Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Dieser Anrede gänzlich verwundert lächelte er weiterhin bescheiden und bot Flaccus durch eine Handgeste einen Platz an, setzte sich ebenfalls.
    Zwar war Claudia hier im Gespräch, doch wie er merkte, nicht gänzlich lange.


    "Ich hoffe deine Cousine bald vor den Altar der Ehe führen zu können, aber sie scheint verreist."


    An sich nichts Ungewöhnliches, doch war Furianus selbst nicht informiert worden. Natürlich bereitete es ihm Sorgen und schlaflose Nächte, fühlte er sich doch nun mit ihr auf eine gewisse Art und Weise verbunden.


    "Die Zukunft führt dich zu mir, Flaccus?"


    Fragte er interessiert nach und stellte Spekulationen auf, warum der Tiberier nun hier war.

    Als Furianus Honorias Erzählungen vernahm, kombiniert mit dem Gesagten, konnte er ihr gewisse Aversionen den Aureliern gegenüber nicht verübeln, doch avancierte dieses Treffen scheinbar - so sah er es zumindest - zu einem Anti-Aurelia-Treffen.
    Nun war es für ihn an der Zeit ein wenig Abstand zu gewinnen, um möglichst nicht eingebunden zu werden.
    So stand er auf und lächelte entschuldigend.


    "Der Muscheln war es doch ein wenig zu viel."


    Und so begab er sich aus dem Speiseraum auf die Suche nach den Latrinen, die ihm von einem Sklaven netterweise gewiesen wurden.


    Sim-Off:

    Ein Toilettengang muss auch mal gesimmt werden. (Habe sowas noch nie gelesen) =)

    Furianus nickte lächelnd.


    "Ja, nun scheint dem Missverstehen ein Ende gemacht worden zu sein. Es war dennoch ein interessantes und aufschlussreiches Gespräch, welches ich nicht missen will. Vielleicht lässt sich dieser Gedankenaustausch auch fortführen, wenn die Zeit denn dafür bleibt."


    Er nahm schon die Karaffe in die Hand und guckte den Senator fragend an, ob dieser denn nicht nachgeschenkt haben möchte.

    Das Gemetzel hielt nicht lange an, wahrlich hatte man nicht die Kraft dazu.
    Doch aus den Ursprünglich 20 Bestreitern, schafften es nur lediglich fünf Stück am Leben zu bleiben - die auch sicherlich selbst gekennzeichnet waren.
    Man sagte ihnen schon am Anfang des Kampfes, dass die fünf letzten nicht mehr des Kampfes genötigt sein werden.
    Einige Männer fielen aus Erschöpfung um, andere lechzten nach Luft, andere wiederum ließen sich vom Publikum feiern.
    Doch dies Spektakel war auch nach ein paar Augenblicken zu ende, musste man doch den Platz räumen, welcher am nächsten Tag zur Verfügung stehen sollte.


    Die Aufräumarbeiten fingen wieder von vorne an.

    Furianus fasste sich, schon ein weiteres Mal an diesem Abend, an den Kopf.


    "Nein, so darf es nicht enden, nicht beginnen. Ein Politiker dient Rom, dafür darf keiner bestraft werden, außer er verstößt gegen geltendes Recht oder Sitten. Aber, dass ein Kandidat um sein Leben fürchten muss, nein, so etwas darf es niemals geben. Es wäre Roms Ende."


    Natürlich wäre es nicht Roms Ende, nicht in kurzer Zeit. Doch man würde den Senat mit nur einer Meinung, einer Einstellung füllen und diese würde zwangsweise auch die Meinung des Kaisers sein, welcher womöglich noch falsche Entscheidungen aufgrund dessen treffen würde.
    Sein Blick wanderte zum Praefectus Praetorio, welcher sicherlich von diesem Thema gehört hatte - mehr oder weniger freiwillig.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Naja, bei Klienten kann man hoffen, dass wenigstens eine echte Dankbarkeit rüberkommt."
    Auch er nahm sich nun eine Muschel und entsog ihren Inhalt. Als er das Tier verspeist hatte, fügte er an.
    "Außerdem können solche Klienten auch andere vielseitige Arbeiten übernehmen - zum Beispiel vor Attentätern schützen!"
    Dies sagte er mit todernster Stimme - und die kam aus tiefstem Herzen, denn er wollte nicht wie die Artorierin enden und wenn die Klienten in den ersten Reihen standen, würde niemand außer ihm die Rostra betreten.


