Der Marktplatz von Mantua

  • "Nein..., nein Crista! Ein Eiskeller das musst du dir wie ein etwas größeres abgedecktes Erdloch in einer Casa oder Villa vorstellen. Dort kommen dann die leicht verderblichen Waren rein und die Zwischenräume werden mit Eis aufgefüllt. Dort passt kein Mensch rein. .... Also würde schon aber das wäre eine ziemlich enge Angelegenheit." So langsam brachte mich Crista mit ihren Fragen aus der Bahn. Nicht das ich darauf keine Antworten wusste, jedoch kam Crista vom hundertsten ins tausendste.

    "Habia ist schon in etwas gehobenerem Alter, da schicken wir ihn einkaufen oder kleinere Reparaturen ausführen. Da hat er wirklich Talent. Die schwereren Sachen übernehmen die anderen Hausangestellten. Du solltest Habia mal kennenlernen. Er ist ein gemütlicher älterer Zeitgenosse."
    Bei Habia hatte sich Varus damals wirklich nicht verkauf. Auch wenn er anfänglich Zweifel hegte, hatte dieser sich schon längst bewährt, auch wenn er nicht mehr der Jüngste war.


    Crista traute mir nicht ganz. Jede Bewegung und jede Geste von mir schien sie innerlich zu prüfen und stellte sie gleich anschließend als nächste Frage. "In Alexandria ist es wesentlich wärmer als hier, glaube mir, ich war selbst dort." Bücher liebte ich auch über alles, so wie sie von ihrem Vater berichtete, jedoch bezweifelte ich, das Crista dies interessieren würde. "Da hast du nicht unrecht, Bücher sind sehr lehrreich und interessant." Nun kam doch wieder der Oberlehrer durch, was ich eigentlich vermeiden wollte.


    Der Obsthändler verstaute mittlerweile die erworbenen Sachen in dem von Crista herübergereichten Korb. Crista schien mit einer ganze Menge Menschen hier in Mantua eingetroffen zu sein. Aber außer dem Legaten sagten die Namen Varus überhaupt nichts. Außer das alles Patrizier waren. Was einem kennenlernen nicht im Wege stand, jedoch zu mehr reichte es bei Varus´ Stand nicht. Ich musste etwas verlegen schmunzeln, ließ es mir aber nicht anmerken. "Ich weiß was du meinst Crista. Richte deiner Familia einfach liebe Grüße von mir aus. Vielleicht trifft man sich ja mal hier in Mantua oder anderswo." Damit war das Thema für Varus erledigt, obwohl eine kleine Ecke in seinem Kopf das Thema weiter behend bearbeitete.

  • Der Eiskeller wurde von einem Raum zu einem größeren Erdloch herabgestuft. Sie öffnete schon den Mund, um nachzufragen, warum es denn Eis-'keller' und nicht Erd-'loch' oder Eis-'loch' hiess. Ein Blick in die Miene von Varus aber schloß ihren hübschen Mund wieder. Es war wohl besser, wenn sie seine Erklärung dazu akzeptierte. "Gutgut.. schon gut, ich versuche es mir vorstellen, aber es fällt mir ein bisschen schwer. Vielleicht bekomme ich irgendwann einmal Gelegenheit so etwas zu sehen." Sie lächelte. "Aber gerne würde ich diesen Zeitgenossen namens Habia kennenlernen. Bestimmt hat er noch den einen oder anderen Tipp zum Einkaufen von Waren speziell auf diesem Markt übrig."


    Sie hängte sich den schwer bepackten Korb über den Arm. "Und wegen der Temperaturen in Alexandria. Ich komme aus Sizilien. Wie ich hörte ist das kein weiter Meeresweg zwischen Insel und Stadt. Ich habe Vater nie mit einer Bücherrolle in der Hand gesehen. Manchmal kam es mir so vor, als ob er seine Geschichten und Erzählungen erfunden hat, um mich damit zu beschäftigen."


    Ein sachtes Schulterzucken liess ihre Schultern erbeben. "Jedenfalls machte es mir immer Spass ihm zuzuhören und mir alles ganz genau vorzustellen. Er konnte so gut erzählen." Crista sah Varus an. "In Ordnung, dann grüße ich sie eben nur. Aber warte mal... hast du.. äh, verflixt. Habt ihr noch was vor? Wir könnten doch gemeinsam bis zum Kastell zurück gehen." Mit ein paar Schritten bewegte Crista sich vom Stand des Obsthändlers weg, um anderen Einkäufern Platz zu machen. "Wenn es nicht geht, nicht schlimm. Ich finde alleine wieder zurück."

