Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Der Consul seufzte hörbar aus. Er verstand einige Senatoren nicht, die einige Tatsachen schlecht sahen oder schlichtweg übersahen.
    Vor dem Hintergrund eines wankelnden Roms mit einem erkrankten Kaiser, einem Praefectus Urbi als Omnipotenz Roms und seit Jahren gescheiterter Expansionsfeldzüge, wollte man hier der reichsten Gesellschaftsschicht Roms die Steuererleichterung zubilligen. Nein, man wollte es nicht, die Schicht selbst wollte sich ihre Vermögen nicht nur sichern, sondern durch den Entzug an der Verantwortung, an der Beteiligung in Form von Steuerabgaben, sogar ausbauen!
    Man mochte die Patrizier aufgrund ihres "Geschenkes" angreiffen, doch diese flohen nicht, wie es hier einige forderten, von ihrer Verantwortung der Gesellschaft, ja ganz Rom, gegenüber. Sie dienten in Societäten der Pax Deorum, nahmen sowohl die Beschränkungen in den Karrierewegen wie auch in der wirtschaftlichen Tätigkeit hin. Dafür erhielten sie die Steuerfreiheit, eine für den Consul gerechte Aufteilung, wenn man sich die Verpflichtungen der Plebejer vor Augen führte - es gab nämlich gar keine, sondern nur die eine, die der Steuer. Dieses System nun aufzuheben würde für ihn einen immensen Keil zwischen die Reihen des Senates treiben.
    Und das war in einem geschwächten Rom, welches einen starken Senat heute mehr benötigte denn in der Vergangenheit, sehr fatal.


    "Nun gut, dann leite ich nach Beendigung dieser Debatte eine Abstimmung über ein Gesuch an den Kaiser, zur Steuerbefreiung der gesamten Senatorenschaft, ein.", sprach er dann recht resigniert und schaute anschließend seinem Amtskollegen in´s Gesicht. Er konnte es nicht glauben, was hier gerade geschah. Eigentlich wollte er die Thematik nun für beendet erklären und hoffen, dass Senator Decimus keinen weiteren Vorstoß mehr in diese Richtung wagen würde, doch er schätzte Vinicius Lucianus sehr, auch wenn er selbst wusste, dass die Abstimmung alles andere als deutlich würde ausfallen. Und er wusste auch, dass Vinicius Livianus hinter dem Decimus stand.
    Er hoffte nur inständig, dass sein Apell und seine politischen Warnungen hier genügend Gehör fanden.


    "Diese Beschneidung, Senator Vinicius, dient dem Zwecke der Umverteilung, und somit der Besinnung auf die ehrlichste Tätigkeit, welche die mos maiorum uns allen vorschreibt - der Versorgung aus Früchten der Landwirtschaft. Wie schon bereits erwähnt, führt die Anreicherung des Grundbesitzes auf Wenige zu einer nicht nur zu einer Landflucht der auf dem Land lebenden Bürger, sondern ebenfalls zu einem Diktat Weniger über Viele, einem Diktat derer, welche über eine Armee von Sklaven verfügen, um Ackerarbeiten durchzuführen, welche eigentlich einem Römer vorbehalten sein sollen. Statt dessen wächst das Proletariat in der Stadt, weil es mit der immensen Produktion und durch diese Heerschar von Sklaven sogar recht günstigen, nicht konkurieren kann.
    Eine Umverteilung ist daher dringend nötig, denn der ager publicus, ein ureigenes Instrument unserer Ahnen, ist faktisch nicht mehr vorhanden. Wir haben schlichtweg kein Land mehr für die, die es bestellen wollen, und wenn wir es haben, dann zu exorbitanten Preisen, eben begründet in den Großbesitz einiger Weniger.
    Dies wirkt sich indirekt auf die Steuereinnahmen aus, so, wie es Senator Annaeus gerade beschrieb."

    Es war recht spät am Nachmittag, als eine Sänfte mit flavischem Wappen in die Zielstraße einbog. Eigentlich hätte der Senator darin das Wappen am liebsten entfernen lassen, doch man würde die Sänfte sowieso erkennen und das entfernte Wappen etwaige Gerüchte entfachen, welche es ohnehin seit diesem Besuch würde geben, aber hoffentlich nicht so exorbitant übertrieben.


    Ein Sklave eilte vor und klopfte an die porta, um anschließend den Dominus anzukündigen.
    "Salve. Mein Dominus Flavius Furianus wünscht gerne seinen guten Freund Prudentius Balbus zu sprechen."

    Noch ehe der Consul dem Consular erwidern konnte, ergriff aus den Reihen der Praetoren der just in dieser Legislaturperiode in jenes Amt gewählte Praetor das Wort.
    Eigentlich sagte jener schon das, was auch Furianus entgegnen konnte, doch dieser beschloss auch noch einmal persönlich zu antworten.


    "Die Sachlage habe ich genau so bewertet, wie Senator Annaeus sie dir gegenüber erklärt hat. Senator Decimus hat vorab deutlich betont, dass dies kein Antrag, sondern eine Debatte sein sollte und so behandele ich diese auch, nämlich als eine Sondierung des Senators, auf welche Resonanz ein etwaiger Vorschlag zur Steuerbefreiung bei der Senatorenschaft stoßen würde.
    Und aus demselben Grund habe auch ich meinen Vorschlag eingebracht, da er meine konträre Position zu eben jener Ansicht darstellen sollte - dies war ebenfalls ausdrücklich kein ausformulierter Antrag, dessen es meiner Meinung nach bedarf, um eine Abstimmung durchzuführen."
    , schließlich konnte sowohl am Vorschlage des Decimus wie auch an seinem noch einiges verändert und verbessert werden. In einen fertigen Antrag sollte dies erst später münden - und er war sich sicher, dass eine Debatte auch über eben diesen folgen würde.


