben.
    "Er macht sich große Sorgen und dann kommt ihr daher und behauptet Alrun wäre nicht seine Schwester...", meinte er leise, aber noch laut genug, das der Alte es wohl verstand.

  • Sicher, sie ist seine Schwester. So wie die von Leif. Wie heissen die Beiden denn eigentlich mittlerweile?
    Und zugleich ist sie es nicht. Und Du verstehst nicht einmal ansatzweise, was ich damit sagen will, richtig Römer?


    Valentin stand vor der Tür und atmete mehrmals tief durch.

  • "Nein, das tu ich nicht, ihr sprecht aber auch in Rätseln. Und ich habe einen Namen.", erwiderte Sextus ehe er zögerlich hinzufügte: "Ihr habt zwar recht, dass ich nicht ihr Bruder bin aber ich wurde in die Familie aufgenommen, ich gehöre zu ihnen. Und ihre Namen, nun..."
    Da machte es aufeinmal in Sextus Kopf 'klick', aber er wollte nicht daran denken. Könnte es sein? Schwester sein und doch nicht. Dazugehören und wieder irgendwie nicht...
    Sextus schüttelte ungläubig den Kopf.
    Aber...
    Seine Gedanken überschlugen sich. Er wollte es nicht glauben. Aber wo die Idee jetzt einmal sich in seinen Kopf gesetzt hatte, wo die wage Möglichkeit bestand konnte er diese nicht mehr verdrängen.

  • Marbod, ja ich weiss. Aber es ist nicht Dein wirklicher Name. Und denke nicht einmal daran, Römer. Sie ist eine Germanin, ja. Sie ist von germanischem Blut, wie Leif und Sarolf.
    Der alte Mann setzte sich und gebot Sextus sich ebenfalls zu setzen.

  • Langsam setzte sich Sextus, Leif war also Flavius, so viel war inzwischen klar. Und ebenso langsam wie er sich bewegte, antwortete er.
    "Das kommt darauf an, wie ihr 'wirklich' definiert. Aber ihr habt recht, mein Namen, den ich zu meiner Geburt bekommen habe, lautete anders..."
    Julia ist Germanin, dachte er sich dabei, daran hab ich auch nicht gezweifelt. Sie ist von germanischen Blut, wie Flavius und Valentin, aber vom gleichen? Er konnte nichts gegen diese Gedanken machen, sie dachten sich quasi selbst. Und sie beunruhigten ihn. Was wohl Valentin sagen würde, wenn dem wirklich so war? Sextus glaubte nicht, dass es etwas für diesen ändern würde, nein Julia war Valentins Schwester, egal wie.
    "... aber zu der Familie, in die ich geboren wurde gehöre ich nicht mehr, wollte ich nie gehören. Aber ist das so wichtig? Könnt ihr uns wirklich nicht helfen? Bitte, wir müssen Alrun wiederfinden!"

  • Der gode sah den Jungen nur an.
    Deine Gedanken scheinen mir in die richtige Richtung zu gehen, Marbod. Nun gut, ich werde die Götter befragen und sehen, ob ich Euch helfen kann. Und nun geh, geh zu ihm und sei für ihn da.
    Der gode wandte sich um und verliess das Haus, in Richtung das seine.

  • Konnte er Gedanken lesen? Gingen seine Gedanken wirklich in die richtige Richtung? Sextus sah dem Goden verwirrt hinterher.
    "Danke", sagte er leise, eher der Gode das Haus verlies. Sextus wusste nicht, ob er ees gehört hatte. Dann sprang er selber auf. Wo war Valentin? Er rannte aus dem Haus und sah sich um.
    Dort stand er. Sextus atmete auf, er brauchte ihn also nicht suchen. Erleichtert ging er auf Valentin zu.
    "Alles in Ordnung?" fragend schaute er seinen Vater an, er wusste dass nicht alles in Ordnung war, doch er wollte ihn nicht drängen.

  • Valentin zuckte nur kurz mit den Schultern und wandte dem Jungen den Rücken zu. Er brauchte nihct sehen, dass er geweint hatte, still aber um Julia. Um es unauffällig aussehen zu lassen, rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht und wischte die Tränen, die still die Wange entlang gerollt waren fort.
    "Ja," sagte er nach einer Weile. "Hat er Dich also endlich gehen lassen?"

  • Besorgt schaute Sextus seinen Vater an, wie er ihm den Rücken zu drehte und sich über das Gesicht rieb. Sagte jedoch nichts. Valentin wollte es augenscheinlich nicht.
    "Ja, hat er. Und der Gode hat versprochen die Götter zu befragen und zu sehen, ob er uns helfen kann. Ich hoffe es. Doch jetzt heißt es Wohl oder Übel warten."
    Es gefiel ihm nicht wieder warten zu müssen, aber wenn der Gode ihn helfen konnte?

  • "Ich... ich habe ihn gebeten. Wir haben etwas über Alrun und meinen Namen geredet, es war alles ziemlich verwirrend. Dann fragte ich, ob das überhaupt wichtig sei und ob er uns wirklich nicht helfen könne. Ich bat ihn darum. Und irgendwie, ja, er will die Götter befragen. Ich hoffe es kommt was dabei raus."
    Sextus ging zu einem nahen Baum und lies sich dagegen gelehnt zu Boden sinken.
    "Ich fürchte das mit dem so wenig wie möglich reden hat nicht wirklich geklappt.", murmelte er.

  • Er folgte dem Jungen und kniete sich neben ihn.
    "Es hat vieles nicht geklappt. Aber zumindest teilweise scheinen die Götter uns noch gewogen."
    Er seufzte und starrte vor sich hin.
    "Was habt Ihr über Julia und Deinen Namen gesagt?"
    Er sprach leise und in Latein.

  • Sextus antwortete eben so leise und ebenfalls in Latein:
    "Nun,... ich hatte ihm gesagt, da er mich die ganze Zeit 'Römer' nannte, ich hätte einen Namen und er meinte Marbod wäre nicht mein richtiger. Und dann sagte er etwas wie; Julia ist deine Schwester und die von Flavius und auch wieder nicht. Und das sie von germanischem Blut wäre wie ihr."
    Welche Gedanken er sich dazu gemacht hatte wollte er noch nicht sagen und auch, dass der Gode gemeint hätte sie gingen in die richtige Richtung. Noch war es nicht die Zeit dazu.

  • Völlig irritiert sah er Sextus an und dachte nach. Nach einer Weile erinnerte er sich an die Worte von Hergen und er fragte sich, ob es das gewesen war, was er ihm hatte sagen wollen. Aber was?
    Erschöpft vergrub er seinen Kopf in seinen Armen, die er auf seinen angezogenen knien liegen hatte.
    "Ich verstehe es nicht und glaube es doch zu verstehen."

  • "Du redest wie er, in Rätseln.", sagte Sextus leise, ehe er sich zurück lehnte und das Bätterdach über sich betrachtete.
    Die Sonnenstrahlen spielten mit den grünen Blättern und nichts deutete mehr darauf hin, vielleicht noch der etwas schammige Boden, das hier vor weniger als einem halben Tag noch ein Gewitter getobt hatte. Sextus seuftzte leise.
    Sollte er etwas mit dem Ger trainiern? Dann hätte er wenigstes was zu tun. Aber was würden die Bewohner dieser Siedlung sagen? War das üblich, dass ein junger Mann einfach so mit dem Schwert herumübte?

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