  • Crista schien sich mit der Ausführung über den Eiskeller nicht zufrieden stellen zu wollen. Dies entnahm ich ihrem neugierigen Blick. "Am besten du kommst mal Habia besuchen, der freut sich auch ab und zu mal über Abwechslung. Er kann dir sicher ein paar nützliche Tipps geben, was das einkaufen betrifft. Dann kannst du dir auch den Eiskeller anschauen." Ich hoffte nun, das sie sich damit zufrieden gab. Damit hatte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen wäre Crista´s Neugierde bezüglich des Eiskellers besänftigt und zum anderen konnte sie Habia kennenlernen und sich ein paar Ideen abschauen.


    "Aus Sizilien kommst du, das ist ja interessant. Erzähl mir was von Sizilien." Die Neugierde war von Crista auf mich übergesprungen. Das war wie ein momentaner Rollentausch. Die ganze Zeit hatte sie mich ausgequetscht, nun war ich ganz Ohr. Was Crista von ihrem Vater jedoch erzählte, konnte ich auf einer Seite ganz gut nachempfinden. Auf der anderen Seite waren Varus, wissbegierige aufgeweckte Menschen zehn mal lieber.


    Crista schaute mich plötzlich an, so als ob mehrer Dinge in ihrem Kopf herumschwirrten. "Eigentlich habe ich heute Vormittag nichts weiter geplant. Auf den Markt wollte ich. Da bin ich nun." Fügte ich schmunzelnd an. "Ich kann dich bis zum Castell begleiten, ist ja kein großer Umweg." Ich bewegte mich langsam aber sicher aus dem Bereich des Obsthändlers, da andere Passanten sich um den Stand drängten. "Hast du alles, was auf dem Zettel stand?" Fragte ich nach, nicht das sie durch ihre viele Fragerei die Hälfte vergessen hatte.

  • Ihre Augen strahlten begeistert über die Einladung in Varus Heim. "Au backe, wenn das wirklich so gehen würde, das wäre echt fein von Euch." Am liebsten wäre sie auf der Stelle losgegangen um ihre Neugierde zu befriedigen aber sie konnte es auch so noch bis zum nächsten Treffen aushalten. "Das wäre echt klasse. Wisst ihr, ich gucke gerne von anderen ab."


    Varus interessierte sich nun seinerseits für sie und ihre Herkunft. "Ja, von der Insel komme ich." Aber bevor sie mit dem Erzählen anfing, kümmerte sie sich um den Einkauf. Prüfend blickte sie auf die Liste, wo die Namen der eingekauften Waren durchgestrichen worden waren. Das erleichterte ihr das ganze erheblich. "Sieh doch, er hat gleich alles mit durchgestrichen. Bestimmt hat er an alles gedacht. Das ist ein doller Obsthändler." Vergnügt hielt sie ihrem Begleiter den Zettel unter die Nase und faltete ihn zusammen, um ihn ebenfalls im Korb zu verstauen.


    "Und ich finde es auch doll, das du noch ein Stückchen mitkommst." Langsam ging sie an seiner Seite los, lächelte wehmütig, als sie intensiv an ihre zurückgelassene Heimat dachte. "Das Land ist in Regionen aufgeteilt, die zum Teil sehr dicht besiedelt sind. Neben der größten Stadt gibt es auf der Insel viele kleine Orte, die mit den Städten Messina, Catania und Syrakus wetteifern." begann sie zu erzählen. "Das Landesinnere ist im Vergleich zu den Küstenregionen eher dünn bewohnt. Man trifft überall auf unterschiedlich abstammende freundliche Mitmenschen. Wir haben überwiegend heiße und trockene Sommer, der Winter in Sizilien ist feucht aber dennoch mild. Und im Frühling blühen Sträucher und Mandelbäumchen."