    Den Vorschlag hörte der Flavier mit Bedacht. Wahrlich kein schlechter Kompromiss, doch eben jener war aufgrund der darin liegenden Intention für den Consul ebenfalls nicht hinnehmbar - da würde er lieber an der Normgrenze von 1.000 Sesterzen drehen, anstatt eine Steuerbefreiung zu ratifizieren.
    "Ich muss sagen, dass der Vorschlag Senator Annaeus´einen Kompromiss darstellt, welcher in der ersten Betrachtung eine Einigung durchaus erzielen könnte, jedoch bei weiteren Überlegungen Schwächen aufweist.
    Es ist zwar richtig, dass durch die Steuerbefreiung das Barvermögen der Senatoren unangetastet bliebe, welches durch den Verkauf von Grund und Boden an die Staatskasse ihnen zufließt, doch dies wäre keineswegs ein positiver Ausgleich zu den Verlusten aus Steuereinnahmen, welche die Staatskasse zu verkraften imstande wäre. Auch wenn wir annehmen, dass die Staatskasse die Grundstücke sehr gut verkauft oder verpachtet, so stünden diese Summe in keinerlei Relationen zu den entgangenen Steuereinnahmen des gesamten Senates - und das sind einige der wohlhabendsten Römer im Imperium! Das wären immense Ausfälle, welche zunächst durch den Grundstückverkauf gedeckt wären, doch in spätestens einem Jahr vollends ihre Wirkung entfalten würden.
    Ein Jahr hätten wir also bei jedem Zufriedenheit erreicht, doch das kann kein Preis für die weiteren vielen Jahre sein, in welchen wir uns Gedanken machen müssen, wie wir diese Haushaltslöcher stopfen.
    Zudem, und nun spreche ich wohl für die derzeit von der Steuer Begünstigten, würde dieses immense Vermögen, welche sich Senatoren nun ansparen können, wohl nicht in Grund und Boden investiert werden können, da dies ja wiederum bis zu einer gewissen Anzahl begrenzt ist. Wo werden sie denn investieren?
    Ich denke, der größte Teil wird in andere Gewerbe investieren. Und ab diesem Punkt spreche ich für alle Patrizier, wenn ich sage, dass hierdurch eine immense Ungleichheit entstünde. Und zwar ist, wie jedem wohl bekannt, jedem Patrizier eine Investition in ein Gewerbe, welches seine Früchte nicht aus Grund und Boden bezieht, untersagt. Dies wäre ein gravierender Nachteil jenen Senatoren gegenüber, welche nicht patrizischer Abstammung sind und dennoch Steuerfreiheit genießen.
    Dies würde wiederum einen Nachteil für eine Gruppe schaffen, welche, und dabei wiederhole ich mich nun abermals, für die Gunst der Steuerbefreiung nicht nur auf ihre Ahnen verweisen kann, sondern auch auf die Beschränkungen in ihrer wirtschaftlichen Freiheit, der Verpflichtung Dienst in den Societäten zu führen und, das sollten wir nicht vergessen, der Einschränkung, dass eine Vielzahl von Ämtern für Patrizier ausgeschlossen ist - nämlich alle ritterlichen Ämter, welche ein plebejischer Jüngling, auch aus senatorischer Linie, einschlagen kann, wie es ihm beliebt."

    Man vergaß allzu schnell die Verpflichtungen, Beschränkungen, seien sie aus Brauch und Sitte oder gar dem Gesetz selbst entstanden, denen sich junge Patrizier gegenüber sahen. Er selbst erinnerte sich an seinen Neffen, Flavius Piso, welcher vom Praefectus Urbi eine Absage auf ein ritterliches Amt in der Kanzlei mit der Begründung erhielt, er sei Patrizier und habe nichts auf ritterlichen Ämtern zu suchen.
    Wenn man sich vor Augen hielt, dass ritterliche Ämter wie das des Praefectus Praetoria, die Statthalterschaft in Aegyptus, die Praefektur über die Cura Annona und die gesamte Kanzlei nicht nur lukrativ in monetärem Sinne, sondern voller Gewalten und Machtbefugnisse waren, konnte man als Patrizier sein ach so glückliches Los verdammen, da man nie in solche Sphären kam. Und das alleine aufgrund der Geburt.
    "Aber das ist nicht der Aspekt, der mich an diesem Vorschlag stört, sondern der moralische. Ich will niemandem etwas vorwerfen, keinem Anwesenden etwas unterstellen, aber wir sind alle hier, wir sitzen alle beisammen, weil wir in diesen ehrwürdigen Hallen keine Steuerbefreiung zu erreichen suchten, sondern die Partizipation, die Mitgestaltung an einem starken Rom. Mit diesem Vorstoß, mit diesem gravierenden Vorteil für uns Senatoren, habe ich persönlich die Befürchtung, und ich hoffe andere teilen sie auch, dass jenes Ideal ersetzt wird durch die Gier diesen einmaligen Vorteil ebenfalls erreichen zu können. Geld regiert die Welt, dies ist ein Spruch, welcher auf einige Bereiche unseres Lebens wohl zutreffen mag, doch er sollte nach wie vor außerhalb dieser Hallen sein, patres!
    Es sollte weiterhin die Ehre sein, die junge Männer auf den strapaziösen Weg des Cursus Honorum führt, kein Steuervorteil!"

    Vielleicht war das überspitzt gemalt, doch wenn er sich jetzt vorstellen mochte, wie ein Senat derer, die nur auf steuerliche Vorteile bedacht sind, aussähe, wollte er am liebsten in den Freitod gehen - oder gleich den Senat begraben.

    Verwundert hob Flavius Furianus eine Augenbraue. Eine ungewöhnliche Aufforderungen zu einer Zusammenkunft, war es doch üblich dies recht postalisch abzuwickeln. Vielleicht war dies auch etwas Brisantes, welches einen anderen Weg als den mit der Stadtpost, erforderte. Vielleicht eilte es auch, so dass der Consul sich kurz an seinen Sklaven wandte, welcher die Termine für den morgigen Tag im Kopf hatte.
    "Hätte ich morgen Zeit, sagen wir mal eine hora oder zwei?", der Sklave nickte und der Flavier wandte sich an den aurelischen: "Sage deinem Herrn, dass ich ihn mit seinem Vetter morgen gerne zur Mittagsstunde empfangen werde.", und das war wohl alles.
    Er war schon gespannt, was Corvinus denn zu bereden hatte. Die Zeit war ohnehin voller Umbrüche, wenn er an den Praefectus Urbi, seinen Ideen und den kranken Kaiser dachte.