    "Durus, ich hoffe nicht, dass du das ernst meinst. Wir dürfen über so etwas nicht einmal denken, denn was wäre Rom, müsste man um sein Leben fürchten, wenn man anderer Ansicht war. Nein, Rom soll gegensätzliche Meinungen haben, denn der Mittelweg ist immer der Beste - mit einem Extrem ist man nie zufrieden. Roms Politik, die freie Meinung, darf niemals in Verruf geraten, genau so wie unsere Sitten, Ahnen und der Kaiser."


    Sagte er mit eben solcher Ernsthaftigkeit, die auch Durus an den Tag legte.

    Furianus nickte, musste aber sogleich lächeln.


    "Klienten an Land ziehen ist keine so gute Idee. Mit der Hilfe der Sesterzen könntest du wahrlich vulgares (ärmere Klienten) gewinnen. Doch, was von größerer Bedeutung ist, die verdienten und angesehenen amici (reichere Klienten) musst du dir verdienen, sie für dich gewinnen. Und gerade solche Klienten sind es, die dir die nötigen Stimmen besorgen. Es sind Centurios, welche ihre Zenturie auf dich stimmen, es sind Eques, Tribune und auch hohe Beamte. Diese Verfügen selbst über ein gewisses Einkommen und sind auf deine Donativa (kleine Geldgeschenke) nicht angewiesen. Solch Klientel aufzubauen ist wahrlich eine Kunst und Aufgabe."


    Wobei Furianus sich selbst tadeln musste, dass er dieser Aufgabe noch nicht nachgegangen.

    Furianus wollte dieses Attentat erwähnen, welches die ihm unbekannte Verwandte verübt haben sollte - oder auch vereitelt, er wusste da nicht so gut bescheid. Darum sagte er dazu erst einmal nichts, sondern nickte.


    "Ich hoffe, dass du recht behälst."


    Doch, da er schon mit Durus sprach, konnte man sogleich seine Bereitschaft zur Politik ergründen.


    "Wirst du in der nächsten Wahlperiode kandidieren, Durus?"

    Furianus lächelte verlegen.


    "Wie mir einst Senator Macer sagte, erwählt einzig und alleine der Kaiser Mitglieder in den Senatorenstand. Die formallen Voraussetzungen mögen erfüllt sein, doch hat der Kaiser das letzte Wort."


    Wie er damals bemerken durfte, hatte Senator Macer nicht die nötigen Voraussetzungen für den Senatorenstand, wurde jedoch von des Kaisers Entscheidung abhängig, erhoben. Ein Spiel der Sympatie, welches Furianus nicht zu verlieren mochte.
    Furianus kam nicht umhin Durus`Blicke in Richtung der Helvetia Fabia zu bemerken. Anscheinend waren sie mehr als Klinennachbarn.
    Über das geschmiedete Schicksal der Götter lächelnd widmete er sich den Muscheln, welche doch zuvor stark vernachlässigt wurden.

    Obwohl das Thema provokant und brisant war, musste man sich ablenken.
    Auf Durus Kommentar hin nickte er leicht und vermerkte sich im Kopfe der Sache weiterhin zu folgen.
    Aber zum Glück sprach Honoria ja etwas Anderes an, was ihn doch erfreute.


    "Wahrlich hast du Recht, Tiberia Honoria. In letzter Zeit jedoch, kann man beobachten, dass sich mehr Patrizier für die Politik interessieren. Was jedoch weiterhin zu beklagen ist, dies wäre der Senat, welcher deutlich unterrepräsentiert ist. Von Senator Aurelius Commodus weiß ich, dass dieser außerhalb Roms weilt, sowie auch mein Vater, der jedoch ab und zu in der Basilica Iulia erscheint. Demnach wäre nur Tiberia Livia und ein paar weitere Patrizier die Einzigen vollwertigen Mitglieder des Senates, die auch in Rom weilen und die Interessen unseres Standes wahren können."