    Crista wich wegen einem entgegenkommenden Karren zur anderen Straßenseite hin aus und kehrte so schnell sie nur konnte zurück an Varus Seite zurück. Nun konnte sie ihre Erzählung über Sizilien fortsetzen. "Die Waldgebiete um den Monti Madonie und in der Region Monti Nebrodi sind die Heimat vieler einheimischer Tiere wie Wölfe, Füchse und Wildkatzen. Nicht zu vergessen die Meeresbewohner, die zahlreichen Krustentiere wie Thun- und Schwertfisch. Die zahlreichen Meeresschildkröten kann man eher an der Pelagischen Insel beobachten." Der Korb drückte ganz schön auf dne Unterarm und schien immer schwerer zu werden.

  • Crista schien es überhaupt nicht abwarten zu können, Habia und den Eiskeller kennenzulernen. "Da bringst du jemanden aus deiner großen Familia mit, sofern sie Zeit finden und dann macht uns Habia ein vorzügliches Essen." Ich hatte vergessen zu erwähnen, das Habia nicht nur die gute Seele der Casa war, er konnte auch wunderschön Speisen zubereiten. Wir entfernten uns langsam und allmählich vom Stand des Obsthändlers und machten uns auf den Heimweg, den Weg bahnend durch die Menschenmassen. Als ich aus Cristas Mund abermals das Wort "wisst ihr" entnahm, blieb ich kurz stehen, schaute ihr in die Augen. "Das ihr oder sie kannst du weglassen, spreche mich mit du an, so ist es überall üblich." Vielleicht hatte ich es zu derb gesagt aber so würde sie es bestimmt am besten verstehen, dachte ich mir. Dann lief ich ohne einen weiteren Mucks weiter und Crista begann von ihrer Heimat zu erzählen.


    Ich lauschte interessiert ihren Worten, denn Erzählungen aus anderen Provinzen oder Ländern haben Varus schon immer gefesselt. Ab und zu holte er sich ein Buch aus der Bibliothek, doch wenn augenzeugliche Tatsachen berichtet wurden, war er noch mehr gefesselt.
    Crista erzählte sehr bildhaft von ihrer Heimat, es klang bald etwas schwermütig.
    "Wie lang bist du schon weg aus Sizilien?"
    Fragte ich, nachdem sie fertig war mit ihren Ausführungen.

  • Crista lachte vergnügt auf. "Hmmmhm.. das ist eine gute Idee. Das wird bestimmt nicht schwer. Ich kenne da jemanden, mit dem könntet Ihr Euch bestimmt verstehen, während ich mich mit Habia austausche." Sie zuckte etwas zusammen, als sie die harschen Worte vernahm und nickte eilig. "In Ordnung, ich halte mich dran." Gleichzeitig fiel ihr ein gewaltiger Stein von Herzen.. also waren damit die 'du'-Patzer von vorhin kein Problem gewesen.


    Sie sah ihn von der Seite an und bettete den schweren Korb auf den anderen Unterarm. "Wir, also mein Herr und ich sind zum Samhain-Fest in Rom angekommen und dann vergingen die Tage so rasend schnell. Ich musste soviel neues lernen, lernte andere Personen und Sitten kennen, da wusste ich manchmal echt nicht, wo mir der Kopf steht. Selten war ich für mich alleine um nachdenken zu können oder meinem kleinen Müßiggang nachzugehen. Immer passierte etwas rund herum. Ob in der Villa oder außen drum." Wieder sah sie ihn an. "Hast du auch etwas was du gerne tust? Zum Beispiel zum Essen ausgehen?" Das Beispiel war ihr nur eingefallen, weil sie gerade an einem Grillstand vorbeigingen.

  • Crista schien da insgeheim schon wieder etwas auszuhecken, sie hatte den Tag, wenn sie Habia besucht schon völlig durchgeplant, jedenfalls verriet das ihr Gesichtsausdruck. "Gebt mir rechtzeitig vorher bescheid, so kann Habia in Ruhe das Essen vorbereiten."


    Auch zuckte sie etwas zusammen, als ich meinte, das ich das sie von ihr nicht mehr hören möchte, was aber eher ein gutgemeinter Rat war als eine Predigt.
    "Hie sprechen sich alle mit du an, egal ob Sklave oder Senator, nimm es als gut gemeinten Hinweis." Und ich lächelte ihr vertrauenswürdig zu.


    Der Korb schien mächtig schwer zu sein, jedenfalls wechselte Crista ein ums andere mal den Arm, an dem der Korb hing. Ich machte aber keinesfalls anstallten ihr auch noch den Korb zu tragen, ich übersah das einfach.