    Der Magister hörte sich die Frage wie auch die Antwort des Candidatus stumm an. Natürlich war dies rein pro forma, denn das Collegium war zu sehr ineinander verstrickt, als man es wagen würde etwaige Klienten, Schwager oder sonstige Verwandte von verdienten Mitgliedern abzustoßen.


    "So denn keine weiteren Fragen mehr auftreten, würde ich die Fratres nun auffordern ihre Stimme dem Candidatus zu geben oder zu verweigern. Enthaltungen gibt es nicht.", stellte er klar. Man hatte nur eine Option in diesem Gremium, die Option auf eine Entscheidung. Enthaltungen konnten dem nicht gerecht werden, denn jeder sollte sich ein Bild über jeden machen können und die richtige Entscheidung für sich treffen. Wer neutral war, der folgte der Debatte, dem Disput, der Entscheidung einfach nicht - so sah es der Flavier und so würde er es in seiner Amtszeit handhaben.
    Er selbst stimmte für den Claudius und setzte damit das erste Signal: :dafuer:

    Der Consul seufzte hörbar, als Senator Decimus die ehrwürdigen Hallen verließ. Er selbst erinnerte sich noch recht gut an die damalige Diffamierung und Unterstellung eines Auctors in der Acta er habe sich Titel und Ehrenmäler erstolen. Gewiss, er hätte so reagieren können oder vor Gericht ziehen, doch beides war ihm der Sache und des Schreiberlings, welcher diesen Schund verfasste, nicht wert.
    Der Senat war kein Ort, um die verletzte Würde eines Mannes zu retten, das wussten wohl alle. Und sicherlich würde der Senat keine wertvollen Stunden der Debatte daran verschwenden zu bewerten, ob ein Auctor nun über die tolerable Grenze hinaus formuliert hatte oder nicht. Somit sah er dieses Thema als beendet an.

    Flavius Furianus fasste den Mann in´s Auge, der wohl mit purer Naivität zu denken schien.


    "Senator Decimus Livianus, der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass dein politisches Agieren auf rein persönlichem Interesse besteht, während mein Vorschlag alles andere als persönliches Interesse birgt, was du eben nun versuchst durch mir gar unlogische Gedankengänge zu erklären.
    Du reduzierst sofort alles auf die Verfolgung persönlicher Interessen. Das ist nicht gar verwerflich, müssen wir doch zuerst an unser Wohlergehen denken, um das des Staates zu garantieren, doch die auf jede Sesterze bezogene Art zu debutieren ist des Senates nicht würdig."
    , erklärte er in ruhigem Tone.
    Vielleicht war er hier auch der einzige, der diese Fixierung auf persönliche Bereicherung und der Abwendung persönlicher Nachteile bemerkte, doch er würde dies nicht verheimlichen.
    "Dass ich der einzige Patrizier unter den Leidtragenden, wie du dies vielleicht ausdrücken würdest, bin, ist mir herzlich egal. Ich reduziere im Gegensatz zu dir nicht jede Äußerung auf Standesdünkel. Mich interessiert ohnehin, warum hier einige Senatoren in Ständen denken. Sind wir denn nicht erhaben genug, um uns zuerst um das Wohl des Staates zu kümmern und dann unsere Grabenkämpfe auszufechten? Sind wir nicht Senatoren, weil wir nicht irgend einer Partei, sondern dem Wohle Roms dienlich sein müssen?
    Also, Senator Decimus, warum muss ich mich für jede politische Idee auf meinen Stand reduzieren lassen und nicht, wie ich es mir wünschte, auf meine Pflicht als Senator und diesjährig gewählter Consul?"
    , und das sagte er dann schon lauter. Allgemein schien der Senat heute recht gespalten in die, welche sich ehemals Popularen und jene, die sich Boni nannten. Doch warum, konnte der Senator nicht verstehen, denn derzeit stand kein Caesar vor dem Rubicon, noch ein Pompeius oder ein Crassus. Geschweige denn von der Form der Republik, welche man seit Generationen verloren hatte. Zudem hatte er selbst, er als Patrizier, doch etwas recht unpatrizisches getan, nämlich eine Beschneidung des Besitzes, auch seines eigenen.
    "Aber wenn ich mich auf dein Beispiel beziehe, was ich jedoch ungeren tue, könntest auch du deine gewinnbringend verkauften Sesterzen doch einfach investieren. Warum keine Sklaven kaufen, warum nicht mehr konsumieren, ein Gestüt eröffnen oder andere Betriebe, welche uns Patriziern verwehrt sind? Du hast recht, wer sein Geld liegen lässt, ohne dass jenes für ihn arbeitet, verliert es allmählich. Doch das passiert heute genau so wie zu jenem Tag, an welchem du deine Grundstücke zu verkaufen gedenkst, obwohl ich sowieso nicht annehme, dass du es zum Normalpreis verkaufst, sondern eher noch teurer.
    Und ja, ich führe den Senat als gewählter Consul in moralischer wie auch funktioneller Hinsicht. Und aus eben jener moralischen Intuition kam mein Vorschlag, ein Vorschlag, für den ich freiwillig die Grundstücke, welche als über der Norm angesehen werden, zu opfern gedenke.
    Das, Senator Decimus, ist der Unterschied zwischen unseren Vorschlägen. Deiner bereichert die schon zur Genüge bereicherten, meiner jedoch würde klare Verhältnisse sowohl unter Senatoren wie auch allen anderen schaffen - und für diese Idee würde ich alle meine Grundstücke, die nicht der Norm entsprechen, für den symbolischen Preis einer Sesterze an den Fiskus verkaufen!"