    Den Kaiser und Cäsar erwähnte er da nicht, war der Cäsar doch nicht so oft anwesend und der Kaiser eben der Kaiser, der sich nicht als Repräsentant der Patrizier zählen mochte.

    An den Rand des Theater tritt wieder der Erzähler.




    „ Im Zweiten Akt hören wir zunächst Ödipus...“


    Der Erzähler tritt zur Seite und die Akteure setzen an weiter zu spielen, der Zweite Akt beginnt...


    Ödipus bleibt stehen , der Priester tritt ab, an seiner Stelle baut sich in einem kleinen Halbkreis der Chor auf.


    ÖDIPUS


    Du bittest, wie du bittest, willst von mir du
    Zum Ohr die Worte nehmen und der Krankheit weichen,
    Kraft sollst du haben und Erleichterung
    Des Übels. Forschen will ich, bin ich gleich
    Fremd in der Sache, fremder noch im Vorgang.
    Nicht weit hätt ich geforscht, hätt ich kein Zeichen.
    Nun aber komm, ein später Bürger, ich
    Den Bürgern, ruf euch, allen Kadmiern,
    Wer unter euch den Sohn des Labdakos,
    Lajos, gekannt, durch wen er umgekommen,
    Dem sag ich, daß er's all anzeige mir,
    Und wenn die Klag er fürchtet, gibt er's selbst an,
    So wird unsanft er anders nicht erleiden.
    Vom Lande geht er unbeschädiget.
    Wenn aber einen andern einer weiß,
    Von andrem Land, er schweige nicht den Täter;
    Denn den Gewinn vollbring ich, und der Dank
    Wird auch dabei sein; wenn ihr aber schweigt,
    Und fürchtend für den Lieben oder sich
    Es einer wegschiebt, was ich darin tue,
    Das hört von mir. Um dieses Mannes willen
    Fluch ich (wer er auch sei im Lande hier,
    Von dem die Kraft und Thronen ich verwalte),
    Nicht laden soll man noch ansprechen ihn,
    Zu göttlichen Gelübden nicht und nicht
    Ihn nehmen zu den Opfern, noch die Hände waschen,
    Soll überall vom Haus ihn treiben, denn es ist
    Ein Schandfleck solcher uns. Es zeiget dies
    Der Götterspruch, der pythische, mir deutlich.
    So bin ich nun mit diesem Dämon und
    Dem toten Mann ein Waffenbruder worden.
    Ich wünsche, der's getan, sei einer nur,
    Verborgen, sei's mit mehreren, er soll
    Abnützen schlimm ein schlimm unschicklich Leben;
    Wünsch auch, wenn der von meinem eignen Haus
    Ein Tischgenoß ist und ich weiß darum,
    Zu leiden, was ich diesem hier geflucht.
    Doch euch befehl ich, dieses all zu tun
    Von meinet- und des Gotts und Landes wegen,
    Das fruchtlos so und götterlos vergehet.
    Nicht, wär auch nicht von Gott bestimmt die Sache,
    War billig es, so unrein euch zu lassen,
    Da umgekommen ist der beste Mann, der Fürst,
    Hingegen zu erforschen. Aber jetzt hab ich
    Erlangt die Herrschaft, die zuvor er hatt,
    Erlangt das Bett und das gemeinsame
    Gemahl, und Kinder auch, wenn das Geschlecht
    Ihm nicht verunglückt wäre, wären uns
    Gemein; doch traf das Schicksal jenes Haupt.
    Für das, als wär's mein Vater, will ich streiten,
    Auf alles kommen, greif ich einst den Mörder,
    Zulieb des Labdakos und Polydoros Sohn
    Und alten Kadmos, der vormals regiert.
    Und die dies nicht tun, über diese bet ich,
    Zu Göttern, daß sie nicht ein Land, zu pflügen,
    Noch Kinder ihnen gönnen von den Weibern,
    Daß sie vergehn durch solch Geschick und schlimmers.
    Doch uns, den andern Kadmiern, denen dies
    Gefället, die im Falle Waffenbrüder,
    Allzeit sei'n wohl mit uns die Götter alle.