    "Was ich gern mache?!" Da brauchte ich nicht lang überlegen. "Ich lese unheimlich gerne. Das Wagenrennen hat auch meine Sympatien und essen." Auch wenn man mir das keineswegs ansah, ich aß für mein Leben gern. Ob nun Essen gehen oder sich bekochen lassen, das war Varus gleich. "Und mit Habia habe ich einen vorzüglichen Küchenmeister.
    Kannst du kochen?"

    Schließlich konnten das die meisten der Sklaven und wenn sie dazu noch weiblich waren. Habia war da eher eine Ausnahme.

  • "Klar gebe ich rechtzeitig Bescheid." stimmte Crista dem Vorschlag zu und freute sich schon unheimlich auf die Begegnung. Es war immer gut ein paar Leute zu kennen.. besonders wenn diese sich als nette Gesprächspartner herausstellten. So wie Varus einer war! "Hmja.. danke, mir ist das 'du's-sagen schon aufgefallen, aber ich weiss nie so recht, wie ich das hier draußen handhaben soll. Also wie hier auf dem Markt, wenn ich die Personen nicht näher kenn, wie eben den Obsthändler. Naja.. ist etwas schwierig.. aber ich versuch es einfach mal so wie du es sagst." gab sie zu.


    "Ich würde auch gerne viel lesen, aber ich habe noch nicht den Ort der Papyrusrollen entdeckt. Dazu hatte ich noch keine Zeit." Crista bahnte sich mit Varus den Weg durch die Passanten. "Wagenrennen? Hier? Toll, das muss ich unbedingt weitererzählen. Vielleicht nimmt er mich mal mit. Soviel hab ich noch gar nicht gesehen und erlebt." Crista lächelte. "Das glaube ich diir sofort. Alle Männer essen gerne. Wann zählt ihr die Frauen dazu? Nein, ich kann mehr schlecht als recht kochen. Nur ganz ganz einfache Gerichte.. wie Obstsalat oder süße Teigrollen. Viel lieber schneidere ich, wenn ich genug Stoff für ein Kleid beisammen habe." plauderte sie drauflos, verriet einiges von sich. "Hmja.. ich sehe gerade, es ist nicht mehr weit zum Castell... Meinst du Habia ist morgen.. äh nein.. übermorgen auf dem Markt. Wie sieht er denn eigentlich aus? Vorhin habe ich einen Brunnen gesehen. Da könnte ich ja auf ihn treffen oder so.."

  • Crista wirkte irgendwie hibbelig, seit ich von Habia erzählte und damit einen besuch in der Casa in Aussicht stellte, wirkte sie irgendwie noch aufgedrehte. Aber zu ihrerer Entschuldigung, sie wirkte positiv aufgedreht, worüber ich immer noch schmunzeln musste. "Mach dir da keine Gedanken wegen dem ´du´, das nimmt dir garantiert keiner übel, im Gegenteil, eher wirst du komisch angeschaut, wenn du nicht du sagst." Ging ich noch einmal näher auf die Sache mit dem ´du´ ein.

    "Na hier weiß ich nicht, also in Mantua war schon lange nichts mehr aber in Rom
    war erst ein Rennen. Das ist total spannend, nicht nur das Rennen, das ganze drumherum, einfach alles."
    Sprudelte es aus Varus heraus. Seit er von Ursus zum Wagenrennen eingeladen wurde und jetzt seit er in der Albata mitwirkte, hatte das Wagenrennen ihn in seinen Bann gezogen.


    Doch auch Crista kam wieder zu Wort und erzählte etwas von sich und das sie beim Schneidern eine wesentlich bessere Figur abgibt als bei anrichten von Speisen. "Was kannst du alles schneidern, hast du Dinge, welche du besonders gern und besonders gut kannst?"


    So langsam erreichten wir das Gebiet um das Castellum. Der Name Habia hatte sich noch immer in Crista´s Kopf festgesetzt und sie schien erst bei einer positiven Nachricht Ruhe zu geben. "Sicher geht Habia morgen oder Übermorgen auf den Markt. Du kannst es wohl nicht mehr erwarten ihn kennenzulernen?" Fragte ich schmunzelnd.


    "Wie sieht Habia aus..., nun, er ist von dunkler Hautfarbe und graues Haar. Ihn dürftest du eigentlich gleich erkennen, sobald du ihn siehst." So genau hatte ich mir Habia noch nie angesehen aber ich denke das waren die markantesten Merkmale.
    "An welchem Brunnen meinst du?"