    Flavius Furianus war nun doch recht aufgebracht über diesen Egoismus, welcher nun öffentlich in diese Senatsdebatte getragen wurde. Die Zeiten der Opfer waren schon längst vorbei. Vielleicht war er der einzige Patrizier, den seine eigene Norm im Besitz beschneiden würde, doch genau das zeigte doch den Unterschied zwischen jenen, die nur Geld horteten, weil sie es liebten und denen, die dieses Geld nur als Mittel ansahen ihre Ziele und Ideale zu verwirklichen.
    Außerdem würde man, und das wusste der Decimus wohl selbst nur zu gut, ihm die Freigrenze von 1.000 Sesterzen einräumen, da seine Familie nicht nur aus diesem selbst bestand. Aber in solchen Kleinigkeiten wollte sich der Consul nicht verlieren, zu viel lag ihm an dieser Idee, um sie auf so etwas reduzieren zu wollen.
    Und wenn er recht darüber nachdachte, würde er auch seine Steuerfreiheit für diese Idee aufgeben, wenn er konnte. Doch damit würde er nicht nur Durus, der sich zuvor so vehement dagegen ausgesprochen hatte, sondern auch anderen Männern in den Rücken fallen und eine Spaltung des Senates, wie es Senator Decimus zu tun gedachte, vorantreiben. Dies kam daher niemals in Frage.

    ad Casa Octavia
    Marcus Octavius Augustinus Maior


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    L. Flavius Furianus s.p.d.



    Deine Glückwünsche, Octavius, haben mich sehr erfreut. Ich danke dir dafür und für das Wohlwollen der Götter zu meinem Consulat. Sicher werden sich unsere Wege einmal kreuzen, denn wie ich hörte, hast auch du eine beachtliche Karriere aufzuweisen.


    Mögen die Götter dich und die deinen schützen.





    Ungerne sprach der Flavier von diesem Tag der Schmach von Göttern.


    "Er bezeichnete Romulus und seine ersten Gefolgsleute als Banditen und Räuber, gar Vergewaltiger von Frauen und Rechten.
    Und da Romulus wie auch Remus von Göttern abstammen, wie wir alle wissen, somit auch die Götter durch ihr Nichteingreiffen."
    , erzählte er recht gekürzt.
    Vermutlich war der ehemalige Censor wirklich in Hispania und hörte nicht davon.
    "Ein Aufstand des Plebs brach daraufhin los. Der feige Hund Avarus versteckte sich im kaiserlichen Palast und nur mit Mühe und Not gelang es der Garde wie auch Consular Quarto beschwichtigend auf das Volk einzureden. Man inhaftierte sogar einige in den Kerkern der Prätorianer. Männer, die einer Schmach ihrer Gründerväter und Götter nicht tatenlos zusehen wollte. Sie wurden gefasst und der feige Hund...nun ja, wir beide wissen, dass er heute gut lebt.", und dieser Umstand rief immer wieder Wut in dem Patrizier empor.


    "Es ist nicht deine Schuld. Er wollte gehen und man hätte ihn nicht aufhalten können. Ein großer Politiker ist gegangen, doch einen größeren Freund haben wir beide dadurch verloren.", versuchte er Agrippa ein wenig beizustehen.
    Der Senator war wirklich ein Kenner des roten Getränks. Und auch wenn Furianus selbst eine Kelterei und Weinreben besaß, wollte er sich nicht anmaßen mit dem Mann einen Disput über die Weine dieser Welt zu führen. Statt dessen nickte er ihm beipflichtend zu und nahm einen Schluck des süßen Getränks.
    Die Vorsicht Agrippas war bezeichnend. Der Flavier beäugte die Sklaven kurz, denn auch er hatte immer wieder mit dem Gedanken zu kämpfen, ob die flavischen Sklaven nicht auf irgend einer Gehaltsliste standen. Davor war man nie sicher, nicht einmal im eigenen Hause.
    "Du meinst also, der Kaiser könnte wahrhaftig dahin geschieden sein und man hält uns sein Ableben vor? Ungeheurlich wäre das!", echauffierte sich der Flavier, da ein solches Vorgehen leicht in einen Bürgerkrieg führen konnte. Die Gesinnung, die republikanische, kannte er von Agrippa, so dass er leicht nickte.
    "Solche Tage können wir uns zurückwünschen, doch ich denke, dass wir dieses Geschenk niemals erhalten können. Aber vielleicht können wir uns dem annähern, Senator. Annähern, so dass wir fast so etwas haben könnten.", brachte er dann in gedämpftem Tone hervor, ohne etwas Konkretes zu nennen.

    ad Villa Aurelia
    Tiberia Septima


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    L. Flavius Furianus s.p.d.



    Erfreut habe ich über die Zusage eines weiteren Besuches meines Gestütts gelesen. Natürlich werde ich als Gastgeber diesem Ereignis erfreut und zugleich geschmeichelt entgegen blicken.
    Als Datum des Besuches, halte ich den
    PRIDIE ID MAI DCCCLX A.U.C. (14.5.2010/107 n.Chr.)
    für angemessen.


    Mögen bis dahin die Götter den Gast sowie den gesamten Haushalt schützen.





    Der Flavier dachte kurz nach, eher er eine wundervolle Idee hatte.


    "Gehe hinfort von hier. Ohne ein Wort des Abschiedes, ohne eine Epistel. Gehe hinfort in das Land deiner Väter, hinter römische Grenzen und komme nie wieder.", war seine wunderbare Forderungen und er hätte sich selbst stolz geheißen, wenn er es konnte.
    Der Schmerz, ihr schmerz, sollte ihm vergelten, was sie sich damals hatte erdreistet zu tun. Entzwei brachte diese Sklavin beide Verwandte, auch wenn die Beziehung zwischen jenen nicht über die der Etikette hinaus ging. Sie brach damals alle Konventionen der Sklaven, ob geschrieben oder nicht niedergelgt. Nun musste sie büßen und sie konnte froh sein, dass er ihr Leben verschonte.