    CHOR


    Da du im Fluche mich anfassest, König, red
    Ich so, nicht mordet ich, nein! nicht kann ich
    Den Mörder zeigen. Sucht man aber nach,
    Muß Phöbos Botschaft sagen, wer's getan hat.


    ÖDIPUS


    Recht sprachest du. Doch nötigen die Götter,
    Wo sie nicht wollen, kann nicht ein Mann, auch nicht einer.


    CHOR


    Das zweite möcht ich sagen, das mir dünkt.


    ÖDIPUS


    Ein drittes auch, versäum's nicht, daß du schwiegest.


    CHOR


    Am meisten weiß hierin vom König Phöbos
    Tiresias, der König, wenn den einer fragt',
    Am deutlichsten, o König! könnt er's hören.


    ÖDIPUS


    Nicht hab ich dies, wie Träge, dies auch nicht
    Versucht. Ich sandt, auf Kreons Rat, zwei Boten,
    Und lang schon wundert man sich, daß er ausbleibt.


    CHOR


    Auch sind die andern längst umsonst die Worte.


    ÖDIPUS


    Wie sind sie dies? denn alle Worte späh ich.


    CHOR


    Man sagt, er sei von Wanderern getötet.


    ÖDIPUS


    Ich hört es auch, doch den sieht niemand, der's gesehn.


    CHOR


    Doch wenn von Furcht er mit sich einen Teil hat
    Und deinen hört, er hält nicht solchen Fluch aus.


    ÖDIPUS


    Der, wenn er's tut, nicht Scheu hat, scheut das Wort nicht.


    CHOR


    Doch einer ist, der prüft ihn. Diese bringen
    Den göttlichen, den Seher, schon daher,
    Der Wahrheit inne hat allein von Menschen.



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    Im Rund des Chores entsteht eine kleine Lücke und aus dieser tritt ein weiterer Akteur.


    ÖDIPUS


    O der du alles bedenkst, Tiresias!
    Gesagtes, Ungesagtes, Himmlisches und was
    Auf Erden wandelt. Siehst du auch die Stadt nicht,
    So weißt du doch, in welcher Krankheit sie
    Begriffen ist. Von ihr, als ersten Retter,
    O König, finden wir allein dich aus.
    Denn Phöbos, wenn du gleich nicht hörst die Boten,
    Entgegnete die Botschaft unsrer Botschaft,
    Es komm allein von dieser Krankheit Rettung,
    Wenn wir die Mörder Lajos', wohl erforschend,
    Umbrächten oder landesflüchtig machten.
    Du aber neide nun die Sage nicht von Vögeln,
    Zu lösen dich, die Stadt, auch mich zu lösen,
    Zu lösen auch die ganze Schmach des Toten.
    Dein nämlich sind wir. Und daß nütz ein Mann,
    Soviel er hat und kann, ist schönste Mühe.


    TIRESIAS


    Ach! ach! wie schwer ist Wissen, wo es unnütz
    Dem Wissenden. Denn weil ich wohl es weiß,
    Bin ich verloren; nicht wär ich gekommen!


    ÖDIPUS


    Was ist's, daß du so mutlos aufgetreten?


    TIRESIAS


    Laß mich nach Haus. Am besten wirst du deines,
    Ich meines treiben, bist du mir gefolgt.


    ÖDIPUS


    Nicht recht hast du geredt, noch Liebes für die Stadt,
    Die dich genährt, entziehend diese Sage.


    TIRESIAS


    Ich sehe nämlich zu, wie dir auch, was du sagst,
    Nicht recht geht; um nicht Gleiches zu erfahren.


    CHOR


    Bei Göttern nich! sei's mit Bedacht auch! kehre
    Nicht um! denn all knien flehend wir vor dir.


    TIRESIAS


    Denn alle seid ihr sinnlos. Aber daß ich nicht
    Das meine sage! nicht dein Übel künde!


    ÖDIPUS


    Was sagst du, sprichst du nicht, wenn du es weißt,
    Willst du verraten uns, die Stadt verderben?