  • "Naja.. ich werde mich bestimmt gewöhnen je jänger wir in Mantua verweilen werden. Ich kann mir vorstellen wie schwierig das wird wenn ich wieder in Rom bin, dann muss ich mir das 'Sie' wieder angewöhnen. Ach du meine Güte, komisch angeschaut werden will ich auch nicht." Kurz verdrehte Crista die Augen und schüttelte den Kopf. Wer wusste schon wann sie wieder in Rom sein würde... der Aufenthalt hier würde bestimmt noch dauern. "Es gibt ein 'drumherum' um die Rennen? Was für eines denn?" fragte sie, blickte ihn neugierig und wissbegierig an. "Bist du mitgefahren? Hast du bei dem letzten Rennen in Rom gewonnen oder die anderen? Und oh.. was gewinnt man da überhaupt?" fügte sie ihren Fragen hinzu.


    Jetzt waren sie bei ihrem Lieblingsthema gelandet. Crista holte tief Luft, sie blieb stehen und stellte den Korb auf einem leeren Karren ab. "Also, Varus, ich kann Umhänge und einfache Togen für Herren schneidern. Mir gefallen zweifarbige pallas, zum Beispiel außen grau und innen türkis. Das ist ganz praktisch, weil man die nur zu wenden braucht. Grau für den Einkauf und Türkis für einen Besuch bei jemandem. Bei den Damen-Tuniken muss ich noch ein bisschen tüfteln, weil die Säume immer so schnell aufgehen und ich versuche neue Ärmel zu erfinden, die mit einer Raffung aus Schnüren gehalten werden. Mit Damenkleidern habe ich so meine Probleme, weil mein Herr ein Mann ist und die tragen bekanntlich keine Damenkleidung sondern immer diesselben langweiligen Stücke."


    Nach dieser langen Rede nach Luft schnappend, plapperte sie weiter, hockte sich gemütlich neben den Korb auf den Karren. Im Sitzen redete es sich einfach besser! "So wie du Habia beschreibst ist er sicher nicht schwer zu erkennen. Ähm.. auf Märkten gibt es fast immer einen Brunnen an dem die Frauen sich zum Wasser holen treffen auch wenn sie meistens hinterher leere Krüge mitbringen, weil sie so viel zu bereden haben. Ist dir das noch nicht aufgefallen?"

  • Varus hörte Crista interessiert zu, doch irgendwie waren die Worte von Crista irritierend. Kopfschüttelnd lauschte Varus weiter, konnte jedoch nicht verstehen, wen Crista mit sie ansprechen sollte, auch wenn es Rom war. Eigentlich war es unüblich, das sich die Menschen mit sie anredeten, egal welchen Standes sie waren.


    "Na sicher gibt es ein drumherum um das Wagenrennen. Dort findest du allerlei Stände, wo du die leckersten Sachen kaufen kannst. Im allgemeinen sind Tage, an denen Wagenrennen veranstaltet werden wie Feiertage. Ein große Ansammlung von Menschen, der Circus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Dann die Anfeuerungsrufe der unterschiedlichen Factiones. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl und Erlebnis." Varus holte bei Darstellung eines Wagenrennens sehr weit aus, das leuchten in seinen Augen sagten den Rest, wie sehr er Wagenrennen mochte.
    "Nein...., auf unserem Trainingsgelände in der Casa bin ich schon mal gefahren aber bei einem richtigen Rennen, nein..., das ist mir zu gefährlich. Ich bin dann eher für die Anfeuerung zuständig." Schmunzelte ich. Für das richtige Rennen waren die Fahrer der Albata zuständig, das wäre nichts für Varus.


    Auch bei Crista´s Schneiderkünste, horchte Varus auf. "Du hast ja richtig Talent. Wenn ich zum Beispiel eine Toga bräuchte, könnte ich auch zu dir kommen?" Das war nur eine hypothetische Frage aber interessiert hat es Varus trotzdem.