    "Im Gegenzug lasse ich deinen Jungen in Ruhe.", merkte er dann an, um die lukrative Forderung mehr in das gute Licht zu rücken, welches eine Mutter empfand, wenn sie sich der Sicherheit ihres Sohnes gewiss sein konnte.

    Der Flavier dachte angestrengt nach. Durus hatte also nichts, keine Verbündeten oder gar feste Zusagen, keine rechte Idee, wie dies zu bewerkstelligen sei noch einen, was das wichtigste war, Interimskaiser.


    "Es steht also noch nichts fest und du breitest mir deine Vision aus.", merkte er recht barsch an. Enttäuscht war er, das sah man ihm an, denn in diesem Moment wusste auch er, dass jeder Schritt auch von ihm würde durchgeplant werden müssen, auch er würde in alles verwoben sein - er würde alle negativen Konsequenzen mittragen müssen.
    Und das gefiel ihm nicht. Seine Frau erwartete sein Kind, seinen Erben. Durch diese geistig entrückte Messalina und ihren Knaben waren die Flavier ohnehin in recht kurzem Abstande verurteilt worden. Eine Bewegung des Furianus in diese Richtung, in die Richtung einen Kaiser zu stürzen, würde seinen Kopf kosten.


    "Quarto wird das nicht zulassen, der Senat an sich wird das nicht zulassen können. Wie willst du das alles bewerkstelligen, wie willst du einen Kaiser seines Amtes entheben?
    Auf keinen Fall werde ich Aufstände oder gewalttätige Umbrüche riskieren, niemals! Wenn es dazu kommen sollte, dann rechtlich fundiert und vom Senat gestützt, Durus!"
    , und von diesen Bedingungen wollte er auch nicht abweichen.

    Der Flavier nickte wohlwollend, als die junge Dame recht prägnant sich selbst sowie die Umstände ihrer jetzigen Anwesenheit beschrieb. Dass der Flavier just in diesem Moment an eine weitere Bürde dachte, verschwieg er natürlich, doch insgeheim überschlug er schon die Unsummen für ihren Unterricht, ihr leibliches Wohl und dem, was da mit Aufmachungen, gesellschaftlichen Veranstaltungen, Garderoben und persönlichen Sklaven noch kommen mochte. Da kam schon leicht eine stolze Summe zusammen und jeder Aetius tat gut daran so die kostspieligen Töchter an die reichen Verwandten in Rom abzuschieben. Die Etikette oder vielmehr der familiäre Zusammenhalt eines jeden Patriziers oder den oberen Ständen angehörenden Römern allgemein würde selbstverständlich eine Ablehnung einer jungen Dame entgegen sprechen. Und der einzige Vorteil, den eine so junge Dame brachte, nämlich etwaige Möglichkeiten in der Heiratspolitik, würde der Flavier ohnehin nutzen können.
    "Gewiss, so lange bin ich nicht im Amt, um mir nicht gratulieren zu lassen.", entgegnete er freundlich. Sie sah dem jungen Piso und seiner oft abwesenden Schwester recht ähnlich, wenn er sie eingehender betrachtete, was er auch nun tat.
    "Wie gefällt dir Rom, Flavia Nigrina?", fing er das Gespräch locker an. Die Antwort wusste er schon, doch der Sinn hinter solchen Fragen war ohnehin ein anderer.