    TIRESIAS


    Ich sorg um mich, nicht dich; du kannst im Grund
    Nicht tadeln dies. Du folgtest mir ja doch nicht!


    ÖDIPUS


    Sprichst du, der Schlimmen Schlimmster (denn du bist
    Nach Felsenart gemacht), einmal heraus?
    Erscheinst so farblos du, so unerbittlich?


    TIRESIAS


    Den Zorn hast du getadelt mir. Den deinen,
    Der beiwohnt, siehst du nicht, mich aber schiltst du.


    ÖDIPUS


    Wer sollte denn nicht solchem Worte zürnen,
    Mit welchem du entehrest diese Stadt?


    TIRESIAS


    Es kommet doch, geh ich auch weg mit Schweigen.


    ÖDIPUS


    Mitnichten kommt es! sagen mußt du's mir!


    TIRESIAS


    Nicht weiter red ich. Zürne, wenn du willst,
    Darob mit Zorn, der nur am wildsten ist.


    ÖDIPUS


    O ja! ich werde nichts, wie auch der Zorn sein mag,
    Weglassen, was ich weiß. Verdächtig bist du mir,
    Mit angelegt das Werk zu haben und gewirkt,
    Nur nicht mit Händen mordend; wärst du sehend,
    Das Werk auch, sagt ich, sei von dir allein.


    TIRESIAS


    In Wahrheit! Ich bestätig es, du bleibst
    Im Tone, wo du anfingst, redest noch
    Auf diesen Tag zu diesen nicht, zu mir nicht,
    Du sprichst mit dem, der unsrem Land ein Fleck ist.


    ÖDIPUS


    So schamlos wirst du dieses Wort heraus?
    Und glaubest wohl, nun wieder dich zu sichern?


    TIRESIAS


    Gesichert bin ich, nähr ich Kräftigwahres.


    ÖDIPUS


    Von wem belehrt? denn nicht aus deiner Kunst ist's.


    TIRESIAS


    Von dir. Du zwangst mich wider Willen zu reden.


    ÖDIPUS


    Und welch Wort? wiederhol's, daß ich es besser weiß.


    TIRESIAS


    Weißt du's nicht längst? und reden zu Versuch wir?


    ÖDIPUS


    Nichts, was man längst weiß, wiederhol's!


    TIRESIAS


    Des Mannes Mord, den du suchst, ich sag, auf dich da fällt er.


    ÖDIPUS


    Mit Lust jedoch nicht zweifach mißlich sprichst du.


    TIRESIAS


    Sag ich noch anders nun, damit du mehr zürnst.


    ÖDIPUS


    Wieviel du willst! vergebens wird's gesagt sein!


    TIRESIAS


    Ganz schändlich, sag ich, lebst du mit den Liebsten
    Geheim, weißt nicht, woran du bist im Unglück.


    ÖDIPUS


    Glaubst du allzeit frohlockend dies zu sagen?


    TIRESIAS


    Wenn irgend etwas nur der Wahrheit Macht gilt.


    ÖDIPUS


    Sie gilt bei dir nicht, dir gehört dies nicht,
    Blind bist an Ohren du, an Mut und Augen.


    TIRESIAS


    Elend bist aber du, du schiltst, da keiner,
    Der bald nicht so wird schelten gegen dich.


    ÖDIPUS


    Der letzten Nacht genährt bist du, mich nimmer,
    Nicht einen andern siehst du, der das Licht sieht.


    TIRESIAS


    Von dir zu fallen, ist mein Schicksal nicht,
    Apollo bürgt, der dies zu enden denket.


    ÖDIPUS


    Sind Kreons oder sind von dir die Worte?


    TIRESIAS


    Kreon ist dir kein Schade, sondern du bist's.