    Crista schien bei dem Reden, dem schweren Korb und der zunehmenden Hitze allmählich die Luft ausgegangen zu sein. Deswegen stellte sie den Korb ebenerdig ab und hockte sich auf einen Karren. Vielleicht nahm sie auch nur Anlauf, für das nächste Gesprächsthema. "Habia erkennst du sofort. Er läuft etwas gemütlicher, wie ein älterer Herr eben." Das mit den Frauen und den Wasserkrügen an den Brunnen war varus tagtäglich aufgefallen. Schon damals als er noch Duumvir in Mantua war, war das gekichere und schwatzen der Frauen nicht zu überhören. Was Varus immer mit einem lächeln kommentierte. "Nun, aber Habia kennt dich nicht. Zwar kann ich ihn von dir grüßen und dich ihm beschreiben aber ansprechen musst du, sofern du ihn erblickst und ich bin nicht dabei schon selber."
    Habia war keiner, der nur so auf die Menschen zustürmte, er mochte es lieber, wenn es etwas ruhiger war. Ob da Crista der richtige Gesprächspartner war?! Habia war geduldig und erfahren genug, mit solchen Dingen umzugehen.

  • Crista liess zum ersten Mal seit Beginn der angenehmen Unterhaltung mit Varus die Schultern sinken, blickte Varus enttäuscht an. "Ach Mensch.. warum müssen Rennen immer an Feiertagen stattfinden? Dann muss ich zu Hause erst recht bedienen und rundum zur Stelle sein. Ich werde wohl nie zu einem solchen Pferderrennen gelangen, geschweige denn alles von A bis Z angucken und ausprobieren können. Ach.. ich weiss nicht was ich sagen soll." Dass Varus bisher nur im Training und noch nie im echten Rennen gefahren war beruhigte sie. Er war so ein angenehmer Gesprächspartner. "Gefährlich? Oh.. dann bleib du lieber beim Training und Anfeuern, ja ?"


    Sie wurde wieder rot im Gesicht, diesmla nicht weil sie sich wegen dem Korbtragen so anstrengen musste sondern weil sie sich ehrlich freute. "Ähm... ja.. könntest du machen. Ich nehme an du nimmst bestimmt kein Türkis sondern eher gedecktere Farben wie ocker oder waldgrün?" zwinkerte sie ihm schelmisch neckend zu. "Och, ich werde den älteren Herrn namens Habia bestimmt irgendwie erkennen und natürlich ansprechen."

  • Varus schüttelte den Kopf. Sicher hatte sie Varus nur missverstanden. "Nein, nein Crista, Wagenrennen finden nicht nur an Feiertagen statt. Ich meinte, die Wagenrennen, das sind wie Feiertage für die Römische Bevölkerung." Ich legte den Kopf auf die Seite und lächelte Crista an.


    Die Frage bezüglich des anfertigen von Togen war eigentlich nur hypothetisch
    von Varus gemeint aber vielleicht würde er einmal darauf zurückkommen, wenn sich die Gelegenheit bieten würde. "Ich denke schon eher an etwas dezentes, nichts auffallendes."


    "Wann musst du eigentlich zuhause sein, hat dein Herr dir eine Vorgabe gegeben?" Nicht das sich Varus und Crista hier verplapperten und zu Hause wurde schon längst auf sie gewartet.


    An den beiden lief gerade ein Händler mit Wasser vorbei. Varus, dessen Kehle vom andauernden reden und von der zunehmenden Hitze doch etwas eingetrocknet schien, war gerade eine Idee gekommen. "Magst du etwas trinken, soll ich uns von dem Händler da etwas Wasser holen?" Und Varus deutete mit der Hand auf den Händler.

  • "Wie Feiertage für die römische Bevölkerung? Wie geht denn das? Alle anderen gehen arbeiten und die Römer gehen ein Rennen feiern?" Sie musste ganz schön überlegen bis sie drauf kam, dass sie ihn wohl missverstanden hatte und lächelte verlegen zurück.


    Immer noch verlegen über das langsame Verstehen zupfte sie an einer Haarsträhne und war froh, dass er wieder zu ihrem Lieblingsthema zurücksprang. "In Ordnung.. also etwas dezentes und unauffälliges. Wenn ich die nächsten tage beim Stoffhändler etwas finde, kann ich den Stoff ja Habia muitgeben und du kannst Notiz schreiben ob dir dies oder das gefällt. Und dann mache ich was draus..." Bei seiner Bemerkung wann sie dnen zurück sein musste, hielt sie nach einer Sonnenuhr Ausschau. Aber vergebens.. "Hm, keine Ahnung, aber ich denke möglichst bald, damit das Obst nicht anfängt in der Enge des Korbes zu stinken." Sie fand wieder zu ihrer alten Munterkeit zurück. "Aber klar doch.. gerne hätte ich etwas zu trinken. Soll ich es für uns holen?" erbot sie sich, errinnerte sich, dass sie eine Sklavin war. "Da fällt mir ein, was bist du denn eigentlich? Ein Libertus? Peregrini? Plebejer?? Gar ein so reicher Mann wie die Tiberier??" Neugierig sah sie ihn an.