    Flavius Furianus, dessen Vermögen nicht geschätzt werden konnte, da eigentlich niemand die von den Vestalinnen bewahrten Testamente zu Gesicht bekam, wollte dieses sowieso ändern lassen, da er durch weitreichende Spenden und Zukäufe nicht einmal ein Drittel seines bisherigen Vermögens hatte halten können. Aber das konnte ohnehin niemand wissen, außer ihm selbst, welcher penibel die Bücher alleine führte und um seine Finanzen als einziger wusste.
    Kurz blickte er zu dem Germanicus.
    "Eine persönliche Fehde unterstellst du mir? Ich hoffe du reduzierst nicht alle politischen Bewegungen deines Onkels auf persönliche Fehden, also tue es nicht bei mir.
    Und ich erinnere dich gerne an den Census, Senator Germanicus, welcher am Hungertuch sitzenden Senatoren ausschließt."
    , denn die Argumentation fand er ein wenig übereilt. Vielleicht rechtfertigte sich der Germanicus einfach, weil sein Onkel nicht erschienen war und musste etwas sagen, egal ob mit Logik untermauert oder nicht. Doch der Consul ließ sich nicht dadurch aus dem Konzept bringen.
    Beschwichtigend hob der Flavius Furianus die Hände, als sich Senator Matinius Agrippa, gar zu Recht, lauthals beschwerte.
    "Mitnichten will ich eine Enteignung, Senator Matinius.", fing er an sich zu erklären und schritt abermals von seinem Stuhl in die Mitte der Halle.
    "Ich will den ager publicus mehren, patres conscripti, dies ist wahr. Und doch, ich will niemandem das verdiente Land wegnehmen. Niemand wird bestraft, denn dieser Prozess wird ein langer sein. Doch lasst mich zuvor meine Beweggründe vorbringen, welche euch selbst zum Nachdenken zwingen sollten.", nun wurde er ein wenig leiser und blickte direkt in einzelne Gesichter, um deren Reaktionen abzuschätzen.
    "Die Reformversuche der Gracchen sind uns wohlweißlich bekannt. Beide fielen ihren Idealen zum Opfer und das, patres conscripti, ist mir wohl bewusst. Doch wir leben in einer anderen Zeit.", und die Gracchen waren keine Consuln, und insbesondere keine Patrizier, keine Großgrundbesitzer. Das alles war er und der Umstand, dass gerade Flavius Furianus diesen Anstoß gab, musste etwas heißen.
    "Die Gefahr, Senatoren, sehe ich und ich handle, ansonsten würde ich diese Worte nicht aussprechen!
    Es kann nicht sein, dass Peregrini und Freigelassene römischen Boden aufkaufen und zu Großgrundbesitzern avancieren, während römische Bauern ihre Felder aufgeben müssen, weil diese einfach keine Konkurenz zu den immens großen Latifundien dieser Männer darstellen.
    Seht doch selbst! Seht euch Rom an, die Stadt jener verlorener Seelen, welche sich durch kleine Räubereien, Erpressungen und sonstwas moralisch Verwerflichem das Leben in dieser Stadt ermöglichen. Das waren einst ehrbare Männer! Wollen wir also zulassen, dass abertausende Landflüchtlinge nach Rom drängen, ohne hier eine Perspektive zu haben?
    Wollen wir uns dem Diktat einiger Weniger Besitzer unterwerfen? Dem Diktat des Preises, welches es ohnehin gibt und die Cura Annonae mit Staatsgeldern diese subventionieren muss! Und behauptet nicht ich wüsste darum nichts, denn ich sei Patrizier! Ich selbst stand einst der Cura Annonae vor und sah das Elend, welches durch Staatsgelder, Gelder, die eine bessere Verwendung finden sollten, nur klein gehalten werden kann!"
    , die bittere Wahrheit und nichts anderes breitete er nun vor ihnen aus. Doch dies waren nicht die einzigen Gründe.
    "Wann war die letzte Eroberung, welche den ager publicus mehrte? Wie lange ist der letzte erfolgreiche Feldzug her, der Rom neues Land brachte? Wie lange schon?
    Jeder von uns wird diese Frage beantworten können. Nämlich zu lange und dadurch leidet nicht nur die Staatskasse, sondern auch der ager publicus, der faktisch wohl nur im Worte besteht! Wie viele Männer kennt ihr, die horrende Preise bereit sind zu zahlen für ein Stückchen Land, um den Census der Equites oder den des Senatorenstandes zu erfüllen? Und wie viele Männer kennt ihr, die ihren Grund und Boden in heutiger Zeit an den Klienten abtreten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?"
    , er blickte sich um und erkannte mitunter Gesichter, welche selbst dieses Problem zu spüren wussten. Nicht jene, die das Land abgeben mussten, sondern vielmehr die, welches versuchten es aufzutreiben.
    "Rom wurde erbaut auf den Rücken einiger kühner Männer und vieler Bauern, welche in den Krieg gezogen sind, wohl nicht nur aus Liebe zum Vaterland, sondern auch mit der Gewissheit an einem Sieg Roms durch Landerwerb zu partizipieren. Diese Männer gibt es fast nicht mehr, patres conscripti, denn anstatt dessen herrscht das Diktat der Preise, das Diktat des Geldes!", das Wort, welches er mit Abscheu auszudrücken vermochte. Geld war seiner Meinung nach von je her ein stinkendes Mittel, auch wenn Vespasian den berühmt konträren Satz prägte. Landbesitz, Tugenden und Eifer, das sollte Rom seiner Meinung nach sein, und kein Apparat, der jeder Sesterze hinterher rennt.
    "So sage ich euch, patres conscripti, beseitigen wir das Proletariat, den Verfall dieser Stadt, indem wir die Säulen Roms stärken! Lassen wir Römer nicht im Sumpf des Verbrechens ihr Brot verdienen, sondern auf den Feldern, welche sie selbst bewirtschaften! Machen wir sie nicht abhängig vom Diktat der Fremden, machen wir Rom nicht abhängig vom Preisdiktat Weniger - oder gar Aegypten!", und das konnte ihm nun ein Verhängnis werden. Der Name einer Provinz, die eigentlich keine war, sondern ein großer Acker des Kaisers. Dieser Acker wurde stets bewirtschaftet, dieser Acker füllte die Kornkammern Roms - und nur er alleine. Eine Rivalität zu diesem hieß eine Schwächung des kaiserlichen Einflusses, doch gerade dies war für Flavius Furianus notwendig, um eine Stärkung des Senates zu erwirken.
    Nun wand er sich an Matinius Agrippa, dem von ihm hoch geschätzten Censor.
    "Du sorgst dich um dein Land, Senator? Das solltest du nicht, denn wie ich schon sagte, einer Enteignung soll dies nicht gleich kommen. Eine Kommission wird jene, welche an Land zu viel besitzen, auffordern eben jenes an die meistbietenden zu verkaufen, du kannst dies auch an deine Söhne und Töchter verschenken, denn es ist dein Grund und Boden und es steht dir frei diesen so zu behandeln, wie du es willst.
    Nach einer langen Zeit, in der du die Möglichkeit hattest die Normen zu erfüllen, wird dir der Fiskus das Land zu einem gerechten Preis abkaufen und dieses verwalten, ehe er es selbst verkauft. Der Verkauf selbst sollte begrenzt sein. Wie, das gilt es hier zu disputieren.
    Wie schon gesagt, wird eine Familia nicht mehr als 1.000 Sesterzen je Monat an Einnahmen in ihrem Eigentum halten können. Und jeder, der da sagt dies zerstöre seine Existenz, hat das Leben außerhalb seiner Latifundien nicht gesehen! 1.000 Sesterzen für eine Familia und 800 für einen einzelnen Mann sind mehr als genug Besitz, um den Lebensstandard zu erhalten, den die obersten von uns führen.
    Und wer sagt, dies sei unrömisch, so zeige ich ihm jene auf, die in Rom niemals geboren, die das Bürgerrecht niemals erhalten und deren Ahnen gar Wilde waren, ich zeige ihm wie jene über Römer, freie und hier geborene Römer, herrschen wie über Sklaven. Ich zeige sie ihm gerne, jene in den Staatsapparaten sitzende Liberti, die Peregrini, welche mit ihrem Landbesitz ein neues Rom gründen könnten und mit ihren Heerscharen von Sklaven eine neue Armee. Ist das römisch, wenn ein Römer in den Winkeln der suburba wie eine Ratte haust, während jene sich an den Früchten römischen Bodens darben?!"
    , zum Schluss wurde er ein wenig lauter, doch das hinderte ihn nicht dies mit der Innbruns auszusprechen, welche er wirklich empfand.
    Jeder in diesen Reihen wusste, dass der Senat mitunter seine Macht an jene verlor, die der Kaiser selbst in die höchsten Ämter hievte und mit Land überhäufte. Jene nun zu beschneiden und auf eine Ebene mit Senatoren zu stellen, die auch ihr Geld für Rom investierten - schließlich war eine Karriere im Cursus Honorum nicht billig - war nur folgerichtig.



    edit: den letzten Post nicht aktualisiert und nun ein wenig dazu gefügt. ;)

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Die Erkältung hat mich überfallen. Daher melde ich mich vorsorglich für mindestens 7 Tage ab, da ich auch für einige Tage in´s Ausland muss.


