Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Die Tränen einer Frau waren keine bloßen Tränen, es waren Waffen, die auch noch den Zornigsten erweichen konnten. Er war zwar nicht der Zornigste, jedoch verflog seine Kälte alsbald und er ging zu ihr.


    "Es tut mir leid um ihn."


    Sagte Furianus unsicher und legte seine Hand behutsam auf ihre Schulter.


    "Ich werde morgen abreisen. Nach Hispania, der Kaiser schickt mich."


    Vielleicht hätte er noch einfügen sollen, dass er das Grabmal ihres Bruders besuchen würde, doch es schien ihm besser ein wenig zu warten.

    Verzweifelt ließ er eine Weintraube im Mund verschwinden und kaute diese genüsslich, bis er dann lächelte.


    "Vetter, habe ich jemals gesagt, dass ich verlange vor meiner Hochzeit in den Senat einzuziehen? Nein."


    Furianus war nicht umsonst Advocatus, wusste welche Worte es zu sagen gab und welche man stets zurückhielt, um dann zu kontern.


    "Ich fragte lediglich nach den Gründen, da mir die Tatsache eines unverheirateten neuen Senators als Grund nicht zutreffend erschien, ist doch Vinicius Lucianus, zwar ein Plebejer, aber auch unverheiratet, in den Senat aufgenommen worden. Lediglich die Gründe, die sich mir nicht vor Augen führen wollten, diesen war ich bestrebt nachzugehen und vom Kaiser zu erfahren. Nicht mehr und nicht weniger.
    Ich reise morgen ab, dein Klient sollte sich daher nicht allzu viel Zeit lassen. In welchem Rahmen wünscht er denn entlohnt zu werden?"

    "Wirklich, nun dann müssen wir mal eingehender darüber sprechen, wenn meine villa maritima einen gewissen baulichen Stand erreicht hat und ich beginne Marmor einzukaufen."


    Natürlich würde er sich den Marmor aus Caesarea anschauen, bevor er sich mit Lucilla nochmals unterhält, man weiß ja nie.


    "Ich verstehe. Doch zu schade, diese Bauwerke müssen immens sein. Ich selbst war wohl einer der Ersten, der von Hungaricus`Scheiden als Praefekt erfuhr. Es war überraschend, der Kaiser verliert einen der besten Präfekten des Reiches. Ich hoffe nur, dass uns Hungaricus auch weiterhin in politischen Tätigkeiten oder auch anderswo bereichert. Von dem Einbruch hörte ich ebenfalls, schrecklich. Ich weiß genau, welch Schock das gewesen sein muss, schließlich wurde in der Villa Flavia ja auch eingebrochen und zahlreiche Wertgegenstände sind nun hinfort."


    Er schüttelte leicht den Kopf. Es waren Erbstücke, es wird lange dauern diese irgendwie ausfindig zu machen, sofern man es überhaupt kann.

    Furianus hatte sich Worte, nein, vielmehr Fragen zurechtgelegt. Doch nun schienen sie plötzlich sinnlos und verloren sich sogleich. Er war noch immer ein wenig erzürnt, warum sie einfach so abgereist war, ohne ein Wort, ohne eine Mitteilung.
    So blieb er im Türrahmen stehen.


    "Salve, Claudia."

    "Ich danke dir für deine Gande."


    Sagte er ein wenig abwesend. Scheinbar hatte er sich in Nadia geirrt und sie war wirklich anders, sie schien ihm unbekannt. Sowas hatte er nie erwartet, vielleicht einen Zusammenstoß aus Versehen, aber solche agressiven Züge. Crassus hätte sie töten können, Furianus es sogar müssen. Zum Glück war sein Vater nicht da, dieser hätte ihn dazu bewegen, ihn drängen könne, doch nein, er könnte es nicht.


    "Sie kann von Glück reden, dass du solch Gnade hast walten lassen, Crassus. Diese agressiven Züge sind dieser Sklavin so gar nicht ähnlich, dafür kenne ich sie zu lange und zu gut. Sie wird auf jeden Fall bestraft werden, das ist sicher. Sowas Unerhörtes, man hätte sie auf der Stelle töten müssen."


    Er glaubte selbst nicht wie er über sie sprach, doch es war mehr als vonnöten, schließlich sollte Crassus sich auch der Bestrafung und Furianus`Wut sicher sein. Das warf nunmehr einen wirklich schweren Schatten auf seine Familie und das wegen Nadia, seiner Sklavin. Am liebsten hätte er sich von den Klippen gestürzt, aber leider waren keine aufzufinden, zumindest nicht in der Nähe. So langsam erschien ihm Hispania wie das rettende Ufer, wenn er an die letzten Geschehenisse dachte. Dieser unverschämte Ädil auf der Rostra, dann seine Verwandten, die jeden seiner Schritte akribisch beobachteten und darüber urteilten, die Probleme mit den Sklaven, nicht zu vergessen der Besuch der Prätorianer und nun das. Es war genug, er musste nach Hispania.