  • Crista konnte meinen Ausführungen nicht so recht folgen, es war auch wirklich viel, was heute auf sie einprasselte. Alles neue Sachen, so wie sie sagte, wovon sie vielleicht schon gehört aber noch nie den rechten Bezug dazu hatte.
    "Nein Crista, meiner Meinung nach sind Wagenrennen wie Feiertage, klar geht jeder Arbeiten, jedoch trifft man sich dann und besucht so eine Veranstaltung."


    Eigentlich waren die Antworten bezüglich einer Toga Crista gegenüber nicht verbindlich, doch sie hatte sich einmal auf das Thema eingeschossen und war nun nicht mehr davon abzubringen. "Sehr gerne Crista, wenn du Zeit dafür findest bin ich nicht abgeneigt."


    Die Zeit auf dem Markt und jetzt auf dem Heimweg, schien Crista ganz vergessen zu haben. Auch machte sie sich keine Gedanken, das vielleicht zuhause jemand auf den Einkauf wartete. Vielmehr ging es ihr um das Obst, welches sie erstanden hatte, es auch noch frisch nach Haus zu bringen. Varus bewegte sich kurz von Crista weg, um von dem Händler etwas Wasser zu erwerben. Mit zwei bechern in den Händen, wieder bei Crista angekommen, reichte ich ihr einen davon, von dem anderen nahm ich einen großen Schluck. "Ich habe das mal übernommen." Fügte ich lächelnd an. Zwar war sie Sklavin und für so etwas zuständig aber Varus war da nicht ganz so. Von allen Seiten bedienen lassen war auch nicht sein Ding.


    Nach der Erfrischung wollte Crista noch in Erfahrung bringen, welchem Stand Varus eigentlich angehörte. Zwar schaute dieser etwas verdutzt, antwortete aber in gleichem Atemzug. "Ich gehöre zur Familia der Annaeer, wir sind Plebejer." Dann fiel der Begriff reich und Varus musste etwas husten. "Was verstehst du unter reich? Also Geld habe ich, zwar habe ich nicht soviel das ich es zum Fenster rauswerfe aber mir geht es sehr gut, wenn es das ist, was du meinst." Zwar fand Varus diese Frage etwas indiskret aber so schien Crista zu sein.

  • Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht und Galeo Caecilius Paulinus wandelte mit seinen Habseeligkeiten über den Markt von Mantua. Er war das erste mal in seinen Leben in Italia und bestaunte die Landschaft. Die Infrastruktur stand allerdings, der in Germania, in nichts hinterher. Typisch römisch eben. Deshalb schenkte Paulinus ihr groß keine Beachtung. Am Stadtbrunnen ließ er sich nieder und fuhr mit seiner schlanken Hand in das Wasser, um sich das kühle Nass in den Nacken fallen zu lassen. Müde und hungrig ruhte er noch kurz, ehe er aufstand um sich an einen Stand ein paar Weintrauben zu kaufen. Diese sollten für einen kurzen Moment den leeren Magen des Paulinus füllen, bis er eine Unterkunft gefunden hätte. Übernachtungsmöglichkeiten gab es hier in Mantua wie Sand am Meer. Eine typische Garnisonsstadt eben.