    Eingeschränkt wieder da.

    Sim-Off:

    Zuerst möchte ich einige Senatoren darum bitten, eigentlich nur einen, die latenten Sticheleien zu unterlassen. der Consul ist recht schweigsam, da der Consul Sim_off auch noch ein Leben hat - und eine Krankheit. Ein wenig Verständnis wäre schön. Außerdem hat sich jener Consul auch abgemeldet. Danke.


    "Auch ich schlage vor die persönlichen Differenzen mit dem jeweiligen Verfasser und damit dem Advocatus der Acta Diurna auszufechten. Ich selbst habe mir schon oft die gleiche Frage gestellt, wie es Decimus Livianus heute tut, und habe für mich entschieden, dass der Rechtsweg hier die bessere Alternative ist, als eine Gängelung und damit eine Beschränkung des im Besitz des KAISERS befindlichen Staatsapparates."


    Was Decimus Livianus wieder einmal wollte,l neben dem Gespräch über seine Persönlichkeit und die damit entstandene Aufmerksamkeit, verstand der Consul nicht so recht.


    "Ich schlage vor diese Debatte, so denn noch Bedarf bestehen sollte, nach der des Aurelius Corvinus zu verhandeln.", und er blickte demonstrativ zu seinem Mitconsul, der wohl mehr über das Ansinnen des Aureliers zu wissen schien als er selbst. Die Abstimmung mit seinem Kollegen musste sichtlich verbessert werden.
    "Nichtdestotrotz werden daraus gezogene Rückschlüsse auf die Arbeit der jetzigen Acta Diurna zu Lasten des jetzigen Mannes geführt, der ihr auch heute vorsteht - keine Sorgen, Senator Decimus."

    Der Consul hielt sich aus dieser Debatte bisher zurück. Zwei Herzen schlugen nun in seiner Brust. Eines war das seiner Herkunft, sein Name, alles, was er bisher mit sich in Verbindung brachte wollte Decimus Livianus alles Mögliche - und Unmögliche - vorwerfen, um jenen Affront in dieser Debatte nieder zu schmettern. Das andere Herz jedoch, sein neues Amt als Consul, konnte dies nicht zulassen. Er wurde gewählt und sein Kollege wie auch er selbst führten nun quasi den Senat, präsidierten in moralischer wie in funktioneller Hinsicht über diesen. Und der moralische Aspekt hielt Flavius Furianus vor einer hitzigen Debatte ab.
    Dennoch musste er sprechen.