    ÖDIPUS


    O Reichtum, Herrschaft, Kunst, die Kunst
    Im eiferreichen Leben übertreffend!
    Wie groß ist nicht der Neid, den ihr bewachet!
    Wenn dieser Herrschaft wegen, die die Stadt mir
    Gegeben, ungefodert anvertraut hat,
    Kreon von der, der treue, lieb von je,
    Geheim anfallend mich zu treiben strebet?
    Bestellend diesen list'gen Zauberer,
    Den trügerischen, bettelhaften, der Gewinn
    Nur ansieht, aber blind an Kunst geboren.
    Denn siehe, sag, ob du ein Seher weise bist?
    Was sangst du nicht, als hier die Sängerin war,
    Die hündische, ein Löselied den Bürgern?
    Obgleich das Rätsel nicht für jeden Mann
    Zu lösen war und Seherkunst bedurfte,
    Die weder du von Vögeln als Geschenk
    Herabgebracht, noch von der Götter einem.
    Doch ich, der ungelehrte Ödipus,
    Da ich dazu gekommen, schweigte sie,
    Mit dem Verstand es treffend, nicht gelehrt
    Von Vögeln. Auszustoßen denkst du
    Den, meinest nah an Kreons Thron zu kommen.
    Mit Tränen wirst du, wie mir dünkt, und der's
    Zusammenspann, es büßen. Wärst du alt nicht,
    Du würdest leidend fühlen, wie du denkst.


    CHOR


    Es scheinen uns zugleich von dem die Worte
    Im Zorn gesagt und deine, Ödipus.
    Doch dies bedarf's nicht, wie des Gottes Spruch
    Am besten sei zu lösen, ist zu sehn.


    TIRESIAS


    Bist du noch eigenmächtig, muß ein Gleiches
    Ich dir erwidern. Hierin hab ich auch Macht.
    Nicht dir leb ich ein Knecht, dem Loxias,
    Nicht unter Kreon werd ich eingeschrieben.
    Ich sage aber, da mich Blinden du auch schaltst,
    Gesehen hast auch du, siehst nicht, woran du bist
    Im Übel, wo du wohnst, womit du hausest.
    Weißt du, woher du bist? Du bist geheim
    Verhaßt den Deinen, die hier unten sind
    Und oben auf der Erd, und ringsum treffend
    Vertreibet von der Mutter und vom Vater
    Dich aus dem Land der Fluch gewaltig wandelnd,
    Jetzt sehend wohl, hernach in Finsternis;
    Und deines Geschreies, welcher Hafen wird
    Nicht voll sein, welcher Kithäron nicht mitrufen bald
    Fühlst du die Hochzeit, wie du landetest
    Auf guter Schiffahrt an der Uferlosen?
    Der andern Übel Menge fühlst du auch nicht,
    Die dich zugleich und deine Kinder treffen.
    Nun schimpfe noch auf Kreon und auch mir
    Ins Angesicht, denn schlimmer ist als du
    Kein Sterblicher, der jemals wird gezeugt sein.


    ÖDIPUS


    Ist wohl von dem zu hören dies erduldbar?
    Gehst du zu Grund nicht plötzlich? wendest nicht
    Den Rücken hier dem Haus und kehrst und gehest?


    TIRESIAS


    Nicht wär ich hergekommen, riefst du nicht.


    ÖDIPUS


    Wohl wußt ich nicht, du würdest Tolles reden,
    Sonst hätt ich nicht dich her ins Haus geholt.


    TIRESIAS


    Wir sind also geboren, wie du meinst,
    Toll, eines Sinns, den Eltern, die dich zeugten.


    ÖDIPUS


    Und welchen? Bleib! wer zeugt mich unter Menschen?


    TIRESIAS


    Der Tag, der! wird dich zeugen und verderben.


    ÖDIPUS


    Wie sagst du alles rätselhaft und dunkel!


    TIRESIAS


    Dennoch glückt dir nicht sehr, derlei zu lösen.


    ÖDIPUS


    Schilt das, worin du wirst mich groß erfinden.


    TIRESIAS


    Es hat dich freilich dies Geschick verderbt.


    ÖDIPUS


    Doch rettet ich die Stadt, so acht ich's nicht.


    TIRESIAS


    Ich geh also. Du Knabe, führe mich!


    ÖDIPUS


    Er mag dich führen, wenn du so dabei bist,
    Du möchtest vollends noch das Elend häufen.