  • "Man trifft sich dort.. ahso.." erwiderte Crista. "..quasi ein Veranstaltungsbesuch in der Öffentlichkeit. Tut mir leid, dass ich sowas nicht kenne, aber mein Herr ging nicht wirklich viel aus und so war ich neben dem üblichen Einkaufen eher zu Hause mit allem drum und dran beschäftigt." entschuldigte sie sich und fand seinen Vorschlag zum Schneidern akzeptabel. "In Ordnung, dann machen wir das so." nahm sie an. Da ging Varus plötzlich los und holte das Wasser persönlich für sie beide herbei. "Danke schön, Varus, das ist aber nett." kam es aus ihrem Mund, bevor sie die ersten Schlucke trank. "Hmmm.. von eurer Gens habe ich noch nichts gehört. Nein, reich ist, wenn jemand noch soviel Geld hat um anderen etwas davon abzugeben, es mit allen zu teilen und für die Gemeinschaft zu verwenden." Das war ihre Definition von 'reich'. "So hat es mein Vater immer gesagt.. also nicht immer nur an sich zu denken, sondern auch an andere die Münzen vielleicht besser gebrauchen könnten als man selbst." Wieder trank sie aus dem Becher, leerte ihn Schluck für Schluck, froh um die Pause und die Löschung des Durstes.

  • "Meistens hat man zu solchen Veranstaltungen frei. Dann trifft man sich so zeitig wie möglich und geht gemeinsam, mit Freunden, der Familia, das Klientel, also Klient und Patron oder einfach die Anhänger einer Factio, hin." Die Wagenrennen waren wirklich mitreisend. Und sobald ein Rennen ansteht, kann er es kaum noch erwarten, bis der besagte Tag angebrochen ist.


    Crista schien mächtig Durst zu haben. Doch mir erging es auch nicht anders, da kam die Erfrischung wahrlich gelegen. Während die beiden sich Schluck für Schluck das Wasser gönnten, verriet Crista, was sie über die Annaeer bis dato wusste und was in ihren Augen reich bedeutete. "Nun Crista, Geld ist sehr wichtig, schließlich muss man seinen Lebensunterhalt davon bestreiten. Und da gehöre ja nicht nur ich dazu." Da waren so viele Dinge die ineinander griffen. Deshalb war Varus eigentlich froh, sich wegen des Geldes keine Gedanken machen zu müssen.
    "Aber dir geht es doch bei deinem Dominus nicht schlecht?!" Davon ging Varus aus, denn die Tiberianer waren eine sehr angesehene Familia.

  • Und Paulinus war nicht der einzige, den es an diesem Morgen auf den Marktplatz verschlagen hatte. Albina, etwas Abstand vom Castellum, den ganzen Soldaten und Rumexerzieren benötigend, hatte sich ebenfalls auf den Weg hierher gemacht.


    Anders als sonst, und gegen jede gebührende Norm, hatte sie jedoch auf jedwede Begleitung verzichtet. Auch wenn sie wusste, wieviel Wert sowohl ihr Vetter als auch ihr Verlobter darauf legten, hatte sie es schlichtweg satt gehabt, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, hatte sich eine relativ schlichte, wenn auch schöne, dunkelblaue Tunika angelegt und hatte möglichst unauffällig das Castellum verlassen.
    An den Wachen hatte sie zwar vorbei gemusst, doch hatten diese nichts gesagt und Albina hoffte inständig, sie würden dem Legaten nichts davon erzählen.


    Nun, als sie den Markt erreicht hatte, schlenderte sie dennoch relativ sorglos an den einzelnen Ständen entlang. Eigentlich brauchte sie nichts wirklich. Naja, bis auf eine Rolle Papyrus, weil sie Furianus unbedingt mal wieder einen Brief schreiben musste. Einige Minunten und Stände später hatte sie dann auch Glück und erspähte einen Händler der Schreibutensil verkaufte.
    Wenige Schritte später erreichte sie auch eben diesen. Heute schien ihr Glückstag zu sein, dachte sie lächelnd, da sie sah, dass der Händler noch genau eine Papyrusrolle hatte.


    Lächelnd griff sie nach eben jener.

  • Paulinus, der noch immer über den Markt flanierte, lunzte zu einen Händler der anscheinend Bücher und weitere Schreibutensilien verkaufte. Er schritt näher heran, beachtete Albina nicht wirklich und griff wortlos zur letzten Papyrusrolle. Anscheint etwas schneller als Albina. Er schmiss den Händler eine Münze zu und war eben dabei, seine neu erworbene Eroberung im Wandersack zu verstauen. "Stimmt so guter Mann." Endlich könnte er wieder seine Gedanken niederschreiben. Und die Preise für Papyrusrollen waren auch wesentlich niedriger als in Germania. Lag wohl daran, dass die Transportstrecken kürzer waren und damit die Bezugskosten nicht all zu sehr in die Höhe trieben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!