    "Sage mir, Crassus. Ich werde bald nach Hispania aufbrechen müssen, für längere Zeit. Bräuchtest du noch Arbeitskräfte? Wenn ja, so würde ich dir die Sklavin während meiner Abwesenheit überlassen, scheint sie doch gewissen, jedoch wirklich unbegründeten, Groll gegen dich zu hegen. Du hättest freie Hand, Crassus, bestrafe sie von mir aus, ich bin der Geschehenisse langsam leid, passieren doch in letzter Zeit gewisse Dinge, die ich mir nie erträumt hätte."


    Dies war es vermutlich, der Grund warum sein Vater Rom verließ. Vielleicht lag ein Fluch auf den Hausherrn dieser Villa, überhäufte sie mit Problemen jeglicher Art. Erschwerend kam noch hinzu, dass er kein Lebenszeichen von seiner Verlobten bekommen hatte, sie ohne ein Wort abgereist ist und ihn nun zu sich bittet.
    Ja, Hispania, er würde bald kommen.

    Und so wurde er eingelassen und grüßte den neuen Präfekten.


    "Salve, Gaius Caecilius Crassus. Seit unserer letzten Begegnung ist so manches geschen. So lass mich dir zuerst zu deinem neuen, ehrenvollen Amt gratulieren und sogleich fragen, was denn bezüglich meiner Sklavin passiert ist, dass ich hierher kommen sollte."

    "Ich danke dir für solch schmeichelhafte Worte, Caesoninus. Mögen sie auch über dich stets wachen."


    Und auch er reichte seinem Klienten die Hand, lächelte zufrieden. Sogleich wies er auf einen Sklaven, der sofort verstand und Caesoninus zur Porta geleitete.

    Furianus`Sänfte war nun da, wo er sie sich wünschte. Das Tor war groß und schon einmal war er hier gewesen, jedoch zu einem erfreulicherem Grund.
    Sogleich trat er an die Wache.


    "Salve. Lucius Flavius Furianus ist mein Name. Der Praefectus Praetorio wollte mich sprechen."

    Furianus hätte in diesem Augenblick vor Wut rasen können. Kurz vor seiner Abreise solche Probleme. Er hielt sich zurück, zumindest versuchte er es.


    "Ich danke dir."


    Entliess er ihn mit einem darauf folgenden Nicken und ging sogleich in sein Zimmer, um sich eine prunkvollere Toga anzuziehen, denn nicht standesgemäß würde er nicht vor die Haustür schreiten.

    Wahrlich, sie war eine Frau, durch und durch. Über diesen Gedanken lächelte er kurz und nickte ihr dann weiterhin zu.


    "Aegyptus ist eine farbenfrohe Provinz, sowie wohl auch das Volk. Ihre Dölche sind reich verziert, ihre Statuen aufwendig bemalt und ihr Marmor nicht zu übertreffen."


    Ja, der Marmor aus Alexandria war einer der besten. Furianus wusste dies, denn auch seine Villa sollte diesen nicht missen, sobald sie relativ standfest werden würde, so müsste er sich mit dem Gedanken eingehender beschäftigen. Doch ein Schwenker zur Architektur gefiel ihm nun sehr gut.


    "Ja, mit Marmor geizen sie nicht. Aber auch unser Marmor, aus Cremona, ist einer der schönsten. Wobei die fremde Architektur durchaus ihre Reize hat, man sagt, dass man auf der Spitze der Pyramiden die Sonne berühren könnte. Ich weiß, es ist nicht gerade glaubwürdig, doch muss ihre Größe beachtlich sein, wenn man so über sie spricht. Hast du diese wunderbaren Kreationen der Menschenhand gesehen, Lucilla?"

    Sein Klient sprach wirr, doch durchaus verständlich. Vorsichtshalber warf Furianus einen Blick in seinen Becher rein, der Falerner schien wohl zu stark zu sein, für einen solch jungen Mann wie Caesoninus. So setzte er seinen Becher vorsichtig auf einem Silbertischchen ab und nickte.


    "Wir werden schon in ein paar Tagen aufbrechen müssen, zu lange hielt mich Rom in seinen Fängen. Am Hafen Ostias treffen wir uns, ich gebe dir schriftlich bescheid wann genau."