Der Consul hatte sich das schon gedacht, vielleicht mehr geahnt, doch die Umstände konnten auch schwerlich andere Ansichten zulassen.
"Ich verstehe.", sagte er dann leicht nickend und blickte seinem Freund in die Augen.
"Eine bedrohliche Situation, wenn ich ehrlich sein soll. Der Kaiser erfreut sich durch seine Abwesenheit nicht gerade großer Beliebtheit - auch ich als Vertreter des Senates sehe es tagtäglich in den Gesichtern der Senatoren.
Und die sperrlichen Informationen, die an uns dringen, lassen nichts Gutes erahnen - man weiß ja nicht einmal mit Sicherheit, ob der Kaiser lebt.", offenbarte er dem Praefectus Praetorio seine innersten Gedanken und setzte sich gleich einen Entschluss.
"Ich muss zu ihm aufbrechen - wenn nicht als Senator, dann doch als Consul. Das Reich blüht und fällt mit dem Kaiser, wir können uns nicht ständig auf einen Hominus Novus verlassen, der hier beinahe in stiller Harmonie herrscht.", und kaum war die Bezeichnung des Hominus Novus seinem Mund entwichen, blickte er rasch in die Augen des Prudentiers.
Vielleicht galt diese Bezeichnung unter Plebejern als Beleidigung, doch politische Sensibilitäten hatte der Flavier schon lange abgelegt, nachdem er unzählige Male im Senat scharf angegriffen wurde - mitunter aufgrund seiner Herkunft. Warum sollte man ihm ein gewisses Standesdenken denn auch verwehren, wenn er sich ständig dafür rechtfertigen musste?
Also überging er diese Gedanken und nickte noch einmal.
"Ja, ich muss es tun. Kannst du mir garantieren, dass deine Männer mir nicht im Wege stehen werden? Eine Eskorte wäre übertrieben, obgleich ich nicht sicher bin, ob die Schergen des Vescularius mich nicht doch aufhalten würden - nur eine Versicherung, dass dieser Mann über dich keine Gewalt ausübt."
Wer welche Macht über wen hatte war zwar rechtlich geregelt, aber der Flavier wusste nunmal nun auch nicht, inwieweit sein Freund dem Grobian persönlich verpflichtet war.