Es war nicht leicht festzustellen, ob der Mann wirklich die Wahrheit sprach. Doch Ursus hatte ein gutes Gefühl bei ihm. Die Erklärungen klangen schlüssig, wobei die Geschichte mit den Bestrafungen ein wenig undurchsichtig blieb. Anscheinend war ihm das ein unangenehmes Thema, irgendwo verständlich. "Gut, dann wollen wir mal hören, was der Händler für Dich haben will."
Er wartete noch einen Moment, bis die Frau mit dem Sklavenhändlicher zuende verhandelt hatte. Sie kaufte tatsächlich und das konnte Ursus' Verhandlungsbasis mächtig verbessern. Wie schon vorher tat er so, als wollte er eigentlich eine Köchin kaufen. Er feilschte mit dem Händler, wies auf die schlechte Ausbildung hin und befand den Preis dann als immer noch zu hoch. "Na, schön, keine Köchin von Dir. Was ist mit dem da? Ich brauche wen zum Holzhacken. Warum ist er so verschandelt? Ist er aufsässig?"
"Aber nein, Herr! Er ist ein hervorragender Arbeiter, gehorsam und stark. Hin und wieder guckt er so stolz, dann braucht er wieder ne Tracht. Aber er tut alles, was ihm befohlen wird! Du wirst zufrieden sein." Und wieder begann das Feilschen.
Ursus hätte fast gelacht, denn für das, was der Sklave konnte, war es ein Spottpreis. Trotzdem handelte er den Preis noch ordentlich herunter, bevor er einschlug. Geld wechselte den Besitzer. Und Papiere ebenfalls. Dann winkte Ursus dem Sklaven. "Komm, Cimon", sagte er schlicht und ging voran, um erst einmal etwas Abstand zu dem Sklavenhändler zu schaffen.
"Mein Name ist Titus Aurelius Ursus und ich bin zur Zeit als Tribunus Laticlavius hier in Mantua bei der Legio I. In wenigen Monaten aber schon werde ich nach Rom zu meiner Familie zurückkehren. Dort führen wir einen großen Haushalt, Du wirst sicher schnell Anschluß finden. Wir haben sogar schon einen Nubier, Leone heißt er." An einem Stand kaufte Ursus Kleidung für seine Neuerwerbung. So konnte er nicht herumlaufen als Angehöriger eines patrizischen Haushaltes.
"So, auf dem Weg zur Castra würde ich gerne noch etwas mehr über Deine Lebensgeschichte hören. Erzähl es von Anfang an." Es war sowohl Neugierde als auch die Notwendigkeit, seinen Sklaven kennenzulernen und einschätzen zu können.