    "Naja, gerade aus dem Grunde würde man doch nicht solch ein Attentat wählen, denn das ist prestigemindernd und unterstützt die Ansicht und Interessen in keinster Weise, es schadet nur. Sicherlich werden sich die Stadteinheiten, gar die Speculatores, diesem ominösen Fall annehmen. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Täter gefasst wird, denn die Hand des Rechts muss jeden aufgreifen können."


    Wahrscheinlich waren viele Milites an diesem tage zugegen gewesen, alleine schon durch die Gefahr eines möglichen Aufstandes, wie der kürzlich gewesene.

    Bestürzt über solch Dreistigkeit einen Mord mitten unter hunderten von Menschen zu begehen, legte er die Hand auf den Kopf.


    "Das ist...gravierend. Konnte der Attentäter fliehen? Es ist zwar sehr aussagekräftig, dass ausgerechnet ein weiblicher Kandidat niedergestochen wurde, aber ich denke nicht, dass es auf diesen politischen Konflikt herzuführen ist. Es wäre doch sicherlich logischer gewesen das Attentat nicht vor der ganzen Masse zu verüben, sondern still und heimlich, damit man nicht auf den Grund der Tat kommt. Es wäre dumm, wenn man auf solche Art und Weise seine politischen Gegner zur Strecke bringt. Ich kann mir dies nicht vorstellen. Sicherlich waren es andere Gründe, vielleicht persönliche."

    Furianus`Augen weiteten sich, als er den letzten Satz vernahm.
    Ein Attentat? Man hörte Kuriositäten, doch von einem Attentat hatte ihn noch niemand unterrichtet.
    Die Muscheln nun gänzlich vergessen, lehnte er sich voller Spannung ein wenig nach vorne zu Honoria.


    "Bei den Göttern, dass es zu so etwas gekommen ist, mag ich gar nicht glauben. Doch, bitte, erzähl es einem Unwissenden!"

    Furianus wusste nun nicht was er auf diese Frage antworten sollte, doch er fing an, in der Hoffnung, dass ihm während seines Geredes etwas einfallen würde.


    "Nun, in die Thermen gehe ich grundsätzlich nicht, da es in der Villa Flavia wunderschöne gibt. Zu Cenae war ich bisher nicht eingeladen, doch ein Brief ereilte die Villa. Senator Decimus Meridius wird heiraten und so habe ich schleunigst eine mensa citrea für ihn und crotalia für seine Frau besorgen können. Ein schweiriges Unterfangen, besonders das Geschenk des Bräutigams."


    Sagte er lächelnd und ihm fiel wirklich etwas ein.


    "Nun, was Rom bewegt dürftest du erfahren haben - der Wahlkampf. Selbst zu meinem Officium ist das brisante Thema vorgedrungen. Oder besser gesagt, es wurde gebracht."


    Ja, seinen Kollegen plagten die politischen Interessen des Volkes ungemein, was er selbst in diesem langen Gespräch erfahren konnte und musste.

    Natürlich schmeichelte ihm solch Kunde ungemein und er riss sich stark zusammen, um nicht rötlich zu wirken. Doch um ein Lächeln kam auch er nicht drumrum.


    "Das ist sehr schmeichelnd, doch ich tue nur meine Pflicht. Die Ludi Plebei versprach ich zu geben und ich hoffe, dass ich dies mit der erforderlichen organisatorischen Kraft und Elan gemacht habe. Meinen Namen vergessen wird man spätestens an den nächsten Ludi oder der Flut von Edikten meines Nachfolgers. Aber Senator Macers Name wird ebenso erklingen, so wie er es vorher immer tat."


    Sein Amtskollege organisierte im Hintergrund mindestens genau so viel wie er selbst, seine Nachforschungen waren bedeutend und aufschlussreich die Erben einiger Betriebe betreffend.


    "Du hast mich aufgefordert ein wenig zu erzählen. Nun, das will ich euch selbstverständlich vorbehalten. Schließlich soll dies das Volk bei meinen Res Gestae erfahren, wie ihr auch, denn meine Arbeit ist noch nicht abgeschlossen."


    Ein schelmisches Grinsen konnte er seinen Zügen nicht verwehren.