    "Senatoren, Patres conscripti!", fuhr er dann dazwischen, um sich lautstark Gehör zu verschaffen. Mitnichten war der Senat heute still, denn diese Debatte war eine Hitzige.
    "Ich frage mich derzeit, Senator Decimus, was du mit deinem Ansinnen zu erreichen suchst.", fuhr er dann in ruhigerem Tone fort und stützte das Kinn auf der Hand ab.
    "Warst es nicht du, der in seiner Rede um das Consulat die Rolle des Senates stärken wollte? Wenn ich mich recht entsinne, so hast du Senator Vescularius Salinator recht stark angegriffen - ob berechtigt oder nicht werde ich nicht werten. War deine Intention nicht ein starker Senat hinter dem Kaiser?", eine Pause folgte, in welcher ein Kollege die Stimme erheben wollte, der Consul diesen jedoch mit einer Geste zügeln musste, da er nicht zu Ende war.
    "Und nun, Senator Decimus?", Flavius Furianus erhob sich und schritt gemächlich in die Mitte der Halle.
    "Was ist seine Politik, Senatoren? Was will dieser Mann?! Zuerst möchte er den Senat stärken, möchte diesen an des Kaisers Seite enger wissen, hetzt gegen den Praefectus Urbi. Und nun? Nun will er den Senat entzwei reissen, versucht einen Keil zwischen uns zu treiben in einer Zeit, in der er selbst einen starken Senat fordert! Was ist das für eine Strategie, Senator Decimus, was ist das für eine Politik?!", seine Stimme erhob sich.
    "Ich werde das nicht zulassen! Uns allen sollte klar sein, dass diese Debatte ein Politikum ist, und nichts anderes! Persönliche Fehden sollten unter deiner Würde sein, Senator Decimus, doch anstatt dessen greiffst du nicht nur die Patrizier an, sondern ebenfalls Frauen, unterstellst einigen patres die Steuerflucht, weil du jene in der Heiratspolitik einiger Gentes siehst?! Was soll das nun?!", und er war recht in Rage.
    "Ich sage Euch, patres, hört nicht auf diesen Mann! Warum er uns nun in zwei Lager spalten will, in Lager, die damals einen Bürgerkrieg in Rom fochten, weiß ich nicht, doch aus dieser Debatte entnehme ich nichts, was diesem Verhalten eine logische Erklärung geben sollte!"
    Eine weitere Pause folgte und er ging nun auf die Reihen der Praetoren zu, wo der Decimus selbst saß.
    "Weißt du, Decimus Livianus, dass Patrizier auch einige Verpflichtungen - ich nenne sie so, denn als Nachteile möchte ich sie nicht diffamieren - besitzen? Tiberius Durus nannte schon die Arbeit in den Collegien, welche der pax deorum, dem Frieden zwischen uns und den Göttern, dienen. Möchtest du, dass wir diese niederlegen, möchtest du dies selbst machen, oder sollen die Götter von alleine, ohne Opfer und Zuwendung, weiterhin die schützende Hand über Rom halten? Oder möchtest du dies gar in Münzen, in welchen du ja hier schon länger argumentierst, aufwiegen? Ich könnte mit denken, dass eine gewisse Entlohnung für diese Arbeit so manchen Patrizier erfreuen könnte.
    Möchtest du denn auch, wenn die Steuerbefreiung aufgegeben wird, die Ritterämter den Patriziern zugänglich machen? Ich möchte sehen, wie dir die Eques dafür danken!
    Und den Aufwand, welchen du mit der Beseitigung der wirtschaftlichen Beschränkungen der Patrizier in unserem geltenden Recht hättest, müsstest du dann auch konsequenterweise aufbringen!"
    , ein diffizieles Lächeln war auf seinen Zügen, denn so recht konnte er es sich nicht vorstellen.
    "Also möchtest du den Kaiser, welchen du mit einem gespaltenen Senat so stark zur Seite stehen willst, mit dieser Forderung behelligen, wenn ich dich recht verstehe?", und er wand sich von ihm kopfschüttelnd ab, denn der Mann konnte nicht ernsthaftig so etwas wollen. Kaum einige Tage zuvor appellierte er an den Senat stark zu sein und nun war er der Hervorheber eines Zwists innerhalb der Reihen. Als Consul konnte es der Flavier nicht zulassen, als Patrizier hatte er persönliche Interessen. Doch er war nicht fertig mit ihm.
    "Patres conscripti!", erhob er dann seine Stimme.
    "Schaffen wir Gleichheit unter uns allen! Ich wollte dies zwar nicht in dieser Zeit zum Anstoß bringen, doch Senator Decimus Livianus lässt mir keine Wahl.", und nun würde er das erklären, was seit Monaten in seinem Kopf umherging.
    "Schaffen wir Gleichheit, indem wir die Gracchenreform neu einführen!", nun war es raus, nun hatte er die direkte Richtung gegen den Vorschlag des Decimers eingeschlagen.
    "Es wäre falsch unseren Reichtum zu mehren, so wie es Senator Decimus Livianus fordert! Er will eine Steuerreform und warum, für wen? Wenn ich mich recht entsinne, gehört er zu den größten Ländereibesitzern des Reiches. Was will er also mit der Steuerreform, will er Gleichheit oder will er eine weitere Differenzierung?
    Ich sage Letzteres! Und warum? Weil es kaum Patrizier gibt, die in solch hohen Ämtern sitzen, um die Erträge aus Grundbesitz zu erhalten, die solchen Männern wie Senator Decimus Livianus Monat für Monat ganz alleine zufliessen! Zeige man mir einen Patrizier, der so viele Erträge aus seiner Steuerfreiheit zieht wie ein Matinius Agrippa! Zeige man mir jemand, der mehr verdient - und zwar nach Abzug der ach so hohen Steuern - als Germanicus Avarus mit seinem Grund und Boden! Zeige man ihn mir, sofort!
    Patres conscripti, was wir hier haben ist nicht die Forderung nach Gleichheit, sondern die Forderung nach einer Abspaltung nach oben! Das Volk jauchzt, während gewisse Männer ihren Reichtum von Jahr zu Jahr in das Unermessliche zu mehren wissen!"
    , er drehte sich um, gestikulierte und setzte rhetorische Fertigkeiten ein, um seine Rede zu untermauern.
    "Ich will nicht Decimus Livianus verurteilen, ich will ebenfalls nicht Matinius Agrippa oder Germanicus Avarus ihre Meriten streitig machen - ich will bloß eine Gleichstellung, wie sie Decimus Livianus fordert! Jedoch keine gefühlte Gleichstellung, sondern eine reale!
    Und es sind nicht nur diese Männer, über welche ich hier reden könnte. Es gibt auch Männer unter den Eques, unter dem einfachen Volk, ja sogar unter den Peregrini und Freigelassenen, welche ein Vermögen besitzen, über das ein noch so reicher Patrizier ohne Steuerlast nur träumen könnte!
    Patres conscripti, hört mich an! Während uns Einnahmen aus Kriegszügen fehlen, die östlichen Provinzen, wie auch Germania, unter der ständigen Bedrohung unserer Feinde stöhnen und Aufstände wie jene in Hispania Unmengen von Staatsgeldern verschlingen, mehren diese Männer ihre Vermögen in´s Unermessliche! Es ist ein Zyklus, eine Spirale, die sich immerfort nach oben dreht, während der Reichtum des Volkes, der einfachen Bürger, in einer ähnlichen in´s Bodenlose drückt!
    Ich fordere somit eine Beschränkung des Grundbesitzes auf einen monatlichen Ertrag von 800 Sesterzen aus Grund und Boden für den Einzelnen. Und eine Beschränkung von 1.000 Sesterzen der Einnahmen aus Grund und Boden für eine Familia!
    Das, und nur das, patres conscripti, wäre eine reale Gleichheit im Senat und darüber hinaus! Ein Einschnitt, der auch mir persönlich weh tun würde, denn ich besitze mehr als diese Freigegrenze und doch, dies wäre Gleichheit!"

    Und mit diesen Worten begab sich Flavius Furianus auf seinen curulischen Stuhl.



    edit: Fehlerteufel und einiges bearbeitet. ;)

    Flavius Furianus hörte sich die Ansprache an, welche wohl einige Zeilen länger sein mochte, als jene im Senat, jedoch vor Informationen nicht gerade triefte.


    "Der Candidatus hat gesprochen. Wer Fragen an ihn hat, kann sie jetzt an ihn richten.", gab er dann in die Reihen kund.
    Er selbst hätte sich mehr über den Werdegang des Claudiers gewünscht, doch dieses Interesse würde nicht nur er besitzen. Zumindest ging er davon aus und fragte daher nicht.